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Schill-Kaserne (Lütjenburg)

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Deutschland Schill-Kaserne
Land Deutschland
Gemeinde Lütjenburg
Koordinaten: 54° 17′ 43″ N, 10° 34′ 33″ OKoordinaten: 54° 17′ 43″ N, 10° 34′ 33″ O
Ehemals stationierte Truppenteile
Ausbildungskompanie 8/6
Ausbildungskompanie 451
Fahrschulgruppe Lütjenburg
Fernmelderevisionsdiensttrupp 120/132
Flugabwehrbatterie 160
Flugabwehrbatterie 180
Flugabwehrlehrbatterie 61
Flugabwehrkanonenausbildungsbatterie 903
Flugabwehrbataillon 6
Flugabwehrlehrregiment 6
Flugabwehrregiment 6
Kasernenfeldwebel mit Standortaufgaben Lütjenburg
Katholisches Militärpfarramt Lütjenburg
Katholischer Standortpfarrer Lütjenburg
leichte Flugabwehrraketenlehrbatterie 610
Materialausstattung Sanitätsbereich 11/20
Panzerflugabwehrkanonenlehrbataillon 6
Panzerflugabwehrkanonenbataillon 61 (na)
Sanitätsgruppe Lütjenburg
Sanitätsstaffel Lütjenburg
Sanitätszentrum 106
Standortfernmeldeanlage 120/134
Standortfeldwebel Lütjenburg
Unterstützungspersonal Kasernenkommandant Lütjenburg
Zahnstation H 018/2
Zahnstation (Terr) H 112
Zahnarztgruppe 108/3
Deutschland
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Schill-Kaserne (Schleswig-Holstein)
Schill-Kaserne (Schleswig-Holstein)

Lage der Schill-Kaserne in Schleswig-Holstein

Die Schill-Kaserne war eine Garnison der Bundeswehr in Lütjenburg, Schleswig-Holstein. Sie beherbergte zwischen 1962 und 2012 hauptsächlich Flugabwehreinheiten und umfasste eine Fläche von 23,6 Hektar. Namensgeber war der frühere preußische Offizier Ferdinand von Schill. Nach der Aufgabe ihrer militärischen Nutzung diente der Standort 2015 bis 2017 als Flüchtlingsunterkunft. 2019 wurden nahezu alle Gebäude abgebrochen. Es sollen ein Wohngebiet, gewerbliche Nutzungen sowie ein Seniorenheim auf dem früheren Kasernenareal entstehen.

