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Freier Wille

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Freier Wille ist wie Willensfreiheit und freiwillig eine Bezeichnung für das Wollen eines Menschen, welches dieser von sich aus, also selbst, und vor allem frei bestimmt. Selbstbestimmen oder Selbstbestimmung erscheint im allgemeinen weniger problematisch als die Frage, worin die hier gemeinte Freiheit besteht und vor allem, wovon das eigene Wollen im einzelnen frei ist und sein muss, damit von einem freien Willen bzw. von Willensfreiheit gesprochen werden kann.

Eingrenzung des Begriffes der Willensfreiheit

Im Alltag bedeutet die Aussage, ein Mensch habe etwas freiwillig oder "aus freien Stücken" getan im allgemeinen, dass er sich selbst zu diesem Tun entschieden hat und dazu durch keinerlei Druck oder gar Zwang gedrängt oder genötigt wurde. Offen oder unklar bleibt dabei, wie er selbst zu seinem Entschluss gelangt ist.

In dieser Hinsicht unterscheidet bereits die Normal- oder Alltagspsychologie zwischen gewollten Handlungen und ungewollten, reflexhaft zustande gekommenen Reaktionen. Solche stehen nicht mit einem Entschluss oder einmal festgelegten Vorsätzen, Zwecken und Zielen und damit verbundenen Wünschen, Absichten oder Motiven in Zusammenhang, sondern kommen auf momentan wahrgenommene Anreize verschiedener Art wie innere Impulse (Drang, Begierde) oder äußere Reize hin zustande. Reaktionen dieser Art werden in Abgrenzung zu bewussten Handlungen leicht missverständlich auch Impulshandlungen genannt, obwohl es sich dabei um unwillkürliche Bewegungen handelt.

Das Tätigkeitswort oder Verb "wollen" und das dazu wie in dem Ausdruck "mein letzter Wille" sinngleiche Hauptwort oder Substantiv "der Wille" werden demnach oft mehrdeutig verwendet, insbesondere dann, wenn auch zwischen impulsiven Verhalten und kurzentschlossen zustande gekommendem Handeln nicht genau unterschieden wird. Dagegen ist die fachpsychologische Verwendung des Begriffs Wille in der emotiven oder Volitions- bzw. Willenspsychologie grundsätzlich auf Entscheidungsprozesse bezogen: gewollt ist danach ein Tun erst und nur dann, wenn

  • zwei oder mehr zur Verfügung und damit zur Auswahl stehende Reaktionsmöglichkeiten oder Handlungsalternativen von einem Menschen in Betracht gezogen wurden,
  • von ihm eine davon aus für ihn wichtigen Gründen ausgewählt wurde,
  • er sich entschlossen hat, sich auf diese festzulegen
  • und sie im weiteren – auf ebenfalls von ihm festgelegte Weise und zu einem überdies auch von ihm bestimmten Zeitpunkt – "in die Tat umzusetzen".

Einzelheiten dieser Bestimmungen sind auch allgemeiner bekannt. Schon der Volksmund spricht von Wahlfreiheit, Entschließungs- oder Entscheidungsfreiheit und von Handlungsfreiheit sowie deren Aspekten wie Handlungsspielraum, Bewegungsfreiheit, Vertragsfreiheit, Meinungsfreiheit, Gedankenfreiheit, Glaubens-, Bekenntnis- oder Religionsfreiheit oder Informationsfreiheit, Presse- und Rundfunkfreiheit.

Das gelegentlich vertretene vermeintliche "Gegenkonzept" zum freien Willen, der mehrdeutige oder widersprüchliche Ausdruck "der unfreie Wille" verdankt sich offensichtlich der umgangssprachlichen Redeweise, nach der man dann, wenn man sich auf Drohung oder anderen Druck hin zu einer Handlung entschlossen hat, sagen kann, man habe unfreiwillig gehandelt. Psychologisch gesehen ist dagegen jede wie immer zustande gekommene Handlung gewollt; bei allen anderen Bewegungen eines Menschen handelt es sich um reflexhafte, in der Alltagssprache auch "automatisch" genannte Reaktionen.

Ethische Bedeutung

Da der freie Wille, und damit auch jede frei gewollte Handlung, auf das Subjekt selbst zurückgeht, wird das Konzept des freien Willens häufig mit dem Konzept der moralischen Verantwortlichkeit verknüpft. Daher sei ein Mensch für jede "freie Handlung" zur Rechenschaft ziehbar bzw. zu ziehen und entsprechend mit positiven oder negativen Sanktionen zu konfrontieren. Entsprechend gehen mit Kontroversen über die Willensfreiheit auch Kontroversen über die Frage einher ob, bzw. in welchem Sinne man für die eigenen Handlungen moralisch verantwortlich sei. Inwiefern aus derartigen Diskussionen tatsächliche Konsequenzen - z.B. im Strafrecht - zu ziehen sind, ist jedoch eine andere Debatte.

