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Pennekuhle

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Die Pennekuhle liegt links des Zufahrtsweges von der Kreisstraße 86

Die Pennekuhle, auch Pennigkuhle genannt, ist ein vier Hektar großes Wald- und Feuchtgebiet westlich des Ortes Stelle im Landkreis Harburg. Innerhalb des Gebiets befindet sich ein nach dem Bundesnaturschutzgesetz geschütztes Biotop, das den Quellbereich des Baches Heidbeek bildet.

Lage

Von Farn umsäumter Teich in der Pennekuhle (2020)

Die Pennekuhle liegt innerhalb der naturräumlichen Region Lüneburger Heide und Wendland in der Haupteinheit Luheheide. Das Areal grenzt an das Urstromtal der Elbe mit der Haupteinheit Harburger Elbmarschen an. Im Norden wird die Pennekuhle durch die Kreisstraße 86 zwischen Stelle und Maschen begrenzt. Im Osten liegen Ackerflächen, die von einem tiefen Bodeneinschnitt der Güterumgehungsbahn Buchholz–Maschen durchzogen sind. Auf einem östlich gelegenen Acker befindet sich der Grabhügel von Stelle, ein etwa 4000 Jahre altes Hügelgrab. Im Süden verläuft die Bundesautobahn 39, der sich Waldflächen des Landschaftsschutzgebietes „Buchwedel und Umgebung“[1] mit dem eingebetteten Naturschutzgebiet Stemmbruch anschließen.

Geschichte

Der Name Pennekuhle bzw. Pennigkuhle beruht auf einer Sage, wonach in dem Tal vor Jahrhunderten ein Handwerksbursche auf Wanderschaft von einem Räuber erschlagen wurde. Bei dem Überfall habe er nur einen einzigen Pfennig erbeutet.[2] Die Benennung als Kuhle, eine umgangssprachliche Bezeichnung für eine Bodenvertiefung bzw. geologische Senke[3], beruht wahrscheinlich auf der Lage in einem Taleinschnitt.

Durch die Pennekuhle verläuft in Ost-West-Richtung ein historischer Hohlweg als Teil der Heerstraße zwischen Lüneburg und Harburg.[4] Er diente jahrhundertelang als Verkehrsweg[5] und ist auf einer Karte der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1772 eingezeichnet. Innerhalb der Pennekuhle lassen Bodeneintiefungen auf eine frühere Wegeverzweigung des Hohlweges schließen. Diese Bodenzeugnisse wurden erst im Jahr 2021 durch einen Archäologen und Heimatforscher aus Maschen identifiziert.[6] Reste des Weges haben sich im freien Gelände auf rund einhundert Meter als lineare Bodeneintiefung erhalten.

Beschreibung

Weg in der Pennekuhle
Teich mit künstlicher Insel

Die Pennekuhle ist ein Waldgebiet mit unterschiedlichen Waldarten. Einige Waldparzellen sind als Birken-Eichenwald bzw. Eichen-Buchenwald ausgebildet. Innerhalb des Waldes befindet sich ein über 8000 m² großes Areal mit einem Erlen- und Eschen-Quellwald bzw. Sumpfwald, der hauptsächlich mit Schwarzerle bestanden ist. Die Krautvegetation besteht überwiegend aus nässeanzeigenden Pflanzen. Typische Pflanzen sind aufrechte Berle, Wald-Simse und Teich-Schachtelhalm. Das Gebiet ist unter der Nr. 262610/03 in der Kartierung der gesetzlich geschützten Biotope des Landkreises Harburg gekennzeichnet.[7] Oberhalb des Feuchtgebietes liegen in einem Taleinschnitt, der von Norden nach Süden und dann nach Südosten verläuft, drei nährstoffreiche Stillgewässer, die früher als Fischteiche dienten. Zum Teil sind sie mit Röhricht- und Hochstauden bestanden. An den Böschungen der feuchten Geländerinne befinden sich Quellbereiche von Grundwasser, das in die Teiche, den Bach und den feuchten Wald abfließt. Naturschützer bezeichnen ihn als „verwunschenen Quellenwald“.[8] Im Wald sind acht Fledermausarten nachgewiesen, die nach dem Bundesnaturschutzgesetz geschützt sind. Einige Arten werden auf der Roten Liste gefährdeter Arten Niedersachsens als gefährdet sowie stark gefährdet geführt. Im regionalen Landschaftsrahmenplan ist die Pennekuhle als Gebiet dargestellt, das die Voraussetzungen für die Ausweisung als Naturschutzgebiet erfüllt und der Erweiterung des südlich liegenden Naturschutzgebietes Stemmbruch dienen kann. Auch diene die Pennekuhle der Erhaltung und Entwicklung naturnaher Waldgesellschaften auf feuchten sowie trockenen Standorten.

