Sehepunkte
Die sehepunkte (www.sehepunkte.de, ISSN 1618-6168) sind ein epochenübergreifendes, frei zugängliches Online-Rezensionsjournal der deutschen Geschichtswissenschaft.
Trägerschaft und Nutzung
Das Journal gehört mit dem zweiten e-Journal zeitenblicke zum online-Geschichtsportal historicum.net.
Seit November 2001 erscheinen die "sehepunkte" an jedem 15. eines Monats mit ca. 80 bis 100 Buchbesprechungen und können kostenlos abonniert werden. Die „sehepunkte“ sind aus einer Kooperation des Historischen Seminars der Ludwig-Maximilians-Universität München mit der Bayerischen Staatsbibliothek entstanden. Sie werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und sind heute redaktionell an den Universitäten Köln und München angesiedelt.
Bis März 2006 haben über 1900 Internet-Nutzer das e-Journal abonniert. Pro Monat verzeichnen die „sehepunkte“ mehr als 240.000 Seitenaufrufe von über 35.000 unterschiedlichen Rechnern. Bis zum Frühjahr 2006 sind mehr als 3500 Buchbesprechungen veröffentlicht worden.
Der Name
Der ursprünglich aus der Optik stammende Name „sehepunkte“ wurde von den Herausgebern in programmatischer Absicht vom Theologen und Historiker Johann Martin Chladenius (1710-1759) entlehnt, einem typischen Vertreter der Auslegungskunst um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Chladenius hatte in seiner 1742 veröffentlichten „Einleitung zur richtigen Auslegung vernünftiger Reden und Schriften“ mit dem „Sehepunckt“ die subjektive Perspektive des Historikers charakterisiert: Da jede Wahrnehmung vom Standpunkt der wahrnehmenden Person bedingt sei, hänge auch die Deutung historischer Ereignisse maßgeblich vom Wissen und von der Haltung des Urteilenden ab.
In einer Zeit, deren Geschichtsverständnis noch weitgehend den starren Auffassungen des Spätbarock verpflichtet war, trat mit Chladenus somit ein kritischer und innovativer Erkentnistheoretiker hervor. Er hob die Relativität des menschlichen Urteilsvermögen im Allgemeinen hervor und verwies damit auch die Geschichtsschreibung auf das Problem des später so genannten Hermeneutischen Zirkels.
Konzept
Die „sehepunkte“ legen neben Aktualität Wert auf Qualität und Vielfalt der Perspektiven im Sinne der von Chladenius geforderten pluralistischen Geschichtswissenschaft. Das Journal ist (im Gegensatz zu seinem unmittelbaren Vorgänger PERFORM) epochenübergreifend und interdisziplinär angelegt. So finden auch Beiträge aus Rechts-, Medizin- und vor allem der Kunstgeschichte ihren Platz. Neben der deutschsprachigen Fachliteratur werden in den „sehepunkten“ in zunehmendem Maße auch internationale Publikationen rezensiert.
Die „sehepunkte“ sind nach dem Prinzip von Open-Access frei nutzbar. Das Journal folgt somit der übergreifend festzustellenden Tendenz, wissenschaftliche Inhalte der Scientific Community wie auch der interessierten Öffentlichkeit kostenfrei zugänglich zu machen.
Web-Links
- Wohin führt der Weg? Historische Fachzeitschriften im elektronischen Zeitalter (zeitenblicke 2, 2003, Nr. 2)
- Klaus-Gunther Wesseling, Artikel "Johann Martin Chladenius", in: "Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon 20 (2002), Spalten 296-303
Literatur
- Gudrun Gersmann: Wege durch den Literaturdschungel. Rezensionen im Internet, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 54 (2003), Heft 7/8, S. 452-454
- Peter Hassel: Geschichtsdidaktik im 18. Jahrhundert: Johann Martin Chladenius, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 42 (1991), Heft 1, S. 22-29