Palast der Sowjets
Der Palast der Sowjets (auf russisch: Дворец советов; Aussprache: [ ]) war ein nichtverwirklichtes Bauprojekt aus den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts in Moskau, der damaligen Sowjetunion heutiges Russland. Er wäre nach Fertigstellung mit einer Höhe von 415m das größte Gebäude der Welt geworden.
Den Entwurf zum Bau des Palastes gewann der Architekt Boris Jofan, der die Ausschreibung um den Bau des Palastes gewonnen hatte. Im Laufe der Geschichte um den Palast gab es immer wieder Änderungen am Baukonzept, sei es das Aussehen oder den Standort des Palastes in Moskau betreffend.
Geschichte des Palasts der Sowjets
Planung

Die Planungen für den Bau eines sogenannten Palastes der Sowjets wie es in einer Sitzung lautete, der im Stile des sozialistischen Klassizismus erbaut werden sollte, begannen bereits im Gründungjahr der UdSSR, welche im Jahr 1922 war. Auf dem I. Parteitag der KPdSU des Jahres 1922 wurden Pläne von Josef Stalins potentiellen Rivalen im Machtkampf um die Sowjet(Räte-)herrschaft Sergei Kirow geäußert.
Der Palast der Sowjets sollte zum Mittelpunkt des sogenannte neuen Moskaus werden. Moskau sollte neu gebaut werden, da Moskau am 12. März 1918 zur Hauptstadt der Sowjetunion erklärt wurde, und auch die neue kommunistische Regierung von Petrograd (heutiges Sankt Petersburg) nach Moskau in den Kreml am Roten Platz zog. Die neue Hauptstadt der Sowjetunion sollte nicht mehr vom zaristischen, sondern vom neuen sozialistischen Baustil geprägt sein und zudem Anstoß für den Bau weiterer Hochhäuser sein. Nach Fertigstellung dieser städtebaulichen Projekte sollte Moskau zu einer idealen sozialistischen Stadt werden.
Die weiteren Planungen über das neue Moskau wurden in dem Film Moskau aus dem Jahr 1939, welcher die Städtebauvision über diese Idealstadt im Sozialismus in der Sowjetunion aufzeigt, dokumentiert.
Standort des Palastes
Ursprünglich wurde als Standort ein Grundstück im Zentrum Moskaus an der Trewerstraße gewählt. Hätte man diesen Vorschlag angenommen, wären große bauliche Anstrengungen erforderlich gewesen. Um Platz für den Palast zu schaffen, hätten etliche Wohnhausreihen in der Moskauer Innenstadt niedergerissen werden müssen. Später wurde jedoch der Vorschlag der Gruppe Asanowa (deutsch: Assoziationen neuer (Innen-)Architektektur) gewählt, welcher vorsah, den Palast der Sowjets auf dem direkt am Ufer des Flusses Moskwa westlich des Kreml gelegenen Platz der Erlöserkirche zu erbauen. Der Platz wurde am Ende des 19. Jahrhunderts anlässlich des Sieges über Napoleon gebaut. Schließlich wurde am 5. Dezember 1931 das auf dem Platz stehende Kirchenbauwerk von Lasar Kaganowitsch mit Einverständnis von Stalin gesprengt, um auf dem Grundstück den Palast der Sowjets bauen zu lassen.
Ausschreibung
In den Jahren 1931 bis 1933 wurden die Wettbewerbe von der Planung zum Bau des Palastes ausgerichtet.
Laut Wettbewerbsregeln sollte der Palast als ein monolithischer Komplex und als eine kühne Hochhauskomposition mit einem beliebigen Abschluss gestaltet werden. Den Entwurf gewann der eher unbekannte Boris Jofans, dem in den Folgejahren weitere Bauprojekte, wie der sowjetische Pavillon bei der Expo 1937 in Paris, von der sowjetische Führung übertragen werden sollten. Jofans gewann die Ausschreibung vor dem sehr bekannten französisch-schweizerischen Architekten Le Corbusier und den beiden deutschen Architekten Walter Gropius und Erich Mendelsohn.