Vorgeschichte, Bau und Stationierungen

Im Gegensatz zu vielen anderen Städten, in denen die Bundeswehr in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre Kasernen einrichtete, hatte Lütjenburg vor 1945 über keine eigene Garnison verfügt. Doch der Ort rückte bereits früh in den Blick der Dienststelle Blank. Am 11. Februar 1955 erhielt die Stadt die Mitteilung, dass auf Vorschlag der Landesplanung Schleswig-Holsteins Lütjenburg als Standort einer Flaklehrabteilung in Betracht gezogen wird. Der damalige Bürgermeister reagierte umgehend und begrüßte in einem Schreiben vom 19. Februar 1955 an das Land diese Absicht. In der Kleinstadt mit damals 4.100 Einwohnern bestand die Hoffnung auf positive wirtschaftliche Auswirkungen einer Stationierung der Bundeswehr. Das vom Amt Blank zunächst favorisierte Areal fand allerdings nicht die Zustimmung der Stadtverwaltung. Stattdessen wurde eine andere Fläche vorgeschlagen. Am 9. April 1956 wurden die Pläne dem Magistrat der Stadt vorgestellt und beschlossen. Es folgten Verhandlungen zwischen der Stadt und Eigentümern der benötigten Grundstücke, um dem Bundesverteidigungsministerium ein unkompliziertes Erwerbsverfahren zu ermöglichen. Am 26. Oktober 1956 berichtete die Lokalpresse, dass dem Ministerium ein Gelände durch die Stadt angeboten worden sei und die Wehrbereichsverwaltung in Kiel von der Errichtung einer Garnison in Lütjenburg ausgehe. Diese Pläne konkretisierten sich schließlich am 19. November 1956, wonach ein Flakbataillon und ein Regimentsstab für Lütjenburg vorgesehen waren. Zudem sollten mindestens 100 Wohnungen entstehen. Der Grunderwerb gestaltete sich jedoch dennoch schwierig und erst am 4. Mai 1957 konnte der Öffentlichkeit mitgeteilt werden, dass dieser nunmehr erfolgreich abgeschlossen worden war. Einer Brennerei wurde für den Erhalt der notwendigen Mindestgröße landwirtschaftlicher Nutzfläche im Rahmen eines Flurbereinigungsverfahrens Ersatzgrundstücke bereitgestellt. Kontrovers hingegen gestaltete sich die Überlassung des städtischen Krankenhauses an die Standortverwaltung. Im Mai 1957 wurden entsprechende Wünsche des Bundesverteidigungsministeriums der Öffentlichkeit bekannt, nachdem bereits Ende April 1957 eine Stadtverordnetenversammlung sich mit dem Thema befasst hatte. Der Verkauf und die damit verbundene Aufgabe der Krankenversorgung vor Ort waren hoch umstritten. Mehrfach befasste sich der Stadtrat mit dem Thema und fasste am 4. Januar 1958 den Beschluss zur Veräußerung des entsprechenden Anwesens. Die Entscheidung führte zu Protesten und tumultartigen Szenen. Doch am 9. Januar 1958 wurde der Kaufvertrag mit der Wehrbereichsverwaltung unterzeichnet. Damit war die Grundlage gelegt, dass zum 1. April 1958 die Standortverwaltung eingerichtet werden konnte, die den Bau der Kaserne unterstützen sollte. Am 21. September 1959 erfolgte der erste Spatenstich für die spätere Schill-Kaserne. Der Neubau der Kaserne kostete etwa 22 Millionen DM. 80 Unternehmen hatten Aufträge erhalten. 400 Arbeiter waren täglich auf der Baustelle eingesetzt. Es wurden 158.000 Quadratmeter Raumflächen geschaffen, 145.000 Quadratmeter Straßen, Stellflächen und Plätze angelegt sowie 3.000 Quadratmeter Gehwege errichtet. Insgesamt verschlang der Bau 4 Millionen Ziegelsteine und 4.900 Quadratmeter Glas. Für Bundeswehrangehörige, zivile Mitarbeiter und deren Familien entstanden in Lütjenburg insgesamt 200 Wohnungen. Die Kaserne umfasste acht Unterkunftsgebäude, ein Mannschaftsheim, ein Unteroffiziers- und ein Offizierskasino, Fahrzeughallen, Werkstätten, eine Sporthalle, Stabs- und Verwaltungsgebäude, eine Wache sowie ein Sanitätszentrum. Ein Vorauskommando traf am 28. Dezember 1961 ein. Am 2. und 3. Januar 1962 bezogen die ersten 320 Soldaten die Kaserne. Allerdings waren noch längst nicht alle Anlagen fertiggestellt. Insbesondere die Küchen- und Speisenräume waren nur behelfsmäßig ausgestattet. Am 12. Mai 1962 erfolgte die feierliche Einweihung der Kaserne.[1]

Die am 1. April 1959 in der Kaserne auf der Freiheit in Schleswig aufgestellte Flugabwehrbatterie 160 war bereits am 3. Januar 1962 in die neue Kaserne in Lütjenburg verlegt worden. Doch bereits am 16. Oktober 1964 wurde diese Einheit in das Flugabwehrbataillon 6 eingegliedert.[2]

Am 1. April 1962 zog in die Schill-Kaserne das Flugabwehrbataillon 6 offiziell ein. Zuvor waren bereits ab Januar 1962 Verlegungen größerer Teile erfolgt. Der Verband war am 1. September 1956 zunächst als Panzerflugabwehrartilleriebataillon 3 der 3. Panzerdivision in der Kaserne auf der Freiheit in Schleswig aufgestellt worden. Am 1. November 1957 wechselte das Bataillon zur 6. Panzergrenadierdivision und erhielt den Namen Flugabwehrartilleriebataillon 6. Doch bereits am 16. März 1959 erfuhr der Verband eine weitere Umbenennung zum Flugabwehrbataillon 6. Die nächste Umgliederung erfolgte am 1. Oktober 1977, als das Bataillon zum Flugabwehrregiment 6 aufwuchs. Am 1. April 1993 erfuhr es eine Restrukturierung zum Panzerflugabwehrkanonenlehrbataillon 6. Das Stationierungskonzept der Bundeswehr vom 1. November 2004 brachte die Erweiterung des Standortes von 840 auf 1.230 Dienstposten mit sich. In dessen Umsetzung wurde am 1. Juli 2007 das Bataillon zum Flugabwehrlehrregiment 6 mit 7 Kompanien vergrößert. Doch mit der Entscheidung zur Stationierung der Bundeswehr 2011 kam das Aus für den gesamten Standort. Das Flugabwehrregiment 6 wurde zum 31. Dezember 2012 außer Dienst gestellt.[2][3][4][5]

Ebenfalls am 1. April 1962 verlegte die Flugabwehrbatterie 180, die am 1. April 1959 aufgestellt worden war, von der Kaserne auf der Freiheit in Schleswig nach Lütjenburg. Am 1. Februar 1967 wurde sie in Flugabwehrlehrbatterie 61 umbenannt, jedoch 1971 schließlich aufgelöst.[2][6]

Die 1961 aufgestellte Ausbildungskompanie 8/6 war von Beginn an in der Schill-Kaserne in Lütjenburg stationiert. Sie wurde am 1. April 1970 in die Dithmarsen-Kaserne nach Albersdorf verlegt und dem Feldartilleriebataillon 61 unterstellt. Am 15. November 1972 verlegte die Kompanie in die Liliencron-Kaserne nach Kellinghusen. Hier wurde sie zum 30. September 1979 aufgelöst.[2][7]

Die Ausbildungskompanie 451 wurde 1962 in Lütjenburg aufgestellt, jedoch am 31. März 1971 außer Dienst gestellt.[2]

Die Flugabwehrkanonenausbildungsbatterie 903 wurde in der Freiherr-von-Fritsch-Kaserne in Breitenburg-Nordoe am 1. April 1980 aufgestellt. Im März 1981 erfolgte die Verlegung nach Lütjenburg in die Schill-Kaserne.[2]

Mitte der 1980er Jahre wurden die Fahrschulen der Bundeswehr neu organisiert und aus den Verbänden herausgelöst. So entstand in der Schill-Kaserne am 1. Januar 1986 die Fahrschulgruppe Lütjenburg. Sie ging am 1. April 1994 im Kraftfahrausbildungszentrum Eutin auf.[2][8]

Aus Personalabgaben der Flugabwehrkanonenausbildungsbatterie 903 und des Flugabwehrregiments 6 wurde zum 1. April 1993 die leichte Flugabwehrraketenlehrbatterie 610 in der Schill-Kaserne aufgestellt. Die Einheit wurde am 1. April 2007 nach Todendorf auf den dortigen Übungsplatz verlegt und erfuhr zum 31. Dezember 2012 die Auflösung.[2]

Das nichtaktive Panzerflugabwehrkanonenbataillon 61 wurde am 1. April 1997 gebildet, jedoch zum 31. Dezember 2008 aufgelöst.[2]

Durch die Stationierungsentscheidung der Bundeswehr vom 1. November 2004, die einen Aufwuchs des Standortes Lütjenburg vorsah, fanden Investitionen in die Schill-Kaserne statt. Dazu zählten die Verlegung eines Glasfasernetzes für die IT-Infrastruktur und Kommunikationsmittel zwischen 2007 und 2009 sowie die Modernisierung von Diensträumen.[9]

