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Monatsbilder

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September, TRH

Bei Monatsbildern handelt es sich um eine Zusammenstellung visueller Repräsentationen der vom Menschen vorgenommenen Unterteilung des Sonnenjahres in zwölf nahezu gleich große Zeitabschnitte zu einem geschlossenen Zyklus. Sie stellen ein klassisches Thema der vormodernen europäischen Kunst dar und finden sich besonders prominent als Teil der Bildprogramme der gotischen Kathedralen, der spätmittelalterlichen Buchmalerei und des profanen Wandschmucks der frühen Neuzeit.

Während die frühesten Zyklen zunächst symbolische oder mit spezifischen Attributen ausgestattete, frontale Halb- oder Ganzfiguren verwendeten, entwickelten sich während des Mittelalters langsam kleine Genreszenen, die größtenteils durch monatstypische, zur jeweiligen Zeit existenziell bedeutsame land-, jagd-, forst- oder hauswirtschaftliche Arbeitsvorgänge, später auch vergnüglichen Tätigkeiten, geprägt sind. In beiden Gestaltungsformen wird dabei in vielfältiger Weise auf den jahreszeitlichen Vegetationszyklus verwiesen, indem mit verschiedenen eindeutigen Symbolen, Attributen oder der Abbildung saisonaler Produktionsprozesse - die so genannten "Monatsarbeiten" bzw. später auch "Monatsfreuden" - auf diesen Bezug genommen wird.

Die Monatsbilder stehen in der Regel in enger Verbindung zu den zwölf Tierkreiszeichen. Mit den vierteiligen Zyklen der Jahreszeitendarstellungen sind sie nahe verwandt. Da eine umfassende kunsthistorische Aufarbeitung der Monatsbildtradition noch aussteht, fehlt eine verbindliche Systematisierung der Gesamtüberlieferung und ein abschließender Überblick über die historischen Entwicklungslinien der Monatsbildreihen. Ihnen wird allerdings eine entscheidende Rolle für die Ausbildung der nachantiken Landschafts- und Genremalerei in Europa zugeschrieben.

Geschichte

Antike

Die frühen Hochkulturen verbildlichten den annualen Zeitrhythmus gerne durch Darstellungen der Jahreszeiten oder Tierkreiszeichen. Erst aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. sind die frühesten Repräsentationen einzelner Monate bekannt. Cäsars Kalenderreform von 46 v.Chr. war der entscheidende Faktor zur Ausbildung einer europäischen Monatsbildtradition, da die Ablösung des Mond- durch den Sonnenmonat die landwirtschaftlichen Planungs- und Organisationsvorgänge, die stets vom Sonnenjahr abhängig sind, vereinfachten und vereinheitlichten.

Griechische Tradition

Die frühesten Monatsbildzyklen werden in zwei ursprüngliche Traditionsstränge eingeteilt. Die griechische Tradition gibt die Abfolge "heidnisch"-liturgischer Feste im Jahreskreis wieder. Fragmente der ältesten Monatsbildzyklen, die heute noch erhalten sind, finden sich in Athen, etwa als attischer Fries an der Metropolitankirche Hagios Eleutherios. Jedem Monat wurden dabei Götter und Kulthandlungen zugeordnet, die eine Funktion als illustrierter Festkalender nahelegen. Bereits damals nahmen die um Vegetation und Ernte kreisenden Dionysos-Feste eine besondere Stellung ein. Die Tendenz zur Personifizierung abstrakter Begriffe und Ideen erleichterte später die Rezeption und Adaption durch das Christentum, da sich hierdurch später leicht geistige Sinngehalte und christlich-religiöse Symbolik miteinander verbinden konnten.

Römische Tradition

Die römische Tradition besteht hauptsächlich aus profanen Motiven landwirtschaftlicher Arbeiten, die an bukolische Szenen angelehnt sind. Die Darstellungen begründeten sich wohl aus der schwärmerischen Sehnsucht nach dem Ideal eines "einfachen" und "natürlichen" Lebens auf dem Lande. Sie waren oftmals Teil der Ausstattung bürgerlicher römischer Villen und dienten damit vornehmlich dekorativen Zwecken. Die notwendigen Voraussetzungen für ein allgemeines Interesse an Monatsbildern hatten die römischen Steckkalender geschaffen, die bereits Abbildungen der Zeitgötter und Tierkreiszeichen als symbolische Repräsentanten der Tage, Wochen und Monate verwendet hatten.

