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John Magufuli

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John Magufuli

John Pombe Joseph Magufuli (* 29. Oktober 1959 im Chato District, Kagera,[1] Tanganjika; † 17. März 2021[2]) war ein tansanischer Politiker der Chama Cha Mapinduzi. 2015 wurde er zum Präsidenten von Tansania gewählt.

Leben

Hintergrund und Ausbildung

Nach seiner Schulzeit besuchte Magufuli ein College für Pädagogik, wo er 1982 einen Abschluss in Erziehungswissenschaft mit den Schwerpunkten Chemie und Mathematik erwarb. In den Jahren 1982 und 1983 war er Lehrer für Chemie und Mathematik an einer Sekundarschule (secondary school). Seinen Militärdienst leistete er von 1983 bis 1984 ab. Zwischen 1985 und 1988 studierte er an der Universität von Daressalam und erwarb den Bachelor in Erziehungswissenschaft für Chemie und Mathematik. Zwischen 1989 und 1995 arbeitete er als Industriechemiker. In diese Zeit fielen auch weiterführende Studien an den Universitäten von Daressalam und Salford (England), die er 1994 mit einem Master of Science in Chemie abschloss. Während seiner Zeit als Minister promovierte er zwischen 2006 und 2009 an der Universität von Daressalam, ebenfalls in Chemie.

Magufuli war römisch-katholisch.[3] Er war mit der Grundschullehrerin Janet Magufuli verheiratet und hatte fünf Kinder.[4]

Politischer Werdegang

Magufuli war ab November 1995 Abgeordneter in der Nationalversammlung von Tansania. Unter der Präsidentschaft von Benjamin Mkapa war Magufuli von 1995 bis 2000 Stellvertretender Arbeitsminister und von 2000 bis 2005 Arbeitsminister in Tansania. Vom 6. Januar 2006 bis 13. Februar 2008 war Magufuli Minister für ländliche Entwicklung und Besiedlung. Vom 13. Februar 2008 bis 28. November 2010 hatte er das Ministeramt für Landwirtschaft und Fischerei inne. Anschließend war er bis 2015 erneut Arbeitsminister. In diesem Amt erhielt er den Spitznamen tingatinga, deutsch etwa „Traktor“ oder „Bulldozer“.[5]

Am 25. Oktober 2015 siegte Magufuli bei der Präsidentenwahl mit rund 58 Prozent der Stimmen gegen den Politiker Edward Lowassa.[6][7] Am 5. November 2015 wurde Magufuli als fünfter Präsident in der Geschichte Tansanias vereidigt.[8]

Positionen

Magufuli kündigte den Kampf gegen Korruption, Vetternwirtschaft und Verschwendung von Steuergeldern durch die Eliten an. So wurde im Dezember 2015 die gesamte Leitung der tansanischen Hafenbehörde wegen Korruption und Misswirtschaft entlassen. Zum Beginn der Amtszeit war eine seiner ersten Handlungen, die Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag abzusagen, da die Beträge besser zu Bekämpfung der Cholera eingesetzt werden könnten. Steuersünder erhielten eine Woche lang Amnestie im Falle der Selbstanzeige. Für Regierungsvertreter auf Auslandsreisen wurde die Erstattung der Reisekosten für die Erste Klasse gestrichen.[9]

Im September 2018 sprach sich Magufuli in einer Rede gegen Empfängnisverhütung aus. Er behauptete, dass Menschen, die verhüteten, zu faul seien, eine große Familie zu ernähren. Er empfahl, Verhütungsratgebern nicht zuzuhören, und meinte, dass solche Ratschläge zum Teil von Ausländern mit bösen Beweggründen stammten.[10][11] Diese Erklärung wurde von mehreren Seiten kritisiert, unter anderem von Amnesty International.[12]

Magufuli ging rigoros gegen Kritiker vor. Er erließ restriktive Mediengesetze und ließ vier Zeitungen vorübergehend schließen. Blogger müssen seither hohe Lizenzgebühren zahlen, um Texte verfassen zu dürfen.[5]

Er setzte sich als Premierminister persönlich dafür ein, dass schwangere Schülerinnen nach der Geburt nicht mehr an die Schule zurückkehren dürfen. Die Weltbank strich daraufhin einen Kredit, der zum Ausbau von Schulen vorgesehen war. Nachdem auch der Gesandte der Europäischen Union zurückgerufen worden war, lobte Magufuli China, das keine Bedingungen bei der Hilfe stelle.[5]

Magufuli geht als Präsident verstärkt gegen Oppositionelle vor. Kampagnen außerhalb des Wahlkampfes wurden ihnen verboten. Im Juni 2019 wurde der Sitz von Oppositionsführer Tundu Lissu (CHADEMA) in der Nationalversammlung von der Regierung für vakant erklärt. Lissu war 2017 angeschossen worden und musste fortan ärztlich behandelt werden.[13][14]

Im Rahmen der COVID-19-Pandemie in Tansania 2020 erhob Magufuli den Vorschlag, gegen das Virus zu beten. Zudem erklärte er, eine Art Tee aus Madagaskar als vermeintliches Heilmittel bestellen zu wollen.[15] Für die Neue Zürcher Zeitung war er „Afrikas bekanntester Corona-Skeptiker“.[16]

Einzelnachweise

  1. Porträt auf ikulu.go.tz (englisch), abgerufen am 1. Dezember 2018
  2. Tanzania President John Magufuli is dead. In: the-star.co.ke. 17. März 2021, abgerufen am 17. März 2021 (englisch).
  3. Basillioh Mutahi: Tanzania President John Magufuli: The man who declared victory over coronavirus. In: BBC News. 2. November 2020, abgerufen am 14. März 2021 (englisch).
  4. Porträt bei bbc.com (englisch)
  5. a b c Isabel Pfaff: Der Kompromisslose. Süddeutsche Zeitung vom 30. November 2018, S. 10.
  6. Deutsche Welle: Kommentar, Tansania hat einen neuen Präsidenten
  7. Dominic Johnson: Eine Wahl, zwei Wahlsieger. taz.de vom 29. Oktober 2015, abgerufen am 17. April 2018
  8. Magufuli sworn in as Tanzania’s 5th president. thecitizen.co.tz vom 5. November 2015 (englisch), abgerufen am 7. November 2015
  9. #WhatWouldMagufuliDo - ein Staatschef auf Sparkurs. tagesschau.de vom 9. Dezember 2015, abgerufen am 9. Dezember 2015
  10. Tanzania's president says women using birth control are too 'lazy' to feed a family. Independent, abgerufen am 29. September 2018.
  11. 'Don't use birth control,' Tanzania's President tells women in the country. CNN, abgerufen am 29. September 2018.
  12. Amnesty International condemns Tanzania's 'attack' on family planning. CNN, abgerufen am 29. September 2018.
  13. Tanzania: opposition leader Tundu Lissu stripped of parliamentary post. africanews.com vom 29. Juni 2019 (englisch), abgerufen am 29. Juni 2019
  14. CDU-Abgeordnete Gisela Manderla hilft Tundu Lissu aus Tansania. bundestag.de vom 30. März 2020, abgerufen am 14. Mai 2020
  15. Corona bei einer Papaya? ZDF, abgerufen am 9. Mai 2020.
  16. https://www.nzz.ch/international/tansanias-praesident-ist-seit-drei-wochen-unsichtbar-ist-afrikas-bekanntester-corona-skeptiker-selber-an-covid-19-erkrankt-ld.1606602