Zur medizinischen Versorgung war in der Schill-Kaserne der Sanitätsbereich 11/20 vom 1. Juli 1972 bis zum 30. September 1998 mit Material ausgestattet und die Sanitätsgruppe Lütjenburg in den 1980er Jahren eingerichtet. Die Sanitätsstaffel Lütjenburg bestand vom 1. Juli 2007 bis zum 31. Dezember 2012. Die Zahnstation H018/2 wurde am 1. November 1965 gebildet, am 1. Oktober 1972 zur Zahnstation (Terr) H 112 umgegliedert und am 1. April 1981 zur Zahnarztgruppe 108/3, die bis zum 31. Dezember 1998 hier bestand. Es war die Standortfernmeldeanlage 120/134 eingerichtet. Vom 1. Januar 1971 bis zum 30. November 1994 war der Fernmelderevisionsdiensttrupp 120/132 in der Kaserne stationiert. Ab 1. September 2007 war der Dienstposten des Katholischen Standortpfarrers Lütjenburg für zwei Monate eingerichtet. Am 1. November 2007 entstand das Katholische Militärpfarramt, das zum 31. Dezember 2012 aufgelöst wurde. Ab 1. April 1981 war der Kasernenfeldwebel mit Standortaufgaben Lütjenburg hier stationiert, der am 1. Oktober 1994 zum Standortfeldwebel Lütjenburg wurde. Dieser Dienstposten bestand bis 31. März 1999. Der Kasernenkommandant Lütjenburg war mit Unterstützungspersonal vom 1. Oktober 1994 bis zum 31. Dezember 2012 eingesetzt.[2]

Noch im Vorfeld der Stationierungsentscheidung 2011 kämpfte die Stadt Lütjenburg für den Erhalt des Bundeswehrstandortes. Dabei wurden nicht nur die durchgeführten Modernisierungsarbeiten in der Kaserne hervorgehoben, sondern auch das soziale Umfeld des Standortes beworben.[10] Doch das Bundesverteidigungsministerium entschied gegen die Garnison. Mit Bekanntgabe der Entscheidung am 26. Oktober 2011 herrschte in der Stadt Katastrophenstimmung. Negative Auswirkungen wurden für die Wirtschaft und Arbeit, Sportvereine und die Kultur befürchtet.[11] Am 12. Mai 2012, genau 50 Jahre nach dem Einzug der Bundeswehr in Lütjenburg, führten das Flugabwehrlehrregiment 6 und die Flugabwehrraketenlehrbatterie 610 den Abschiedsappell durch.[12] Es verblieben bis zum Jahresende 2012 nur noch wenige Soldaten, die den Standort abwickelten.[13]

Die Kaserne wurde zum 31. Dezember 2012 vollständig durch die Bundeswehr aufgegeben.[9]

Konversion

Nach Aufgabe der Nutzung durch die Bundeswehr führte die Stadt Lütjenburg zwei Bürgerworkshops durch, in denen Ideen für das Konversionsgelände gesammelt wurden.[14] Zudem beauftragte die Stadt die Erstellung eines städtebaulichen Rahmenplans für das Kasernengelände, der 2013 und 2014 zur Vorbereitung der zivilen Nachnutzung erstellt und im Juni 2014 durch die Stadtvertreterversammlung beschlossen wurde.[15] Er bildete die Grundlage für die 25. Änderung des Flächennutzungsplans, deren Aufstellung am 25. März 2015 durch den Bauausschuss der Stadt beschlossen wurde. Ab Ende April 2015 erfolgte die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit und der Träger öffentlicher Belange. Am 14. Oktober 2015 wurde der Entwurf des Flächennutzungsplans in Gestalt der 25. Änderung gebilligt und zur Auslegung bestimmt, die im Oktober und November 2015 erfolgte. Nach weiteren Anpassungen des Entwurfs und jeweils erneuter Beteiligung der Öffentlichkeit wurde die 25. Änderung des Flächennutzungsplans am 30. März 2017 schließlich beschlossen und trat am 27. Juli 2017 in Kraft. Im Wesentlichen weist die Änderung mehrere gewerbliche Bauflächen im südlichen Kasernenbereich, gemischte Bauflächen im Bereich der Unterkunftsgebäude, Flächen für den Gemeinbedarf für eine Freilichtbühne, Sanitäreinrichtungen, Kultur- und Freizeiteinrichtungen, einen Aussichts- und Kletterturm, eine Wetterschutzhütte und ein Wirtschaftsgebäude für die Grünanlagenpflege aus. Darüber hinaus sind eine größere Spielanlage sowie Wald-, Park- und Grünflächen vorgesehen.[16][17]

Die Stadt hatte am 19. Juni 2015 weitere Teilflächen vom Bund erworben, die sie für neue gemeinschaftliche Nutzungen in den Bereichen Sport, Freizeit und Tourismus weiterzuentwickeln beabsichtigte. Am 14. Juli 2015 vollzog die Stadt Lütjenburg den ersten Spatenstich für die Erschließung des Kasernenareals zur zivilen Konversion. Ein Landmaschinenhandel, ein Hausmeisterdienst und ein Bootsservice hatten sich bereits in Teilen der Kaserne niedergelassen. Zudem plante ein Investor den Bau einer Seniorenwohnanlage.[18][19]

Durch die Flüchtlingskrise in Deutschland 2015/2016 musste das Land Schleswig-Holstein kurzfristig Unterkünfte zur Unterbringung der schutzsuchenden Menschen bereitstellen. Dafür boten sich die leerstehenden Unterkunftsgebäude der ehemaligen Schill-Kaserne an. Diese wurden vom Technischen Hilfswerk Anfang Dezember 2015 hergerichtet.[20] Am 7. Dezember 2015 zogen die ersten Flüchtlinge in die mit bis zu 1.000 Plätzen vorbereitete Erstaufnahmeeinrichtung und Landesunterkunft ein.[21] Doch bereits am 28. Juli 2016 verließen die letzten Asylbewerber die Unterkunft wieder, nachdem sich die Situation wieder entspannt hatte. Die Einrichtung wurde zunächst weiterhin betrieben, um erforderlichenfalls bei einem erneuten Anschwellen der Flüchtlingsströme genutzt werden zu können. Ende 2017 war endgültig Schluss.[22][23][24]

Am 5. Juli 2017 fasste die Stadtvertreterversammlung von Lütjenburg den Aufstellungsbeschluss für den vorhabenbezogenen Bebauungsplan Nr. 65 „Vorhaben Vitanas Lütjenburg — westlich der Schönberger Straße (L165), hier: Teilfläche auf dem Gelände der ehemaligen Schill- Kaserne“, der eine Teilfläche der Kaserne überplant, die mit einer Sporthalle sowie Ausbildungs- und Übungsgebäuden bebaut war. Hierfür wurde ein beschleunigtes Verfahren durchgeführt. Am 12. Oktober 2017 wurde der Planentwurf gebilligt und zur Auslegung bestimmt. Die öffentliche Auslegung und die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange erfolgten von Ende Oktober bis Anfang Dezember 2017. Am 30. Januar 2018 wurde der Bebauungsplan schließlich gebilligt. Er trat am 15. Februar 2018 in Kraft. Das Plangebiet umfasst 8.162 Quadratmeter. Der Bebauungsplan weist im Wesentlichen ein Sondergebiet Seniorenzentrum vor. Für die Seniorenwohnanlage sind 1.950 Quadratmeter Grundfläche eingeplant, 583 Quadratmeter private Verkehrsfläche, 3.767 Quadratmeter private Grünflächen, öffentliche Straßenverkehrsfläche mit 1.009 Quadratmetern und 853 Quadratmeter Verkehrsfläche mit besonderer Zweckbestimmung. Der Investor ist ein seit 1969 existierender Heimbetreiber, der bundesweit über mehr als 40 Einrichtungen verfügt. Das Vorhaben in Lütjenburg sah die Schaffung von 132 Einzelzimmern in vier Wohnbereichen vor. Insgesamt sollen 100 Arbeitsplätze entstehen.[25][26]

Am 15. Mai 2018 erfolgte die Grundsteinlegung für das Seniorenzentrum. Die ursprünglich geplanten Baukosten von 13 Millionen Euro waren jedoch bereits bei Baubeginn aufgrund gestiegener Kosten nicht zu halten.[27] Genau ein Jahr später wurde Richtfest gefeiert.[28] Am 30. Juli 2020 zogen die ersten Bewohner ein.[29]

