Dreiecksgiebel
Als Dreiecksgiebel bezeichnet man in der Architektur im Allgemeinen eine dreieckige Fläche. Im ursprünglichen Sinne ist wirklich ein dreieckiger Giebel gemeint. In der Architekturgeschichte wurde dieses Motiv dann auch als Ornament über Toren, Türen und Fenstern eingesetzt. Es kann sowohl plastisch hervortreten, indem Naturstein-elemente oder Putz beziehungsweise Stuck verwendet wird oder auch nur auf den Putz aufgemalt sein.
Ein Giebel (Bauteil) ist zunächst einmal die Wandfläche, die sich zwischen den Ortgang-Linien eines geneigten Daches befindet. Die Form des Giebels hängt von der Dachkonstruktion des Hauses ab. Bei der sehr häufig anzutreffenden Form des Satteldaches ist diese Wandfläche dreieckig.
Dreiecksgiebel über Toren und Türen
Dreieckige Giebel-Ornamente wurde schon in der Antike über Toren und Türen verwendet, zum Beispiel beim Löwentor in Mykene. Diese Flächen wurden häufig reich verziert, mach spricht dann von einem Tympanon.
Dreiecksgiebel über Fenstern
Als in der späten Antike neue Konstruktionsmethoden entwickelt wurden konnte man die Fassaden von Gebäuden freier gestalten. Bestimmte vorher die Konstruktion das Erscheinungsbild eines Bauwerks, so war es jetzt möglich, die Fassade mehr und mehr unabhängig vom Tragwerk zu gestalten. Man spricht auch von der freien Disposition. Die Fassade wird zum wesentlichen Gestaltungselement in der Architektur.

Im folgenden entwickelt sich eine reiche Formensprache, Schaufassaden (man spricht auch von Blendarchitektur) verzierten repräsentative Gebäude. Kleine Wandnischen, Ädikula genannt dienen schon in der hellenistischen und römischen Architektur zur Gliederung großer Wandflächen. Beim Baptisterium San Giovanni (frühes 11. Jahrhundert) werden Dreiecksgiebel über Fensteröffnungen als Gestaltungselement eingesetzt. In der Romanik herrscht jedoch der Rundbogen vor und in der Gotik das Spitzbogenfenster.
Besonders beliebt wird das Gestaltungselement des Dreiecksgiebels über Fensteröffnungen in der Renaissance und im Barock. Die Renaissance besinnt sich auf die antike Formensprache und setzt sie in neuer Form ein. Ein Beispiel nördlich der Alpen ist die Fassade des Augsburger Rathauses, 1624 im Stil der Renaissance fertiggestellt. Charles Augustin D'Aviler zeigt in seinem Formenkatalog Cours complet d'architecture das Fenêtre Cintrée, ein Musterbeispiel eines Fenstergiebels oder auch Ädicula-Fensters.
In der Moderne verschwindet dieses Ornament und fällt der Neuen Sachlichkeit zum Opfer.