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Wilhelm Spindler (Unternehmer)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Johann Julius Wilhelm Spindler (kurz Wilhelm Spindler; * 8. April 1810 in Berlin, † 28. April 1873 ebenda) war ein bedeutender deutscher Wäscherei- und Färberei-Unternehmer und Gründer der Firma W. Spindler.

Denkmal für Wilhelm Spindler an der Wilhelm-Spindler-Brücke
Gesamtaufnahme des Denkmals

Leben

Als einziges Kind von Martin Spindler aus Bayreuth und Johanna Friedericia Fischer aus Berlin wurde Wilhelm Spindler am 8. April 1810 in Berlin geboren. Sein Großvater war Johann Jakob Spindler, der Hofbauconducteur des Fürstentums Bayreuth war und das Schloss Fantaisie errichtete. Mit circa 20 Jahren ging Wilhelm auf Wanderschaft und erlernte auf dieser das Handwerk der Seidenfärberei. 1832 kehrte er nach Berlin zurück und gründete mit Unterstützung eines Onkels am 1. Oktober in den Kellerräumen in der Burgstraße 3 in Berlin-Mitte eine kleine Seidenfärberei. Er „empfahl sich im Färben seidener, wollener und baumwollener Zeuge, sowie im saubersten Waschen von Shawls und Glätten von Kattunkleidern“ (aus der Denkschrift zum 75-jährigen Geschäftsjubiläum).

Das Geschäft lief gut, und so erwarb er 1841 in der Nähe des Spittelmarktes in der Wallstraße 12 ein Grundstück für eine Färberei und Wäscherei, den sogenannten Spindlershof. Weitere Filialen wurden in der Folgezeit in der Poststraße 11, in der Friedrichstraße 153 A und in der Leipziger Straße 36 eröffnet.

Wilhelm Spindler war stets an technischen Fortschritten in seinem Gewerbe interessiert und pflegte zahlreiche Beziehungen zu Kollegen im Ausland. Aus Paris brachte er von der „Teinturerie Jolly Belin“ (Färberei Jolly Belin) das Wissen um die Chemische Reinigung mit nach Berlin und führte diese 1854 als erster in Deutschland ein. Er gilt daher als einer der Pioniere der Chemischen Reinigung. Bei diesem Verfahren wurde die Kleidung mit Benzol bzw. Benzin unter Ausschluss von Wasser (also „trocken“, daher auch Trockenreinigung) gereinigt. Dies ermöglichte eine Massenreinigung, welche Spindler zum Durchbruch seiner Firma verhalf.

Neben der Wäscherei war die Färberei das zweite Standbein des Unternehmens. Spindler beschäftigte sich hier insbesondere mit dem Schwarzfärben von Seide. Er unterhielt zu namhaften europäischen Färbereien (zum Beispiel der Färberei Pullar in Perth) gute Beziehungen und konnte sich so die Erkenntnisse zum Beispiel der Chemiker François-Emmanuel Verguin aus Lyon und William Henry Perkin aus London zu Eigen machen. Zur Farben- und Lackfabrik der Gebrüder Gessert in Elberfeld hatte Wilhelm Spindler sogar verwandtschaftliche Beziehungen: seine am 15. Juni 1845 geborene Tochter Marie Friederike Charlotte heiratete Dr. chem. Julius Gessert Ende der 1870er Jahre und beide hatten vier Kinder miteinander. Eine weitere Tochter Spindlers, Clara, war mit Adolf von Brüning, dem Gründer der Hoechst AG, verheiratet.

Spindlers Söhne, William und Carl Spindler, traten in die Fußstapfen des Vaters, beteiligten sich unter anderem an der Entwicklung neuer Färbetechniken und wurden um 1870 Firmenteilhaber. 1871 erwarben die drei ein großes Gelände in Spindlersfeld und errichteten darauf die Anstalt zur chemischen Reinigung, Wäscherei und Färberei. Nur vier Tage nach der Eröffnung des ersten Flügels des Hauptgebäudes verstarb Wilhelm Spindler am 28. April 1873 in Folge eines Schlaganfalles; seine beiden Söhne führten daraufhin das Geschäft fort.

Nachdem Julius Gessert am 3. März 1875 verstarb, heiratete Spindlers Tochter Marie in zweiter Ehe am 12. Juni 1877 den Architekten Walter Kyllmann, der unter anderem 1890 das Erholungshaus in Spindlersfeld und das Erbbegräbnis der Spindlers auf dem (Alten) Friedhof vor dem Prenzlauer Tor errichtete. Der zum 50-jährigen Jubiläum der Firma W. Spindler von der Firma finanzierte Spindlerbrunnen auf dem Spittelmarkt wurde ebenfalls von Kyllmann entworfen.

In der Denkschrift zum 75-jährigen Geschäftsjubiläum der Firma W. Spindler wird Wilhelm Spindler als „eine kernige, schlichte Natur, mit weitschauendem Blick, klar im Erkennen, fest im Wollen, rasch in der Tat“ charakterisiert.

Posthume Würdigungen

Der Spindlerbrunnen auf dem Spittelmarkt
  • Der Spindlerbrunnen auf dem Spittelmarkt in direkter Nähe zum Spindlershof wurde von seinem Sohn Carl gestiftet und ihm gewidmet. Der Architekt war Walter Kyllmann.
  • An der im Jahr 2002 neu errichteten Wilhelm-Spindler-Brücke in Berlin-Spindlersfeld befindet sich ein Denkmal zu Ehren von Wilhelm Spindler mit einem Abbild von ihm.

Quellen