Am 5. Juli 2017 wurde der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan Nr. 66 der Stadt Lütjenburg (Kreis Plön) für das Gebiet „Ehemalige Schill-Kaserne — östlich des Siedlungsgebietes Hochmode, südlich des Gewerbegebietes Bunendrop, westlich der ehemaligen Sportplatzanlage und nördlich der Ferdinand-von-Schill-Straße" durch die Stadtvertreterversammlung gefasst. Nach der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit und der Träger öffentlicher Belange wurde am 22. Januar 2019 der Entwurf des Bebauungsplans gebilligt und zur Auslegung bestimmt. Von Mitte Februar bis Mitte März 2019 lagen die Planunterlagen öffentlich zur Einsichtnahme aus. Am 28. März 2019 wurde der Bebauungsplan als Satzung durch die Stadtvertreterversammlung beschlossen. Er trat am 26. April 2019 in Kraft und beinhaltet die Festsetzung von 5 urbanen Gebieten mit insgesamt 41.405 Quadratmetern, 4 Gewerbegebieten mit 31.291 Quadratmetern und einem Sondergebiet mit 648 Quadratmetern. Öffentliche Grünflächen umfassen 9.958 Quadratmeter, öffentliche Straßenverkehrsflächen 10.120 Quadratmeter, Verkehrsflächen mit besonderer Zweckbestimmung 8.538 Quadratmeter und Flächen für die Wasserbeseitigung 2.816 Quadratmeter.[30][31] 2020 erfolgte eine 1. Änderung des Bebauungsplans Nr. 66 mit geringfügigen Anpassungen. Sie trat nach Beschluss der Stadtvertreterversammlung vom 17. Dezember 2020 am 27. Januar 2021 in Kraft.[32][33]

Parallel zum Aufstellungsverfahren für den Bebauungsplan Nr. 66 beschloss die Stadtvertreterversammlung von Lütjenburg am 18. Oktober 2017 den Ankauf der Flächen, auf denen sich die Unterkunftsgebäude befanden, im Gesamtumfang von etwa 7 Hektar vom Bund. Geplant war die Schaffung von 600 bis 800 Quadratmeter großen Parzellen für Wohngebäude und nicht störende Gewerbebetriebe. Die Kosten für Ankauf und Konversion erforderten einen Nachtragshaushalt von 5 Millionen Euro.[34][35] Anfang 2019 sollten der Abriss der Unterkunftsgebäude beginnen, doch die Entdeckung weiterer Fledermausarten verzögerte die Umsetzung.[36] Am 20. März 2019 begannen aber dann doch die Arbeiten zur Beseitigung der Unterkünfte. 41 Interessenten hatten sich für die Grundstücke bereits gemeldet.[37] Im April 2019 wurde bekannt, dass der Landkreis Plön Einheiten des Katastrophenschutzes zentral in der ehemaligen Schill-Kaserne unterbringen will. Hierfür wurde der Abriss der alten Kantine und des Unteroffiziersheims zugunsten eines Neubaus mit Kosten von etwa 5 Millionen Euro ins Auge gefasst.[38] Anfang Mai 2019 war der Abriss des Unterkunftsbereichs nahezu vollständig abgeschlossen. Riesige Trümmerberge türmten sich jedoch auf.[39] Im Juni 2020 wurde darüber informiert, dass das neue Wohngebiet an eine zentrale Wärmeversorgung angebunden wird.[40] Im September 2020 wurde berichtet, dass ein Investor zwei Wohnblöcke mit insgesamt 20 barrierefreien Wohnungen errichten möchte und für deren Nutzung ein Genossenschaftsmodell anstrebt. Der Erstbezug ist für den Herbst 2022 geplant.[41]

Des Weiteren soll ein Bebauungsplan Nr. 67 aufgestellt werden, der weitere noch nicht überplante Restflächen der Kaserne nördlich des Seniorenheims umfasst. Hier ist ein Wohngebiet vorgesehen.[26]

