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Kreuzweg

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Kreuzweg-Station Kloster Untermarchtal

Als Kreuzweg (Weg des Kreuzes) bezeichnet man ursprünglich die Nachahmung der Via Dolorosa (Schmerzhafte Straße) in Jerusalem als Stationenweg vor Wallfahrtskirchen. Aus dem Heiligen Land zurückgekehrte Pilger legten Nachbildungen der Heiligen Städte in ihrer Heimat an. Oftmals übertrugen sie exakt die Länge der Via Dolorosa auf ihren heimischen Kreuzweg. Das Ziel der in der Heimat angelegten Kreuzwege war nicht selten ein Kalvarienberg (von Lat. calvariae locus; Schädelstätte), auf dem eine Grabeskirche oder die Kreuzigungs-Darstellung aufgebaut war. Diejenigen, die sich nicht leisten konnten, selbst nach Jerusalem zu pilgern, wollten aber dem Leidensweg Jesu so nah wie möglich sein. Die Pilger wollten sich in Ermangelung von Reisemöglichkeiten in das Heilige Land wenigstens geistig auf den Leidensweg von Jesus Christus begeben, wie er seit dem Mittelalter in Jerusalem mit mancherlei frommen Ausschmückungen gezeigt und beschritten wurde.

Kreuzwegstationen

Es wurden zuerst sieben, seit der Zeit um 1600 14 bebilderte Stationen errichtet. Sie zeigten den Weg Jesu von der Verurteilung durch Pontius Pilatus bis zum Tod und zur Grablegung. Als 15. Station diente die jeweilige Kirche als Abbild der Grabes- (und Auferstehungs-) Kirche von Jerusalem.

Wegen der großen Beliebtheit blieb schließlich kaum eine katholische Pfarrkirche mehr ohne die Darstellung der 14 Stationen, nun aber im Inneren der Kirche.

Die freitägliche Kreuzwegandacht ist in der Fastenzeit auch heute noch ein vielerorts praktiziertes meditatives Gebet vor den Stationen, oft auch ergänzt durch eine 15. Station, die der Auferstehung gedenkt.

Die traditionellen 14 Stationen

Station Name Bibelstelle
1 Jesus wird zum Tode verurteilt. Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus. 27, 22-23.26

Pilatus sagte zu ihnen: Was soll ich dann mit Jesus tun, den man den Messias nennt? Da schrien sie alle: Ans Kreuz mit ihm! Er erwiderte: Was für ein Verbrechen hat er denn begangen? Da schrien sie noch lauter: Ans Kreuz mit ihm! Darauf ließ er Barabbas frei und gab den Befehl, Jesus zu geißeln und zu kreuzigen.

2 Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern. Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus. 27, 27-31

Da nahmen die Soldaten des Statthalters Jesus, führten ihn in das Prätorium, das Amtsgebäude des Statthalters, und versammelten die ganze Kohorte um ihn. Sie zogen ihn aus und legten ihm einen purpurroten Mantel um. Dann flochten sie einen Kranz aus Dornen; den setzten sie ihm auf und gaben ihm einen Stock in die rechte Hand. Sie fielen vor ihm auf die Knie und verhöhnten ihn, indem sie riefen: Heil dir, König der Juden! Und sie spuckten ihn an, nahmen ihm den Stock wieder weg und schlugen ihm damit auf den Kopf. Nachdem sie so ihren Spott mit ihm getrieben hatten, nahmen sie ihm den Mantel ab und zogen ihm seine eigenen Kleider wieder an.

3 Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz. Aus dem Buch des Propheten Jesaja. 53, 4-6

Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt. Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir hatten uns alle verirrt wie Schafe, jeder ging für sich seinen Weg. Doch der Herr lud auf ihn die Schuld von uns allen. ***

4 Jesus begegnet seiner Mutter. Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas. 2, 34-35. 51

Simeon sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, daß in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen. Seine Mutter bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen. ***

5 Simon von Kyrene hilft Jesus das Kreuz tragen. Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus. 27, 32; 16, 24

Auf dem Weg trafen sie einen Mann aus Zyrene namens Simon; ihn zwangen sie, Jesus das Kreuz zu tragen. Darauf sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.

6 Veronika reicht Jesus das Schweißtuch. Aus dem Buch des Propheten Jesaja. 53, 2-3

Er hatte keine schöne und edle Gestalt, so daß wir ihn anschauen mochten. Er sah nicht so aus, daß wir Gefallen fanden an ihm. Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut. Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, war er verachtet; wir schätzten ihn nicht. ***

Aus dem Buch der Psalmen. 27, 8-9

Mein Herz denkt an dein Wort: Sucht mein Angesicht! Dein Angesicht, Herr, will ich suchen. Verbirg nicht dein Gesicht vor mir; weise deinen Knecht im Zorn nicht ab! Du wurdest meine Hilfe. Verstoß mich nicht, verlaß mich nicht, du Gott meines Heiles!

