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Koreakrieg

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Koreakrieg 1950–1953

Datum 25. Juni 1950 bis 27. Juli 1953 (Waffenstillstand)
Ort Korea
Ausgang Aufbau einer demilitarisierten Zone, kleine Gebietsänderungen; sonst status quo ante.
Territoriale Änderungen Südkorea konnte mehr Fläche nördlich des 38. Breitengrades gewinnen als Nordkorea südlich desselben.
Konfliktparteien

Vereinte NationenVereinte Nationen Vereinte Nationen:
Korea Sud Südkorea
Australien Australien
Belgien Belgien
Luxemburg Luxemburg
Kanada 1921 Kanada
Kolumbien Kolumbien
Athiopien 1941 Äthiopien
Frankreich Frankreich
Königreich Griechenland Griechenland
Niederlande Niederlande
Neuseeland Neuseeland
Philippinen 1944 Philippinen
Sudafrika 1928 Südafrikanische Union
Thailand Thailand
Turkei Türkei
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Vereinigte Staaten 48 Vereinigte Staaten


Medizinisches Personal:
Danemark Dänemark
Indien Indien
Italien Italien
Norwegen Norwegen
Schweden Schweden
Deutschland Deutschland

Ostblock-Staaten:
Korea Nord Nordkorea
China Volksrepublik Volksrepublik China
Sowjetunion 1923 Sowjetunion (hauptsächlich Waffenhilfe, sowjetische Piloten flogen allerdings in chinesischen Uniformen in MiG-15 mit koreanischen Hoheitszeichen Angriffe gegen amerikanische Jäger)[1]

Befehlshaber

Korea Sud Rhee Syng-man
Korea Sud Chung Il-kwon
Vereinigte Staaten 48 Harry S. Truman
Vereinigte Staaten 48 Douglas MacArthur
Vereinigte Staaten 48 Mark W. Clark
Vereinigte Staaten 48 Matthew Ridgway

Korea Nord Kim Il-sung
Korea Nord Pak Hon-yong
Korea Nord Choi Yong-kun
Korea Nord Kim Chaek
China Volksrepublik Peng Dehuai

Der Koreakrieg von 1950 bis 1953 war ein militärischer Konflikt zwischen der Demokratischen Volksrepublik Korea (Nordkorea) sowie der mit ihr im Verlauf verbündeten Volksrepublik China auf der einen Seite und der Republik Korea (Südkorea) sowie Truppen der Vereinten Nationen unter Führung der USA auf der anderen Seite. Neben dem Krieg in Afghanistan von 1978 bis 1989 und dem Vietnamkrieg war es der größte Stellvertreterkrieg im Kalten Krieg.

Jeder der beiden koreanischen Staaten, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus der sowjetischen und der US-amerikanischen Besatzungszone in Korea hervorgegangen waren, verstand sich als einzig rechtmäßiger Nachfolger des 1910 von Japan annektierten Kaiserreichs Korea. Der Krieg begann nach abwechselnden Grenzverletzungen beider Konfliktparteien am 25. Juni 1950 mit dem Angriff Nordkoreas, das die Wiedervereinigung des Landes militärisch erzwingen wollte. Gegen diesen Angriff leisteten amerikanische Streitkräfte unter General MacArthur den südkoreanischen Truppen die erbetene Hilfe.

Nachdem auch UN-Truppen seinem Befehl unterstellt wurden – der vetoberechtigte sowjetische Vertreter blieb der Abstimmung fern – entwickelte sich der nationale zum internationalen Krieg. Mit dem Eingreifen der USA und später Chinas wurde er ein Stellvertreterkrieg. Insbesondere in Deutschland löste der Konflikt Befürchtungen aus, er könne zu einem Dritten Weltkrieg führen.

Die UN-Truppen wurden von den nordkoreanischen Truppen zunächst bis auf einen kleinen Brückenkopf um Busan im Süden der Koreanischen Halbinsel zurückgedrängt. Sie stießen dann aber in einer Gegenoffensive über die Demarkationslinie hinaus bis zur chinesischen Grenze im Norden vor. Dieser weite Vorstoß war nicht durch die Resolution 85 des UN-Sicherheitsrates gedeckt. Ende Oktober 1950 griffen starke chinesische „Freiwilligenverbände“ auf Seiten Nordkoreas in das Kampfgeschehen ein und warfen die UN-Truppen zurück, bis sich die Front ungefähr in der Mitte der Halbinsel stabilisierte. Dort – etwa am 38. Breitengrad – führten die Kriegsparteien einen verlustreichen Stellungskrieg.

Nach zweijährigen Verhandlungen wurde am 27. Juli 1953 ein Waffenstillstandsabkommen geschlossen, das den Status quo ante weitgehend wiederherstellte. Bis dahin waren 940.000 Soldaten und etwa drei Millionen Zivilisten getötet worden. Beinahe die gesamte Industrie des Landes wurde zerstört.

Nach dem Krieg scheiterten Bemühungen um die Wiedervereinigung Koreas; vermutlich trug die militärische Auseinandersetzung dazu bei, die Teilung des Landes zu verfestigen (→ Korea-Konflikt). Chinesische Truppen blieben bis 1958 in Nordkorea, US-Truppen sind bis heute in Südkorea stationiert. Bis heute wurde kein Friedensvertrag abgeschlossen.

Bezeichnungen für den Koreakrieg

In Südkorea wird der Krieg üblicherweise schlicht „6·25“ genannt, was sich auf das Datum des Ausbruchs bezieht (wie bei der Bezeichnung 9/11 für den Terroranschlag auf das World Trade Center 2001 in New York). Seltener findet man die formelle Bezeichnung „Koreakrieg“ (Hanguk jeonjaeng 한국 전쟁 / 韓國戰爭).

In Nordkorea wird er amtlich als „Vaterländischer Befreiungskrieg“ bezeichnet (Joguk haebang Jŏnjaeng 조국해방전쟁).

In China hieß er offiziell „Krieg zum Widerstand gegen die USA und zur Hilfe für Korea“ (chinesisch 抗美援朝戰爭 / 抗美援朝战争, Pinyin Kàngměiyuáncháo zhànzhēng), heute häufig auch einfach „Koreakrieg“ (chinesisch 朝鮮戰爭 / 朝鲜战争, Pinyin Cháoxiǎn zhànzhēng).

In den USA wurde er offiziell nur Korean Conflict („Korea-Konflikt“) genannt und als Polizeiaktion deklariert, vor allem, um eine Kriegserklärung zu vermeiden. Dennoch ist auch dort im allgemeinen Sprachgebrauch die Bezeichnung Korean War („Korea-Krieg“) verbreitet.