Einzelnachweise

  1. Maren Christine Mecke-Matthiesen: Umbrüche, Kontaktzonen, Eigenlogiken: Zum Wandel in einer ostholsteinischen Kleinstadt unter dem Einfluss der Bundeswehr. Das Beispiel Lütjenburg. Dissertation. 24. September 2015, abgerufen am 26. Februar 2021.
  2. a b c d e f g h i j Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr: Standortdatenbank der Bundeswehr in der Bundesrepublik Deutschland sowie den von der Bundeswehr genutzten Übungsplätzen im Ausland. Abgerufen am 27. Februar 2021.
  3. Bundesministerium der Verteidigung: Die Stationierung der Bundeswehr in Deutschland. 1. November 2004, abgerufen am 27. Februar 2021.
  4. Bundesministerium der Verteidigung: Die Stationierung der Bundeswehr in Deutschland. 26. Oktober 2011, abgerufen am 27. Februar 2021.
  5. Sören Kuhrt: Flugabwehrbataillon 6 - Flugabwehrregiment 6 - Panzerflugabwehrkanonenlehrbataillon 6 - Flugabwehrlehrregiment 6. Verbände der 6. Panzergrenadierdivision. Private Webseite über die 6. Panzergrenadierdivision. Abgerufen am 27. Februar 2021.
  6. Bundesarchiv/archivportal/Deutsche Digitale Bibliothek: Panzerbrigade 18 - Holstein - (Bestand), BArch BH 9-18. Abgerufen am 27. Februar 2021.
  7. Sören Kuhrt: Artillerieregiment 6. Verbände der 6. Panzergrenadierdivision. Private Webseite über die 6. Panzergrenadierdivision. Abgerufen am 27. Februar 2021.
  8. Achim Krauskopf/shz.de/Ostholsteiner Anzeiger: 40 Ehemalige in der Bundeswehr-Fahrschule. 15. April 2014, abgerufen am 27. Februar 2021.
  9. a b Sören Kuhrt: Schill-Kaserne. Standorte der 6. Panzergrenadierdivision. Abgerufen am 27. Februar 2021.
  10. Ostholsteiner Anzeiger/shz.de: Die Stadt Lütjenburg wirbt für sich als guter Bundeswehrstandort. 9. Februar 2011, abgerufen am 27. Februar 2021.
  11. Karen Katzke/Ostholsteiner Anzeiger/shz.de: Schill-Kaserne dicht - "Jetzt gehen die Lichter aus". 26. Oktober 2011, abgerufen am 27. Februar 2021.
  12. Christoph Lange/Ostholsteiner Anzeiger/shz.de: Würde und Emotionen zum Abschied. 14. Mai 2012, abgerufen am 27. Februar 2021.
  13. Johannes Korge/Der Spiegel: Ein Stützpunkt stirbt. 8. August 2012, abgerufen am 27. Februar 2021.
  14. Stadt Lütjenburg: Konversion in Lütjenburg. Abgerufen am 27. Februar 2021.
  15. Stadt Lütjenburg: Rahmenplan. Konversion in Lütjenburg. 13. Juni 2014, abgerufen am 27. Februar 2021.
  16. Stadt Lütjenburg: 25. Änderung des Flächennutzungsplanes der Stadt Lütjenburg (Kreis Plön). Planzeichnung. 27. Juli 2017, abgerufen am 27. Februar 2021.
  17. Stadt Lütjenburg: Begründung zur 25. Änderung des Flächennutzungsplanes für das Gebiet „Ehemalige Schill-Kaserne". 30. März 2017, abgerufen am 27. Februar 2021.
  18. Michael Kuhr/Ostholsteiner Anzeiger/shz.de: Konkrete Pläne für Kaserne. 17. Juni 2015, abgerufen am 27. Februar 2021.
  19. Pressestelle des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus (MWVATT) des Landes Schleswig-Holstein: Meyer setzt ersten Spatenstich für Neu-Nutzung der Lütjenburger Schill-Kaserne. 14. Juli 2015, abgerufen am 27. Februar 2021.
  20. Technisches Hilfswerk Ortsverband Plön: Einsatz Landesunterkunft Lütjenburg. 4. Dezember 2015, abgerufen am 27. Februar 2021.
  21. Focus online/dpa: Erste Flüchtlinge in neuer Erstaufnahme in Lütjenburg. 7. Dezember 2015, abgerufen am 27. Februar 2021.
  22. Hans-Jürgen Schekahn/Kieler Nachrichten: Der Auszug der Flüchtlinge. 28. Juli 2016, abgerufen am 27. Februar 2021.