Baukonzept
Das Baukonzept sah ein Hochhaus aus drei aufeinander stehenden zylindrischen Körpern vor, die auf einem zweistufigen Stylobat ruhten. Das Gebäude sollte von einer 57 bis 75m hohen Leninstatue bekrönt werden. Insgesamt sollte das im Jahre 1937 begonnene Gebäude eine Höhe von 415m haben. Das Fundament wurde im Jahre 1939 fertiggestellt. 1941 wurde der Bau jedoch, auf Grund des Krieges eingestellt.
Der Palast der Sowjets sollte Teil eines umfassenden, die Stadt neugestaltenden Vorhabens sein. Bei diesem sollte die historische Ring- und Radialstruktur beibehalten werden. Zusätzliche Prunkbauten, wie die Universität auf den Leninbergen, das Pantheon "Ewiger Ruhm für die großen Menschen des Sowjetlandes" oder das Lenin-Stadion (heute: Luschniki-Stadion vom Traditionsverein Spartak Moskau) an der Moskwa-Krümmung wurden in dieser Periode geplant. Zusätzlich sollte ein Grüngürtel (Gärten, Parks) bis in das Stadtzentrum dringen.
Der im Jahre 1956 neu ausgeschriebene Wettbewerb, für den die bestehenden Fundamente verwendet werden sollten, wurde jedoch nie realisiert. In den folgenden Jahrzehnten wurden keine weiteren Ausschreibungen zum Bau des Palastes der Sowjets vorgenommen.
Referenzen um die Statue auf dem Palast
Das damalige Staatsoberhaupt der Sowjetunion, Josef Stalin, begnügte sich anfänglich noch damit, als Statue neben Lenin auf dem Dach des Palastes zu stehen, wie es die ersten Bauplänen vorsahen. Da Boris Jofan nicht im Stande war, dies zu realisieren, sollte dann Stalin allein, wie auf dem oben gezeigten Bild des Artikels, den Abschluss des Bauwerks bilden. Stalin wollte damit sich selbst als Symbol des neuen, über die Welt herrschenden, sowjetischen Arbeiters zeigen.
In Wahrheit spiegelt der Entwurf, den Palast der Sowjets mit der Statue Stalins zu erbauen, jedoch nur die Hierachiepyramide des Stalinismus wieder, an dessen Spitze der unbestrittene Führer, Josef Stalin thront. Stalins Entscheidung, die Baupläne so zu ändern, dass er als alleinige Statue an den Abschluß des Palastes gesetzt wird, geben den Äußerungen von Nikita Chruschtschow über den Personenkult um Stalin recht.
Bei der neu angesetzten Ausschreibung zum Bau des Palastes, die nach dem zweiten Weltkrieg im Jahre 1956 angesetzt wurden, war keine abschließende Statue mehr vorgesehen.
Bauliche Probleme
Der Bau des Palastes der Sowjets hatte in seiner Bauzeit immer wieder Wasserprobleme, seien es Überschwemmungen aus dem nahe gelegenen Fluss der Moskwa, welche immer wieder zu Problemen führten. Oder sei es der sumpfige Moskauer Boden, der nach heutiger architektonischer Sicht mit den heute üblichen Beton-Säulen ausgebaut werden würde, um einem Gebäude, wie dem Palast der Sowjets, genügend Stabilität zu verschaffen, und nicht wie es die Planungen um den Palast vorsahen, die nur ein Fundament zur Stabilisierung des Palastes vorsahen.
Desweiteren gab es immer wieder Mangel an Kapital bzw. Geld, sei es um die Baustoffe oder die Arbeiter zu bezahlen. Bei diesen Ausseinandersetzungen um Geld kam es auch immer wieder zu kurzen Streiks, die aber den weiter Bau nicht ernsthaft beeinträchtigt haben.
Geschichte um den Palast der Sowjets 1956
Planung
Die Planungen für den Weiterbau des Palastes der Sowjets wurden auf Grund des Krieges und weiterer innerpolitischer Probleme auf das Jahre 1956 angesetzt.
In der Mitte des Jahre 1956 sollten die Wettbewerbe über den Weiterbau des Palastes ausgetragen werden.
XX. Parteitag der KPdSU
Der XX. Parteitag der KPdSU fand vom 14. Februar bis zum 26. Februar 1956 in Moskau statt. Auf diesem Parteitag der Staatspartei KPdSU wurden von dem damaligen Staatsoberhaupt Nikita Chruschtschow Stalins Verbrechen erstmals offengelegt, womit die sogenannte Tauwetter-Periode oder auch Entstalinisierung begann.
