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Nationalpolizei Osttimors

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Logo der PNTL

Die Polícia Nacional de Timor-Leste (PNTL; deutsch Nationalpolizei Osttimors) ist die Polizei von Osttimor. Sie besteht aus rund 4000 Beamten (Stand Ende 2018).[1] Die Polizei ist dem Innenministerium unterstellt.[2][3] Das Generalkommando der PNTL befindet sich in Dilis im Stadtteil Caicoli.

Geschichte

Übernahme der Verantwortung durch die PNTL seit 2006
Datum Distrikte/Bereich
5. Februar 2008 Dili, in den Stadtteilen Bairro Pite, Bidau und Mercado Lama[4]
14. Mai 2009 Lautém[5]
Juni 2009 Oecusse
25. Juli 2009 Manatuto[6]
5. Dezember 2009 Viqueque[7]
14. Dezember 2009 Polizeiaufgaben auf dem Meer und Polizeiausbildungszentrum[8]
12. April 2010 Ainaro[9]
16. April 2010 Baucau[10]
7. September 2010 Liquiçá[11]
10. September 2010 Ermera[8]
28. September 2010 Einwanderungsbehörde, nationales INTERPOL-Büro, Grenzpatrouille[12]
27. März 2011 Komplette Übernahme der Verantwortung im ganzen Land[13]
Polizisten bei der Ausbildung durch australische Soldaten
Gedenkstätte für die bei den Unruhen 2006 getöteten Polizisten

Die PNTL wurde am 27. März 2000 von der UN-Verwaltung aufgestellt, unter der Osttimor nach 24 Jahren indonesischer Besatzung seit 1999 stand.[3] Viele der Polizisten, die die Indonesier während der Besatzung rekrutierten, waren Kaladi aus dem Westen des Landes. Die UN und die Regierung Osttimors übernahmen 300 dieser Polizisten in ihren Dienst. Das führte zu einem anhaltenden Konflikt zwischen Polizei und Militär F-FDTL. Das Militär F-FDTL besteht zumeist aus Firaku, Bewohnern des Ostens des Landes und ehemaligen Unabhängiglkeitskämpfern.

Am 10. August 2001 begannen die ersten Polizisten des East Timor Police Service (ETPS) ihren Dienst, zusammen mit den internationalen Polizeieinheiten der UNTAET, die auch die Ausbildung der osttimoresischen Polizisten übernahm. Problematisch war dabei die Multinationalität der Ausbilder, die aus 52 Ländern stammen, darunter Länder wie Sambia oder die Ukraine. Später wurden die Polizeikräfte umbenannt in Timor-Leste Police Service, bevor sie mit der Unabhängigkeit des Landes am 20. Mai 2002 ihren jetzigen Namen erhielten, zusammen mit der vollen Polizeigewalt. Seit dem 10. Dezember 2003 hatte die PNTL mit 2500 Beamten die alleinige Verantwortung im Lande.

2006 kam es zum Ausbruch von Unruhen in Osttimor. Am 25. Mai kam es zu einem Gefecht zwischen rebellierenden Soldaten und der PNTL, bei dem acht Polizisten getötet wurden. Schließlich musste eine Internationale Eingreiftruppe die Ordnung wiederherstellen, später folgte eine neue UN-Mission, die UNMIT, die aus internationalen Polizeikräften bestand. Eine gemeinsame Kommission der Regierung und der UN bewertete das Verhalten der Polizisten während der Unruhen und kam am 1. Dezember 2007 zu dem Schluss, dass von den 3110 Beamten 186 Polizisten endgültig und weitere 1274 als vorläufig verlässlich einzustufen sind. Den anderen 1650 Mann droht die Entlassung.[14] Seit 2008 übernahm die PNTL wieder nach und nach die Verantwortung für die Sicherheit in den einzelnen Distrikten des Landes. 2009 wurden die Police Special Reserve Unit (URP) in die Companhia de Operações Especiais (COE) umgewandelt und die Rapid Intervention Police Unit (UIR) in die Public Order Battalion (BOP). Zum elften Geburtstag der PNTL übernahm die Nationalpolizei am 27. März 2011 endgültig wieder die volle Verantwortung für die innere Sicherheit im Land von den UN.[13] Die alleinige Verantwortung hat die PNTL wieder seit dem 31. Oktober 2012.[15]

Polizisten des BOP bei der Trauerfeier für die Opfer der Tragödie von Culuhun

Immer wieder gab es Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen durch Polizisten. Zwar gibt es keine organisierte Folter, doch eine Kultur der Gewalt in der Gesellschaft führt immer wieder zu Übergriffen. Allein 44 Fälle wurden nach einem UN-Bericht im August 2008 zur Situation der Menschenrechte durch die osttimoresischen Behörden untersucht.[16] Am 28. Dezember 2009 starb ein junger Mann durch Schüsse eines Polizisten in Delta Nova/Dili. Danach wurden Forderungen laut, die Polizei zu entwaffnen.[17] 2011 registrierte die lokale Menschenrechtsorganisation HAK 90 Fälle von Menschenrechtsverletzungen durch Polizisten und „nur“ neun durch Soldaten der Verteidigungskräfte Osttimors (F-FDTL) im selben Zeitraum.[18]