Spätantike und frühes Mittelalter

Handschriften

Datei:Calendar of 345 - March.png
März, Kalender von 345

Die grundsätzliche Voraussetzung für die Weiterführung der Monatsbildtradition und ihre christianisierende Umformung in den frühmittelalterlichen Handschriften war der teilweise Erhalt von Bildungs- und Kulturgütern der Antike im Abendland. Eine Schlüsselstellung nimmt der in mehreren Kopien seit dem 9. Jahrhundert erhaltene Kalender von 354 (auch "Chronograph des Philocalus" oder "Fasti Philocaliani" genannt) ein, der noch keine sichtbaren christlichen Einflüsse aufweist. Er stellt das früheste Werk dar, welches neben einem Kalender auch einen zwölfteiligen Monatsbildzyklus umfasst, der von vierzeiligen erläuternden Monatsversen begleitet wird.

Die antiken Protagonisten des "heidnisch"-religiösen Festzyklus' wurden hier nicht durch christliche Symbole, sondern problemlos durch religiös "neutrale" Figuren und Attribute der jahreszeitlich bedingten Arbeiten ersetzt, da sich der ursprüngliche Festkreis bereits auf saisonale Eigenheiten bezogen hatte. Eine "Verchristlichung" des Sinngehalts der Monatsbilder fand dann erst ganz allmählich im Laufe der nachfolgenden Jahrhunderte statt. Dabei tendierte die Entwicklung zunehmend auf die Entwicklung von kleinen Szenen, die durch im weitesten Sinne agrarwirtschaftliche Arbeiten geprägt waren.

Diese Entwicklung von einer unmittelbar sakralen Bedeutung hin zu (wenigstens oberflächlich betrachtet) höchst profanen Themen verhinderte allerdings nicht, dass die Monatsbilder in liturgische Handschriften integriert wurden - offenbar als Symbolisierung der irdischen Zeit. Dieser Verwendungskontext bezeugt auch die große Bedeutung des Naturrhythmus des Jahres und der Jahreszeiten für den Lebensvollzug in der agrarisch strukturierten Gesellschaft des frühen Mittelalters.

Zu den ältesten bekannten, bereits genrehaft ausgebildeten Monatsbildzyklen in frühmittelalterlichen Handschriften gehören die Miniaturen in zwei Salzburger Handschriften aus der Zeit um 818 (Clm. 219 und Wien, ÖNB, Cod. 387). In einer byzantinischen Ptolemäushandschift des Vatikans (Rom, Mitte des 9. Jahrhunderts), der karolingischen Kopie einer antiken Handschrift (der so genannte "Leidener Germanicus") zeigt sich der Übergang von den repräsentativen Personifikationen zu den Monatsarbeiten.

Ein wichtiger Angelpunkt für die Entwicklung der Monatsbilder ist das Martyrologium des Wandalbert von Prüm (entstanden nach 850), welches wie der Kalender von 345 auch Monatsgedichte enthält. Weitere wichtige Handschriften, die Monatsbildzyklen aufweisen sind das Sakramentar von Fulda (10./11. Jahrhundert, SB-PKK, theol. lat. 2° 192), das Ms. Cott. Julius A VI aus Winchester (11. Jahrhundert, London, Britisches Museum), der Festkalender von St. Mesmin (um 1000, Britisches Museum), der Landgrafenpsalter (13. Jahrhundert, Stuttgart) und der Elisabethpsalter (13. Jahrhundert, Cividale).

