Franz Anton Mesmer


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Franz manchmal auch Friedrich Anton Mesmer (* 23. Mai 1734 in Iznang am Bodensee, Deutschland; † 5. März 1815 in Meersburg, Deutschland) war der Begründer der Lehre vom animalischen Magnetismus, auch Mesmerismus genannt.
Leben
Geboren und aufgewachsen am Bodensee zog Mesmer für das Studium der Medizin nach Wien. Er wurde als Schüler des Hofarztes der Kaiserin Maria Theresia, Gerard van Swieten, akzeptiert. Beeinflusst vom katholischen Priester Johann Joseph Gassner beschäftigte er sich mit den Auswirkungen der Planeten auf den Menschen. Seiner Theorie nach, die er in der Abhandlung "De planetarum influxu" niederlegte, beeinflussen die gegenseitigen Anziehungskräfte der Planeten das menschliche Nervensystem. Magnete sollten durch ihre natürlichen Strahlen ebenfalls eine heilsame Wirkung auf tierische und menschliche Organismen haben. Diese Thesen legte er im "Sendschreiben an einen auswärtigen Arzt über die Magnetkur" (Wien 1775) für die Fachwelt nieder und nannte sie "Animalischen Magnetismus".
Die Wiener Medizinische Fakultät stand den Thesen Mesmers sehr kritisch gegenüber und als er ein Hospital für seine Methode des Heilens in Wien gründete, und damit sehr erfolgreich war, formierten sich die Gegner. Sie benutzten seine erfolglose Therapie der Maria Theresia Paradis (1759-1824), um seine Heilmethode als unwirksam hinzustellen. Paradis war das Patenkind Maria Theresias und seit ihrem dritten Lebensjahr blind. Sie war eine bekannte Sängerin und Komponistin in Wien. Sie wurde letztendlich zum Stolperstein für Mesmer in Wien. 1777 wurde von einer durch die Kaiserin einberufenen Expertenkommission festgestellt, daß Mesmers Heilmethode nur Betrug sei.
1778 zog Mesmer daher nach Paris. Die Wiener Gesandtschaft half ihm beim Aufbau einer Praxis in einem Haus an der Place Vendome, die innerhalb kurzer Zeit sehr beliebt und erfolgreich war.Auch hier wurde er von der medizinischen Fakultät feindlich aufgenommen. Die von der Universität eingesetzte Kommission kam zu einem ebenso vernichtenden Urteil wie die Kommission in Wien.
Von offizieller französischer Seite wurde ihm eine beträchtliche Summe für seine Methode geboten. Mesmer bevorzugte allerdings den Weg, durch Bergasse, einen Verfechter der Mesmerschen Theorien, eine Subskription zu eröffnen, die 340.000 Livres eintrug, obwohl die genaue Behandlungsmethodik nie mitgeteilt wurde.
Durch seine große Bekanntheit sah sich die Regierung schließlich veranlasst, die Sache durch drei Kommissionen, die mit etablierten französischen Ärzten und Naturforschern besetzt war, genau zu untersuchen. Die Kommissionen kamen wiederum zu einem sehr ungünstigen Urteil, da sie keine klare Beweiskette zwischen Behandlung und Heilungserfolg feststellen konnten.
Die negative Stimmung und die sich abzeichnende Revolution veranlassten Mesmer, Paris zu verlassen. Nach Reisen durch England und Deutschland ließ er sich schließlich in Frauen-Feld in der Schweiz nieder. Er arbeitete weiter und dressierte in seiner Freizeit Vögel. Er war durch eine Rente des französischen Staates finanziell abgesichert.
Mesmer brachte mit Unterstützung durch Karl Christian Wolfart die Schrift "Mesmerismus oder System der Wechselwirkungen" im Jahre 1814 heraus. Im selben Jahr übersiedelte er nach Meersburg, wo er 1815 an einem Schlaganfall starb.
Wirken
Die Romantik zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Deutschland förderte die erneute Verbreitung der Mesmerschen Thesen. Die Lehren des Franz Mesmer hatten auf verschiedene Bereiche der Psychologie große Auswirkungen. Somnambulismus (Puysegur), Psychoanalyse (Sigmund Freud), Suggestionstherapie (E. Coue), der Hypnose aber auch parapsychologische Therapien, wie die Musiktherapie oder die aus dem chinesischen übernommene Theorie des Lebensmagnetismus (Chi) enthalten Elemente seiner Werke.
Franz Xaver Messerschmidt und Mesmer
Franz Xaver Messerschmidt (1736-1783) war ein Künstler, der insbesondere durch seine Portraitplastiken bekannt wurde. Mesmer machte seinen Freund Messerschmidt mit seinen Theorien vertraut, die später in dessen Plastiken einflossen.
Maria Theresia Paradis und Mesmer
Maria Theresia Paradis (1759-1824) war seit ihrem dritten Lebensjahr blind. Sie war eine bekannte Sängerin und Komponistin in Wien. Sie war mit Mesmer gut befreundet und verkehrte in seinem Palais auf der Landstraße in Wien. Sie erhoffte sich durch seine Behandlung vergeblich Heilung.
Wolfgang Amadeus Mozart und Mesmer
1768 wurde im Garten des Palais Mesmer auf der Landstraße in Wien angeblich das Werk "Bastien und Bastienne" unter Beisein von Mozart und seinem Vater uraufgeführt. Mozart integrierte in seiner Oper „Cosi fan tutte“ den Mesmerismus auch auf satirische Art und Weise.
Verschwörungstheorien
Die Idee der Bio-Energie und des Magnetismus hat die Menschen immer wieder inspiriert und beflügelt. Verschiedenste esoterische Lehren und Kulte verwenden Konzepte, die auf Mesmers Lehre beruhen. Seine Person wird so hochstilisiert. So soll Mesmer zum Beispiel ein Schüler des Grafen von Saint Germain (1696-1794) gewesen sein, eines Alchimisten und Okkultisten.
Trivia
Stefan Zweig hat ihm zusammen mit Mary Baker Eddy, der Gründerin und Entdeckerin der Christian Science und Sigmund Freud, dem Vater der Psychoanalyse eine literarische Darstellung gewidmet.
Das im übertragenen Sinne von gebannte Aufmerksamkeit erregen, hypnotisieren gebräuchliche englische Verb to mesmerize erinnert noch heute an seinen Namen.
Episoden aus Mesmers Leben wurden 1994 von Roger Spottiswoode in dem Spielfilm Mesmer verarbeitet.
Zitate zu Mesmer
- "Der Mesmerismus ist, wenigstens vom philosophischen Standpunkte aus betrachtet, die inhaltsschwerste aller jemals gemachten Entdeckungen." (Arthur Schopenhauer)
- "Wer heutzutage die Thatsachen des animalischen Magnetismus und seines Hellsehens bezweifelt, ist nicht ungläubig, sondern unwissend zu nennen."(Arthur Schopenhauer)
Werke
(im Auszug)
- Mesmer, F. A. (1779). Mémoire sur la découverte du magnetisme animal. Génève [u.a.], Didot.
- Mesmer, F. A. (1781). Lettre à Monsieur Mesmer et autres pièces concernant la maladie de la Dlle. Berlancourt de Beauvais. Beauvais,.
- Mesmer, F. A. (1781). Précis Historique Des Faits Relatifs Au Magnétisme-Animal Jusques En Avril 1781. Londres,.
- Mesmer, F. A. (1784). Lettre de M. Mesmer à M. le comte de C... d.d. Paris, 31. août 1784.
- Mesmer, F. A. (1784). Lettre d'un médecin de Paris à un médecin de province. s.l.,.