Am 18. November 2018 erschießt ein betrunkener Polizeibeamter, der außer Dienst war, bei der Tragödie von Culuhun drei junge Männer. Der Vorfall löste allgemeine Empörung und Proteste aus, da Polizeibeamte nur im Dienst Waffen tragen dürfen. Der Todesschütze und drei weitere, involvierte Beamte wurden verhaftet.[19]

Generalkommandanten der Nationalpolizei

Das Generalkommando der PNTL in Caicoli
Generalkommandanten
Foto Name Dienstzeit Stellvertreter
Paulo de Fátima Martins 27. März 2000 bis 2006 Ismael da Costa Babo
Afonso de Jesus interim 2006 bis 27. März 2009
Longuinhos Monteiro 27. März 2009 bis 16. Februar 2015
Júlio Hornay 27. März 2015 bis 27. März 2019 Faustino da Costa
Faustino da Costa seit 27. März 2019 Mateus Fernandes[20]
Mitglieder der PNTL für die UNMISS
Beamte der Unidade de Patrulhamento de Fronteira

Struktur

Beamter der Unidade da Polícia Marítima (UPM)
Beamte der Unidade de Patrulhamento de Fronteira (UPF) auf Patrouille

Die PNTL unterteilt sich in 13 Gemeindekommandos, deren größte jene von Dili mit rund 460 Beamten und von Baucau mit rund 200 Beamten sind. Dazu kommen das Ausbildungszentrum in Dili, das Generalkommando mit ünber 300 Beamten und mehrere Sondereinheiten.

Operative Einheiten

Abzeichen der PNTL

Verwaltung

    • Sentru Formasaun Polísia (Ausbildungszentrum der Polizei)
    • Departamentu Justisa (Justizabteilung)
    • Seksaun Jéneru (Abteilung Geschlechter). Abteilung zur Bekämpfung der Diskriminierung von Frauen. Kommandantin war 2014 Superintendente Assistente Umbelina Soares.[23] Derzeit (Stand 2020) wird die Abteilung von Julia da Gama geleitet.[24]
    • Aprovizionamentu (Beschaffungslogistik)
    • Rekursu Umanu (Humanressourcen)[21]

Bilder

Die Bilder der Einheiten wurden auf der Parade zum 19. Tag der Polizei 2019 aufgenommen.

Literatur

Commons: Nationalpolizei Osttimors – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b SAPO: Morre uma pessoa a cada cinco dias vítima de acidentes de viação em Timor-Leste, 29. Oktober 2019, abgerufen am 30. Oktober 2019.
  2. Asia One News, 28. März 2009, E.Timor swears in new police chief
  3. a b UNMIT, 29. März 2010, Timorese police celebrate 10th anniversary. (Memento des Originals vom 5. März 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/unmit.unmissions.org
  4. Scoop, 5. Februar 2008, More Authority For National Police In Timor-Leste
  5. ABC news, 14. Mai 2009, E Timor police take back first district
  6. Australian Civil-Military Centre
  7. UNMIT Press Release, 5. Dezember 2009, Timor-Leste commits to police accountability; resumption in Viqueque (Memento des Originals vom 7. Dezember 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/unmit.unmissions.org
  8. a b Timor Expose, 12. September 2010, PNTL resumes primary policing responsibilities in Ermera (Memento des Originals vom 17. November 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/timorexpose.com
  9. UNMIT, 12. April 2010, PNTL resumes primary policing responsibilities in Ainaro. (Memento des Originals vom 26. November 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/unmit.unmissions.org
  10. UNMIT, 16. April 2010, PNTL resumes primary policing responsibilities in Baucau.
  11. Reliefweb, 7. September 2010, Timor-Leste: PNTL resumes primary policing responsibilities in Liquica
  12. UN news center, 28. September 2010, Timorese police resume responsibility from UN for key security bodies
  13. a b Radio Netherlands Worldwide, 27. März 2011, E.Timor police take over from UN force@1@2Vorlage:Toter Link/www.rnw.nl (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  14. Fischer Weltalmanach 2009
  15. Asia One: UN hands full police powers to E. Timor, 31. Oktober 2012, abgerufen am 31. Oktober 2012
  16. ABCnews, 23. August 2008, E Timor army accused of abuse, death threats
  17. Radio Australia, 5. Januar 2010, Calls for East Timor police to disarm
  18. Independente: Ninety human rights violation cases involving PNTL and nine case involving F- FDTL, 14. Dezember 2011
  19. Lusa: Quatro polícias detidos após disparos que fizeram três mortos em festa em Díli, 18. November 2018., abgerufen am 19. November 2018.
  20. Facebook-Auftritt des Staatspräsidenten Osttimors: Diskursu hosi Sua Exelénsia Prezidente Repúblika, Dr. Francisco Guterres Lú Olo iha okaziaun Serimónia Aniversáriu Polísia Nasionál Timor-Leste ba dala 19, 27. März 2019, abgerufen am 28. März 2019.
  21. a b PNTL: Servisu PNTL, abgerufen am 29. Oktober 2019.
  22. Tatoli: COVID-19, TL-Indonézia-Austrália hametin seguransa, 26. August 2020, abgerufen am 29. Oktober 2020.
  23. PNTL: Ajente Polísia 30 tuir treinamentu jéneru, 25. August 2014, abgerufen am 29. Oktober 2019.
  24. Tatoli: Superintendente Julia da Gama Sei Dezenvolve Estratéjia Jéneru iha PNTL, 1. Juli 2020, abgerufen am 29. Oktober 2020.