Zum Inhalt springen

Suggestopädie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. Juli 2003 um 01:07 Uhr durch Atman Sun (Diskussion | Beiträge) (Links eingef.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Suggestopädie ist eine vom Arzt und Psychotherapeuten Dr. Georgi Lozanov in den 60´er Jahren des vergangenen Jahrhunderts entwicklete Lernmethode. Diese ist auch unter dem Begriff Superleraning bekannt geworden.

Dr. Lozanov hatte auf seinen Reisen das Phänomen des "Supergedächtnisses" (Hypermnese) bei Fakiren und Yogis entdeckt. Bei seinen Beobachtungen bemerkte er, dass die Personen während ihren geistigen Höchstleistungen körperlich und mental völlig entspannt waren. Daraus schloss er, dass bei dieser Art von Entspannung ein erhöhtes Maß an Informationen aufgenommen und verarbeitet werden kann. Auf Grund dieser Ergebnisse gründete er das Institut für “Suggestologie” in Sofia (Bulgarien).

Er erkannte, dass das menschliche Gehirn je nach Tätigkeit und Auslastung in verschiedenen Frequenzbereichen arbeitet; je größer die zu verarbeitende Datenmenge, desto höher steigt die Frequenz mit der Folge einer neuronalen Überlagerung mit der Folge von möglichen Laufzeitfehlern. Unser Gehirn erfordert im übertragenen Sinne die gleiche sorgfältige Behandlung wie eine CPU. Der Nebeneffekt: Entspanntes Lernen macht viel mehr Freude - und das soll ja bei sauber getakteten Rechnern (man verzeihe den Vergleich) ähnlich sein. Dieser Vorteil, in Verbindung mit einer höheren Lerngeschwindigkeit rentiert den Mehraufwand der Methode vor allem bei Langzeitmaßnahmen.

Die Verarbeitungsraten des menschlichen Gehirns:

  • Delta: 1 bis 3Hz
  • Tiefschlaf, sehr tiefe Meditation, Tiefhypnose, Trance, Heilung
  • Theta: 4 bis 7Hz
  • Traumschlaf & Phantasiereisen, tiefe Meditation, Inspiration, erhöhte Lern- & Erinnerungsfähigkeit
  • Alpha: 8 bis 12Hz
  • angenehme Entspannung, Dösen, ruhig fließendes Denken, leichte Meditation, Superlearning. Hier kann die Suggestopädie z.T. gezielt hinführen.
  • Beta: 13bis 30Hz
  • hektisches Denken, Alarmbereitschaft, Stress

Nicht gegen die Natur, sondern mit ihr lautet also das Prinzip ganzheitlichen Lernens. Durch die Bereitstellung von visuellen, kinästhetischen und auditiven Reizen zum Inhalt, bietet die suggestopädisch wirksame Lernumgebung Spiel und Spaß, Bewegung und Ruhe im rhythmischen Wechsel eines dramaturgisch abgestimmten Lernprozesses.

Der Vorgang ist vergleichbar dem des natürlichen Lernens, dass Menschen in frührer Kindheit zeigen. Ganz so wie im Kindergarten, als man noch in kürzester Zeit die komplexesten Zusammenhänge schnell und einfach begriff.

Suggestopädie hat auch nichts mit Tiefenentspannung oder gar Hypnose zu tun. Hier wird keineswegs im Schlaf gelernt. Im Gegenteil: beim Lernen mit suggestopädischen Methoden sind die Teilnehmer wach - wohl aber öfter im Alpha- Wellen- Zustand, sitzen in sich ruhig mit geschlossenen Augen und nehmen unbewusst auf, was sie selbst kurz zuvor gemeinsam in der Gruppen erarbeitet und präsentiert haben.

"To suggest" (vorschlagen) bedeutet hier das Angebot zu neuen Seminarformen zwischen Schulung und Coaching / Gestalttherapie. Die neurophysiologischen Zusammenhänge helfen also Zeit zu sparen, die suggestopädische Trainingsdevise lautet: Erlaubt ist, was euch weiterbringt!

Elemente der Suggestopädie

  • Motivation: negative Selbsteinschätzung wird entschärft, die positive Selbsteinschätzung gefördert
  • Musik: sie wird als Katalysator für die Langzeitspeicherung von Wissen eingesetzt
  • Spiele: Lernspiele und spontane zwischenmenschliche Aktionen fördern die Speicherung von Wissen
  • Mentale Auseinandersetzung: kritische Auseinandersetzung mit dem Lernstoff fördert das analytische Denken und trainiert die kognitven Fähigkeiten
  • Abwechslung: dramaturgsich stimmigge Phasen von geistiger Angeregtheit und Konzentration mit aktiven Spielmomenten helfen Anspannung zu vermeiden
  • Gruppenarbeit, Partner- und Kleingruppenarbeit fördern den Austausch und das gemeinsame Erleben.
  • Stimuli: periphäre Stimuli (zumeist Lernplakate an den Wänden oder [[NLP]-Anker) unterstützen durch unbewusste Aufnahme von Lernstoff die Behaltensrate.
  • Raumgestaltung: es ist kein Geheimniss, dass Lichttemperatur, Tischanordnung, Farbgebung und Geruch die Lernleistung erheblich beeinflussen. Die Suggestopädie nutzt diese Erkenntnisse.

Kritik

Vor allem der erhebliche Aufwand zur Vorbereitung einer Lerneinheit sowie die bei mit der Methode unbekannten Teilnehmern grundätzliche Skepsis vor "Spielereien" in der Erwachsenenbildung führen zu geringer Akzeptanz der Mehtode. Gerade im Firmenbereich, in dem aus Zeit- und Kostengründen in extrem kurzen Zeitfenstern sehr rasch nachprüfbare Ergebnisse erzielt werden müssen, hat sich die Suggestopädie bisher nicht durchgesetzt.

Der Break-even-Punkt von Mehraufwand zur Einfürhung in einer Gruppe zum schnelleren Lernerfolg kann bei zwei Seminartagen angesetzt werden. Bei Maßnahmen, die länger als drei Tage andauern kann die Mehtode zu erstaunlichen Ergebnissen führen. Deswegen findet sich die Methodik vor allem in Lanzeitmaßnehmen wie z.B. Sprachkursen, Umschulungen und intensiven Weiterbildungen eher wieder.

Ausbildung

Die Ausbildung zum Suggestopäden ist einheitlich geregelt. Der Dachverband in Deutschland DGSL (Deutsche Gesellschaft für Suggestopädisches Lehren und Lernen) führt eine Übersicht der Weiterbildungseinrichtungen die entsprechende Qualifizierungen anbieten. Nach Abschluss mehrerer Aufbauseminare mit viel Praxisanteil und Anwendungsphasen zwischen den Seminaren schließt die Ausbildung mit dem Abschluss als "Suggestopäde DGSL". Diese Berufsbezeichnung ist allerdings nicht geschützt.


Quellen