- Mesmer, F. A. (1784). Lettres de M. Mesmer à M. Vicq.-d'Azyr et à Messieurs les auteurs du Journal de Paris. Bruxelles,.
- Mesmer, F. A. (1784). Lettres de M. Mesmer à Messieurs les auteurs du Journal de Paris et à M. Franklin. s.l.,.
- Mesmer, F. A. (1785). Aphorismes. Paris,.
- Mesmer, F. A. (1785). Lehrsätze des Hrn. Mesmers. Strasburg,.
- Mesmer, F. A. (1786). Neue Beiträge zur praktischen Anwendung des Thierischen Magnetismus : In verschiedenen Abhandlungen ... ; Ein Nachtrag zu den Lehrsätzen des Hrn Mesmers ... ; Aus Hrn. Caullet de Veaumorel dritter Ausgabe mit möglichster Treue übersetzt ; [Nebst einem Anhange]. Strasburg,.
- Mesmer, F. A. (1799). Lettres de F. A. Mesmer sur l'origine de la petite vérole et le moyen de la faire cesser. Paris,.
- Mesmer, F. A. (1799). Mémoire de F. A. Mesmer ... sur ses decouvertes. Paris,.
- Mesmer, F. A. (1800). Ueber meine Entdeckungen : Aus dem Französischen übersetzt (In Paris herausgenommen im 8n Jahre d. Republik). Jena, Stahl.
- Mesmer, F. A. (1812). Allgemeine Erläuterungen über den Magnetismus und den Somnambulismus : als vorläufige Einleitung in das Natursystem. Halle [u.a.], Buchh. d. Hallischen Waisenhauses.
- Mesmer, F. A. (1812). Ueber den Ursprung und die wahre Natur der Pokken, so wie über die Möglichkeit der gänzlichen Ausrottung durch die einzig richtige naturgemässe Verfahrungsart bei der Geburt. Halle ;Berlin, Buchh. des Waisenhauses.
- Mesmer, F. A. (1985). Abhandlung über die Entdeckung des thierischen Magnetismus. Tübingen, Ed. Diskord.
- Mesmer, F. A. and L. Caullet de Veaumorel (1785). Lehrsäzze|| des|| Herrn Mesmer's|| : so wie er sie in den geheimen Versammlungen|| der Harmonia mit getheilt hat, und worinnen man|| seine Grundsäzze, seine Theorie, und die Mittel|| findet selbst zu magnetisiren. Strasburg, Verl. der akad. Buchh.
- Mesmer, F. A., A. T. J. A. M. M. d. Fortia de Piles, et al. (1785). Correspondence de M. M[esmer] sur les nouvelles découvertes du baquet octrogone, de l'homme-baquet et du baquet moral, pouvant servir de suite aux aphorismes. Recueillie et publié par M.M. de F[ortia de Piles], J[ourgniac de Saint-Méard] et [Louis de] B[oisgelin]. Libourne ;Paris,.
- Mesmer, F. A. and K. C. Wolfart (1814). Mesmerismus oder System der Wechselwirkungen, Theorie und Anwendung des thierischen Magnetismus als die allgemeine Heilkunde zur Erhaltung des Menschen : mit dem Bildniß des Verfassers und 6 Kupfertafeln. Berlin, Nikolai.
- Mesmer, F. A. and K. C. Wolfart (1814). ~. Nachdruck der Ausgabe Berlin 1814 durch E. J. Bonset, Amsterdam, 1966
- Mesmer, M. F. A., Caullet, et al. (1785). Aphorismes. Paris,.
Literatur
(Nach Erscheinung geordnet)
- Bergasse and M. F. A. Mesmer (1785). Observations de Bergasse, sur un écrit du docteur Mesmer, ayant pour titre: Letre de l'inventeur du magnétisme animal à l'auteur des réflexions préliminaires. Londres,.
- Paulet, J.-J. (1785). Der gerechtfertigte Mesmer, oder Abhandlung über den thierischen Magnetismus : aus dem Franz. übers. Franckfurth ;Leipzig,.
- Wolfart, K. C. and F. A. Mesmer (1815). Erläuterungen zum Mesmerismus. Berlin, Nikolai.
- Kerner, J. (1856). Franz Anton Mesmer aus Schwaben, Entdecker des thierischen Magnetismus : Erinnerungen an denselben, nebst Nachrichten von den letzten Jahren seines Lebens zu Meersburg am Bodensee. Frankfurt a. M., Literarische Anstalt.
- Zweig, S. (1936). Die Heilung durch den Geist : Mesmer, Mary Baker-Eddy, Freud. Wien [u.a.], Reichner.
- Milt, B. (1952). Franz Anton Mesmer und seine Beziehungen zur Schweiz. Zürich, Leemann.
- Benz, E. (1976). Franz Anton Mesmer (1734 - 1815) und seine Ausstrahlung in Europa und Amerika. München, Fink.
- Benz, E. (1977). Franz Anton Mesmer und die philosophischen Grundlagen des "animalischen Magnetismus". Mainz [u.a.], Akad. d. Wiss. u. d. Lit.
- Sloterdijk, P. (1985). Der Zauberbaum : die Entstehung der Psychoanalyse im Jahr 1785 ; epischer Versuch zur Philosophie der Psychologie. Frankfurt am Main, Suhrkamp.
- Wolters, G. and W. Bongartz (1988). Franz Anton Mesmer und der Mesmerismus : Wissenschaft, Scharlatanerie, Poesie. Konstanz, Univ.-Verl. Konstanz.
- Treichler, H. P. (1988). Die magnetische Zeit : Alltag und Lebensgefühl im frühen 19. Jahrhundert. Zürich, SV Internat., Schweizer Verl.-Haus.
- Thuillier, J. (1990). Die Entdeckung des Lebensfeuers : Franz Anton Mesmer ; eine Biographie. Wien [u.a.], Zsolnay.
- Florey, E. and F. A. Mesmer (1995). Ars magnetica : Franz Anton Mesmer 1734 - 1815 ; Magier vom Bodensee. Konstanz, Univ.-Verl. Konstanz.
- Gabay, A. (2005). Covert enlightenment : eighteenth-century counterculture and its aftermath. West Chester, Pa., Swedenborg Foundation Publ.
- Matala de Mazza, E. (2004). "Wechselreitzung" : organische Gemeinschaft und Poetik der Stimulation bei Novalis und Franz Anton Mesmer.
- Mills, B. (2006). Poe, Fuller, and the mesmeric arts : transition states in the American Renaissance. Columbia, Mo. [u.a.], University of Missouri Press.
- Schmitz-Emans, M. (2002). Der Abenteurer als Magnetiseur - Franz Anton Mesmer.
- Thompson, H. (1999). Gender, or the king's secret : Franz Anton Mesmer's magnetic public sphere.
Weblinks
- Ausschnitte aus dem Buch "Mesmerismus oder System der Wechselwirkungen, Theorie und Anwendung des thierischen Magnetismus als die allgemeine Heilkunde zur Erhaltung des Menschen" von Dr. Friedrich Anton Mesmer
- Wirkungsgeschichte Franz Anton Mesmers
- "Memoires de Mesmer", Die Autobiographie von Franz Anton Mesmer
- eLib Austria Bio und Volltext zu Franz Anton Mesmer
- Vorlage:PND
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Personendaten | |
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NAME | Mesmer, Franz Anton |
ALTERNATIVNAMEN | Mesmer, Friedrich Anton |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Arzt, Begründer des Mesmerismus |
GEBURTSDATUM | 23. Mai 1734 |
GEBURTSORT | Iznang am Bodensee, Deutschland |
STERBEDATUM | 5. März 1815 |
STERBEORT | Meersburg, Deutschland |