An und in Bauwerken

In Oberitalien und Frankreich wurden die Monatsdarstellungen seit dem 12. Jahrhundert vor allem als Teil der großen Portalprogramme der gotischen Kirchenbauten realisiert; sehr häufig erscheinen sie gemeinsam mit den Tierkreiszeichen an prominenter Stelle als Gewändefiguren im Bogenfeld eines wichtigen Portals. Kunstgeschichtlich bedeutende Zyklen finden sich an der Kathedrale Notre Dame von Amiens (Westfassade, linkes Seitenportal, um 1230), Kathedrale St. Lazare in Autun, St. Pierre in Aulnay, St. Ursin (?) in Bourges, Kathedrale Notre-Dame-de-Chartres (z.B. Portail Royale, Bogenfeld, 1145-55), Abteikirche Saint-Denis in Paris (westliche Vorhalle, etwa 1140-50), Kathedrale Notre-Dame in Paris (Westfassade, "Marienportal", etwa 1220-30), Kathedrale Notre-Dame von Reims, Kathedrale Notre-Dame von Senlis, Straßburger Münster (Westbau, rechtes Portal, Gewände, begonnen 1276), Basilica San Marco in Venedig (Hauptportal) und Basilika Sainte-Marie-Madeleine Vézelay (Vorhalle, Mittelportal, Relief des Tympanons, Chorweihe 1104).

Dank ihrer kreisrunden Form, die einen geschlossenen, prinzipiell endlosen Zyklus am besten aufnehmen kann, waren die großen Fensterrosen der gotischen Kathedralen ein besonders geeigneter Ort, um den Jahreslauf mittels der Monatsdarstellungen zu verbildlichen. Die geometrische Struktur erlaubte die synoptische Darstellung der unterschiedlichen kosmologischen Systeme des Mittelalters, also z.B. die Parallelität von Jahreslauf zu liturgischer Heilsgeschichte, Monatsheiligen, Aposteln etc. Prominentestes Beispiel für diese Gattung ist die Fensterrose der Kathedrale Notre-Dame in Lausanne (1235), die eine enzyklopädische Darstellung der mittelalterlichen Kosmologie im Kreisschema bietet. Andere kunstgeschichtlich bedeutsame Glasfenster finden sich z.B. in der Kathedrale in Chartres und im Dom in Münster.

Auch die neu installierten Uhren der Kirchen und Rathäusern wurden seit dem späten Mittelalter bisweilen mit kosmologischen oder astrologischen Programmen ausgestattet. Beispiele für Monatsbilder finden sich im Umlauf um das Ziffernblatt in der Rostocker Marienkirche (1379 bzw. 1472) oder (später) am Rathaus in Prag. Diese Zyklen entsprechen der traditionellen Ikonographie.

Monatsbilder sind auch in oberitalienischen Fußbodenmosaiken mit konzentrischen Kalenderdarstellung des 11. und 12. Jahrhundert erhalten, etwa in San Michele Maggiore in Pavia, in der Kathedrale von Otranto, in der Basilika San Savino in Piacenza (polychrome Mosaiken, Krypta, 12. Jahrhundert) und im Dom in Aosta. Im 12. und 13. Jahrhundert finden sich in Oberitalien auch bedeutende Reliefs, etwa von Benedetto Antelami die ursprüngliche erste Säulengalerie des Baptisteriums in Parma (nach 1196) oder der Reliefzyklus an der Basilika San Zeno in Verona (Portikus). In Deutschland dominierte in dieser Zeit die Wandmalerei. Ein Beispiel für einen gemalten Monumentalkalender ist der Triumphbogen in Notre-Dame de Pritz, Dep. Mayenne (2. Hälfte des 13. Jahrhunderts).

Nach dem sakralen eroberten die Monatsbildzyklen im späten Mittelalter auch den profanen Bau. Damit waren sie nun auch im öffentlichen Raum gegenwärtig. Das Fresko der "Guten und der Schlechten Regierung" im Palazzo Pubblico in Siena (um 1338) von Ambrogio Lorenzetti ist eines der berühmtesten Beispiele. Das Züricher Bürgerhaus "Zum langen Keller" verfügte vermutlich seit dem frühen 14. Jahrhundert über eine Ausschmückung mit Monatsbildern, ebenso das Kloster Wienhausen. Die Ausmalungen legen eine enge Verwandschaft zu den Bildprogrammen der Handschriften und Kathedralen nahe.

Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts

Nachdem die städtische Hallenkirche die gotische Kathedrale abgelöst hatte, erstellte man Monatsbilder vornehmlich in den Handschriften, häufig als Teil der Illustrationen der Kalendertafeln in Stundenbüchern und Kalendarien. Dieser Medienwechsel verursachte eine grundlegende Wandlung der Funktion und der Gestaltung der Zyklen. Deutlich zu erkennen ist dies ewa beim Fall der Miniaturen der Stundenbücher des Herzogs von Berry. Die Monatsbilder der Tres riches heures gehören mit der minutiösen Wiedergabe der königlichen Schlösser "um ihrer selbst willen" zu den ersten "realistischen" Landschaftsdarstellung in Europa nach der Antike.

Nachdem bereits Anfang des 15. Jahrhunderts illuminierte Handschiften der Eklogen und der Georgica des Vergil hergestellt wurden, die mit Miniaturen eines idealisierten Landlebens ausgestattet waren, kam - nicht unähnlich der römischen Tradition - das schwärmerische Ideal des "einfachen Landlebens" wieder in Mode. In der Folge wurden, ausgehend von den Entwicklungen am französischen Hof, die "Monatsarbeiten" der reich illustrierten Stundenbücher aus Flandern allmählich immer mehr durch "Monatsfreuden" ersetzt.

Ein Einblatt-Kalender des Johann von Gmunden aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts in der Holzschnitt-Technik (irreführend als Xylographischer Kalender von 1439 bezeichnet) bietet den ersten bekannten Druck der Monatsbilder.

Gesamtanlage der Zyklen

Von den Schemata der "Kosmologien"...
...zu den Szenen der "Monatsfreuden"

Ein "klassischer" Monatsbildzyklus kann dann als vollständig gelten, wenn er wenigstens die zwölf Repräsentationen der Monate und die diesen beigeordneten Tierkreiszeichen enthält. Auch für die mittelalterlichen Monatsbildzyklen war letztlich immer die Verknüpfung eines i.w.S. agrarwirtschaftlichen Arbeitskalenders mit den Tierkreiszeichen bestimmend. Letztere können dabei als selbständige Einheiten den Monatsdarstellungen gegenübergestellt sein, etwa in separaten Medaillons, jedoch auch beliebig weit in die Monatsbilder selbst integriert werden, etwa als szenischer Bestandteil. Durch diese In-Beziehung-Setzung der jahreszeitlichen Verrichtungen mit den Abläufen am Himmel ordnete sich der irdische Jahreslauf und der in ihm agierende Mensch quantitativ wie qualitativ in die von Gott gesetzte kosmische Ordnung ein.

Entscheidend für die spezifische Ausprägung eines Zyklus waren zum einen der Kontext (sakral oder profan), der Zweck (didaktisch oder ornamental) und natürlich die individuelle Intention des Künstlers bzw. Auftraggebers. Doch auch wenn die Monatsbildzyklen zwischen frühem Mittelalter und der Mitte des 15. Jahrhunderts im einzelnen Unterschiede in Inhaltswahl und Komposition für jeden Monat aufweisen, so blieb doch das Gesamtkonzept trotz erkennbarer Unterschiede bemerkenswert gleichförmig. Das Reifen, Ernten (bzw. Schlachten) und die Weiterverarbeitung von Naturprodukten während eines gewöhnlichen Jahreslaufs bestimmte die Gestaltung der frühen Kalenderordnungen und damit der Monatsbildzyklen. Da die einzelnen Kompartimente für die Monate recht bald mit jahreszeitlich festliegenden Sujets verbunden worden waren, konnten sich neue Elemente zunächst nur schwer durchsetzen. Damit bilden die Monatsbilder aufgrund der Konstanz der Motive einen eigenständigen ikonographischen Typus. Stilistische und kompositorische Veränderungen über die Jahrhunderte hinweg weisen allerdings auch auf eine allmähliche Weiterentwicklung hin, bis sich nach 1420 die Inhalte und Intentionen stärker zu verändern begannen.

