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Heiliges Römisches Reich

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Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation (oder Sacrum Imperium Romanum Nationis Germanicae) war die offizielle Bezeichnung für das alte deutsche Reich, das sich im 10. Jahrhundert aus dem karolingischen Ostfrankenreich herausbildete und bis 1806 bestand.

Datei:Krone-des-Heiligen-Römischen-Reiches.jpg
Die Reichskrone des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation aus dem 10./11. Jahrhundert

Mit der Krönung des Frankenkönigs Karls des Großen zum Kaiser durch Papst Leo III. im Jahr 800 entstand der Anspruch auf die Nachfolge des antiken römischen Imperiums. Nach dem Zerfall des Frankenreichs wurde es durch Otto I. den Großen 962 wieder begründet.

1254 wurde erstmals der Titel "Sacrum Romanum Imperium" ("Heiliges Römisches Reich") gebraucht, um den Gegensatz zum antik-heidnischen Römischen Reich, aber auch das Streben nach der sakral begründeten Vorherrschaft deutscher Herrscher im Abendland zum Ausdruck zu bringen; der Zusatz "Deutscher Nation" (Nationis Germanicae) erscheint im Spätmittelalter. Bis 1806 war "Heiliges Römisches Reich deutscher Nation" die offizielle Bezeichnung Deutschlands (oft abgekürzt als SRI für Sacrum Romanum Imperium auf lateinisch oder HRR auf deutsch). Zur Einhaltung des Landfriedens und für militärische Zwecke war das Reich in Reichskreise geteilt.

Das Heilige Römische Reich war ein vor- und übernationales Gebilde, das sich niemals zu einem Nationalstaat, wie etwa Frankreich oder Spanien entwickelte. Es gab einige zentrale Institutionen, wie Reichstag, Reichskammergericht, Reichshofrat und die im Kriegsfall zusammengestellte Reichsarmee, aber keine Reichsregierung und auch keine Hauptstadt im eigentlichen Sinne. Vor allem nach dem Westfälischen Frieden 1648 war es nurmehr ein lockerer Verband deutscher Territorien; oder wie Voltaire spottete: weder heilig, noch römisch, noch ein Reich. Eine engere Zusammenarbeit scheiterte meist am Partikularismus der größeren Fürsten und zuletzt am Dualismus Preußen-Österreich.

Das Reich zerbrach während der Napoleonischen Kriege, als auf Veranlassung Napoleons ein Teil der deutschen Fürsten den Rheinbund bildeten. Die Säkularisationen durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 hatten bereits das prekäre politisch-konfessionelle Gleichgewicht des Reiches zerstört, das mit dem Westfälischen Frieden konstituiert worden war. 1806 legte Kaiser Franz II. (schon ab 1804 als Franz I. Kaiser von Österreich) die Krone des Heiligen Römischen Reiches nieder. Auf dem Wiener Kongress im Jahre 1815 schlossen sich die deutschen Einzelstaaten zum Deutschen Bund zusammen.

Literatur

  • Gotthard, Axel; Das Alte Reich. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2003 ISBN 3534151186
  • Schmidt, Georg; Geschichte des Alten Reiches. Staat und Nation in der Frühen Neuzeit 1495 - 1806. München: C.H.Beck 1999 ISBN 340645335X

siehe auch: Liste der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches