General Dynamics F-16
Die F-16 Fighting Falcon ist ein moderner Mehrzweck-Kampfjet aus US-Produktion. Sie wird weltweit von dutzenden Ländern geflogen.
Geschichte
Von Anfang an war die F-16 weder als technischer Durchbruch noch als mächtige Waffenplattform gedacht, sondern als hochverfügbares kostengünstiges "Arbeitstier" für viele Einsatzgebiete. Dies unterscheidet die F-16 von ihren Vorgängern, die entweder nicht allwettertauglich (F-104) oder sehr teuer waren (F-15).

Vom Design her ist die F-16 eher ein Jäger als ein Bodenangriffsflugzeug. Sie ist klein und agil, und das Cockpit ist auf optimale Rundum-Sicht für den Piloten ausgelegt, was im Luftkampf lebenswichtig ist. Für diesen Zweck trägt die F-16 eine M61 Vulcan-Kanone, und kann mit Luft-Luft-Raketen der Typen Sidewinder und AMRAAM ausgerüstet werden. Wenn nötig kann sie aber auch Bodenangriffs- und -unterstützungseinsätze fliegen. Hierfür kann sie mit verschiedenen Raketen und (Präzisions-)Bomben bestückt werden.
Die F-16 hat ihren Ursprung im sog. Lightweight Fighter-Programm, einem vom amerikanischen Verteidigungsministerium 1974 ausgeschriebenen Konstruktionswettbewerb mit dem Ziel, ein kostengünstiges Flugzeug mit einem Schub-Gewicht-Verhältnis größer 1:1 als Ersatz für einige ältere Typen in den Beständen der United States Air Force zu finden. Zwei Firmen wurden schließlich ausgewählt, um Prototypen zu bauen: General Dynamics (gehört inzwischen zum Lockheed-Martin-Konzern) mit der einmotorigen YF-16 und Northrop mit der zweimotorigen YF-17 Cobra. Die Air Force wählte die YF-16 für den Serienbau; die YF-17 Cobra wurde nicht eingemottet, sondern später die Mutter für den sehr erfolgreichen Marine-Jet F/A-18 Hornet.
Die F-16 wurde zunächst in zwei Versionen produziert: die F-16A war die reguläre Kampfversion und die F-16B die zweisitzige Variante zur Ausbildung. Der erste Start einer F-16A fand im Dezember 1976 statt; im Januar 1979 wurde das erste Flugzeug an die Air Force übergeben. Zunächst war man bei der Air Force gar nicht glücklich über dieses zum guten Teil aus politischen Gründen angeschaffte neue Flugzeug, da sie den Stolz der Air Force, die F-15 Eagle, bezüglich Preis-Leistung überlegen war. Man löste dieses Image-Problem, indem man die F-16 auch Luft-Boden-Einsätze fliegen ließ, während der F-15 weiter die edle Rolle des Luftüberlegenheitsjägers vorbehalten blieb. Als man später ein entspannteres Verhältnis zur F-16 hatte, baute man auf Basis der Eagle ebenfalls eine Luft-Boden-Variante Strike Eagle.
Die Produktion der F-16 wurde in den 1980er Jahren auf die Modelle F-16C und F-16D (ebenfalls ein-/zweisitzig) mit verbesserter Avionik und verbessertem Triebwerk umgestellt. Mit der Ausmusterung der F-4G Wild Weasel hat die F-16 die Wild Weasel-Einsätze übernommen. Hierfür wurde eine spezielle Serie F-16CJ angeschafft, die besondere Ausrüstung zur effektiven Anwendung der AGM-88 HARM-Rakete und Störsender zur Niederhaltung der feindlichen Flugabwehr trägt. Zwar können auch "normale" F-16C die HARM-Rakete tragen, allerdings kann die F-16CJ die Waffe in einem besonders zielsicheren Modus einsetzen.