Mit den Tres Riches Heures (um 1412/16) wandelte sich der Charakter der Zyklen grundlegend. Die frühen Monatsbilder hatten noch mehr oder weniger statische Personen oder Personifikationen mit Attributen bzw. symbolischen Funktionen gezeigt, aus denen sich kleine Handlungsszenen entwickelten, die vor allem für den Zeitraum repräsentative jahreszeitliche Arbeiten ins Bild brachten. Im diesem Stundenbuch des Herzogs von Berry nahm zum ersten Mal jedes einzelne Monatsbild in einer Handschrifte exklusiv eine eigene, komplette Seite ein. Auch wenn solche Einzelblätter weiterhin als Teil einer nur im Zusammenhang verständlichen Gesamtkonzeption erkennbar bleiben, ist doch (wie auch bei den Kalenderbättern, die allerdings die Monatsbilder noch in ihren eigenen Kontext einbeziehen) durch die Reihung auf Einzelseiten der Gesamtzyklus nicht mehr unmittelbar erfassbar. Solche vergleichsweise großformatigen Bildanlagen führten andererseits aber auch zu neu verfügbaren Gestaltungsräumen, die es den Künstlern erlaubte, die traditionelle Themenvorgabe durch zusätzliche Motive, etwa im Hintergrund der Bilder, aufzubrechen. In den folgenden Jahrhunderten setzte sich das Konzept der ausgearbeiteten und variableren Szenen in den Handschriften dann nach und nach durch.

Monatsmotive

Die Zuordnung der zur Nahrungsmittelproduktion notwendigen Verrichtungen in der Natur zu dem zugehörigen Monat nimmt seit dem frühen Mittelalter den größten Raum in den Zyklen ein. Die traditionellen Arbeiten in der Land- und Forstwirtschaft sind stark von der Witterung abhängig, wodurch die genauen Termine erheblichen Schwankungen unterliegen können. Es ist davon auszugehen, dass die Monatszyklen langjährige Durchschnittserfahrungen spiegeln. Weiterhin sind die klimatischen Unterschiede der verschiedenen europäischen Regionen Europas für die Abweichungen in der Aufeinanderfolge der landwirtschaftlichen Arbeitsabläufe in den Zyklen verantwortlich. Die Abläufe der "deutschen" Serien des Mittelalters sind gut an die örtlichen Klimaverhältnisse angepasst, auch wenn es in den anpassungsfähigen Zyklen keine verbindliche Reihenfolge gibt.

Natürlich entspricht die Beschränkung der Darstellung auf eine ausgewählte Tätigkeit für einen Monat nicht der Lebenswirklichkeit. Das formale Prinzip beschränkte jedoch bis ins Spätmittelalter hinein die Bilder auf ein einzelnes Thema pro Monat und zudem weitestgehend auf elementare Vorgänge. Es sind "einfache" Tätigkeiten, die zu einem "einfachen" Ertrag führen. Auf diese Weise wurde allerdings ein mit einer bestimmten Monatsarbeit belegtes Kompartiment für andere Inhalte blockiert. Das führte auch zu gewissen, in der natürlichen Abfolge der Arbeitsabläufen begründeten quasi-Automatismen der Monatsarbeitensequenz. Wird etwa im Juli die Heuernte dargestellt, sind Juni-Brache und August-Ernte obligatorisch.

Die dichter werdende Überlieferung im 12. Jahrhundert erlaubt zum ersten Mal eine Zusammenstellung typischer Szenen und Zyklen. Die Monatsbilder der Kathedralen zeichnen sich durch ein vergleichsweise uniformes Programm aus, an das sich die Zyklen der Handschriften anlehnen.

Die Monatsbilder, die sich mit der Getreideproduktion beschäftigen, nehmen in den mittelalterlichen Zyklen den größten Raum ein. Typisch sind folgende Zuordnungen: erstes Pflügen und Aussaat erfolgt im März (die Zweiteilung des Getreideanbaus in Sommer- und Wintersaat erfordert ein Pflügen der Felder zu diesem Zeitpunkt), im August ("Erntemond") wurde das Getreide geerntet, im September ein Teil der Ernte als Wintersaat wieder ausgebracht. Außerdem können in den Herbstmonaten das Dreschen und in den Wintermonaten das Brotbacken dargestellt sein. Im Januar- oder Februarbild schließlich taucht das Getreide meistens als zubereitete Nahrung auf der Tafel wieder auf.