Oft wird der Koreakrieg auch als „vergessener Krieg“ bezeichnet, da er zu den großen Konflikten des 20. Jahrhunderts zählt, aber relativ selten genannt wird.[2]

Vorgeschichte

Korea war schon lange Zeit immer wieder Opfer seiner strategisch günstigen Lage und damit zum Spielball der Großmächte geworden. China und Japan spielten dabei eine große Rolle: „An der äußeren Ostspitze des asiatischen Kontinents gelegen, bot sich die Halbinsel als Sprungbrett für die Eroberung Japans durch kontinentale Mächte oder umgekehrt des asia- tischen Kontinents durch Japan an.“ (Opitz 1988: 6). Das begann schon im 1. Jahrhundert vor Christus mit Angriffen der japanischen und chinesischen Armee auf Korea. Aber auch Reiter- völker wie die Mongolen, die Dschurdschen und die Liao versuchten immer wieder, Teile Koreas zu erobern. 1388 befreite ein koreanischer General sein Volk aus dem Vasallenstatus, den die Mongolen ihm 1259 aufgezwungen hatten, und begründete die Yi-Dynastie, die bis 1910 erhalten bleiben sollte. 1274 versuchte Kublai Khan von Korea aus, Japan mit einer von Koreanern gebauten Flotte zu erobern, womit er allerdings scheiterte. Im Gegenzug startete der Japaner Hideyoshi Toyomi 1592 den Versuch, über Korea nach Ostasien einzudringen, wobei große Teile Koreas verwüstet wurden. Die damaligen Herrscher Chinas, die der Ming- Dynastie (Míngcháo) angehörten, kamen Korea zu Hilfe, da sie die Halbinsel als „Einfallstor zu China“ betrachteten (Janssen 1976: 193). Außerdem handelten sie auch im eigenen Inte- resse, denn Korea galt als „Tributarstaat“ Chinas (Opitz 1988: 5). Das Reich der Mitte fühlte sich für Korea verantwortlich und beide Staaten waren der Meinung, dass sie „[...] als eine Familie handelten und zueinander in der Beziehung von Vater und Sohn bzw. Herrscher und Untertan stehen.“ (Opitz 1988: 5. Zit. nach: Nelson, Frederick M. Korea and the Old Orders in Eastern Asia. 1945. repr. New York 1967: S. 76). 1627 wurde Korea abermals zu einem Vasallenstaat degradiert, diesmal von den Manchus, die große Mühe damit hatten, die Halbin- sel vor einer Eroberung durch Japan oder durch die europäischen Imperialmächte zu schützen. (Opitz 1988: 5). 1644 löste die Qing- die Mingdynastie (Qīngcháo) in China ab und stellte Korea unter chinesische Kontrolle. Nachdem Japan 1876 im Vertrag von Kanghwa die Öff- nung dreier koreanischer Häfen erzwungen hatte und auch die Sowjetunion ihr Staatsgebiet immer mehr ausdehnte, drängte China Korea zu einer Annäherung an die Amerikaner. 1882 kam es zu einem Vertrag zwischen den USA und der koreanischen Halbinsel, in dem die Ver- einigten Staaten Korea Unterstützung gegenüber Dritten zusicherten. Dies gehörte zu der indi- rekten Strategie Chinas, die Mächte gegeneinander auszuspielen, um eine Eroberung Koreas zu verhindern.

In den Jahren 1894 und 1895 fand der chinesisch-japanische Krieg statt, in dem die beiden Staaten um die Vormachtsstellung in Korea kämpften. China wollte in diesem Krieg ur- sprünglich die Japaner zurückdrängen und seine eigene Position auf der Halbinsel sichern, da Japan aber gewann, war das Reich der Mitte gezwungen, im Frieden von Shimonoseki die Unabhängigkeit Koreas anzuerkennen (Opitz 1988: 6). Nicht lange danach gewannen die Ja- paner auch den russisch-japanischen Krieg und die Sowjetunion musste 1905 im Frieden von Portsmouth Korea als japanisches Interessengebiet anerkennen. Großbritannien und die USA griffen in beide Konflikte nicht ein, obwohl der 1882 geschlossene Vertrag zwischen den USA und Korea noch gültig war. Der Sieg Japans erschien ihnen aufgrund der sowieso schon gewaltigen Expansion Russlands als das kleinere Übel. Außerdem hatten sowohl Großbritan- nien als auch die USA einen Vertrag mit Japan abgeschlossen und den USA war als Gegen- leistung für die japanische Annexion Koreas die Hegemonie über die Philippinen versprochen worden (Opitz 1988: 6). So wurde Korea am 22.08.1910 japanisches Generalgouvernement und blieb es, bis die Japaner 1945 vertrieben wurden. Der koreanische Kaiser musste abdan- ken und es begann eine brutale Kolonialherrschaft, welche die Auslöschung der koreanischen Kultur zum Ziel hatte: Die Koreaner wurden unterdrückt, ihnen wurden alle politischen Rech- te abgesprochen und das Land wurde wirtschaftlich ausgebeutet (Opitz 1988: 7). Nach einem weiteren Krieg zwischen Japan und China 1937 begann sich ab 1940 eine koreanischen Exil- regierung im chinesischen Chóngqìng unter dem rechts orientierten Kim Ku zu entwickeln, die diplomatisch allerdings nie anerkannt wurde. So wurde auch gar nicht weiter beachtet, dass die Exilregierung am 9.12.1941 Japan den Krieg erklärte (Hielscher 1988: 280). Nach- dem Japan 1941 Pearl Harbour angegriffen hatte, wurde die Ausbeutung Koreas verschärft und die Bevölkerung musste von nun an Zwangsarbeit im Kriegsdienst und in der Rüstungs- industrie leisten (Opitz 1988: 7). Im Zweiten Weltkrieg konnte Korea keinesfalls zu den Feindstaaten der Alliierten gezählt werden, war es doch selbst Opfer der japanischen Koloni- alpolitik. Trotzdem wurde nach Kriegsende die koreanische Freiheit nicht wiederhergestellt. Stattdessen beschlossen Roosevelt, Churchill und Jiăng Jièshí (Chiang Kaishek) auf der Kon- ferenz von Kairo im Dezember 1943, dass Korea „[...] zu gegebener (in due course) Zeit frei und unabhängig [...]“ (Opitz 1988: 7. Zit. nach: Department of State Bulletin Vol. IX, De- cember 4, 1943 S. 393) werden sollte. Damit stimmten sie gleichzeitig einer Treuhandschaft Koreas zu, deren Dauer Amerika anfänglich mit 40 Jahren angab, auf der Konferenz von Te- heran 1945 dann aber auf 5-25 Jahre reduzierte (Hielscher 1988: 277). Die Koreaner wussten von diesen Beschlüssen nichts und als das Dokument endlich in übersetzter Form in Korea bekannt wurde, hatte sich ein gewaltiger Fehler eingeschlichen, denn statt von der Freiheit und Unabhängigkeit „zu gegebener Zeit“ war dort „unverzüglich“ zu lesen, was die Koreaner natürlich begeisterte (Hielscher 1988: 275). Auf der Konferenz von Potsdam im Juli 1945 wurde einer internationalen Treuhandschaft über Korea, zur Vorbereitung auf die spätere Un- abhängigkeit, so wie sie in Kairo geplant worden war, zugestimmt. Nach dem Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki löste Stalin sein Versprechen, das er auf der Kon- ferenz von Jalta im Februar 1945 gegeben hatte, ein und erklärte Japan den Krieg. Seine Truppen marschierten in den von Japan regierten Norden Koreas ein und stoppten erst wenige Kilometer nördlich von Seoul.