Dies war der Grund für das Ende des dem Plan der sowjetischen Regierung in den 20-er und 30-er Jahren entsprechenden Weiterbaus des Palastes der Sowjets und des dazu gehörenden großen Umbaus Moskaus in eine Stadt der Sowjets mit Repräsentativbauten im Stile des sozialistischen Klassizismus (auch „stalinistischer Zuckerbäckerstil“ oder „Stalin-Empire“ genannt).
Geschichte um den Palast der Sowjets nach 1956

Nach dem Baustop wurde in der Moskauer Stadtregierung um die weitere Nutzung des Platz der Erlöserkirche, auf dem noch das Fundament aus dem Jahre 1939 stand, diskutiert. Nach einer baulichen Überprüfung der Fundamente hatte sich heraus gestellt, dass die Fundamente nicht mehr tragfähig waren, worauf auf dem Boden eine beheizbare Badeanstalt errichtet.
Nach Zusammenbruch der Sowjetunion, im Jahre 1991, wurde der Wiederaufbau der Kathedrale beschlossen. Das marode Schwimmbad wurde abgerissen und 1992 erfolgte die Grundsteinlegung. Am 19. August 2000 wurde die Kirche wiedereröffnet.
Dokumentation über den Palast der Sowjets
- Das neue Moskau, die Stadt der Sowjets im Film:
Im Jahre 1939 drehte der sowjetische Regisseur Viktor Morgenstern den Dokumentarfilm Moskau. Der Film zeigt die Städtebauvision einer von Moskau verkörperten Idealstadt im Sozialismus. Im gesamten Film werden Straßen, wie die Trewerstraße gezeigt, die mehrheitlich nach dem Baustil aus der zaristischen Zeit gebaut wurden gezeigt. Danach werden diese Straßenszenen nochmals, aber in dem neuen sozialistischen Klassizistischen Baustiles nochmals gezeigt, Prunkbauten sollten das Stadtbild des neuen Moskaus prägen.
Kulissen im Format 1 zu 1 sollten dem Zuschauern den Eindruck verschaffen, welcher auf Grund der fehlenden Städtebaukultur und einer ständigen Mangelwirtschaft in der damaligen Sowjetunion nie verwirklichbar gewesen wären.
Weitere Bilder
-
Der Palast der Sowjets im Film Das neue Moskau: Die Stadt der Sowjets im Film
-
Boris Jofan projektierte den Palast der Sowjets
-
Blick auf den Palast der Sowjets aus der Luft
-
Der Palast mit einer anderen Statue an der Gebäudespitze
-
Bauskizze des Palastes der Sowjets
-
Die Aula des Palastes der Sowjets
-
Baupläne von Le Corbusier vom Jahre 1931
-
Blick über das Bauareal
Literatur
- Peter Englund (übersetzt von Paul Berf): Menschheit am Nullpunkt. Aus dem Abgrund des 20. Jahrhunderts., Klett-Cotta, Stuttgart 2001, ISBN 3-608-93547-9
- Naum Gabo and the competition for the Palace of Soviets Moscow 1931 - 1933: Eine Ausstellung organisiert von den Berliner Galerien, dem Museum für Moderne Kunst, für Moderne Fotographie und für Moderne Architektur (engl.) ISBN 3-927-87323-3
- Slavoj Zizek: Revolution at the Gates. A Selections of Writings from February to October 1917 (engl.) ISBN 1-859-84661-0
- Janina Urussowa: Das neue Moskau. Die Stadt der Sowjets im Film 1917 - 1941. Böhlau, 2002 ISBN 3412166014
WebLinks
- Das neue Moskau: Visionen werden wahr (deu.)
- Wettbewerbsentwurf für den Palast der Sowjets (deut.)
- Russland - Das 20. Jahrhundert: Konstanten und Variablen (deu.)
- Internetpräsenz über die Ausschreibung zum Bau des Palastes (russ./ engl.)
- Stalinist Skyscrapers (engl.)
- Soviet Palace Internetpräsenz von TIME über den Palast der Sowjets (engl.)
- Baupläne über den Palast der Sowjets (engl.)
- Le Corbusier, Bilder für die Ausschreibung zum Bau des Palastes der Sowjets, 1931. [1]