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São João del-Rei

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São João del Rei ist ein Ort und eine Gemeinde im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais. Der Ort liegt 910 Meter über dem Meeresspiegel und hat eine Bevölkerung von 78.813 (2003) Einwohnern sowie eine Grösse von 1.467,5 km². Die historische Stadt liegt 185 km von Belo Horizonte am Fuss der Serra do Lenheiro. Wer von Rio de Janeiro nach Belo Horizonte fährt, für den liegt São João del Rei schon fast auf halbem Weg. Sie ist die südlichste der Barock-Städte.

Der Ort lebt von Bergbau und Industrie sowie von Tourismus. Er ist Ausgangsort der Eisenbahnlinie nach Tiradentes (Minas Gerais), welche Maria Fumaça genannt wird. Bekanntester Sohn der Stadt war der erste demokratisch gewählte brasilianische Präsident nach der Militärdiktatur 1985 Tancredo Neves, der allerdings bedingt durch eine schwere Krankheit und den schnellen Tod († 21. April 1985) sein Amt niemals antreten konnte.

Der alte Stadtkern ist es, der den Besucher in seinen Bann zieht. Alle Sehenswürdigkeiten befinden sich hier und sind allesamt gut zu Fuss zu erreichen. Die beiden unterschiedlichen Stadtteile machen deutlich, dass hier, im Gegensatz zu den anderen historischen Städten in Minas Gerais, die Zeit nicht stehen geblieben ist. Die historische Altstadt steht unter Denkmalschutz.

Geschichte

Am 12. Oktober 1708 unterzeichnete der Bandeirantes "Manuel Borba Gato" in São João del Rei eine Ausweisung des portugiesischen Viehzüchters und Möchtegern-Goldschürfers "Nunes Viana" aus dem Territorium von Minas Gerais und löste damit den ersten Bürgerkrieg der brasilianischen Kolonialgeschichte aus genannt "Guerra dos Emboabas" (1708-1710).

Die aus São Paulo stammenden Bandeirantes und anderen Pioniere, welche das erste Gold in Minas Gerais entdeckt hatten, beanspruchten die Administration der Minen allein für sich und hatten, als geborene Brasilianer, besonders die adelig geborenen Portugiesen gemeint, die sich mit ihrem Adel die besten Pfründe zu sichern trachteten. Die Bandeirantes nannten sie abfällig "Emboabas". Jener ausgewiesene "Nunes Viana", ein reicher Grossgrundbesitzer aus Bahia, stellte sich an die Spitze derjenigen, die man ebenfalls aus den Minengebieten vertrieben, oder denen man den Zugang verwehrt hatte und das waren nicht wenige. Nach dem Beispiel von "Borba Gato" machte man in allen Minengebieten von Minas Front gegen die "Emboabas" und dieser Aufstand eskalierte zum ersten Krieg der brasilianischen gegen die portugiesischen Bürger und Adeligen.

Die Region um das heutige São João del Rei nannte man zu dieser Zeit noch Arraial Novo do Rio das Mortes (genannt nach dem Fluß, der den Ort durchquert). Am Ufer dieses Flußes spielte sich grösste Drama des Emboaba-Krieges ab: die Gefolgsleute des adeligen Herrschers "Nunes Viana" überfielen die Bandeirantes und Paulistas überraschend während ihrer Schürfarbeit im Fluss und schlachteten sie ab die Geschichte spricht von 300 Toten, die den Fluss hinabtrieben. Dies ereignete sich im Januar 1709. Erst mit dem neuen Gouverneur Antônio de Albuquerque Coelho de Carvalho gelang im Jahr 1710 die Wiederherstellung des Bürgerfriedens. Im Jahre 1713 erhielt São João del Rei seinen Namen zu Ehren des Königs Dom João V. von Portugal.

Historische Bauwerke:

  • 1721 errichtete man den Opfern des Emboaba-Krieges die erste Kirche, die Catedral de Nossa Senhora do Pilar
  • 1774 gab man dem behinderten Künstler Aleijadinho die Gelegenheit, sein Können an der Fassade der Kirche São Francisco de Assis unter Beweis zu stellen. Es wurde eines seiner grossen Werke, mit vielen kreativen Details einzigartige Dokumente dieses eigenwilligen Genies.
  • Historische Steinbrücken über den Fluß Corrego do Lenheiro aus dem 18. Jahrhundert (so die Gefängnisbrücke der Ponte da Cadeia)
  • 1732 die Kirche Igreja Nossa Senhora do Carmo, mit einem unvollendeten Christus in der Sakristei, dessen Künstler unbekannt ist.
  • Die historische "Mina de Ouro Tancredo Neves ist ein schmaler Spalt, der 53 Meter tief in einen Felsen führt. Abgesehen von dem atemberaubenden Abstieg, ist diese Goldmine ein interessantes Beispiel für die hiesigen Bergbautechniken und sehr eindrucksvoll.