Inkompatibilisten tendieren dazu, Determinismus und moralische Verantwortlichkeit für unverträglich zu halten. Wie kann man jemanden verantwortlich machen für eine Tat, die vom Beginn aller Zeiten an vorbestimmt war?

Harte Deterministen verwerfen daher das Konzept der moralischen Verantwortlichkeit – Clarence Darrow gebrauchte dieses Argument in seiner berühmten Verteidigung der Mörder Leopold und Loeb – während Libertarianer (Libertäre) den Determinismus verwerfen. Diese Thematik scheint der Kern der Auseinandersetzung zwischen harten Deterministen und Kompatibilisten zu sein.

Harte Deterministen müssen zugeben, dass wir oft im kompatibilistischen Sinn "freien Willen" haben, leugnen aber, dass dies die Bedeutung von freiem Willen ist, die wirklich zählt in dem Sinn, dass sie als Begründung moralischer Verantwortlichkeit dienen kann: Die Tatsache, dass die Entscheidungen eines Handelnden nicht unter Zwang entstehen, ändert nichts an der Tatsache, dass der Determinismus den Handelnden von der Verantwortlichkeit entbindet.

Kompatibilisten argumentieren dagegen oft so, dass der Determinismus gerade eine Vorbedingung für moralische Verantwortlichkeit ist: man kann niemanden für etwas verantwortlich machen, es sei denn, seine Handlungen wurden durch irgendetwas bestimmt (dieses Argument geht auf David Hume zurück).

Schließlich gilt, dass im Falle des Indeterminismus diejenigen Ereignisse, die nicht determiniert sind, rein zufällig sind. Wie kann man jemanden loben oder tadeln für etwas, das rein zufällig seinen nervösen Erregungen entsprang? Stattdessen wird argumentiert, dass man, um eine Person für etwas verantwortlich zu machen, zeigen müsse, wie die Handlung durch die Wünsche und Präferenzen der Person begründet wurden – durch den Charakter der Person.

Libertarianer entgegnen darauf, dass undeterminierte Handlungen nicht ganz zufällig sind, sondern aus einem substantiellen Willen entspringen, dessen Entscheidungen undeterminiert sind. Dieser Ansatz wird weithin als nicht zufriedenstellend angesehen, da er das Problem nur einen Schritt weiter zurück verlagert und außerdem eine sehr mysteriöse Metaphysik benötigt.

Juristische Sichtweise

Der deutsche Gesetzgeber setzt den freien Willen des erwachsenen Menschen voraus: Die freie Willensbestimmung kann nur im Zustand der Bewusstlosigkeit oder "krankhafter [oder vorübergehender] Störung der Geistestätigkeit" dauerhaft oder vorübergehend unmöglich sein (Vorlage:Zitat de § f. BGB) (mit Folge der Geschäftsunfähigkeit).

Auch im Strafrecht gilt das Postulat des freien Willens: Nur "wer bei Begehung der Tat wegen einer krankhaften seelischen Störung, wegen einer tiefgreifenden Bewusstseinsstörung oder wegen Schwachsinns oder einer schweren anderen seelischen Abartigkeit unfähig ist, das Unrecht der Tat einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln", handelt gem. Vorlage:Zitat de § StGB nicht vorwerfbar.

Aus einem Beschluss des BayObLG (BayObLGR 2001,19 (LS)= BtPrax 2001,79 = FamRZ 2001,1249): "Die Bestellung eines Betreuers von Amts wegen, also ohne Antrag des Volljährigen und, wie hier, gegen seinen Willen, setzt aber voraus, dass der Betreute aufgrund einer psychischen Erkrankung seinen Willen nicht frei bestimmen kann. Dies sagt das Gesetz zwar nicht ausdrücklich, ergibt sich aber aus einer verfassungskonformen Auslegung des Gesetzes. Denn der Staat hat von Verfassungs wegen nicht das Recht, seine erwachsenen und zur freien Willensbestimmung fähigen Bürger zu bessern oder zu hindern, sich selbst zu schädigen (BVerfGE 22, 180/219 f.; BayObLGZ 1994, 209/211)". Siehe auch die Neufassung von Vorlage:Zitat de § Abs. 1 a BGB (seit 1. Juli 2005).