Währendessen war in Korea ein Ausschuss zur Vorbereitung der Staatsgründung unter dem gemäßigten Linken Yo Un Hyong gebildet worden, der versuchte, einen zentralen Regie- rungsapparat aufzubauen. Im August 1945 schlugen die USA die vorübergehende Teilung Koreas am 38. Breitengrad vor. Es rechnete allerdings niemand damit, dass die Sowjetunion auf diese Maximalforderung eingehen würde, denn dann läge Seoul im Besatzungsgebiet der USA (Hielscher 1988: 278). Zur Überraschung der Amerikaner stimmte die Sowjetunion je- doch am 11.8.1945 diesem Plan zu und so sollte Korea nördlich dieser Demarkationslinie von der Sowjetunion besetzt und entwaffnet werden, südlich des 38. Breitengrades von den USA (Rauchwetter 1986: 64). Nachdem Japan am 14.8.1945 offiziell kapituliert hatte, gaben die Siegermächte am 2.9.1945 den Befehl, dass die japanischen Truppen sich ausnahmslos zu ergeben hätten (Hielscher 1988: 282). Gegenüber den amerikanischen Soldaten taten sie dies auch kampflos, die sowjetische Armee musste den Befehl jedoch mit Gewalt durchsetzen.

Am 6.9.1945 berief Yo Un Hyong den Volksvertreterkongress in Seoul ein, auf dem die Gründung der Volksrepublik unter einer nationalen Regierung für ganz Korea beschlossen wurde (Hielscher 1988: 276). Diesen Plan machte jedoch MacArthurs Ankündigung am näch- sten Tag zunichte, denn in dieser betonte er, dass die USA alle Regierungsgewalt südlich de 38. Breitengrades besitzen und diese auch konsequent wahrnehmen würden. Als der US- Generalleutnant Hodge am 8.9.1945 in Inchon ankam und sich weigerte, die Abgesandten der provisorischen Regierung Koreas zu empfangen und die amerikanische Militärverwaltung im Dezember 1945 zudem die koreanische Regierung endgültig für unzulässig erklärte, wurde dem koreanischen Volk seine Mündigkeit zum wiederholten Male abgesprochen (Hielscher 1988: 80). Dies führte zu einer Spaltung der Bevölkerung, bei der die Kommunisten, welche die Sowjetunion unterstützten, den Anhängern der Bürgerlichen Partei und den Nationalisten gegenüberstanden (Hielscher 1988: 285). Zur gleichen Zeit fand eine Außenministerkonfe- renz statt, an der die USA, Großbritannien und die Sowjetunion teilnahmen. Sie beschlossen endgültig die 5-jährige Treuhandschaft Koreas durch Amerika, Großbritannien, die Sowjet- union und China und stellten einen Plan zur Errichtung einer „Gemeinsamen Kommission“ auf, die sich mit der Bildung einer provisorischen Regierung befassen sollte (Opitz 1988: 7). Diese Kommission scheiterte allerdings kurz darauf an der Frage, welche koreanischen ge- sellschaftlichen Kräfte bei der Regierungsbildung mitarbeiten sollten. Am 17.9.1947 bean- tragten die USA eine Übergabe der Koreafrage aus den Händen der vier Treuhänder an die Vereinte Nationen, was allerdings einen Verstoß gegen die Moskauer Deklaration bedeutet hätte, nach der die Vereinte Nationen nicht für Fragen, die mit dem Ausgang des Zweiten Weltkrieges zu tun haben, zuständig sind. Daraufhin schlug Moskau den Abzug der Besat- zungstruppen und freie Wahlen vor. Dies lehnten die USA ab. Im November 1947 brachte die internationale Kommission den Vorschlag ein, UN Wahlen unter ihrer Aufsicht, vor Abzug der Streitkräfte stattfinden zu lassen. Diese sollten aber, auf einen Vorschlag Amerikas hin, getrennt in beiden Landesteilen stattfinden. Diese Idee stieß jedoch auf den Widerstand der UdSSR, da die Anzahl der Vertreter dem jeweiligen Bevölkerungsanteil entsprechen sollte, in dem von den Amerikanern besetzten Gebiet aber mehr als doppelt so viele Menschen lebten als in der sowjetischen Besatzungszone. Die UdSSR verwehrte der Kommission den Zutritt nach Nordkorea, weshalb 1948 zwar freie Wahlen in Korea stattfanden, allerdings in beiden Landesteilen getrennt (Opitz 1988: 9).

Verlauf

Nordkoreanische Invasion

Kriegsbeginn am 25. Juni 1950

Kriegsverlauf (Nordkorea rot und Südkorea grün)

Am 25.6.1950 um 4 Uhr morgens griffen nordkoreanische Truppen Südkorea an und über- querten den 38. Breitengrad, ohne vorher eine Kriegserklärung abgegeben zu haben. Da an der Demarkationslinie immer wieder Bandenkriege stattgefunden hatten, wurde der Angriff nicht sofort als solcher erkannt, was den Überraschungseffekt vergrößerte. Zu dieser Zeit ge- hörten der südkoreanischen Armee ungefähr 94.000 leicht bewaffnete Soldaten an, während Nordkorea mit über 200.000 Mann, die mit von der Sowjetunion gelieferten Waffen ausgerüs- tet waren, in den Krieg ging und zudem noch zahlreiche sowjetische Panzer besaß. Aufgrund dieser Überlegenheit blieb der südkoreanischen Armee nichts anderes übrig, als sich zurück- zuziehen, was den Nordkoreanern ein rasches Vorrücken erlaubte: Drei Tage nach dem An- griff bedrohte die nordkoreanische Armee schon die Hauptstadt Südkoreas, Seoul.