Die Produktion von Wein hat im Zyklus zwei relativ feste Plätze: das Rebenschneiden und Propfen im April bzw. Mai sowie im September oder Oktober Weinlese und (seltener) Obsternte. Die Weinlese wird entweder als das Pflücken, das Keltern oder als Kombination beider Vorgänge gezeigt. Im Zusammenhang mit dem Wein tauchen auch immer Holzfässer oder -bottiche auf. Wein diente nicht nur als Symbol für den gehobenen Lebensstandard des Grundherren, sondern war auch für die Kleriker als Bestandteil des Altarsakraments unverzichtbar. Der Weinstock kann immer auch als christliches Symbol verstanden werden, um so mehr in einem Zyklus, der sich inhaltlich schwerpunktmäßig mit der Grundlage des anderen Altarsakraments, des Brots, beschäftigt. So kann auch mit der Darstellung des Sämanns stets das Gleichnis von "Christus als Sämann" (Mk 4,3-8, Mt 13,1-8, Lk 8,5-8) konnotiert werden. Für die Gesamtkonzeption des Zyklus ist jedenfalls festzuhalten, dass die Weinlese keine bäuerlich-landwirtschaftliche Arbeit darstellte.

Der Umfang des Themenkomplexes Fleischproduktion schwankt in den Zyklen erheblich. Dem Monat November wird häufig die (Eichel-)Mast der Schweine, dem Dezember das Schlachten oder der Verkauf von Vieh und die Zubereitung von Würsten zugeordnet. Die Heuernte und die Mahd, die der Herstellung des (winterlichen) Viehfutters dienten, wird in den Monaten Juni bzw. Juli gezeigt. Dabei gilt die Bodenbearbeitung nicht dem Getreideanbau, der für den Sommer bereits zu spät, für den Winter noch zu früh erfolgt wäre. Wie schon der Name "Brachmonat" vermuten läßt, gilt das Pflügen im Juni dem Aufbrechen der als Weideland brach liegenden Anbauflächen, deren Freihaltung von unerwünschten Unkräutern und Gräsern ein bis zu dreimaliges Aufpflügen zwischen Juni und September erforderte. Im Januar oder Februar schließlich werden bisweilen Zubereitung von Fleisch oder Würsten (an der offenen Kochstelle) dargestellt oder aber ihr Verzehr bei Tisch.

Das Holzschlagen bzw. -tragen als Tätigkeit in einem der Wintermonate November oder Dezember ist eher lose in der Tradition verankert. Das Holzfällen im Wald ist nicht der bäuerlich-landwirtschaftlichen Sphäre zuzuordnen, sondern fand im forstwirtschaftlichen Metier statt. Hier wurden in der Regel Lohnarbeiter eingesetzt, da frondienstpflichtige Bauern kaum zu beaufsichtigen waren und erheblichen Schaden im empfindlichen Wald hätten verursachen können. Im so genannten "Kältemotiv" des Januars oder Februars erscheint stets eine Person, die sich am Feuer wärmt - die sogenannte "Janus wärmt sich am Feuer"-Ikonographie, in der das gewonnene Produkt Holz zur Wärmeerzeugung wieder verbraucht wird.

Literatur

  • Achilles, Walter: Monatsbildzyklen in Hildesheimer Prachthandschriften des 13. Jahrhunderts. Gerstenberg, Hildesheim 2003. (Quellen und Dokumentationen zur Stadtgeschichte Hildesheims 14) ISBN 3-8067-8595-3
  • Gravenkamp, Curt: Monatsbilder und Tierkreiszeichen an Kathedralen Frankreichs. Scherer, Willsbach [u.a.] 1949. (Der Kunstspiegel)
  • Hansen, Wilhelm: Kalenderminiaturen der Stundenbücher: Mittelalterliches Leben im Jahreslauf. Callwey, München 1984. ISBN 3-7667-0708-6
  • Henisch, Bridget Ann: The Medieval Calendar Year. Pennsylvania State Univ. Press, University Park, PA 1999. ISBN 0-271-01903-4, 0-271-01904-2
  • Pearsall, Derek u. Elizabeth Salter: Landscapes and Seasons of the Medieval World. Elek, London 1973. ISBN 0-236-15451-6
  • Strohmaier-Wiederanders, Gerlinde: Imagines anni / Monatsbilder: Von der Antike bis zur Romantik. Gursky, Halle 1999. ISBN 3-929389-30-4
  • Webster, James Carson: The Labors of the Months in Antique and Mediaeval Art to the End of the Twelfth Century. Princeton 1938. (Princeton Monographs in Art and Archaeology 21) [Repr. New York 1970. (Northwestern University Studies in the Humanities 4)]
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