Tamisdat
Tamisdat (deutsch: Dortverlag) ist die Bezeichnung für verbotene Literatur aus den sozialistischen Ländern des Ostblocks, die von in ihren Heimatländern lebenden Autoren verfasst aber im Westen gedruckt wurde. Die Autoren des Tamisdat lebten in der Sowjetunion, der Tschechoslowakei, Polen und der DDR. Die Exil-Verlage, welche die Werke in der jeweiligen Muttersprache herausgaben hatten ihren Sitz in der Regel in Frankreich, den USA, der Bundesrepublik Deutschland und Kanada. Der Begriff des Tamisdat umfasst Werke aus der Zeit vom Ende der fünfziger bis Ende der achziger Jahre des vorigen Jahrhunderts.
Wortbedeutung
Tamisdat war in der russischen Sprache eine ironische Neubildung in Anaolgie zu dem bereits bestehenden Wort Samisdat (Selbstverlag) oder den offiziellen Bezeichnungen staatlicher Verlage wie Gosisdat (Staatsverlag). Während beim Samisdat die verbotenen Texte mit verschiedenen Techniken im eigenen Land vervielfältigt wurden, schmuggelte man beim Tamisdat den Text in den Westen und druckte ihn dort bei einem Verlag. Danach wurden einzelne gedruckte Exemplare in das Ursprungsland zurück geschmuggelt.
Von Samisdat und Tamisdat unterschieden wird in der Forschung die Exilliteratur, das heisst die Literatur jener Autoren, die als Exilanten im Ausland lebten und dort bei Verlagen veröffentlichten. Zwischen Samisdat, Tamisdat und Exilliteratur gibt es allerdings vielfältige Überschneidungen und Wechselbeziehungen. Alexander Solschenizyns Werke wurden zeitweise im Samisdat, oder im Tamisdat veröffentlicht, andere Werke erschienen während seines unfreiwilligen Exils im Westen.
Literatur
- Wolfgang Kasack: Lexikon der russischen Literatur des 20. Jahhrunderts (2. erweiterte Auflage) München: Otto Sagner, 1992 ISBN 3-87690-439-5