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Yunus Emre

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Yunus Emre († ca. 1321) war ein türkischer Dichter und Mystiker (Sufi). Er gilt als der erste mystische Volksdichter in der türkischen Tradition.

Bereits im 13. Jahrhundert verfassten Mystiker Verse in türkischer Sprache. Mit dem Namen Yunus Emre wird die Tradition des singbaren, einfachen mystischen Liedes in Zusammenhang gebracht. Diese Tradition ist von da an typisch für die Literatur der Sufi-Orden, beispielsweise der Dscherrahis. Die Bektaschis bedienen sich der Traditionen dieses Gesangs, den es schon vor dem 9. Jahrhundert gab, dem "Nefes" (Atem). Yunus Emre bedient sich dieses Gesanges, von Aleviten Deyiş (Gesprochenes) bzw. Deme (Gesagtes) genannt.

Yunus Emre prägte den türkischen Humanismus mit seinen zahlreichen Gedichten und Liedern. Sämtliche Werke Yunus Emres sind als İlâhi-Sammlungen (Gesangbücher) überliefert.

Nach Auffassung der türkischen Aleviten hat Yunus Emre das Alevitentum maßgeblich beeinflusst und manifestiert. Sie beziehen sich auf sämtliche Gedichte Yunus Emres, die Ali ibn Abu Talib preisen. In einem seiner Gedichte - unter anderem gewertet von Prof. Dr. Mehmet Yaman und dem Schriftsteller Abdülbaki Gölpinarli (veröffentlichte ein kleines aber sehr aufschlußreiches Handbuch über die Zeitung Milliyet) - beschreibt Yunus in seinem folgenden Gedicht die Versammlung der Vierzig, welches ein zentrales Thema des Sufismus darstellt und als Grundlage des alevitischen Gebetsritual ist. Yunus Emre beschreibt die Ansichten der Bektasi-Aleviten:

Muhammed ile bile MIRAC’a agan benim
ASHAB-I SUFFE’yile yalincak olan benim
Sabr ile kanaati viribidim bunlara
KIRK KISI bir gömlekten basin çikaran benim
O Kirkindan birine nesteri çaldimidi
KIRK’indan kan akitip ibret gösteren benim
Adem Peygamber ile Havvâ yaradilmadan
Uçmak’tan sürülüben o müflis olan benim
Adimi YUNUS taktim sirrim âleme çaktim
Bundan ileri dahi dilde söylenen benim

Es gibt eine außerordentlich große Anzahl an Gedichten, die - sogar ohne Verständnis über den tieferen Sinn - leicht als alevitische Gedichte gewertet werden können. Einige wenige Gedichte die Yunus verfasst hat, muss man erst in einen alevitischen Kontext setzen um die Botschaft die darin enthalten ist auch klar genug zu verstehen.

Nach sunnitischer Auffassung war er kein Alevit. In seinem Gedicht "Kabe'nin Yolları" (deutsch: Die Wege zur Kaaba), das in ästhetischer Verklärung - laut sunnitischer Auffassung - von der erwünschten Pilgerfahrt nach Mekka erzählt und wie alle seine Werke und Lieder heute noch sehr gerne in Moscheen gesungen wird.

Vermutlich war Yunus Emre weder Alevit noch Sunnit. Seine Gedichte deuten, wie bei vielen anderen Sufis seiner Zeit (zum Beispiel Rumi), auf eine orthodox schiitische Lehre, aus der sich der heutige alevitische Islam entwickelt hat.

Werke

Übersetzung aus dem Türkischen von Mumcu Özgür.

Streben nach Erleuchtung

Sag, los, entzücke mich doch,
Dass ich wie Holz aus Liebe brenne.
Wohin immer ich auch blicken mag,
Dass ich nur Dich erkenne!
Ach nimm, nimm mein Ich von mir
Und fülle mich aus - mit Dir!
Komm, töte, töte mich allhier,
Dass ich dort nicht mehr sterbe

Sehnsucht

Sie sagen, das Paradies, ja das Paradies sei ein Palast mit Jungfrauen.
Derjenige, der dies haben will, der soll dies haben.
Was ich brauche, das bist Du!

Das Göttliche im Menschen (vgl.Pantheismus)

Ich bin der Körper und die Seele
Das Vergangene und die Zukunft
Ich bin Er und Er ist Ich.
Ich bin das Erhabene.

Erleuchtung

Ich kam vom ewigen Königreich,
was soll die Welt, vergänglich mir?
Des Freundes Schönheit sah ich dort-
was sollen Huris, Gärten von mir?
Trank ein Schluck vom Einheitswein
aus des Geliebten Hand ich dort,
und ich empfand des Freundes Duft-
was soll denn Chinas Moschus mir?
Ich bin ja Abraham; was soll
Ich mit dem Engel Gabriel?
Ich bin Muhammad, geh zum Freund-
was soll ein Dolmetsch da noch mir?
Bin Ismail, auf Gottes Weg,
da opfre meine Seele ich.
Dei Seele wird zum Opferlamm-
was soll ein Hammel-Opfer mir?
Gleich Hiob trage die Geduld
ich des Geliebten Grausamkeit.
Gleich Georg auf dem Weg zu Gott-
was soll mein Leben denn noch mir?
Wie Jesus lasse ich die Welt
und reise durch die Himmel weit,
ward Mosese, dem die Schau geschenkt-
was soll „Wirst mich nicht sehen“ mir?
Yunus in Liebe berauscht,
wird dem Geliebten vereint.
Zerschlug die Flasche auf dem Stein-
was soll nun Nam und Ehre mir?

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