Philosophische Positionen

Bereits im griechischen Altertum, aber besonders seit Beginn der Aufklärung sah sich die Vorstellung eines freien Willens zahlreichen Anzweiflungen ausgesetzt. Hierbei existieren verschiedene Ansätze.

Das Problem des Determinismus und Indeterminismus

Pierre-Simon Laplace
  • Determinismus bezeichnet die Auffassung, dass alle Zustände der Welt durch alle vorherigen Zustände notwendig bestimmt seien. Das, was als nächstes geschieht, sei vollständig bestimmt (determiniert) durch das, was schon geschehen ist.
  • Indeterminismus bezeichnet die gegensätzliche Auffassung, dass es (zumindest einige) Ereignisse gebe, die nicht vollständig durch frühere Zustände bestimmt seien. Zumindest manches, was geschehe, sei nicht vollständig durch das bestimmt, was schon geschehen ist.

Mit dem Beginn der modernen Naturwissenschaft setzte sich in der Wissenschaft die Auffassung durch, die Welt sei deterministisch. Die Auffassung des (absoluten) Determinismus kann mit dem Bild des Laplace'schen Dämons veranschaulicht werden, der alles Wissen über Vergangenheit und Gegenwart zur Verfügung hat sowie alle gültigen Naturgesetze kennt und daraus die gesamte Zukunft vollständig bis ins letzte Detail vorhersagen kann.

Einige Philosophen sahen die Konzepte der Willensfreiheit und des Determinismus als unvereinbar an. Wenn der Wille, wie alles andere in der Welt auch, dem Determinismus unterläge, so könne der Wille, und damit alle von ihm ausgehenden Entscheidungen und Handlungen, nicht dem Bild der Willensfreiheit entsprechen. Diese philosophische Auffassung bezeichnet man als Inkompatibilismus, dass Determinismus und freier Wille unvereinbar seien. Inkompatibilisten gehen davon aus, dass eine Person genau dann frei handele (einen freien Willen besitze), wenn sie der einzige verursachende Grund für die Handlung sei und eine andere Entscheidung hätte treffen können. Wenn der Determinismus zuträfe, dann wäre jede Wahl, die wir treffen, bereits durch frühere Ereignisse außerhalb unseres Einflussbereiches vorherbestimmt. Unsere Entscheidungen wären nur ein weiteres, seit Urzeiten vorherbestimmtes Ergebnis der determinierten Weltordnung, der freie Wille lediglich eine Illusion. Aus dieser Zeit stammt die heutige Gegenüberstellung von Determinismus und Willensfreiheit.

"Harte Deterministen" wie Baron d'Holbach sind diejenigen Inkompatibilisten, die den Determinismus akzeptieren und den freien Willen leugnen. Als Libertarianer werden Inkompatibilisten wie van Inwagen bezeichnet, die den freien Willen bejahen und daher die Position des philosophischen Indeterminismus akzeptieren (nicht zu verwechseln mit der politischen Richtung desselben Namens).

Thomas Hobbes

Es wird allerdings auch die Position vertreten, dass der Determinismus mit dem freien Willen verträglich sei. Kompatibilisten wie Thomas Hobbes gehen davon aus, dass eine Person genau dann frei handele, wenn sie eine Handlung wolle und auch anders handeln könne, wenn sie anders handeln wolle. Ob die Entscheidung deterministisch längst festgelegt sei, spiele keine Rolle, da der freie Wille die determinierte Zukunft nicht kenne. Für Kompatibilisten bedeutet frei sein letztlich, nach Gründen zu handeln, die dem Handelnden nicht bewusst sind.

In der Diskussion um den freien Willen wird manchmal auch auf die Fälle hingewiesen, in denen eindeutig kein freier Wille vorliegt (z. B. Opfer von Vergewaltigung, Mord, Diebstahl). Der freie Wille ist hierbei aber nicht dadurch eingeschränkt, dass die Vergangenheit die Zukunft bestimmt, sondern dass ein Angreifer den freien Willen des Opfers missachtet. Determinismus spielt hierbei keine Rolle. Entscheidend ist vielmehr, dass unsere Entscheidungen das Resultat unserer Wünsche und Präferenzen sind und nicht durch externe (oder sogar interne) Einflüsse aufgehoben werden.

Der (strenge) Determinismus im Sinne des Laplace'schen Dämons führt zu einer Aporie. Er sagt letztlich aus, dass alles genau so geschieht, wie es geschieht. Damit kann man eine (streng) deterministische Welt nicht von einer indeterministischen Welt unterscheiden. Jede Annahme eines freien Willens wäre, ebenso wie jede Annahme des Gegenteils bereits vorbestimmt. Eine streng deterministische Welt könnte damit von sich annehmen, eine indeterministische Welt zu sein.

