Fritz von Unruh
Fritz von Unruh (* 10. Mai 1885 in Koblenz, † 28. November 1970 in Diez an der Lahn) war ein deutscher Schriftsteller und Dichter des literarischen Expressionismus.
Leben
Von Unruh stammt aus einer schlesischen Adelsfamilie. Er kam als zweites von neun Kindern des preußischen Generals Karl von Unruh auf die Kadettenschule nach Schloss Plön. Dort legte er das Abitur gemeinsam mit den Söhnen des damaligen Kaisers Wilhelm II. 1906 ab. Erste literarische Werke entstanden bereits in der Schulzeit. Nach der Stationierung bei Berlin von 1906 bis 1911 gelang es ihm, einen lukrativen Vertrag mit dem Deutschen Theater abzuschließen. Über diese hauptberufliche Beschäftigung mit der Kunst zerbrach das Verhältnis zum Vater. Das Drama "Offiziere" (1911) wurde sein erster großer Publikumserfolg. Vor dem ersten Weltkrieg lebte Fritz von Unruh im legendären Rententurm am Frankfurter Römer.
Kriegserfahrungen
Als Freiwilliger zog von Unruh in den Ersten Weltkrieg. Hier sammelte er als Bataillonschef und Kompagniechef Fronterfahrung. Dazu beauftragt, schrieb von Unruh zunächst Propaganda-Literatur für die oberste Heeresleitung. Die Darstellungen waren jedoch zu realistisch, so dass sie nicht publiziert wurden.
Von Unruh wurde 1916 schwer verwundet und wandelte sich in seiner Einstellung. "Was ich in harter Erziehung, in strengem Dienst in der Garde - im blutgetränkten Acker des Kriegs begriff vom Sinn des Genius - ich werde es sagen und verdichten. Dieses Recht zu Bekenntnis und Gestaltung erwarb ich mir an der marne und vor Verdun." (Brief an Thomas Mann vom 31.7.1935)
Er wurde ein entschiedener Pazifist und republikanisch gesinnter Militärgegner und galt fortan in Konservativen und deutschnationalen Kreisen als Nestbeschmutzer.
Weimarer Zeit
1919 befreundete er sich mit Alma Mahler-Werfel und dem expressionistischen Schriftsteller Franz Werfel. In der Weimarer Republik ist er ein angesehner Schriftsteller und Bühnenautor, dessen Stücke auf zahlreichen Bühnen gespielt wurden. Die Gründung der Republikanischen Partei 1924 war nicht von Erfolg gekrönt. 1931 schloss sich von Unruh der Eisernen Front, einem Zusammenschluss gegen die Harzburger Front der nationalsozialistischen und deutsch-völkischen Kräfte, an. In seinem Stücke "Zero" warnte er 1932 vor dem kommenden Vernichtungskrieg, was den Hass der rechten Kreise auf ihn verstärkte und zum Absetzen seiner Stücke u.a. in Frankfurt führte.
Verfolgung und Emigration
Seine Werke fielen den nazistischen Bücherverbrennungen zu Opfer. Er emigrierte wegen der Verfolgung durch die Nationalsozialisten bereits vor deren Machtergreifung nach Italien, musste aber schon 1935 das Land Richtung Frankreich verlassen. 1936 sagte er den kommenden Krieg Nazideutschlands erneut voraus und, dass danach "auf dem Potsdamer Platz Schafe weiden werden". Er sollte recht behalten. 1939 führte sein Weg dann über Spanien in die USA. Im Jahre 1940 heiratete er die Schauspielerin Friederike Schaffer (1890-1971).
Nachkriegszeit
Seine literarischen Werke waren nunmehr wenig erfolgreich. Der Besuch in der Zeit von 1952 bis 1955 entfremdete von Unruh mit seiner Heimat. Von Unruh klagte über eine "Restauration" in Deutschland und fühlte sich verfolgt. Die Wiederbewaffnung 1954 nahm er als Anlass, erneut in die USA zurückzukehren. Bis 1962 folgten Aufenthalte in den USA, Frankreich und in Deutschland. 1962 erfolgte dann die endgültige Rückkehr nach Deutschland. Eine Flut zerstört 1962 sein Haus und spült sein gesamtes Hab und Gut ins Wasser. Die Stadt Frankfurt bot ihm daraufhin erneut eine Wohnung an. Ein schriftstellerischer Erfolg stellte sich nicht mehr ein, bis er am 28. November 1970 in Diez verstarb.
Auszeichnungen und Ehrungen
- 1914 Kleist-Preis für Louis Ferdinand Prinz von Preußen
- 1923 Grillparzer-Preis
- 1947 Wilhelm-Raabe-Preis
- 1948 Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main
- 1955 Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt am Main
- 1966 Carl-von-Ossietzky-Medaille
Zitate
- "Unruh und die deutschen Expressionisten jener Zeit waren Friedensfreunde, waren humanitär und bei aller Heimatliebe weltbürgerlich gesinnt. " Victor Klemperer
Werke (in Auswahl)
Dramen
- Offiziere, 1911
- Louis Ferdinand Prinz von Preußen, 1913
- Vor der Entscheidung, 1914
- Ein Geschlecht, Tragödie, 1917
- Opfergang, 1918
- Platz, 1920 (Fortsetzung von Ein Geschlecht)
- Stürme, Schauspiel, 1922
- Rosengarten, 1923
- Bonaparte, Schauspiel, 1927
- Phaena, Komödie, 1930
- Zero, Komödie, 1932
- Gandha, 1935
- Charlotte Corday, 1936
- Miss Rollschuh, 1941
- Der Befreiungsminister, 1948
- Wilhelmus, 1953
- Duell an der Havel, Schauspiel, 1954
- Bismarck oder Warum steht der Soldat da?, 1955
- Odysseus auf Ogygia, Schauspiel, 1968
Romane
- Der nie verlor, 1948
- Die Heilige, 1952
- Fürchtet nichts, 1952
- Der Sohn des Generals, 1957
Sonstiges
- Vaterland und Freiheit. Eine Ansprache an die deutsche Jugend, 1923
- Flügel der Nike. Buch einer Reise, 1925
- Seid wachsam! Eine Goethe-Rede, 1948
- Rede an die Deutschen, 1948
- Mächtig seid ihr nicht in Waffen, Reden, 1957
- Meine Begegnungen mit Trotzki, 1963
- Friede in USA? Ein Traum, 1967
Literatur
- Ina Götz, Tradition und Utopie in den Dramen Fritz von Unruhs. Bouvier, Bern 1975. (= Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft; 175) ISBN 3-416-01051-5
- Karola Schulz, Fast ein Revolutionär. Fritz von Unruh zwischen Exil und Remigration (1932-1962). Iudicum, München 1995. (= Cursus; 11) ISBN 3-89129-461-1
- Dieter Kasang, Wilhelminismus und Expressionismus. Das Frühwerk Fritz von Unruhs 1904-1921. Akademischer Verlag Hans-Dieter Heinz, Stuttgart 1980. (= Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik; 78) ISBN 3-88099-082-4
- Robert Meister, Fritz von Unruh. Kraus Repr., Nendeln 1967. Nachdr. d. Ausg. Berlin 1925. (= Germanische Studien; 39)
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Unruh, Fritz von |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller und Dichter des literarischen Expressionismus |
GEBURTSDATUM | 10. Mai 1885 |
GEBURTSORT | Koblenz |
STERBEDATUM | 28. November 1970 |
STERBEORT | Diez an der Lahn |