  23. Constanze Emde/Ostholsteiner Anzeiger/shz.de: Aus für Asylunterkunft. 13. Juli 2016, abgerufen am 27. Februar 2021.
  24. Hans-Jürgen Schekahn/Kieler Nachrichten: Ein neues Wohnviertel für Lütjenburg. 8. November 2017, abgerufen am 27. Februar 2021.
  25. Stadt Lütjenburg: Satzung der Stadt Lütjenburg (Kreis Plön) über den vorhabenbezogenen Bebauungsplan Nr. 65. Planzeichnung Teil A und Text Teil B. 15. Februar 2018, abgerufen am 27. Februar 2021.
  26. a b Stadt Lütjenburg: Begründung zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan Nr. 65 für das Gebiet „Vorhaben Vitanas Lütjenburg — westlich der Schönberger Straße (L165), hier: Teilfläche auf dem Gelände der ehemaligen Schill- Kaserne". 30. Januar 2018, abgerufen am 27. Februar 2021.
  27. Ostholsteiner Anzeiger/shz.de: Der Grundstein ist gelegt. 15. Mai 2018, abgerufen am 27. Februar 2021.
  28. Hans-Jürgen Schekahn/Kieler Nachrichten: Richtkranz über dem neuen Seniorenheim. 15. Mai 2019, abgerufen am 27. Februar 2021.
  29. Ostholsteiner Anzeiger/shz.de: Neues Seniorenzentrum „Am Gojenberg“ ist bezogen. 30. Juli 2020, abgerufen am 27. Februar 2021.
  30. Stadt Lütjenburg: Satzung der Stadt Lütjenburg (Kreis Plön) über den Bebauungsplan Nr. 66 „Ehemalige Schill-Kaserne“. Planzeichnung Teil A und Text Teil B. 26. April 2019, abgerufen am 27. Februar 2021.
  31. Stadt Lütjenburg: Begründung zum Bebauungsplan Nr. 66 für das Gebiet „Ehemalige Schill-Kaserne — östlich des Siedlungsgebietes Hochmode, südlich des Gewerbegebietes Bunendrop, westlich der ehemaligen Sportplatzanlage und nördlich der Ferdinand-von-Schill-Straße". 28. März 2019, abgerufen am 27. Februar 2021.
  32. Stadt Lütjenburg: Satzung der Stadt Lütjenburg (Kreis Plön) über die 1. (vereinfachte) Änderung des Bebauungsplanes Nr. 66 „Ehemalige Schill-Kaserne“. Planzeichnung Teil A und Text Teil B. 27. Januar 2021, abgerufen am 27. Februar 2021.
  33. Stadt Lütjenburg: Begründung zur 1. (vereinfachten) Änderung des Bebauungsplanes Nr. 66 für das Gebiet „Ehemalige Schill-Kaserne — östlich des Siedlungsgebietes Hochmode, südlich des Gewerbegebietes Bunendrop, westlich der ehemaligen Sportplatzanlage und nördlich der Ferdinand-von-Schill-Straße". 17. Dezember 2020, abgerufen am 27. Februar 2021.
  34. Hans-Jürgen Schekahn/Kieler Nachrichten: Der Abriss der Kaserne rückt näher. 19. September 2018, abgerufen am 27. Februar 2021.
  35. Alev Doğan/Kieler Nachrichten: Lütjenburg will Gelände vom Bund kaufen. 19. Oktober 2018, abgerufen am 27. Februar 2021.
  36. Hans-Jürgen Schekahn/Kieler Nachrichten: Fledermäuse bremsen Neubaupläne. 23. Januar 2019, abgerufen am 27. Februar 2021.
  37. Hans-Jürgen Schekahn/Kieler Nachrichten: Abriss der Soldatenunterkünfte beginnt. 20. März 2019, abgerufen am 27. Februar 2021.
  38. Anja Rüstmann/Kieler Nachrichten: Die Zeichen stehen auf Neubau. 24. April 2019, abgerufen am 27. Februar 2021.
  39. Hans-Jürgen Schekahn/Kieler Nachrichten: Kaserne eine Trümmerlandschaft. 9. Mai 2019, abgerufen am 27. Februar 2021.
  40. Windkraft Journal: Grüne Wärme von HanseWerk Natur im Baugebiet Lütjenburg. 30. Juni 2020, abgerufen am 27. Februar 2021.
  41. Jörg Wilhelmy/Ostholsteiner Anzeiger/shz.de: „Genossen“ bekommen in Lütjenburg lebenslanges Wohnrecht. 14. September 2020, abgerufen am 27. Februar 2021.