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Laurent Fignon

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Laurent Fignon (1993)

Laurent Fignon (* 12. August 1960 in Paris; † 31. August 2010 ebenda) war ein französischer Radrennfahrer. Er gewann 1983 und 1984 die Tour de France und 1989 den Giro d’Italia.

Leben

Radsportkarriere

Fignon, dessen Markenzeichen seine Brille und sein blonder Pferdeschwanz waren, begann seine Profikarriere 1982. Schon ein Jahr später, als erst 22-Jähriger, konnte er erstmals bei der Tour de France triumphieren, und 1984 wiederholte er seinen Erfolg. Er startete zwischen 1983 und 1993 zehnmal bei der Tour de France, dabei erreichte er sechsmal Paris. Insgesamt gewann er neun Etappen beim wichtigsten Radrennen der Welt.

Sein berühmtester Auftritt bei der Tour war aber wohl sein zweiter Rang im Jahre 1989. Er verpasste den Sieg gegen Greg LeMond um nur acht Sekunden – der knappste Abstand der Tourgeschichte. LeMond hatte das Gelbe Trikot des Führenden auf der 5. Etappe übernommen, Fignon nahm es ihm auf der 10. Etappe ab. Nach der 15. Etappe war für zwei Tage wieder LeMond in Führung, ehe Fignon das Trikot auf der 17. Etappe zurückeroberte. Der Abstand betrug zu keinem Zeitpunkt des Rennens mehr als eine Minute. Vor der letzten Etappe, einem Einzelzeitfahren von Versailles nach Paris, führte Fignon mit 50 Sekunden Vorsprung. LeMond gewann schließlich mit 58 Sekunden Vorsprung das Zeitfahren und mit acht Sekunden Vorsprung das Gesamtklassement.

Fignon wurde während seiner Karriere zweimal positiv auf Dopingmittel getestet. 1987 wurde er beim Grand Prix de Wallonie positiv auf Amphetamine getestet und daraufhin disqualifiziert. Im September 1989 wurde er aufgrund einer positiven Dopingkontrolle nach einem Mannschaftszeitfahren in Eindhoven suspendiert.[1]

Neben seinen Erfolgen bei der Tour konnte Fignon 1989 auch den Giro d’Italia sowie zahlreiche klassische Eintagesrennen gewinnen.

Fignon hatte eine sehr nüchterne Einstellung zu seiner Tätigkeit als Radprofi. Auf die Frage, warum er Radrennen fuhr, antwortete er in einem Interview: „Um soviel Geld zu verdienen, dass ich nie mehr arbeiten muss.“ Im selben Interview machte er aus seiner Aversion gegen Radrennen für Frauen keinen Hehl: „Radsport für Frauen, das ist ja nun wirklich nichts.“ Fignon hatte zu Bernard Hinault während seiner gesamten Karriere ein angespanntes Verhältnis. Die gemeinsame Zeit im Radsportteam Renault-Elf beschrieb er als „sehr angespannt“.[2]

2010 erschien die deutsche Übersetzung von Laurent Fignons Autobiographie Wir waren jung und unbekümmert.[3]

Nach der Radsportkarriere

Von 2006 bis 2010 berichtete Fignon als Co-Kommentator für das französische Fernsehen von der Tour de France.

Am 11. Juni 2009 wurde bekannt, dass Fignon an metastasiertem Bauchspeicheldrüsenkrebs litt. Er kommentierte noch die Tour de France 2010, obwohl er einen Tumor hatte, der seine Stimmlippen zusammendrückte.[4]

Ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten des Krebses und der Einnahme von Dopingpräparaten während seiner Karriere wurde bzw. wird als eher unwahrscheinlich und als nicht nachweisbar angesehen.[5][6] Fignon starb am 31. August 2010 an den Folgen seiner Erkrankung in seiner Heimatstadt Paris. Er wurde auf dem Friedhof Père Lachaise beigesetzt.[7]

Wichtigste Erfolge

1982
1983
1984
1985
1986
1987
1988
1989
1990
  • Critérium International
1991
  • eine Etappe Tour des Pouilles
1992
1993

Grand Tours-Platzierungen

Grand Tour198219831984198519861987198819891990199119921993
Goldenes Trikot Vuelta a EspañaVuelta773
Maglia Rosa Giro d’ItaliaGiro1521DNFDNF37
Gelbes Trikot Tour de FranceTour11DNF7DNF2DNF623DNF
Legende: DNF: did not finish, aufgegeben oder wegen Zeitüberschreitung aus dem Rennen genommen.

Trivia

Zu seinem Rivalen Bernard Hinault hatte er von der ersten Begegnung an eine schwierige Beziehung. Fignon traf Hinault erstmals als Amateur 1981 bei der für Berufsfahrer und Amateure offenen Korsika-Rundfahrt. Er bat Hinault um ein gemeinsames Foto, was dieser brüsk ablehnte und Fignon tief kränkte.[2]

Literatur

  • Laurent Fignon, Jean-Emmanuel Ducoin: Wir waren jung und unbekümmert. Covadonga Verlag, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-936973-52-5

Filme

Commons: Laurent Fignon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ralf Meutgens (Hrsg.): Doping im Radsport. Delius Klasing, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-7688-5245-6, S. 262 ff.
  2. a b Die Welt. Berlin 23. Juli 1984, S. 9.
  3. Buchrezension zu Wir waren jung und unbekümmert, Deutschlandfunk vom 22. August 2010
  4. Rheinische Post 1. September 2010: Toursieger Laurent Fignon (50) gestorben
  5. Heute Krebs - und früher gedopt, tagesspiegel.de vom 29. Juni 2009
  6. Laurent Fignon: Krebs im Spätstadium, Meldung auf nachrichten.at vom 12. Juni 2009
  7. knerger.de: Das Grab von Laurent Fignon
  8. Schlussetappe (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive)