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Wiesental

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Die Wiese bei Hausen im Wiesental

Das Wiesental ist ein Tal im Südschwarzwald, das nach dem Fluss Wiese benannt ist. Die Wiese ist ein rechter Nebenfluss des Rheins. Sie entspringt am Feldberg und mündet bei Basel. Das Wiesental war eine der am frühesten industrialisierten Gegenden des ehemaligen Großherzogtums Baden.

Geografie

Geografische Lage

Wiesental mit dem Einzugsgebiet der Wiese im Schwarzwald

Das Wiesental gehört mit Ausnahme der beiden Schweizer Gemeinden Riehen und Basel an der Wiesemündung gänzlich zum Landkreis Lörrach. Es erstreckt sich entlang des 55 Kilometer langen Verlaufs der Wiese in südwestlicher Richtung vom Feldberg (wo die Wiese auf rund 1.200 Meter ü. M. entspringt) bis nach Basel (244 M. ü.M.). Außerdem gibt es noch das Kleine Wiesental, das Tal der „Kleinen Wiese“, des größten Zuflusses der Wiese. Große und Kleine Wiese vereinigen sich etwa in der Mitte des Tales, unterhalb von Schopfheim. Die größte Stadt des Wiesentals ist Lörrach mit rund 47.000 Einwohnern, gefolgt von Schopfheim mit rund 19.000.

Geologie

Im hinteren Teil des Tales findet man vor allem Gneis und Granit. Ungefähr bei Zell ändert sich dies jedoch, von dort ab ist auf der rechten Seite vor allem Sandstein zu finden, auf der linken Seite eher Kalk (siehe z.B. Dinkelberg, Eichener See).

Verkehr

Die Hauptverkehrsader des Wiesentals ist die Bundesstraße 317, die das Tal in südwestlicher Richtung, nahezu entlang der Wiese, durchzieht. Bei Schopfheim zweigt die B 518 in Richtung Wehratal und Hochrhein ab, bei Lörrach besteht ein Anschluss an die A98. Ebenfalls parallel zur Wiese verläuft die Wiesentalbahn, die von Basel (Badischer Bahnhof) bis nach Zell läuft und inzwischen von der Schweizer SBB betrieben wird. Früher gab es ab Zell noch eine Schmalspurbahn bis nach Todtnau („Todtnauerli“), doch diese wurde 1967 aufgegeben. Ebenfalls stillgelegt wurde die Wehratalbahn, die in Schopfheim begann und über Wehr ins Rheintal führte.

Geschichte

Das Wiesental wurde bereits ziemlich früh bewohnt, wie römische Funde in der Gegend von Maulburg und Brombach belegen. Der Ort Fahrnau (heute Ortsteil von Schopfheim) wurde bereits im Jahr 800 erstmals urkundlich erwähnt. Die älteste Stadt des Wiesentals ist Schopfheim (erst urkundliche Erwähnung: 807), das 1250 von den Grafen von Rötteln das Marktrecht erhielt. Das vordere Wiesental gehörte im Mittelalter den Grafen von Rötteln, die oberhalb von Lörrach ihre Burg errichtet hatten. Nach dem Aussterben der Röttler im frühen 14. Jahrhundert kam der Besitz an die Markgrafen von Sausenberg und von dort an die Markgrafen von Baden (bzw. Baden-Durlach). Das hintere Wiesental gehörte ab dem 14. Jahrhundert zum Haus Habsburg (Vorderösterreich) und blieb bis 1806 in dessen Hand. Erst durch den Reichsdeputationshauptschluss Napoleons kam auch dieser Teil des Tals an das neue Großherzogtum Baden.

Die Grenze zwischen Vorderösterreich und Baden-Durlach verlief zwischen Hausen und Zell, also etwa in der Mitte des Tales. Die Trennung zwischen den beiden Herrschaften war nicht nur eine politische, sondern auch eine konfessionelle: Die Habsburger Lande blieben katholisch, während Baden-Durlach zum Protestantismus wechselte. Auch heute ist das hintere Wiesental noch immer eher katholisch, das vordere eher protestantisch.

Das Wiesental war ein wichtiger Schauplatz der Revolution von 1848. Georg Herwegh zog mit seiner Deutschen Demokratischen Legion durch das Tal und wurde am 27. April 1848 bei Dossenbach geschlagen. Friedrich Hecker, mit dessen Freischar Herwegh sich hatte vereinigen wollen, war einige Wochen ebenfalls durch das Tal gezogen, wobei sich ihm unter anderem in Utzenfeld Freiwillige angeschlossen hatten [1]. Im September rief Gustav Struve in Lörarch die Deutsche Republik aus; auch sein Aufstand wurde jedoch niedergeschlagen.

Industrie

Das Wiesental war in bis ins 20. Jahrhundert hinein ein Zentrum der Textilherstellung. Die Industrialisierung des Tales hatte bereits sehr früh begonnen. Grund dafür war vor allem die Wasserkraft der Wiese: Der Fluss hat nicht nur ein starkes Gefälle, sondern auch einen relativ konstanten Wasserstand. Ein weiterer Grund für die wirtschaftliche Blüte das Tales war die Nähe zur Schweiz und zum Elsass, die auch Kapital aus diesen Ländern anzog. Die große Bedeutung des Wiesentals als Industriestandort für das damalige Großherzogtum Baden wird auch im Badnerlied deutlich, in dem es in einer Strophe heißt:

Im Wiesental Fabriken stehn,
wie Schlösser klar und hell,
Rauchfahnen aus Fabriken wehn,
von Lörrach bis nach Zell.

Gegen Ende des 20. Jahrhunderts zog sich die Textilindustrie jedoch immer mehr aus dem Tal zurück. Heute gibt es nur noch an wenigen Orten Textilbetriebe.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Dialekt

Im Wiesental wird Hochalemannisch gesprochen, eine dem Schweizerdeutsch sehr ähnliche Form der Alemannischen Dialekte. Besonders auffällig an diesem Dialekt ist die Verschiebung von germanisch „k“ im Anlaut zu „ch“: Kind und Kopf werden beispielsweise im Hochalemannisch „Chind“ und „Chopf“ ausgesprochen. Der Wiesentäler Dialekt ist obendrein in sich selbst nicht homogen; Aussprache und Vokabular können sich von Ort zu Ort weiter unterscheiden.

Verweise

Quellen und Anmerkungen

  1. Heckerzug