Der Angriff Nordkoreas kam für Amerika, das durch die Ereignisse in Europa abgelenkt war, völlig überraschend. Außerdem hatte der Oberkommandant der amerikanischen Truppen in Japan, Douglas MacArthur, Informationen über die Aufrüstung der Nordkoreaner bewusst zurückgehalten, da er einen Konflikt zwischen den USA und den Kommunisten provozieren und dadurch Präsident werden wollte. Den Sieg über die Kommunisten sah er dabei als Ga- rantie für seine Wahl zum amerikanischen Staatsoberhaupt. Deshalb verharmloste er die Situ- ation in Nordkorea, um die Glaubwürdigkeit des Präsidenten zu schwächen und amerikani- sche Politiker aus Korea fernzuhalten, die für eine diplomatische Lösung hätten sorgen kön- nen. China drohte er sogar mit Sanktionen, über die in Amerika nie gesprochen worden war. Weitere Gründe dafür, dass sich Amerika vom Angriff Nordkoreas so überrumpelt fühlte, lagen darin, dass die USA einen Krieg von Seiten der Sowjetunion oder ihren Verbündeten nicht vor 1954 erwartet und sich erst recht nicht auf einen Stellungskrieg an Land, sondern auf einen Atomkrieg eingestellt hatten. Für Amerika war es problematisch, in diesen Krieg einzugreifen, da es damals noch keine Verbündeten in Asien hatte. Der Friedensvertrag mit Japan wurde erst 1951 geschlossen. Deshalb und aufgrund der Erklärungen, die Amerika An- fang 1950 abgegeben hatte, rechneten Nordkorea und auch die Sowjetunion überhaupt nicht mit der folgenden heftigen Reaktion der USA (Hielscher 1988: 315). Diese begannen, sobald sie vom Angriff Nordkoreas hörten, ihre Truppen zu mobilisieren und forderten die UN zu weiteren Maßnahmen auf, denn „[...] 1950 konnten sie sowenig wie im Falle Westberlins, zulassen, dass ihr persönlicher Schützling Südkorea dem kommunistischen Imperium anheim- falle.“ (Halle 1967: 211). Von den Vereinten Nationen erging auf Drängen der USA hin eine Aufforderung an Nordkorea, sich zurückzuziehen, welche die nordkoreanischen Truppen al- lerdings nicht beachteten. Stattdessen rückten sie immer weiter vor.

Am 26.6.1950 befahl der amerikanische Präsident Harry S. Truman den Einsatz von Luft- und Seestreitkräften zur Unterstützung Südkoreas. In einer Sitzung des UNO-Sicherheitsrates wurden auf eine von der USA eingebrachte Resolution hin Sanktionen gegen Nordkorea in Form von UN-Streitkräften beschlossen. Diese Sitzung fand ohne die Vertreter der Sowjet- union statt, da die UdSSR zu diesem Zeitpunkt den UN-Sicherheitsrat wegen dessen Weige- rung, anstelle Taiwans China als Mitglied aufzunehmen, boykottierte. Da also kein Veto durch die UdSSR drohte, handelten die übrigen Mitglieder rasch und beschlossen, Südkorea „[...] den notwendigen Beistand zu leisten [...]“ (Spence 1995: 625). Das Oberkommando ü- ber die UNO-Truppen wurde an die USA übertragen, der Oberbefehl erging an General Douglas MacArthur, dem kurz darauf auch Syngman Rhee die südkoreanische Armee unter- stellte. Gleichzeitig beorderte Truman die 7. US-Flotte in die Straße von Taiwan zur „Ent- schärfung der Situation“ und aus Angst, China könnte die Gunst des Augenblicks nutzen und Taiwan angreifen. So wurde eine Invasion Taiwans für China unmöglich gemacht. Diesen Akt empfand Chinas Außenminister Zhōu Ēnlái als „[...] bewaffnete Aggression gegen das chinesische Hoheitsgebiet [...]“ (Spence 1995: 627). Die bekannte chinesische Zeitung Rénmín Rìbào schrieb dazu: „Der USA-Imperialismus besetzte mit Waffengewalt unser heili- ges Territorium, die Provinz Taiwan“ (Janssen 1976: 192). Da die alliierten Truppen aller- dings kaum kampferprobt waren und ihnen das koreanische Gelände völlig fremd war, konnte Nordkorea trotz der schnell ergriffenen Maßnahmen bis September 1950 den Süden fast voll- ständig erobern und kontrollierte schließlich das ganze Land bis auf 100 km2 um die Hafen- stadt Pusan. Dort stoppten die Truppen der UNO und Südkoreas den Vormarsch der nordko- reanischen Armee zum ersten Mal, indem sie einen Verteidigungsring um Pusan errichteten und so die Eroberung unmöglich machten. Gleichzeitig planten die Alliierten eine Invasion bei Inchon, die am 14.9.1950 stattfand. Sie hatten sich eine Stelle an der südkoreanischen Küste ausgesucht, deren Lage für eine Landung extrem ungünstig schien, um die nordkorea- nischen Truppen zu überraschen. Das Land konnte dort mit den Booten nur bei Flut erreicht werden, was für die Soldaten hieß, dass Leute und Material innerhalb von 2,5 Stunden ausge- laden werden mussten. Dieses Manöver stellte sich als ein voller Erfolg heraus, denn von In- chon aus gelang es den UN-Truppen, die nordkoreanische Linien zu durchbrechen und durch ein gleichzeitiges Ausbrechen aus Pusan nahmen sie die Nordkoreaner in die Zange und schnitten ihnen zudem den Rückzug ab (Spence, 1995: 627). Das nahm der nordkoreanischen Armee jede Handlungsmöglichkeit. Innerhalb eines Monats hatte sie sich fast völlig zerstreut und schon am 26.9. war Seoul in der Hand der UNO und Südkoreas. Damit hätte der Korea- krieg beendet sein können, wäre nicht General Douglas MacArthur gewesen, der seine Chan- ce auf eine Präsidentschaft eben nur in einem Sieg über die Kommunisten, in diesem Falle über China, sah und deshalb von der bisherigen „Eindämmungspolitik“ (Containment) zum Angriff, dem sogenannten „Roll back“ überging (Hielscher 1988: 317).

Am 7.10.1950 überschritten die UN-Streitkräfte den 38. Breitengrad, trotz der Warnungen Chinas, welches das Einrücken der Amerikaner in Nordkorea als Grenzbedrohung empfand und darin einen Grund sah, in den Krieg einzugreifen: China hatte schon die Sperrung der Straße von Taiwan als aggressiven Akt verdammt und nicht eingegriffen. Das Eindringen der alliierten Truppen nach Nordkorea konnte allerdings nicht auch noch hingenommen werden, da damit der nordkoreanische Puffer verloren gehen würde. Truman sprach sich gegen ein Einrücken der Truppen nach Nordkorea aus, weil er den Konflikt mit China vermeiden wollte, MacArthur argumentierte aber folgendermaßen:

