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Klavikulafraktur

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Datei:Zerbrochenes schlüsselbein links.jpg
eine Röntgenaufnahme eines Schlüsselbeinbruchs
Datei:Zerbrochenes schlüsselbein links2.jpg
weitere Röntgenaufnahme des obigen Schlüsselbeinbruchs aus anderer Perspektive
Röntgenaufnahme einer lateralen Claviculafraktur (eines am äusseren Rand gebrochenen Schlüsselbeins) nach einem Bikeunfall. Behandlung durch während 4 Wochen ununterbrochen getragenen Rucksackverband.

Die Claviculafraktur (lateinisch „Schlüsselbeinbruch“) ist nach dem Bruch der Speiche der zweithäufigste Knochenbruch des Erwachsenen. Sie entsteht bei einem Sturz auf die Schulter, auf den ausgestreckten Arm oder bei direkter, oft nur geringer Gewalteinwirkung auf das Schlüsselbein. Der Knochenbruch ist im Allgemeinen ungefährlich.

Am häufigsten tritt diese Form des Knochenbruchs bei Kindern und Jugendlichen oder allgemein bei der Ausübung von körperkontaktbetonten Sportarten auf, zusätzlich bei Sportarten wie Ski-, Snowboardfahren, Radfahren und Reiten. Beim Motorradfahren kann bei einem Sturz das Schlüsselbein vom unteren Helmrand gebrochen werden.

Symptome

Erkennen des Bruchs

Das erste Symptom des Schlüsselbeinsbruchs ist eine sicht- und tastbare Schwellung oder Stufenbildung im Verlauf des Knochens, eine scheinbare Verlängerung des Armes und Veränderungen der Kopfhaltung. Außerdem spürt der Betroffene einen Druck- und Bewegungsschmerz. Der Patient legt automatisch den Oberarm in Schonhaltung an, wodurch die Schulter deutlich nach vorne neigt.

Selten kommt es zu einer offenen Verletzung durch eine Hautdurchspießung.

Bei derartigen Knochenbrüchen sind manchmal Nerven und Gefäße verletzt, wodurch ein großer sichtbarer Bluterguss entsteht.

Folgezeit

Nach vier Tagen bis einer Woche sind die anfänglich starken, stechenden Schmerzen, welche unter anderem durch krampfhafte Verspannung des Rückens noch verstärkt werden, vorüber. Dies steht im Zusammenhang mit der Kallusbildung des Gewebes um die Bruchstelle herum.

Diagnose

Durch eine normale Röntgenuntersuchung wird festgestellt, ob es sich tatsächlich um einen Schlüsselbeinbruch handelt.

Liegt außerdem der Verdacht auf einen Bänderriss am Schulter-Schlüsselbein-Gelenk nahe (Tossy I - III, abhängig von der exakten Lokalisation), oder je nach Arzt/Spital, kann u.U. auch eine sogenannte Panorama-Röntgenaufnahme vorgenommen, bei der die kranke mit der gesunden Gegenseite verglichen wird. Üblicherweise geschieht diese Aufnahme in sogenannter „Funktionsstellung“, d. h. der Patient muss während der Aufnahme in jeder Hand ein 10 kg-Gewicht halten.

Behandlung

Rucksackverband

Meist genügt es für vier bis sechs Wochen (bei Kindern drei Wochen) einen Rucksackverband anzulegen, welcher zur Entlastung der Bruchenden die Schultern nach hinten zieht und damit ein verkürztes Zusammenwachsen des Schlüsselbeins verhindern soll. In dieser Zeit ist es ratsam, körperliche Anstrengungen zu vermeiden. Außerdem ist es angenehm, wenn der Patient jemanden hat, der ihm bei alltäglichen Dingen wie Brot schneiden oder Hemd/Jacke an- und ausziehen hilft, da man durch den Rucksackverband und durch die Schmerzen stark in der Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist.

Beim Tragen des Rucksackverbands können Nerven oder Blutgefäße abgedrückt werden, was ein Anschwellen oder eine temporäre Taubheit von Teilen oder des gesamten Arms zur Folge haben kann. Diese Beschwerden sollten durch eine leichte Lockerung des Verbandes gelöst werden.

Operation

Eine Operation ist heute nur noch bei komplizierten Brüchen notwendig, wenn die Gefahr besteht, dass die Bruchstücke nicht gut zusammenwachsen würden, oder dass die scharfkantigen Bruchstücke die Haut durchspießen. Außerdem ist sie angezeigt bei Gefäß- oder Nervenverletzungen.

Die Operation des Schlüsselbeines, bei der der Bruch mit speziellen Platten und Schrauben oder Drähten geschient wird, sogennante Osteosynthese, erfolgt für gewöhnlich unter einer Vollnarkose, die immer ein gewisses gesundheitliches Risiko für den Patienten birgt. Schlüsselbeinbrüche, die operiert wurden, haben manchmal einen langwierigen Heilungsprozess über mehrere Wochen oder Monate zur Folge.

Alternativen

Als mögliche Alternative zum Rucksackverband wird seit ca. 2003 an der Universitätsklinik in Köln eine neue Operationsmethode erprobt, die Prevot-Nagelung. Über einen winzigen Hautschnitt wird ein kleiner, elastischer Nagel aus Titan in den gebrochenen Knochen eingebracht. Durch seine Größe und Elastizität passt er sich der Form des Schlüsselbeins an. Unmittelbar nach dem Eingriff spürt der Patient eine Schmerzlinderung. Er kann Arme und Schultern relativ schnell wieder bewegen. Allerdings ist diese OP-Methode nur in den ersten 10 Tagen nach dem Bruch möglich, da dann die Knochenenden beginnen zu heilen. Diese Technik wird mittlerweile auch flächendeckend in vielen Kliniken in Deutschland eingesetzt.

Heilungsprozess

Nach ca. ein bis zwei Wochen fängt das Gemisch aus Blut und Knochenmark an zu verknorpeln. Dabei ist es gleichgültig, ob die Bruchenden direkt aufeinander stehen oder sich nur seitlich oder gar nicht berühren. Denn im Gegensatz zur primären Knochenheilung, welche bedeutet, dass ohne Zwischenschaltung eines nicht knöchernen Gewebes die Bruchenden vereint werden, verläuft die Heilung eines Schlüsselbeinbruchs über verschiedene Kallusstufen, wodurch das Gewebe sekundär in Knochen umgewandelt wird. Das bedeutet es bildet sich ein Zwischengewebe (Kallus), welches die spätere, bei der Claviculafraktur meist durch eine Erhebung an der ehemaligen Bruchstelle sichtbare, Knochennarbe bildet.

Nach sechs Wochen ist eine Verknöcherung festzustellen, welche nach zwei bis drei Monaten vollständig ausgehärtet ist. Die gleiche Belastbarkeit wie vor der Verletzung hat der Knochen allerdings erst nach ca. sechs Monaten.

Bekannte Fälle