Da sie in viele Länder exportiert oder dort in Lizenz gebaut wurde, hat die F-16 auch an vielen Konflikten teilgenommen, die meisten davon im Mittleren Osten. 1981 nahmen vier israelische F-16 am Angriff auf den irakischen Atomreaktor Osirak in der Nähe von Bagdad teil. Im folgenden Jahr, als Israel in den Libanon einmarschierte, griffen die israelischen Falcons unzählige Male syrische MiGs an, und gingen bis auf ein einziges Mal immer als Sieger aus dem Luftkampf hervor. Im 2. Golfkrieg 1991 flogen die F-16 der US Air Force Angriffe auf irakische Bodentruppen und feste Ziele und hielten den Luftraum frei. In der sich anschließenden "Operation Southern Watch", der Überwachung der Flugverbotszone im Südirak, kam es am 12. Dezember 1992 zum ersten BVR-Abschuss (Beyond Visual Range, auf Deutsch "Außer Sichtweite") einer feindlichen MiG-29 Fulcrum mit der noch recht neuen AIM-120-Rakete. Auch in allen folgenden Konflikten der 1990er Jahre, z.B. auf dem Balkan und in Folge der Terroranschläge vom 11. September über Afghanistan und dem Irak setzte die US Air Force F-16 als Jäger und zum Angriff auf jede Art von Bodenzielen ein.
In Deutschland sind derzeit mehrere F-16C/D/CJ-Staffeln auf der Spangdahlem AFB (zwischen Wittlich und Bitburg) stationiert. Eine dieser Einheiten ist vor kurzem wieder aus der Golfregion zurückgekehrt, wo sie die so genannte "Operation Irakische Freiheit" unterstützt hat.
Konstruktion
Obwohl sie relativ günstig in der Anschaffung war und nie als technisch überragendes Flugzeug geplant war, war die F-16 ihrer Zeit doch auf mehreren Gebieten voraus. Erstmals in einem amerikanischen Serien-Jet wurde ein Fly-by-Wire-System eingebaut. Hierbei werden die Steuerbefehle des Piloten nicht direkt an die Servomotoren an den Steuerflächen weitergegeben, sondern zunächst an einen Fluglagesteuerungs-Rechner (FLCS) geleitet, der sie z.B. auf Plausibilität prüfen kann. Die Verwendung eines FLCS-Rechners ermöglicht es auch, ein aerodynamisch instabiles Flugzeug zu bauen. Ohne Rechner wäre die F-16 für den Piloten nicht steuerbar, denn auf Grund der Lage ihres Schwerpunkts ist ihre natürliche Fluglage, so paradox dies klingt, auf dem Rücken liegend mit hohem Anstellwinkel. Das aerodynamisch instabile Design ermöglicht dem Jet aber auch eine vorher nicht erreichbare Wendigkeit. Hauptaufgabe des FLCS ist folglich, gegen die Gesetze der Physik anzuwirken und das instabile Flugzeug zu jedem Zeitpunkt in einer stabilen Fluglage zu halten. Die Steuerbefehle des Rechners und des Piloten werden dabei entsprechend kombiniert.

Eine weitere Maßnahme, um bessere Wendigkeit zu erreichen, war die Steigerung der Neigung des Pilotensitzes von 13 auf 30°. In diesem "Liegesitz" ist es dem Piloten weit besser möglich, den Auswirkungen der Erdbeschleunigung bei scharfen Wendungen zu widerstehen. In der F-16 kann der Pilot gefahrlos dem neunfachen der üblichen Gravitation ausgesetzt werden, ohne dass er bewusstlos wird. In älteren Flugzeugen waren maximal 7G möglich. Der Steuerknüppel befindet sich nicht mehr wie althergebracht zwischen den Beinen, sondern ergonomisch günstig auf der rechten Konsole. Er ist nicht beweglich, sondern reagiert auf den Händedruck des Piloten. Hierdurch ist die Falcon auch bei hohen G-Lasten erträglich steuerbar. Geradezu revolutionär war auch das blasenförmige Cockpit, das erstmals völlig ohne sichtstörende Stahlstreben auskam und so exzellente Rundum-Sicht gewährte - bei Bedarf sogar nach hinten.