„[...] die Chinesen würden es auf keinen Fall wagen, in die Kämpfe einzugreifen - taten sie es wirklich nicht, so hätten sie ihr Gesicht verloren, hätte der Kommunismus eine demüti- gende Niederlage erlitten, taten sie es doch, so könnte man mit vereinten Kräften den Krieg nach China hineintragen und das Urteil der Geschichte aus dem Jahre 1949 revidieren.“ (Janssen 1976: 193), woraufhin Truman sein Einverständnis gab. Am 19. Oktober wurde die nordkoreanische Hauptstadt Pyongyang eingenommen und schließlich rückten die UN-Truppen auf den Yālù Jiāng, den Grenzfluß zu China zu und die Luftwaffe bombardierte Kraftwerke auf chinesi- schem Gebiet. Seit Maos Interventionsbefehl Anfang Oktober waren chinesische Soldaten in kleinen Truppen unbemerkt nach Nordkorea eingedrungen und hatten begonnen, die nordko- reanischen Soldaten zu unterstützen. Am 25.11. startete China dann einen überraschenden Generalangriff, an dem anfangs über 250.000, später bis zu 700.000 „Volksfreiwillige“ betei- ligt waren (Weggel 1989: 167). Dieser Angriff zwang MacArthur zum Rückzug seiner Trup- pen. Allerdings brachte Amerika daraufhin in der UNO den Antrag ein, China als Aggressor zu bezeichnen, was China die Aufnahme als Mitglied in die Vereinten Nationen für die nächs- ten 20 Jahre verwehrte (Janssen 1976: 193). Die chinesischen Truppen waren durch ihre Par- tisanentaktik, bei der sie sich nur bei Nacht bewegten und fast keine Spuren hinterließen, ü- berlegen. Sie führten immer wieder kurze Angriffe durch und ihre Spione hielten sie über die Vorhaben der amerikanischen Truppen auf dem Laufenden. In den USA wurde zu dieser Zeit der Notstand ausgerufen und alle Truppen mobilisiert. Außerdem fanden Diskussionen über den Einsatz von Atombomben statt. Im November wurde zum ersten Mal über eine friedliche Lösung des Koreakrieges nachgedacht und im Dezember 1950 schlugen Vertreter der UNO die Lösung des Konflikts durch eine Zusammenarbeit der USA, Großbritanniens, Chinas und der UdSSR vor. Ein Treffen kam jedoch nie zustande, da Máo Einigkeit über die Zugehörig- keit Taiwans zu China und die Aufnahme Chinas in die Vereinten Nationen verlangte (Hiel- scher 1988: 319).

Währendessen fand in China die Propagandakampagne „Widerstand gegen die USA, Hilfe für Korea“ (kàng Mĕi yuán Cháo (băo jiā wèi guó)) statt, in der die Chinesen für die Unterstützung Nordkoreas spendeten und deren Motto lautete:

„Das barbarische Vorgehen des amerikanischen Imperialismus und seiner Mitläufer bei der Invasion Koreas gefährdet nicht nur den Frieden in Asien und auf der ganzen Welt, sondern stellt im besonderen für die Sicherheit Chinas eine ernste Bedrohung dar. Nordkoreas Freunde sind unsere Freunde. Nordkoreas Feind ist unser Feind. Nordkoreas Verteidigung ist unsere Verteidigung.“ (Spence 1995: 627).

In die Zeit fiel auch die Rede Maos: „Die chinesischen Volksfreiwilligen müssen jeden Berg, jeden Fluss, jeden Baum und jeden Grashalm schützen“. Darin sagte er:

„Die chinesischen Genossen müssen sich mit den koreanischen Genossen brüderlich aufs engste zusammenschließen, Freude und Leid mit ihnen teilen, in Leben und Tod mit ihnen zusammenstehen und so lange kämpfen, bis der gemeinsame Feind endgültig besiegt ist. Die chinesischen Genossen müssen die Sache Koreas als ihre eigene be- trachten, und alle Kommandeure und Kämpfer müssen dazu erzogen werden, jeden Berg, jeden Fluss, jeden Baum und jeden Grashalm in Korea zu schützen und dem ko- reanischen Volk nicht eine einzige Nadel und nicht einen Faden wegzunehmen - ihre Einstellung und ihr Verhalten müssen also genauso wie im eigenen Land sein. Das ist die politische Grundlage für den Sieg. Handeln wir so, ist uns der endgültige Sieg si- cher.“ (Mao 1978: 44).

Währendessen gingen die Kampfhandlungen in Korea weiter: Im Januar 1951 nahmen die Truppen Nordkoreas und Chinas erneut Seoul ein, wurden aber kurz darauf gestoppt und zwei Monate später stand Seoul wieder unter dem Einfluss der UN-Truppen. Der Krieg artete im- mer mehr aus zu einem Kampf von Massen auf der chinesischen Seite gegen Maschinen auf der Seite der Alliierten. Bedingt durch die zermürbenden Stellungskriege mussten beide Ar- meen hohe Verluste hinnehmen. Nach einem Jahr pendelte sich der Krieg schließlich an der Demarkationslinie ein, was den Beginn eines zweijährigen erbitterten Stellungskampfes be- deutete (Janssen 1976: 194). Zu dieser Zeit begann Truman nach weiteren diplomatischen Lösungen zu suchen, denen MacArthur allerdings entgegenarbeitete, indem er nicht aufhörte, China zu provozieren, um eine friedliche Lösung des Koreakonflikts zu verhindern. Er wollte die atomare Bombardierung Chinas und den Einsatz von nationalchinesischen Truppen aus Taiwan gegen die Kommunisten, um den Krieg für die USA zu entscheiden (Janssen 1976: 194). Daraufhin entzog ihm Präsident Truman im April 1951 das Oberkommando, denn Tru- man wollte wegen des Koreakonflikts keinen neuen Weltkrieg riskieren. An MacArthurs Stel- le trat General Matthew Ridgeway als neuer Oberkommandant der Truppen. Im Mai 1951 wurde der erste Waffenstillstandsvertrag ausgearbeitet und am 10.7.1951 begannen die Waf- fenstillstandsverhandlungen in Kaesong, Nordkorea (Hielscher 1988: 320f.), die allerdings erst zwei Jahre später erfolgreich sein sollten. Das Hauptproblem bei den Verhandlungen wa- ren die Waffenstillstandslinie und die Kriegsgefangenen, deren Rückkehr in ihre Heimatlän- der die Kommunisten forderten, während die UNO der Meinung war, dass diese Entscheidung den Gefangenen überlassen werden sollte (Hielscher 1988: 321). Am 27.7.1953, kurz nach Stalins Tod, wurden die Waffenstillstandsvereinbarungen von allen beteiligten Parteien unter- zeichnet, einzig Südkorea weigerte sich zu unterschreiben (Hielscher 1988: 321). Dieser Er- folg ist auch auf die Ablösung Trumans als Präsident der USA durch Eisenhower zurückzu- führen, der zwar sein Wahlkampfversprechen, selbst nach Korea zu reisen, nicht hielt, der sich aber trotzdem sehr für ein Zustandekommen des Waffenstillstandsvertrages einsetzte, indem er „[...] das volle diplomatische Gewicht der Atommacht Amerika einsetzte [...]“ (Spence 1995: 629). Das Abkommen von Panmunjom enthielt unter anderem folgende Punk- te: Das Feuer sollte unverzüglich eingestellt werden. Als Waffenstillstandslinie wurde der 38. Breitengrad gewählt, der, umgeben von einer 4 Kilometer breiten entmilitarisierten Zone, die Grenze zwischen Nord- und Südkorea markieren sollte. Neben der Abhaltung einer Konfe- renz zur Koreafrage wurde außerdem die Einrichtung einer „Repatriierungskommission“ be- schlossen, die den Gefangenenaustausch überwachen sollte. Die Waffenstillstandslinie am 38. Breitengrad zählt bis heute zu einer der am stärksten befestigten und „heißesten“ Grenzen der Welt. (Opitz 1988: 11).

