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Haifa

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Wappen Karte
Datei:Haifa coa1.png
(Karte fehlt)
Basisdaten
Region: Haifa
Fläche: 60 km²
Einwohner: 269.300 (31. Dezember 2004)
Bevölkerungsdichte: 4463 Einwohner je km²
Ausländeranteil: ?
Höhe: 0 - 425 m ü. NN
Postleitzahl: IL-
Vorwahl: ++972-4
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Kfz-Kennzeichen: ?
Gemeindegliederung: 32 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Offizielle Website: www.haifa.muni.il
E-Mail-Adresse: / info@tour-haifa.co.il
Politik
Bürgermeister: Yona Yahav

Haifa (hebräisch חיפה Ħêphāh, arabisch حيفا Ħayfā) ist mit rund 270.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Israels nach Tel Aviv und Jerusalem.

Der Stadt wird nachgesagt, dass sie eine Stadt der Arbeit sei (im Unterschied zu Tel Aviv, wo vor allem gefeiert, und Jerusalem, wo vor allem gebetet werde).

Geografie

Geografische Lage

Haifa liegt in Nordisrael am nördlichen Abhang des Karmelgebirges am Mittelmeer und ist Israels größter Hafen.

Ausdehnung des Stadtgebiets

Durch die Lage am Berghang hat Haifa eine besondere städtische Gliederung. Die verschiedenen Stadtteile steigen vom Meeresniveau bis auf eine Höhe von etwa 400 Meter über NN an. Dabei lassen sich drei Bebauungsgebiete unterscheiden:

Schrein des Bab und Hafenanlagen
  • Am Meer befinden sich Industriegebiete (Raffinerie), die Hafenanlagen, große Durchgangsstraßen und Bahnanlagen. Der größte Teil der arabischen Bevölkerung Haifas wohnt in diesem Teil der Stadt (mit dem Namen Ha'Ir).
  • Auf halber Höhe (80-120 Meter über dem Meer) befinden sich die Hauptgeschäftszonen und Verwaltungseinrichtungen. Dieser Stadtteil (Hadar Ha'Carmel) entstand 1920.
  • Im höchstgelegenen Teil Haifas (Central Carmel) haben exquisite Hotels und Restaurants sowie die teuersten Wohngegenden ihren Standort. Am südlichen Ausgang aus der Stadt und damit an der höchsten Stelle liegt auf über 400 Meter die Universität Haifa mit einem markanten Hochhausturm.

Die verschiedenen Ebenen Haifas werden durch die einzige Untergrundbahn Israels, die Carmelit, verbunden.


Geschichte

Haifa mit Schrein des Bab, Dagonsilo und Hafen

Der Name Haifa kommt von dem arabischen Wort الحيفة al-Ḥayfah, was nahe bedeutet; dies leitet sich aus einer Bezeichnung der Kreuzfahrer, Cayphas, ab. Es wurde damals auch Sycaminon genannt. Die Römer nannten Haifa Efa.

Haifa wird in der Bibel nicht erwähnt. Lange Zeit hatte die Stadt geringe Bedeutung, da ihr Standort mehrere Nachteile hatte. Durch das Gebirge war es schwer, um das Karmelkap nach Süden zu reisen. Östlich der Stadt, im Mündungsgebiet des Kishon, existierten ausgedehnte Sumpfgebiete. Außerdem war der Ort ungünstig für die Anlage eines Hafens, da der Südrand der Bucht von Haifa den Westwinden ungeschützt ausgesetzt war. Daher war Akko lange Zeit die wichtigste Stadt in der Gegend.

Im Bereich des heutigen Haifa bestanden dennoch über Jahrhunderte hinweg verschiedene kleinere Orte. Zum ersten Mal wird eine Siedlung mit dem Namen in Talmudschriften 3. Jahrhunderts erwähnt. Während der Kreuzfahrerzeit wurde der Ort mehrfach erobert, ehe das benachbarte Akko 1291 fiel und die Kreuzfahrer geschlagen waren. Danach war Haifa ein Fischerdorf, ehe 1758 eine neue Siedlung im Gebiet der heutigen Unterstadt gegründet wurde und der Hafen ausgebaut wurde.

Im 19. Jahrhundert konnte Haifa erheblich an Bedeutung gewinnen. Mit dem Aufkommen von Dampfschiffen verlor Akko an Wichtigkeit, weil die großen Schiffe im dortigen Hafen nicht anlegen konnten. Ein weiterer Impuls war 1868 die Gründung eines Dorfes durch die die Templerchristliche Siedler aus Süddeutschland – unterhalb des heutigen Schrein des Bab. Sie lösten Modernisierungsimpulse aus und veranlassten den Bau der ersten Mole.