Andererseits lässt sich auch der (strenge) Indeterminismus auf diese Aporie zurückführen. Auch eine indeterministische Welt könnte sowohl den Determinismus als auch den Indeterminismus annehmen, ohne ihn aber entscheiden zu können.

Außerdem geht der Indeterminismus von der Willensfreiheit nur für die Zukunft aus. Alles was in der Vergangenheit liegt, lässt sich nicht mehr beeinflussen. Damit stimmen Determinismus und Indeterminismus für die Vergangenheit überein. Die Zukunft aber kann man erst beurteilen, wenn sie Vergangenheit ist.

Eine vermeintliche Lösung wäre, dass mehrere Zustände gleichzeitig auftreten können, dass der Satz vom ausgeschlossenen Dritten nicht gilt, dass es mehrere Vergangenheiten und Zukünfte gibt. Das aber wäre durch Beobachtung nach heutiger Auffassung nicht zu entscheiden.

Aus der Aporie ergibt sich, dass der Determinismus keinerlei tatsächlichen Einfluss auf das konkrete Handeln hat.

Kompatibilistische Theorien des freien Willens

Damit eine Entscheidung als frei in irgendeinem maßgeblichen Sinn bezeichnet werden kann, ist es nach Ansicht Vieler erforderlich, dass der Handelnde es auch anders hätte machen können. Sie nehmen dieses Prinzip – van Inwagen nennt es das "Prinzip der alternativen Möglichkeiten" – als notwendige Voraussetzung für Freiheit.

Wenn z. B. ein Wissenschaftler eine Maschine in Roberts Hirn einsetzt, die Robert veranlasst, in den nächsten Laden zu gehen und etwas zu klauen, war Roberts Handlung nicht frei, denn Robert hätte nicht anders handeln können.

Inkompatibilisten nehmen öfters Bezug auf dieses Prinzip, um zu zeigen, dass Determinismus und freier Wille unvereinbar sind.

"Wenn eine Entscheidung vollständig durch die Vergangenheit bestimmt ist, wie könnte der Handelnde sich entscheiden, etwas anderes zu tun?" wird gefragt. Darauf wird entgegnet, dass nicht nur wichtig ist, ob der Handelnde etwas anderes hätte tun können, sondern, ob er etwas anderes hätte tun können, "wenn er es gewollt hätte".

Darüber hinaus argumentieren manche Kompatibilisten wie Frankfurt oder Dennett, dass es eindeutige Fälle gibt, wo ein Handelnder nicht anders hätte handeln können, die Entscheidung des Handelnden aber trotzdem frei war: Was wäre in dem Fall, wo Robert wirklich etwas klauen wollte, und die Maschine in Roberts Kopf nur einsetzt, wenn Robert die Nerven verliert? Wenn Robert so ausgerüstet durch die Stadt läuft, wäre diese Handlung sicherlich frei. Inkompatibilisten entgegnen darauf, dass das Problem dabei ist, dass das, was Robert "wollte", schon vorherbestimmt war, bevor er es wahrnahm.

Auch weitergehende Analysen des freien Willens wurden versucht. Eine freie Handlung könnte nicht nur Freiheit von äußeren Zwängen erfordern, sondern auch Freiheit von inneren Konflikten oder Zwängen.

Zwanghafte Verhaltensweisen und die Handlungen der Geistesgestörten sind daher nicht frei. Darüber hinaus sagt uns der gesunde Menschenverstand, dass ein Handelnder auch rational oder irrational vollständig gleichgültig sein kann. In jedem Fall ist was wir meinen mit freiem Willen, dass ein Handelnder "Eigentümer" seines Willens unabhängig von äußeren oder inneren Einflüssen ist.

Der englische Mathematiker und Philosoph John G. Bennett (1897–1974) hat den interessanten Gedanken zur Diskussion gestellt, dass freier Wille ohne die Möglichkeit bzw. ohne das bewusste Eingehen von Risiko unmöglich ist und dass dieses folglich eine Grundvoraussetzung des Lebens, ja der Existenz des Universums sei.

Kausalität

Spätestens seit der Entwicklung der Quantenphysik ist jedoch festzuhalten, dass aus der Verneinung des Determinismus nicht zwangsläufig die Freiheit des Willens herleitbar ist. In dem heutigen indeterministischen Weltbild der Quantenphysik gilt der Zufall als Bestandteil der physikalischen Welt, der Determinismus ist dem Indeterminismus gewichen. Jedoch ist in einer indeterministischen Welt eine Zufallsbestimmung des Willens ebenso möglich wie dessen Selbstbestimmung.