Kriegsopfer und Massaker

Toter Soldat der chinesischen Armee (1951)

Opferzahlen

Über koreanische und chinesische Verluste liegen keine konkreten Zahlen vor. Nach Schätzungen starben im Koreakrieg mehr als vier Millionen Menschen – Südkorea verlor etwa eine Million Menschen (Soldaten und Zivilisten), Nordkorea 2,5 Millionen und China eine Million.[3] Etwa 40.000 UN-Soldaten (davon 36.914 US-Amerikaner), 500.000 koreanische und 400.000 chinesische Soldaten (nach offiziellen chinesischen Angaben: 183.108 chinesische Soldaten und Offiziere)[4] starben bei Kampfhandlungen.[5]

Schäden durch Bomben

450.000 Tonnen Bomben wurden vor allem von der US Air Force abgeworfen, dabei kamen 32.357 Tonnen Napalm zum Einsatz.[6] Dies war zum Teil verheerender als im Vietnamkrieg, weil in Nordkorea mehr Ballungszentren mit größerer Bevölkerungsdichte und mehr Industrie existierten als später in Vietnam.

Dem Historiker Conrad Crane zufolge waren zu Beginn der Waffenstillstandsverhandlungen, neben den großen Infrastrukturanlagen wie Staudämmen, 18 der 22 größten nordkoreanischen Städte wenigstens zur Hälfte dem Erdboden gleichgemacht worden. General William Dean, der ab Juli 1950 nach der Schlacht von Daejeon nordkoreanischer Kriegsgefangener gewesen war, erinnerte sich an die meisten nordkoreanischen Städte und Dörfer später als „Ruinen oder verschneite, leere Flächen“; fast jeder, der ihm begegnet sei, habe Angehörige im Bombenkrieg verloren.

Kriegsverbrechen

Massenexekution von angeblichen Kommunisten in Taejon, Juli 1950, fotografiert von US-amerikanischen Offizieren

Die zahlreichen Toten fielen nicht immer regulären Kriegshandlungen zum Opfer. Von beiden Seiten wurden Kriegsverbrechen begangen. Die Südkoreaner führten, unter US-Oberkommando stehend, einen rücksichtslosen Kampf gegen alles, was in irgendeiner Form mit dem Kommunismus in Verbindung gebracht werden konnte. Die nordkoreanischen Streitkräfte, ihre chinesischen Verbündeten und verschiedene paramilitärische kommunistische Gruppen, die im gesamten Land operierten, schreckten ihrerseits vor Morden an Flüchtlingen und Regimegegnern nicht zurück und praktizierten vielerorts eine Politik der verbrannten Erde.

Massaker in Korea (Massacre en Corée)
Pablo Picasso, 1951
Öl auf Sperrholz
110 × 210 cm
Musée Picasso, Paris

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Die Zahl der oft unschuldigen zivilen Opfer bei den Massakern in Südkorea war aufgrund der antikommunistischen Hysterie besonders hoch. So gibt es dokumentierte Berichte über viele Massenhinrichtungen, bei denen Mitglieder der Kommunistischen Partei und von angeblich kommunistenfreundlichen Gruppierungen getötet wurden. Zugleich wurden unzählige Zivilisten – manchmal auch deren Familien mit Kindern und Greisen[7] – von US-Truppen getötet, weil sie angeblich mit dem kommunistischen Nordkorea zusammengearbeitet hatten.[8] Nach offiziellen amerikanischen Dokumenten beläuft sich die Zahl der Getöteten auf etwa 300.000 Personen. Dabei waren viele Menschen nur aus Not den Kommunisten beigetreten – diese verteilten, um Unterstützer zu werben, Nahrungsmittel an alle neuen Mitglieder und Aktivisten. Gerade in den weitgehend zerstörten Gebieten mit häufig wechselnden „Besatzern“ hing das Überleben der Familien von dieser Hilfe ab.

Ein dokumentiertes Kriegsverbrechen der US-Armee war am 26. Juli 1950 das Massaker von Nogeun-ri. Dort hatten sich amerikanische Soldaten in Erwartung der nordkoreanischen Armee eingegraben. Bevor jedoch die kommunistischen Kämpfer das Dorf erreichten, ergoss sich ein Strom von Flüchtlingen, die vor den Kämpfen flüchteten, über den Flecken. Die US-Soldaten, die auch infiltrierende Guerilleros unter den Flüchtlingen befürchteten, eröffneten das Feuer und töteten rund 400 Zivilisten. Bis ins Jahr 2001 wies die Regierung der USA jeglichen Vorwurf eines Kriegsverbrechens zurück.[9][10]

Eine Aufarbeitung der Massaker durch die südkoreanischen Machthaber wird seit 2005 durch die Truth and Reconciliation Commission Südkoreas versucht. Ausgestattet mit einem Budget von 19 Millionen US-Dollar legte die Kommission ihren Schlussbericht 2010 zu den von ihnen vorgefundenen Massakern vor. Bereits 2008 hatte sie in einem Zwischenbericht schwere Verbrechen und Menschenrechtsverletzungen an Zivilisten festgestellt.[11]

Schicksal der Gefangenen

Die Kriegsgefangenen, die die USA machten, wurden vorerst im Kriegsgefangenenlager Koje untergebracht, das zu seiner Hoch-Zeit 170.000 Insassen hatte. Der südkoreanische Staatschef Rhee Syng-man ließ durch seine Truppen ohne Wissen seiner Alliierten noch kurz vor Kriegsende 26.000 Kriegsgefangene als Zivilisten entlassen, die sich geweigert hatten, in die Volksrepublik zurückzukehren.[12] Die nordkoreanischen Gefangenen, die die Rückkehr verweigerten, fingen meist ein neues Leben in Südkorea an, während viele Chinesen nach Taiwan übersiedelten.

Folgen

Nach Kriegsende stand die Wiedervereinigung Koreas nach wie vor auf der internationalen politischen Agenda. Die völkerrechtliche Anerkennung Nordkoreas bzw. ein Friedensvertrag standen für die USA und ihre Verbündeten nicht zur Debatte, denn die USA hatten bereits 1949 Südkorea als einzige rechtmäßige Regierung Koreas anerkannt. Am 27. Oktober 1953 schlossen die USA einen Beistandspakt mit Südkorea. Auch auf der Genfer Außenministerkonferenz im April 1954 konnte die Wiedervereinigung Koreas nicht erreicht werden. Der Koreakrieg bzw. die bereits im Juni 1950 beschlossene UN-Resolution führte zu einem radikalen Wandel der US-Außenpolitik in Asien. Präsident Truman revidierte seine Politik der Nichteinmischung im Umgang mit Taiwan. Durch dieses neue Engagement der USA konnten bis heute weder Mao Tse-tung noch einer seiner Nachfolger Taiwan erobern.

Nordkorea wurde während des Krieges schwer verwüstet. Die zahlreichen Bombenangriffe zerstörten nicht nur einen großen Teil des Landes, sondern sorgten auch für enorme Verluste in der Bevölkerung. Nach dem Krieg war das Land völlig verwüstet und hoch verschuldet. Dies führte zu einer noch stärkeren Abhängigkeit zu Moskau und Peking. Das Land war auf enorme finanzielle und materielle Unterstützung angewiesen. Chinesische Truppen blieben bis 1957 im Land und engten bis dahin Kim Il-sungs politischen Spielraum ein.