Ein wichtiges Ereignis war der Besuch des deutschen Kaisers Wilhelm II. im Jahr 1898 in Haifa, in Erinnerung an den Besuch des Kaisers, der den Zionismus sehr unterstützte, wurde ihm ein Denkmal gestiftet. Der Bau einer Landebrücke war der Beginn des weiteren Ausbaus des Hafens. Außerdem regte der Kaiser an, Haifa an die Hedschasbahn anzuschließen. Im Jahr 1905 erhielt die Stadt einen Anschluss an die Bahnlinie nach Damaskus, eine Eisenbahn nach Ägypten wurde 1918 durch die Briten gebaut.

Während der Zeit des britischen Mandats spielte die Stadt eine wichtige Rolle, weil dort - zum Teil noch nach der Beschränkung der Einwanderung durch die Briten - viele Flüchtlingsschiffe mit europäischen Juden vor Anker gingen. Der moderne Tiefwasserhafen wurde ebenfalls in der Zeit fertiggestellt; er besteht seit 1933.

Während des israelischen Unabhängigkeitskrieges bzw. Palästinakriegs flohen viele der ursprünglich ansässigen Araber aus der Stadt. Nach der Staatsgründung 1948 war Israel isoliert. Die Eisenbahnlinien stellten außer für den innerstaatlichen Verkehr den Betrieb ein. Eine Pipeline aus dem Irak wurde ebenfalls gesperrt, sodass kein Ölexport von Haifa mehr möglich war. Damit hatte der Hafen seine zentrale Stellung zunächst verloren, war allerdings in den nächsten Jahren das Ziel vieler Schiffe mit jüdischen Flüchtlingen, die den Holocaust überlebt hatte.

Nach dem Ende der Sowjetunion hat Haifa 40.000 russische Juden integriert.

Im Jahr 2006 war die Stadt, insbesondere das Industriegebiet, wiederholt Raketenangriffen der Hisbollah während der Israel-Libanon-Krise 2006 ausgesetzt.

Religionen

Der Schrein des Bab

Neben Juden, Christen, Drusen und Muslimen gibt es in Haifa eine weitere große Glaubensgemeinschaft: Inmitten der nördlichen Hangstruktur des Karmel befindet sich das Weltzentrum der Baha'i, Mitglieder einer in Persien entstandenen neuzeitlichen Religion. Seit ihrer Erweiterung Ende der Neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts ziehen sich die Persischen Gärten beinahe über die ganze Höhe des Hangs. Im Zentrum der kunstvoll terrassenförmig angelegten Gärten befindet sich der Schrein des Bab, in dem der Vorläufer des Religionsstifters der Baha'i seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Die Gärten gehören zu den meistbesuchten touristischen Anziehungspunkten Israels, der Schrein des Bab gilt als Wahrzeichen der Stadt Haifa.

Auf dem Berg Karmel befindet sich auch das Karmelitenkloster Stella Maris und ein christlicher Wallfahrtsort: die Höhle, wo der Prophet Elija gewohnt haben soll. Die Stella Maris-Kirche gilt als das Marienheiligtum des Heiligen Landes.

Im Stadtviertel Kababir leben Angehörige der muslimischen Sekte der Ahmadiyya.


Politik

Partnerschaften

Bremen, Düsseldorf, Mainz und Erfurt sind deutsche Partnerstädte von Haifa. Weitere Partnerstädte sind:

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Hängende Gärten

Den besten Blick über die gesamte Stadt bietet die Louis Promenade, eine Aussichtsstraße, die sich im oberen Teil Haifas am Hang entlangzieht. Von dort kann man die Bucht von Haifa überblicken und bei guter Sicht bis zum Hermongebirge sehen. Die Louis Promenade führt auch zum oberen Eingang der Hängenden Gärten der Bahai (siehe Religionen), die seit ihrer Eröffnung im Jahre 2001 das Stadtbild dominieren und von Amram Mitzna aufgrund ihrer beeindruckenden Architektur als achtes Weltwunder bezeichnet wurden.

Auf halber Höhe des Berges befinden sich verschiedene öffentliche Gebäude, die Fußgängerzone und das erste Gebäude des Technion, der 1925 eröffneten technischen Hochschule.

An den unteren Eingang der Bahai-Gärten schließt sich die Ben-Gurion-Straße mit der deutschen Siedlung an (siehe Geschichte), wo sich auch die Touristeninformation, Restaurants und ein Stadtmuseum (im ehemaligen Gemeindezentrum der Tempelgesellschaft) befindet.