Gefährdung

Die Pennekuhle war Teil des südlich anschließenden Landschaftsschutzgebietes „Buchwedel und Umgebung“. Nachdem sich die Gemeinde Stelle um 2004 für die Schaffung eines neues Gewerbegebietes auf den östlich an die Pennekuhle angrenzenden Ackerflächen entschieden hatte, wurde die Pennekuhle 2011 aus dem Landschaftsschutzgebiet entlassen.[9] Den Schutz des ökologisch wertvollen Gebietes der Pennekuhle wollte die Gemeinde über die Bauleitplanung sicherstellen.[10] In dem geplanten Gewerbegebiet beabsichtigt der Lebensmitteldiscounter Aldi seit 2017 ein 17 Hektar großes Logistiklager zu errichten.[11] Dafür genehmigten die Gemeinde und der Landkreis neben der Rodung von rund 2,5 Hektar Wald auch die Rodung von 300 m², anderen Angaben nach 530 m², Wald im Feuchtbiotop, damit eine Zufahrtsstraße gebaut werden kann. Wegen dieser Genehmigung, die eine teilweise Zerstörung des gesetzlich geschützten Feuchtbiotops Pennekuhle zulassen würde, reichte die Naturschutzorganisation BUND 2020 beim Niedersächsischen Umweltministerium eine Fachaufsichtsbeschwerde gegen die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Harburg ein.[12] Naturschützer befürchten infolge der Flächenversiegelung durch das Logistiklager ein Absinken des Grundwasserspiegels und damit eine Austrocknung der Pennekuhle. Ein hydrologisches Gutachten geht von einer Grundwasserabsenkung von 16 cm aus.[13] Auch nehmen Naturschützer eine Beeinträchtigung des geschützten Gebietes durch den 24/7-Betrieb des unmittelbar angrenzenden Logistiklagers an. Aufgrund der Baupläne rief die Naturschutzorganisation BUND das Verwaltungsgericht Lüneburg an.[14] 2021 kam es zu ersten Baumfällungen für die Errichtung des Logistiklagers, die Randbereiche der Pennekuhle, aber nicht das geschützte Feuchtgebiet betrafen.[15]

Commons: Pennekuhle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Umweltbericht zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan „Sondergebiet Logistikzentrum Fachenfelde-Süd“ der Gemeinde Stelle vom Juni 2018 (PDF, 332 kB)

Einzelnachweise

  1. Buchwedel und Umgebung
  2. Tatort Stelle bei YouTube, Minute 04.19
  3. Kuhle. In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Abgerufen am 11. März 2021.
  4. Gerhard Rieckmann: Die alten Poststraßen um Harburg im Jahre 1772 in: Unter der Schirmkiefer. Ein Gang durch die Steller Geschichte von Gerhard Rieckmann, Stelle, 1990, S. 105
  5. Tatort Stelle bei YouTube, Minute 04.03
  6. Lena Thiele: Bauprojekt in Stelle: Hügelgrab-Touristen statt Aldi-Lager in Hamburger Abendblatt vom 11. Januar 2021
  7. Antrag auf Befreiung von den Verboten des § 30 Abs. 4 BNatSchG vom 17. Januar 2019 (pdf, 4,5 MB)
  8. Die Natur um Stelle bei BUND Regionalverband Elbe-Heide
  9. Entlassung einer Fläche aus dem Landschaftsschutzgebiet „Buchwedel und Umgebung“ im Zusammenhang mit der Fortschreibung des Flächennutzungsplanes der Gemeinde Stelle, Ausschuss für Kreisentwicklung vom 25. Mai 2009
  10. Information über die Erschließung des Gewerbegebietes Fachenfelde Süd im Nachgang zur Entscheidung des Kreistages vom 14.06.2010 zur Entlassung einer Fläche aus dem Landschaftsschutzgebiet „Buchwedel und Umgebung“ im Zusammenhang mit der Fortschreibung des Flächennutzungsplanes der Gemeinde Stelle, 10. Sitzung des Ausschusses für Umwelt- und Klimaschutz vom 5. Februar 2014
  11. Thomas Lipinski: Stelle: Aldi-Zentrallager vor Entscheidung in Kreiszeitung-Wochenblatt vom 1. Dezember 2020
  12. Fachaufsichtsbeschwerde des BUND Regionalverband Elbe-Heide vom 12. Juni 2020
  13. Hydrologisches Gutachten zur Frage der Beeinflussung eines Feuchtgebietes im geplanten Gewerbegebiet „Fachenfelde-Süd“, Stelle vom 3. August 2015 (pdf, 9 MB)
  14. Thomas Hirschbiegel: Bäume müssen Aldi-Lager weichen. Gigantische Halle in Schutzgebiet bei Hamburg geplant in Hamburger Morgenpost vom 11. Februar 2021
  15. Fällarbeiten für neues Aldi-Zentrallager in Stelle beginnen bei ndr.de vom 8. Februar 2021

Koordinaten: 53° 23′ 11″ N, 10° 4′ 52″ O