Zum Inhalt springen

Clara Viebig

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 31. August 2006 um 20:52 Uhr durch Calculus (Diskussion | Beiträge) (Verweis auf Heimatkunst). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Clara Viebig, Berlin, 1890

Clara Viebig (* 17. Juli 1860 in Trier; † 31. Juli 1952 in Berlin) war eine naturalistische Erzählerin, deren Werke um die Jahrhundertwende zum „eisernen“ Bücherbestand des deutschen Bürgerhauses gehörten. Einige Werke werden auch der Heimatkunst zugerechnet.

Leben

Viebig war die Tochter des Oberregierungsrates Ernst Viebig und dessen Ehefrau Clara. Die Familie stammte ursprünglich aus Posen und kam durch die Versetzung des Vaters nach Trier. 1868 wurde der Vater zum Stellvertreter des Regierungspräsidenten befördert und musste mit seiner Familie nach Düsseldorf umziehen. Nach dem Tod des Vaters zog Clara mit ihrer Mutter nach Berlin.

Dort studierte Clara Viebig Gesang an der Hochschule für Musik und verdiente sich durch Stundengeben ein Zubrot. Nach eigenen Aussagen war die Lektüre der Werke Émile Zolas, speziell Germinal ausschlaggebend für ihr eigenes literarisches Schaffen. Mit 34 Jahren konnte sie mit einer Erzählung in einer Berliner Zeitung auch schriftstellerisch debütieren. Zwei Jahre später heiratete sie in Berlin den Verleger Friedrich Theodor Cohn und veröffentlichte fortan in dessen Verlag F. Fontane & Co. fast alle ihre Werke.

Zwischen den Jahren 1898 bis 1933 unternahm Viebig allein oder mit ihrem Ehemann immer wieder Vortragsreisen nach Basel, Den Haag, Luxemburg, New York City, Paris, Sankt Petersburg und Wien. Anlässlich ihres 70. Geburtstages ehrte die Stadt Düsseldorf Clara Viebig mit der Benennung einer Straße.

Bedingt durch ihren jüdischen Ehemann war Viebigs literarisches Schaffen nach der Machtergreifung 1933 stark eingeschränkt, und das Ehepaar war immer stärker Repressalien ausgesetzt. 1937 starb Cohn, und sechs Jahre später ließ sich Viebig in Mittelwalde (Schlesien) nieder. Erst 1946 kehrte sie nach Berlin zurück. Dort verstarb sie im Alter von 92 Jahren am 31. Juli 1952. Ihre letzte Ruhestätte fand sie - auf eigenem Wunsch - in Düsseldorf im Ehrengrab ihres Vaters.

Künstlerisches Schaffen

Ihren großen literarischen Durchbruch hatte Viebig 1900 mit ihrem Roman Das Weiberdorf. Bereits der Vorabdruck in der Frankfurter Zeitung entfachte eine überregionale kontroverse Diskussion, die sich zu einem Skandal auswuchs, als die katholische Kirche dieses Werk auf den Index Librorum Prohibitorum setzte.

Ihre Erzählungen und Romane spielten vorzugsweise in der Eifel, die durch Clara Viebig in den Rang einer Literaturlandschaft erhoben wurde. Clara Viebig ist auch heute noch weithin als "Eifeldichterin" bekannt, obwohl sowohl ihre nichtrheinische Herkunft als auch die Breite ihres literarischen Werks diese Charakterisierung als zweifelhaft erscheinen lässt.

In Ihrem Roman Das Schlafende Heer, in dem sie als Schauplatz ihrer Dichtung den deutschen Osten wählte, wird der Kampf um die Vorherrschaft zwischen Germanen und Polen zu Szenen und Bildern von einmaliger Wucht verdichtet. Sie zeigt wieder einmal, wie mangelndes Verständnis für die jeweils anderen dem jeweils Überlegenen Sieg und Herrschaft entreißen kann. Der vor allem die polnischen Landarbeiter mit Sympathie zeichende Gestus des Romans brachte der Autorin nicht nur in Deutschland sondern auch in Polen heftige Kritik ein.