7 Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz. Aus dem Buch der Klagelieder. 3, 1-2.9.16

Ich bin der Mann, der Leid erlebt hat durch die Rute seines Grimms. Er hat mich getrieben und gedrängt in Finsternis, nicht ins Licht. Mit Quadern hat er mir den Weg verriegelt, meine Pfade irregeleitet. Meine Zähne ließ er auf Kiesel beißen, er drückte mich in den Staub. ***

8 Jesus begegnet den weinenden Frauen. Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas. 23, 28-31

Jesus wandte sich zu ihnen um und sagte: Ihr Frauen von Jerusalem, weint nicht über mich; weint über euch und eure Kinder! Denn es kommen Tage, da wird man sagen: Wohl den Frauen, die unfruchtbar sind, die nicht geboren und nicht gestillt haben. Dann wird man zu den Bergen sagen: Fallt auf uns!, und zu den Hügeln: Deckt uns zu! Denn wenn das mit dem grünen Holz geschieht, was wird dann erst mit dem dürren werden?

9 Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz. Aus dem Buch der Klagelieder. 3, 27-32

Gut ist es für den Mann, ein Joch zu tragen in der Jugend. Er sitze einsam und schweige, wenn der Herr es ihm auflegt. Er beuge in den Staub seinen Mund; vielleicht ist noch Hoffnung. Er biete die Wange dem, der ihn schlägt, und lasse sich sättigen mit Schmach. Denn nicht für immer verwirft der Herr. Hat er betrübt, erbarmt er sich auch wieder nach seiner großen Huld. ***

10 Jesus wird seiner Kleider beraubt. Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus. 27, 33-36

So kamen sie an den Ort, der Golgota genannt wird, das heißt Schädelhöhe. Und sie gaben ihm Wein zu trinken, der mit Galle vermischt war; als er aber davon gekostet hatte, wollte er ihn nicht trinken. Nachdem sie ihn gekreuzigt hatten, warfen sie das Los und verteilten seine Kleider unter sich. Dann setzten sie sich nieder und bewachten ihn.

11 Jesus wird ans Kreuz geschlagen. Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus. 27, 37-42

Über seinem Kopf hatten sie eine Aufschrift angebracht, die seine Schuld angab: Das ist Jesus, der König der Juden. Zusammen mit ihm wurden zwei Räuber gekreuzigt, der eine rechts von ihm, der andere links. Die Leute, die vorbeikamen, verhöhnten ihn, schüttelten den Kopf und riefen: Du willst den Tempel niederreißen und in drei Tagen wieder aufbauen? Wenn du Gottes Sohn bist, hilf dir selbst, und steig herab vom Kreuz! Auch die Hohenpriester, die Schriftgelehrten und die Ältesten verhöhnten ihn und sagten: Anderen hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen. Er ist doch der König von Israel! Er soll vom Kreuz herabsteigen, dann werden wir an ihn glauben.

12 Jesus stirbt am Kreuz. Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes. 19, 19-20

Pilatus ließ auch ein Schild anfertigen und oben am Kreuz befestigen; die Inschrift lautete: Jesus von Nazaret, der König der Juden. Dieses Schild lasen viele Juden, weil der Platz, wo Jesus gekreuzigt wurde, nahe bei der Stadt lag. Die Inschrift war hebräisch, lateinisch und griechisch abgefaßt.

Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus. 27, 45-50.54

Von der sechsten bis zur neunten Stunde herrschte eine Finsternis im ganzen Land. Um die neunte Stunde rief Jesus laut: Eli, Eli, lema sabachtani?, das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Einige von denen, die dabeistanden und es hörten, sagten: Er ruft nach Elija. Sogleich lief einer von ihnen hin, tauchte einen Schwamm in Essig, steckte ihn auf einen Stock und gab Jesus zu trinken. Die anderen aber sagten: Laß doch, wir wollen sehen, ob Elija kommt und ihm hilft. Jesus aber schrie noch einmal laut auf. Dann hauchte er seinen Geist aus. Als der Hauptmann und die Männer, die mit ihm zusammen Jesus bewachten, das Erdbeben bemerkten und sahen, was geschah, erschraken sie sehr und sagten. Wahrhaftig, das war Gottes Sohn!

13 Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt. Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes 19, 38

Josef aus Arimathäa war ein Jünger Jesu, aber aus Furcht vor den Juden nur heimlich. Er bat Pilatus, den Leichnam Jesu abnehmen zu dürfen, und Pilatus erlaubte es. Also kam er und nahm den Leichnam ab.

14 Der Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt. Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus. 27, 59-61

Josef nahm ihn und hüllte ihn in ein reines Leinentuch. Dann legte er ihn in ein neues Grab, das er für sich selbst in einen Felsen hatte hauen lassen. Er wälzte einen großen Stein vor den Eingang des Grabes und ging weg. Auch Maria aus Magdala und die andere Maria waren dort; sie saßen dem Grab gegenüber.

*** Station wird in der Bibel nicht erwähnt.

Josef von Führich und seine Schüler schufen im Nazarenerstil das Genre der Führich-Kreuzwege, die in vielen Kirchen Mitteleuropas präsent sind.

Das Kreuzweggebet eignet sich außerdem für Familienandachten oder persönliche Meditationen (ähnlich wie der Rosenkranz).

Bilder von Kreuzwegen