Giacomo Acerbo
Baron Giacomo Acerbo (* 25. Juli 1888 in Loreto Aprutino, Provinz Pescara; † 9. Januar 1969 in Rom) war ein bekannter faschistischer italienischer Politiker. Er verfasste das Gesetz Acerbo, eine Änderung des Wahlgesetzes, die es erlaubte mit einem Viertel der Stimmen drei Viertel der Sitze zu erhalten und damit bei den Wahlen von 1924 Benito Mussolini zur Macht kommen ließ.
Leben
Er war der Sohn einer alteingesessenen und angesehenen Familie und machte seinen Abschluss in Agrarwissenschaft im Jahre 1912 in Pisa. Beim Ausbruch des Krieges wurde er freiwilliger Interventionist. Ausgezeichnet mit drei militärischen Silbermedaillen (ital. medaglie d’argento al valor militare) wurde er zum Hauptmann (ital. capitano) befördert und widmete sich der universitären Karriere als Assistent für ökonomische Fachgebiete. Gleichzeitig förderte er die Vereinigung der Soldaten von Teramo und Chieti, die sich nach den Wahlen von 1919 von der nationalen Vereinigung trennte und den Bund der provinzialen Kämpfer gründete.
Im Jahre 1921 mit dem „nationalen Block“ gewählt, bot er sich an als Führer der lokalen Konservativen und Schlichter der squadristischen Exzesse. Aus nationaler Ebene trug er zum Friedenspakt mit den Sozialisten bei und im November wurde in das Zentralkomitee des PNF (Partito Nazionale Fascista) gewählt. Während der „marcia su Roma“ hält er die Kontakte mit dem Quirinal, die Montecitorio besetzten, mit der Angst vor squadristischen Aktionen. Danach unterstützte er Mussolini um vom König das Ministeramt zubekommen und begleitete ihn in der Staatsformation in Funktion des Untersekretärs des Präsidenten.
Acerbo war auch Mitglied der Freimaurerei. Der Freimaurer-Großmeister Torrigiani erklärte, dass Faschismus und Freimaurerei unvereinbar seien und als Mussolini die Faschisten aufforderte, sich zwischen der Freimaurerei und dem Faschismus zu entscheiden, trat Acerbo aus dem Freimaurerbund aus. Am 25. September 1925 fand die Verfolgung der Freimaurerei in Italien ihren Höhepunkt, als es dort zu einem Massaker und einer Internierung zahlreicher Freimaurer und der Zerstörung ihrer Logen kam.
Acerbo stand mit seinem Namen hinter die Mehrheits-Wahlreform - das Gesetz Acerbo (ital. la legge Acerbo) - die in November 1923 gewählt wurde. Erneut Abgeordneter im Jahre 1924 und mit dem Titel "barone dell’Aterno" ausgezeichnet, war er marginal in die Untersuchung der Ermordung von Matteotti verwickelt und trat von seinem Amt als Untersekretär des Staatspräsidenten zurück.
Im Jahre 1924 gründete er die Coppa Acerbo in Gedenken an seinen Bruder Tito Acerbo und erhält die militärische Goldmedaille (ital. medaglia d’oro al valor militare). Im Januar 1926 wurde er zum Vizepräsident der Abgeordnetenkammer (ital. Camera dei deputati) gewählt, das Amt trägt er bis in das Jahr 1929, als er Minister für Landwirtschaft und Wälder (ital. ministro dell'Agricoltura e delle Foreste) wurde und sich den Projekten der „bonifica integrale“, also der Entwässerung sumpfiger Böden zuwandte. Im Januar 1927 trat er mit Gabriele d'Annunzio der Institution der Provinz Pescara bei. Im Jahr 1938 war er Referent über die Gestaltung des Gesetzes für die Umwandlung der Abgeordnetenkammer (ital. Camera dei deputati) in die „Kammer der Bünde und Körperschaften“ (ital. Camera dei Fasci e delle Corporazioni). Während des zweiten Weltkrieges war er Oberst (ital. colonnello di Stato maggiore) an den alpinen und balkanischen Fronten. Im Februar 1943 wurde er zum Finanzminister nominiert.
Am 25. Juli wählte er "l'ordine del giorno Grandi" und nach dem 8. September flüchtete er in die Abruzzen, wo er sich bis zur Befreiung verschanzte. Durch Partisanen wurde er aufgegriffen und durch das Tribunals von Verona der Repubblica Sociale Italiana wurde er zum Tode verurteilt, das Urteil wurde aber in eine 48-jährige Gefängnisstrafe umgewandelt. Die Strafe wurde von der Kassation später annulliert und er wurde daraufhin rehabilitiert und im Jahre 1951 wieder zur Erteilung von Unterricht an der Universität zugelassen. Anschließend wurde er vom akademischen Senat der Universität "La Sapienza" von Rom einstimmig zum Ehrenprofessor nominiert. Im Jahre 1962 wurde er vom Präsident der Republik (ital. „Presidente della Repubblica“) Antonio Segni mit der "Goldmedaille für Verdienste der Schulen, der Kultur und der Kunst" (ital. medaglia d’oro per i benemeriti della scuola, della cultura e dell'arte) ausgezeichnet. In den Jahren 1953 und 1958 kandidierte er bei den Wahlen mit den Monarchen, aber ohne Erfolg. Als Sammler von antiken Keramiken von Castelli, öffnete er den Besuchern der ganzen Welt die Tore der „Galerie der antiken Keramiken der Abruzzen“ (ital. Galleria delle antiche ceramiche abruzzesi).
Personendaten | |
---|---|
NAME | Acerbo, Giacomo |
KURZBESCHREIBUNG | italienischer Politiker und Faschist |
GEBURTSDATUM | 25. Juli 1888 |
GEBURTSORT | Loreto Aprutino, Provinz Pescara |
STERBEDATUM | 9. Januar 1969 |
STERBEORT | Rom |