Werke (in Auswahl)

  • Barbara Holzer (1897)
  • Kinder der Eifel (1897)
  • Rheinlandstöchter (1897)
  • Dilettanten des Lebens (1897)
  • Vor Tau und Tag (1898)
  • Es lebe die Kunst (1899)
  • Die Rosenkranzjungfer (1900)
  • Das tägliche Brot (1900)
  • Das Weiberdorf. Bad Bertrich: Rhein-Mosel-Verl. 2003. ISBN 3-9297-4500-3 (Repr. d. Ausg. Berlin 1900)
  • Die Wacht am Rhein (1902)
  • Das schlafende Heer (1904)
  • Das Kreuz im Venn (1908)
  • Töchter der Hekuba (1917)
  • Die mit den tausend Kindern (1919)
  • Unter dem Freiheitsbaum. Bad Bertrich: Rhein-Mosel-Verl., 2000. ISBN 3-9297-4541-0 (Repr. d. Ausg. Berlin 1922)
  • Menschen unter Zwang (1932)
  • Prinzen, Prälaten und Sansculotten (1931)
  • Insel der Hoffnung (1933)
  • Der Vielgeliebte und die Vielgehaßte (1935)

Literatur

  • Michel Durand: Les romans Berlinois de Clara Viebig (1860-1952). Contribution à l'étude du naturalisme tardif en Allemagne. Berne u.a.: Lang 1993. (= Contacts; Série 3, Etudes et documents; 19) ISBN 3-906750-84-1
  • Waldemar Gubisch: Untersuchungen zur Erzählkunst Clara Viebigs. Münster: Univ. Diss. 1926.
  • Barbara Krauß-Theim: Naturalismus und Heimatkunst bei Clara Viebig. Darwinistisch-evolutionäre Naturvorstellungen und ihre ästhetischen Reaktionsformen. Frankfurt am Main: Lang 1992. ISBN 3-631-44812-0
  • Helmut Kreuzer: Schinderhannes" - ein Räuber um 1800 bei Clara Viebig, Carl Zuckmayer und Gerd Fuchs. Zum 200. Jahrestag der Hinrichtung Johannes Bücklers in Mainz am 21. November 1803. In: Suevica. Beiträge zur schwäbischen Literatur- und Geistesgeschichte 9 (2001/2002). Stuttgart 2004 [2005], S. 179-197.
  • Urszula Michalska: Clara Viebig. Versuch einer Monographie. Poznan: 1968. (= Prace Wydzialu Filologicznego;: Seria Filologia germa´nska; 6)
  • Andrea Müller: Mutterfiguren und Mütterlichkeit im Werk Clara Viebigs. Marburg: Tectum 2002. ISBN 3-8288-8346-X
  • Maria-Regina Neft: Clara Viebigs Eifelwerke (1897-1914). Imagination und Realität bei der Darstellung einer Landschaft und ihrer Bewohner. Münser: Waxmann 1998. (= Bonner kleine Reihe zur Alltagskultur; 4) ISBN 3-89325-653-9
  • Die Provinz des Weiblichen. Zum erzählerischen Werk von Clara Viebig = Terroirs au féminin, hrsg. v. Hrsg. von Volker Neuhaus u. Michel Durand. Bern u.a.: Lang 2004. (= Convergences; 26) ISBN 3-906770-17-6
  • Gottlieb Scheufler: Clara Viebig. Erfuhrt: Beute 1927.
  • Clara Viebig im Spiegel der Presse. Dokumentation, hrsg. v. Christel Aretz. Bad Bertrich: Mosel-Eifel-Verl. 2000. ISBN 3-932838-06-8
  • Sascha Wingenroth: Clara Viebig und der Frauenroman des deutschen Naturalismus. Freiburg im Breisgau: Univ. Diss. 1936.