Der Grenzübergang Panmunjeom aus Sicht Südkoreas

Dennoch konnte die kommunistische Führung ihre Macht trotz oder gerade wegen zunehmender wirtschaftlicher Probleme bis heute behaupten. Obwohl dieser Teil des Landes in einer besseren Ausgangslage war als der Süden, ist er heute ein verarmtes Entwicklungsland, in dem ein großer Teil der Bevölkerung dauerhaft unterernährt ist. Die Wirtschaft ist deutlich auf das Militär ausgerichtet. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt ist Nordkorea mit großem Abstand weltweit das Land mit den höchsten Militärausgaben.

Die Führung Südkoreas, die zunehmend undemokratischer wurde, bekam die Probleme des Landes kaum in den Griff. Kurz nachdem die Südkoreaner Rhee Syng-man aus dem Präsidentensitz vertrieben hatten, putschte sich unter Park Chung-hee das Militär an die Macht. Obwohl es in dieser Zeit zu schweren Menschenrechtsverletzungen kam, gelang es der Militärdiktatur, der Wirtschaft zu einem starken Aufstieg zu verhelfen. 1990 wurde die Verfassung schließlich zugunsten einer Demokratie geändert. Heute ist Südkorea ein nach westlichen Maßstäben stabiles und demokratisches Land, das 2017 beim Bruttoinlandsprodukt weltweit den 11. Rang einnahm.

Der Koreakrieg hat die Teilung des Landes auf Jahrzehnte hinaus gefestigt. An der demilitarisierten Zone standen sich auch im Jahr 2013 noch über eine Million Soldaten gegenüber. Am 4. Oktober 2007 beschlossen der südkoreanische Präsident Roh Moo-hyun und der nordkoreanische Staatsführer Kim Jong-il bei einem historischen Gipfeltreffen, einen Friedensprozess einzuleiten.[13] Beide Staatschefs riefen in der Erklärung zu Frieden, Wohlstand und engerer Wirtschaftszusammenarbeit auf der koreanischen Halbinsel auf. Seit dem Amtsantritt des neuen Machthabers Nordkoreas Kim Jong-un im Dezember 2011 hat sich die Beziehung beider Nachbarländer zusehends verschlechtert, was in die Nordkorea-Krise 2013 mündete.

Auch für die Verbündeten China und Sowjetunion sollte der Koreakrieg Folgen haben. Durch Abkommen zwischen beiden Ländern fand während des Krieges ein umfassender Wissenstransfer zum Aufbau einer Rüstungsindustrie in China statt. Mittlerweile zugängliche Unterlagen in Moskau geben Auskunft über umfassende Rüstungsvorhaben zum Aufbau eines militärisch starken Chinas. China hatte den Koreakrieg faktisch bereits ab Winter 1950 komplett übernommen. Dabei wurde Korea als Pfand für die Forderung nach einer eigenen chinesischen Rüstungsindustrie benutzt. Dieser Umstand sollte das diplomatische Verhältnis zwischen Mao Tse-tung und Kim Il-sung belasten.[14]

Der Aufbau der chinesischen Rüstungsindustrie mit Hilfe der Sowjetunion gab Mao Tse-tung später die Möglichkeit, eigenständig aufzutreten und den Führungsanspruch Moskaus innerhalb des kommunistischen Lagers offen in Frage zu stellen. Dies führte zu mehreren Spannungen zwischen beiden Ländern.

In Europa hatte der Koreakrieg schon wenige Wochen nach Kriegsbeginn Auswirkungen: Die Furcht vor einem ähnlichen Angriff von Sowjetarmee und DDR führte zu dem Entschluss, eine westeuropäische Armee unter Beteiligung von Truppen aus der Bundesrepublik Deutschland aufzustellen.

Beitrag Deutschlands

Im Juni 2018 wurde die Bundesrepublik Deutschland während der Gedenkveranstaltungen zum 68. Jahrestag des Ausbruchs des Koreakriegs offiziell als Medical Support Nation durch die Republik Korea anerkannt.[15][16] Dies geschah, obwohl der deutsche Beitrag, ein Feldhospital des Bayerischen Roten Kreuzes mit ca. 80 Ärzten und medizinischem Personal, erst am 17. Mai 1954 offiziell seinen Betrieb aufnahm.[17][18] Bis zur Schließung des DRK-Feldhospitals am 31. März 1959 wurden in dem 250 Betten umfassenden Feldlazarett ca. 6.000 Kinder entbunden und rund 16.000 Operationen durchgeführt, ca. 21.500 Patienten stationär und ca. 230.000 Patienten ambulant behandelt.

Im April des Jahres 1953 absolvierte Bundeskanzler Adenauer seinen ersten Besuch in den USA. Seine Auftritte, u. a. bei offiziellen Zeremonien wurden als Symbol der Rückkehr Deutschlands in die Völkerfamilie interpretiert.[19] Die noch junge Bundesrepublik wollte die Erwartungshaltung des US-Präsidenten Eisenhower zur Unterstützung der UN-Truppen im Koreakrieg erfüllen – auch als Dank für die Hilfe beim Wiederaufbau Westdeutschlands. Da die Bundeswehr erst 1956 aufgestellt wurde, und weil die kriegsmüde Bevölkerung eine militärische Beteiligung abgelehnt hätte, einigte man sich auf eine humanitäre Mission. Bundeskanzler Adenauer gab auf einer Pressekonferenz in Washington die Entsendung eines mobilen Lazarettzuges bekannt. Das Deutsche Rote Kreuz nahm sich nach Prüfung dieser Aufgabe an und begann bereits im Sommer 1953 mit der Verschiffung von Material ins weit entfernte Südkorea. Der Hauptteil des Materials machte sich Ende 1953 auf den Weg. Seit 27. Juli des gleichen Jahres herrschte bereits Waffenstillstand auf der koreanischen Halbinsel.

Bereits 2015 hatte die koreanische Botschaft in Berlin versucht, mit ehemaligen Ärzten und Krankenschwestern des Feldhospitals in Busan, Verbindung herzustellen. Ebenso organisierte die Botschaft zusammen mit dem Deutschen Roten Kreuz vom 25. bis 30. November 2016 im koreanischen Kulturzentrum in Berlin eine Ausstellung mit dem Titel „Dank nach 62 Jahren – Deutsche humanitäre Hilfe in Korea“[20][21]. Der koreanische Staatspräsident Moon Jae-in, der am G20-Gipfel in Deutschland im Juli 2017 teilnahm, traf sich während dieses Besuchs mit den ehemaligen DRK-Helfern, bzw. deren Angehörigen. Er bedankte sich bei ihnen für die geleisteten Dienste und lud sie zu einem Besuch in die koreanische Hafenstadt Busan ein, die diese im November 2017 auch annahmen.[22] Einige von ihnen wurden im Nachgang auch für ihren Einsatz ausgezeichnet.[23]

Unter der Führung des Militärgeschichtlichen Instituts im Ministerium für Nationale Verteidigung der Republik Korea wurde zusammen mit dem deutschen Journalisten und Buchautor Stefan Schomann[24][25] der deutsche Einsatz im Jahr 2018 historisch aufgearbeitet. Am 8. Oktober 2019 wurde auf dem weltweit einzigen Gedenkfriedhof der Vereinten Nationen in Busan, als besonderes äußeres Zeichen, die Flagge der Bundesrepublik Deutschland zum ersten Mal gehisst.[26][27]

Kulturelle Rezeption

Pablo Picasso schuf 1951 das Gemälde Massaker in Korea, es war sein zweites Antikriegsbild nach Guernica (1937) über den spanischen Bürgerkrieg.

