Guru Guru
Guru Guru sind eine der bedeutendsten deutschen Krautrockbands der 1970er Jahre.
Musik
Die Band wurde 1968 als The Guru Guru Groove von dem am 31. Dezember 1940 geborenen Mani Neumeier (Schlagzeug) und Uli Trepte (Bass) gegründet. Die beiden kamen aus dem Free Jazz-Umfeld. Neumeier hatte bereits einige Jazz-Preise gewonnen, und beide hatten mit der Pianistin Irene Schweizer gearbeitet. Nun wollte man sich in Richtung elektrisch verstärkter (Rock)musik bewegen. Zu ihren Einflüssen gehörten damals vor allem Jimi Hendrix, aber auch Frank Zappa, The Who, die Rolling Stones und Pink Floyd.
Guru Guru bezeichneten sich selbst nie als Krautrock-Band, obwohl sie zu dessen herausragenden Protagonisten gerechnet werden. In ihrem Selbstverständnis zählen sie sich seit jeher zum musikalischen Underground. Amon Düül, Can und Xhol Caravan gehörten zu ihren Freunden, mit denen sie Sessions machten. Auf Guru Guru-LPs sind darüberhinaus Musiker von Kraan, Karthago und Cluster zu hören.
Mani Neumeier gilt mit seinem sehr eigenwilligen Schlagzeugstil - er ist auch der Erfinder der "Mani-Tom" - seit den 1970er Jahren als einer der herausragenden Schlagzeuger der deutschen und europäischen Jazzrock-Szene. Neben Guru Guru hat Neumeier zahlreiche weitere Projekte, u.a. Lover 303, Tiere der Nacht und The Psychedelic Monsterjam. Mit seinem Soloprogramm und gemeinsam mit verschiedenen lokalen Formationen ist er in den letzten Jahren vor allem auch in Japan gerngesehener Gast bei dortigen Underground Events.
Umfeld
In den späten 1960ern und frühen 1970ern waren ihre Auftritte stark politisch geprägt. Sie veranstalten Konzerte zusammen mit dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund, verlasen zwischen ihren Musikstücken politische Texte und spielten auch gelegentlich in Gefängnissen. Guru Guru zählten sich politisch zur Linken. Ihre Liveshows galten als extravagant und anarchisch, die Besetzung der Band wechselte häufig, man lebte zeitweise kommunenartig auf Bauernhöfen im Odenwald zusammen und experimentierte mit halluzinogenen Drogen (eins ihrer Stücke heißt bezeichnenderweise Der LSD-Marsch). Mani Neumeier ist Mitveranstalter des jährlichen Finkenbach-Festivals an seinem Wohnsitz im Odenwald, das zu den traditionsreichsten Krautrock-Festivals zählt. Der Konzertveranstalter und Verleger Werner Pieper, der auch im Odenwald zu Hause ist, pflegt seit der frühen gemeinsamen Zeit in Heidelberg gute Kontakte zu Guru Guru in vielen verschiedenen Formationen.
Musiker
Die Zusammensetzung der Band veränderte sich im Laufe der 38 Jahre ihres Bestehens unzählige Male, was durch die zentrale Rolle von Mani Neumeier bedingt ist, der einst sinngemäß in einem Interview gesagt hatte, dass er nicht Schlagzeug spiele, sondern Orchesterchef sei, und damit Musiker auswechsle, wie er es wolle. In den frühen 70ern gehörte der Gitarrist Ax Genrich länger zur Stammbesetzung , Mitte der 70er stiegen der Gitarrist und Saxofonist Roland Schaeffer Brainstorm, Yogi Karpenkiel (Kollektiv) und Sepp Jandrisits (Mashuun) ein , Ende der 70er gehörten u. a. Ingo Bischof und Hellmut Hattler von Kraan zur Gruppe, zu nennen wären aber auch noch Butze Fischer (von Embryo) oder Bruno Schaab (Night Sun). In den 80ern wirkten unter Anderem Hans Reffert (Flute And Voice), Lise Kraus, Peter Wolbrandt, Uli Züfle, Chowmeier und Razem Rübel (pre- Ravibeat) mit. Mit wechselnden Besetzungen veränderte sich auch konstant das Klangbild der Gruppe, stellenweise finden sich auch humoristische Einlagen auf den Platten. Dabei waren die Gurus oft ihrer Zeit um Lichjahre voraus. Aktuell ist die Besetzung: Mani Neumeier (dr., voc.), Peter Kühmstedt (bass, voc.), Roland Schaeffer (git., voc., nadaswaram) und Luigi Archetti (git., voc.). Auch Hans Reffert (git., voc.) ist auf der 2006er Herbsttour wieder dabei.
Öffentlichkeit
Guru Guru veröffentlichten über 25 LPs, die insgesamt über 500.000mal verkauft wurden, spielten viele Konzerte, traten in Filmen und über hundertmal im Radio oder Fernsehen auf (u.A: im Beat-Club). 1976 war Guru Guru die erste deutsche Band im WDR-Rockpalast. Ebenfalls 1976 entstand der Spielfilm "Notwehr", in dem die damaligen Gurus unter dem Bandnamen "Rattenfänger" eine wesentliche Rolle spielten (weitere Akteure waren G. Lamprecht und R. Zacher). Im Jahr 2001 erschien eine Underground-Biographie mit dem Titel "33 Jahre High Times mit Guru Guru" bei der "Free Underground Press", Kuala Lumpur. Diese ist, wie sämtliche LPs und die meisten CDs der Gruppe, längst vergriffen.
Diskografie
- UFO – LP, 1970
- Hinten – LP, 1971
- Känguru – LP, 1972
- Guru Guru – LP, 1973
- Don't Call Us, We Call You – LP, 1973
- More Hot Juice - Single, 1973
- This Is Guru Guru - LP, 1973
- Dance of the Flames – LP, 1974
- Der Elektrolurch - 2 LP, 1974
- Mani und seine Freunde – LP, 1975
- Tango Fango – LP, 1976
- Rattenfänger - Single, 1976
- Globetrotter – LP, 1977
- Live – 2 LP, 1978
- Hey du – LP, 1979
- Mani in Germany – LP, 1981
- Guru Mani Neumeiers neue Abenteuer – LP, 1983
- Jungle – LP, 1987
- Cosmic Hole - Single (white), 1987
- Guru Guru 88 – LP, 1988
- Live 72 – LP, 1988
- Shake Well – LP, 1993
- Wah Wah – LP, 1995
- Mask - CD, 1996
- Moshi Moshi – LP, 1997
- Live 98 - 3 CD, 1999
- 2000 Gurus – CD, 2000
- Essen 1970 - LP und CD, 2003
- In the Guru Lounge - CD, 2005
und viele Compilations auf CD...
Mani Neumeiers Solo-Diskografie: siehe Mani Neumeier