Das Dagonsilo

Im Bereich des Hafens ist das Dagonsilo zur Speicherung von Getreide das auffälligste Gebäude. Mit einer Höhe von 68 Metern beherrscht das Silo selbst von höher gelegenen Stadtteilen den Blick auf die Bucht. Im Küstenbereich bestimmen Industrieanlagen und Verkehrsadern das Stadtbild. Strände gibt es im Stadtbereich kaum, erst in den letzten Jahren wurden südlich der Stadt an der Karmelküste gezielt Strände erschlossen, um Haifa für den Tourismus interessanter zu machen.

In der Nähe des Bahnhofs befindet sich das israelische Eisenbahnmuseum, das neben vielen Bildern und Schaustücken auch eine Dampflok (C-Kupper gebaut bei Krauss) der meterspurigen Hedschasbahn zeigt.


Wirtschaft und Infrastruktur

Haifa ist außer durch seine Geographie vor allem durch seine Eigenschaft als Industriestandort geprägt.

Verkehr

Eisenbahn: Tel Aviv ist mit dem Intercity (etwa alle 30 min) in 80 min zu erreichen.

Bus: Wichtigstes öffentliches Verkehrsmittel sind die Busse der Buskooperative Egged. Seit 1959 verfügt Haifa außerdem über eine als U-Bahn bezeichnete unterirdische Standseilbahn, die Carmelit; ein Straßenbahn- oder S-Bahn-System besteht nicht.

Schiff: Bis vor einigen Jahren bestanden zwei Fährverbindungen von Athen (Piräus) über Zypern nach Haifa, mit denen Haifa von Europa aus mit dem eigenen Kraftfahrzeug zu erreichen war. Diese Verbindungen sind derzeit stillgelegt. Eine der beiden Reedereien (Salamis Lines) wird den Fährverkehr wieder aufnehmen, wenn die Lage es zulässt.

Luftverkehr: Haifa hat einen Flughafen für Inlandsflüge.

Durch die Lage am Nordhang des Karmelgebirges muss sich die Verkehrsführung in Haifa relativ stark den geographischen Gegebenheiten anpassen. Die meisten größeren Straßen sowie die Gleisanlagen der israelischen Eisenbahn verlaufen daher im flachen unteren Teil der Stadt am Fuß des Karmelgebirges.

Ansässige Unternehmen

Im Matam Park, gelegen am südlichen Eingang der Stadt, haben viele internationale und israelische Firmen Produktions- und Forschungseinrichtungen errichtet. Zu diesen Firmen gehören Intel, IBM, Elbit, Zoran, Microsoft und Amdocs.


Bildung

Haifa hat seit 1963 eine Universität sowie das Technion.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Ehrenbürger

  • Abdul Baha (auch bekannt als Abbas Effendi, Namensgeber der Abbas Street)

Sonstiges

Mit dem Charakter der Arbeiterstadt hängt möglicherweise ein gewisser Pragmatismus der Bewohner zusammen. Ethnische oder religiöse Auseinandersetzungen sind selten. Die Stadt gilt als einer der wenigen Orte in Israel, an denen Juden und Araber heute relativ friedlich zusammenleben. Der vergleichsweise geringe Einfluss der Religion ist daran erkennbar, dass Haifa die einzige Stadt in Israel ist, in der auch am Sabbat öffentliche Verkehrsmittel fahren.

Anschläge

  • 2. Dezember 2001: Anschlag auf einen Egged-Bus
  • 4. Oktober 2003: Selbstmordattentat auf das Restaurant „Maxim“, ein Symbol für das Miteinander seiner jüdischen und christlich-arabischen Eigentümer, komplett zerstört, aber binnen weniger Monate wiedereröffnet
  • Im Israel-Libanon-Konflikt 2006 gerät Haifa und Umgebung durch die Hisbollah unter Beschuss von Katjuscha-Raketen und Raketen neuerer Bauart, die vermutlich aus dem Iran stammen. Es gibt mehrere Tote. Unter anderem werden Eisenbahnanlagen und Hafen getroffen.
Commons: Haifa – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
  • tour-haifa.co.il Fremdenverkehrsamt (isr./eng.)
  • mainz.de Infos zu Haifa auf der offiziellen Seite der Stadt Mainz
  • haifa.de Artikel der taz „Haifa ist anders“
  • n-tv.de Bericht des Nahostkorrespondenten Ulrich Sahm vom 16. Juli 2006: „Haifa im Raketenhagel“