Für die YF-16 war angedacht worden, das Flugzeug komplett ohne Radar auszuliefern, da einflussreiche Piloten-Kreise und "Experten" reklamierten, dass die primäre Waffe der F-16 ohnehin die wärmesuchende Sidewinder-Rakete sei, die kein Radar brauchte, und radargelenkte Raketen - mit Blick auf die desaströse Trefferquote der AIM-7 Sparrow in Vietnam - zu unzuverlässig seien. Überhaupt spiele sich Luftkampf immer im Nahbereich ab, wo Radar und entsprechende Raketen nutzlos seien (BVR-Kampf war zur damaligen Zeit kaum möglich, da die Radars noch kein Profiling beherrschten und keine Freund/Feind-Unterscheidung durchführen konnten. Der Pilot musste selbst optisch feststellen, ob es sich um einen Freund oder Feind handelte). Als Kompromiss wurde in die F-16 ein kleines, aber sehr fortschrittliches Radar eingebaut, das mit dem Head-Up-Display (HUD, einem halbdurchlässigen Spiegel, den der Pilot bei Blick nach vorne immer im Blick hat, und auf den Flug-, Ziel- und Waffeninformationen projiziert werden, sodass der Pilot immer alle relevanten Informationen vor sich hat nicht regelmäßig auf die analogen Cockpitanzeigen schauen muss) gekoppelt war und dort über einen kleinen Pfeil die Richtung, in der sich das Ziel befand, anzeigen konnte. Dies ist inzwischen bei allen Kampfjets Standard geworden.
Aufgrund Ihrer radikalen Auslegung führten Defekte am Fly-by-Wire System zu Abstürzen. Mehrmals erhielt die F-16-Flotte Startverbot. Gerade bei Tiefflügen wirken sich solche Fehler fatal aus, weil die Zeit für den Piloten zum Aussteigen aus der Maschine nicht reicht. Weitere Grund ist die einstrahlige Auslegung. Ein Triebwerksversagen in Verbindung mit geringer Flughöhe führt hier immer zum Absturz.
Versionen
- F-16A/B - Erste Produktionsversion
- F-16C/D - Gegenwärtige Einsatzversion der Air Force, mit verbesserter Avionik und stärkerem Triebwerk
- F-16CJ - F-16C, aufgerüstet für Wild Weasel-Einsätze
- F-16ADF - verbesserte F-16A/B für die Nationalgarde
- RF-16C/F-16R - Experimentelle Aufklärer-Version mit ATARS-Paket
- FS-X - modifizierte Version, Lizenzbau in Japan von Mitsubishi
- F-16XL - eine Version mit Delta-Flügeln, von der NASA zur aeronautischen Forschung genutzt
- F-16I - eine Version mit verbesserter Avionik, hergestellt für Israel
Inventar
(Zahlen von 1992):
- US Air Force, in aktiven Einheiten: 804
- US Air National Guard: 634
- US Reserve: 150
- Andere Luftwaffen: 1.300
- Insgesamt gebaut: etwa 2.900, weitere folgen bis mindestens 2004
Hersteller
- General Dynamics (USA)
- TAI (Türkei)
- Fokker (Niederlande)
- SABCA (Belgien)
- Dänemark
- Norwegen
Technische Daten
- Antrieb:
- F-16A/B: Pratt and Whitney F100-PW-200 Turbofan-Triebwerk mit Nachbrenner, 10.800 kg Trockenschub
- F-16C/D: Pratt and Whitney F-100-PW-200/220 oder General Electric F-110-GE-100Turbofan-Triebwerk mit Nachbrenner, 12.150 kg Trockenschub
- Abmessungen:
- Länge: 14,8 m - Ein- und Zweisitzer sind gleich lang, der zusätzliche Raum wird bei den F-16A/C für das Luft-Boden-Equipment und weitere Geräte genutzt.
- Höhe: 4,8 m
- Spannweite: 9,8 m
- Geschwindigkeiten:
- Höchstgeschwindigkeit: Mach 2
- Dienstgipfelhöhe: geheim, über 15 km
- Max. Startgewicht: 16.875 kg
- Reichweiten:
- Kampf (ohne Luftbetankung): 860 km
- Selbsttransport: mehr als 3.200 km
- Stückkosten:
- F-16A/B: 9,5 Mio. US-$
- F-16C/D: 12,8 Mio. US-$
- Bewaffnung:
- 20 mm M61 Vulcan Gatling-Geschütz
- Luft-Luft: AIM-9 Sidewinder und AIM-120 AMRAAM Raketen.
- Luft-Boden: AGM-65 Maverick, verschiedene Arten von Bomben ("dumm", lasergelenkt und Cluster)
Siehe auch: Kampfjet, Liste von Flugzeugtypen