Zahlreiche Spielfilme verwenden den Koreakrieg als Hintergrund für ihre Handlung (siehe Liste von Kriegsfilmen#Koreakrieg (1950–1953)). Eine erfolgreiche und kulturell einflussreiche amerikanische Fernsehserie, M*A*S*H, die von 1972 bis 1983 elf Staffeln lang lief, spielt ebenfalls vor dem Hintergrund des Konflikts.

Dokumentationen

  • John Magio (Regie): Der ewige Korea-Krieg. (Original-Titel: Korea: The Never-Ending War, PBS, 2019, erzählt von John Cho[28])
  • Pierre-Olivier François (Regie): Korea, der hundertjährige Krieg. Arte, 2019 (zweiteilige Dokumentation)
  • Korea - Der vergessene Krieg, ZDFInfo, Juli 2020 (dreiteilige Dokumentation, insgesamt 132 Min.)

Literatur

Wiktionary: Koreakrieg – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Koreakrieg – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rolf Steininger: Der vergessene Krieg, Olzog, München 2006, ISBN 978-3-7892-8175-4.
  2. Der vergessene Krieg. Deutsche Welle, 25. Juni 2010, abgerufen am 18. Dezember 2012.
  3. Zahlen aus Steininger, Der vergessene Krieg, München 2006, zitiert bei Blasius: Stalins unerklärter Krieg, FAZ vom 18. Juli 2006, S. 7.
  4. 180,000 Chinese volunteers died in Korean War (Memento vom 30. Oktober 2010 im Internet Archive), Xinhua/China Daily, 27. Oktober 2010.
  5. North Korean Democide: Sources, Calculations and Estimates. Rudolph Joseph Rummel, abgerufen am 11. Februar 2010 (englisch, Übersichtstabelle mit diversen Schätzungen, es wurden bevorzugt die Daten der amerikanischen Joint Chiefs of Staff und des südkoreanischen Verteidigungsministeriums verwendet).
  6. Jörg Friedrich: Yalu. An den Ufern des dritten Weltkrieges. Propyläen Verlag, München 10/2007, ISBN 978-3-549-07338-4.
  7. "Children 'Executed' in 1950 South Korean Killings: ROK and US responsibility" von Charles J. Hanley, Jae-Soon Chang, in The Asia-Pacific Journal, Vol 49-5-08, 7. Dezember 2008. abgerufen am 3. Januar 2014 (englisch).
  8. "The Truth and Reconciliation Commission of Korea: Uncovering the Hidden Korean War" (Memento vom 1. November 2013 im Internet Archive) von Kim Dong‐choon, in Truth and Reconciliation Commission, 5. März 2010. abgerufen am 3. Januar 2014 (englisch).
  9. Axel Frohn: US-Kriegsverbrechen in Korea: „Wir haben sie einfach umgelegt“, Spiegel Online vom 25. Juli 2006.
  10. Das Erste/WDR/rbb (29. März 2007): Das Massaker von No Gun Ri (Memento vom 6. November 2008 im Internet Archive).
  11. „Seoul probes civilian ‘massacres’ by US“ (Memento vom 29. August 2014 im Internet Archive) von Hanley, Charles J.; Jae-Soon Chang, auf Truth and Reconciliation Commission, Republic of Korea, vom 4. April 2008, Abgerufen am 3. Januar 2014.
  12. John Spanier: American Foreign Policy Since World War II, New York 1966, S. 108.
  13. Christoph Neidhart: Ein neues Kapitel für Korea In: Süddeutsche Zeitung, 17. Dezember 2008.
  14. Jung Chang, Jon Halliday: Mao.
  15. ycm@yna.co.kr: Germany recognized as participating nation in Korean War. In: Yonhap News Agency. 22. Juni 2018, abgerufen am 1. Mai 2020 (englisch).
  16. 정충신: This year's 6/25 Memorial Ceremony, UN Forces Participating Countries 21 → 22 Officially Formed, Textbooks Revised. In: Munhwa.com. 10. Mai 2018, abgerufen am 1. Mai 2020 (koreanisch).
  17. Beistand in schwerer Zeit. Deutsche Rotes Kreuz, abgerufen am 1. Mai 2020 (deutsch).
  18. Verschiedene: DRK Themenjournal Busan. Deutsches Rotes Kreuz, Dezember 2018, abgerufen am 1. Mai 2020 (deutsch).
  19. A.-D.S., T.L.: Fallbeispiel: Adenauers USA-Reise 1953. Deutsches Online Museum für Public Relations, abgerufen am 1. Mai 2020 (deutsch).
  20. Fotoausstellung : Dank nach 62 Jahren - Deutsche humanitäre Hilfe in Korea. In: Botschaftshomepage Mitteilungen. Botschaft der Republik Korea in der Bundesrepublik Deutschland, 11. November 2016, abgerufen am 1. Mai 2020 (deutsch).
  21. Song Si-yeon: Koreanische Klänge mit Berliner Färbung. Koreanisches Kulturzentrum, 9. Februar 2017, abgerufen am 1. Mai 2020 (deutsch).
  22. Min Yea-Ji and Kim Young Shin: Korea's reconstruction after the war is truly amazing. In: KOREA.net. 12. November 2017, abgerufen am 1. Mai 2020 (englisch).
  23. Franziska Rieger: Herzogenauracher für seine humanitäre Arbeit in Südkorea geehrt. In: inFranken.de. 17. Mai 2018, abgerufen am 1. Mai 2020 (deutsch).
  24. Stefan Schomann. In: Portrait. Korean War Legacy Foundation, abgerufen am 1. Mai 2020 (englisch).
  25. Interview with Stefan Schomann. In: YouTube. KWLF, 11. März 2019, abgerufen am 1. Mai 2020 (englisch).
  26. SiteAdmin: German flag raising ceremony. UN Memorial Cemetery Korea, 8. Oktober 2019, abgerufen am 1. Mai 2020 (englisch).
  27. 독일기 게양식. In: UNMCK - YouTube channel. UNMCK, 8. Oktober 2019, abgerufen am 1. Mai 2020 (koreanisch, englisch).
  28. Jane Levere: New Documentary On Korean War And Its Aftermath Debuting On PBS. Forbes, 29. April 2019