Daher ist es in einer indeterministischen Welt angebrachter zu fragen, ob der freie Wille mit dem kausalen Weltbild des menschlichen Denkens vereinbar ist. Unter kausalen Gesichtspunkten ist der freie Wille eine Ursache von Wirkungen, unseren Handlungen, welche selbst keinen Einfluss von außen hat, und eigene Ursache aufweist.

(Jedoch ist philosophisch strikt zwischen einem epistemischen Indeterminismus und einem ontologischen Indeterminismus zu unterscheiden. Der epistemische Indeterminismus bezieht sich auf unsere Erkenntnisfähigkeit, d. h. wir können nicht eindeutig bestimmen, welcher Sachverhalt zutrifft, aber aufgrund erkenntnistheoretischer Probleme und Grenzen, nicht, weil "die Sache selbst" indeterministisch ist. Ein ontologischer Indeterminismus dagegen bezieht sich auf "die Sache selbst", i. e. die Welt. Dadurch wird die "Lösung" mit der Quantentheorie zu einer vermeintlichen Lösung, wenn sie sich nicht auf einen ontologischen, sondern auf einen epistemischen Indeterminismus bezieht. Nicht wenige Philosophen kritisieren daher solche vermeintlichen Lösungsansätze für das Problem der Willensfreiheit und weisen darauf hin, dass diese Option dann und nur dann möglich ist, wenn wir tatsächlich von einem ontologischen Indeterminismus ausgehen können. Es gibt bisher keine Hinweise darauf, dass es sich nicht um einen objektiven Zufall handelt, theoretisch wäre dies aber denkbar).

Schopenhauer, der diesen Ansatz bekannt machte, sah in der Verletzung des Kausalitätsprinzips, einer Grundfeste des menschlichen Denkens, ein Gegenargument gegen die Willensfreiheit. Der freie Wille sei eine Illusion, in Wahrheit sei der Wille durch chaotische Einflüsse außerhalb des Subjekts gesteuert. Unter die äußeren Einflüsse fallen Sozialisation, genetische Faktoren, und sämtliche Umwelteindrücke.

Naturwissenschaftliche Positionen

Im Verlauf der Geschichte der Naturwissenschaften wurden viele Versuche gemacht, die Frage des freien Willens unter Verwendung naturwissenschaftlicher Prinzipien zu beantworten. Frühe wissenschaftliche Vorstellungen sahen die Welt oft als deterministisch an, und es gab die Auffassung, dass bei genügend genauer Information die Zukunft beliebig genau vorhergesagt werden kann. Dagegen ist es in der Quantenmechanik nicht mehr möglich, den Ablauf eines Vorgangs hinsichtlich aller messbarer Größen vorherzusagen, selbst wenn alle prinzipiell zugänglichen Informationen über seinen Anfangszustand bekannt sind (in der Praxis ist es nicht möglich, was aber nicht heißt, dass die Vorgänge nicht theoretisch einem tieferen "Naturgesetz" unterliegen, womit wir wieder beim Determinismus sind). Nach gängiger Interpretation ist damit das Naturgeschehen nicht vollständig determiniert sondern unterliegt in einem fundamentalen Sinne partiell dem Zufall. (Wieder ist dies nur ein praktischer Zufall, theoretisch könnte dieser "Zufall" eben einem Naturgesetz unterliegen, womit es kein Zufall mehr wäre. Es könnte dann nicht von ontologischem Indeterminismus die Rede sein. Ob die Quantenmechanik einem objektiven Zufall unterliegt, ist unklar.)

Ähnlich wie Physiker haben auch Biologen häufig versucht, die Frage des freien Willens zu erhellen. Eine der hitzigsten Debatten der Biologie ist die Frage Natur vs. Prägung. Wie wichtig sind Genetik und biologische Grundlagen für das menschliche Verhalten im Gegensatz zur Prägung durch Kultur und Umgebung? Genetische Studien haben viele spezifische genetische Faktoren identifiziert, die die Persönlichkeit eines Individuums beeinflussen, von offensichtlichen Fällen wie dem Down-Syndrom bis hin zu eher subtilen Effekten wie der statistischen Disposition für Schizophrenie. Dennoch ist nicht sicher, ob die Prägung durch die Umgebung weniger Einfluss auf den freien Willen hat als die genetische Determinierung.

Es wurde in den letzten Jahren auch möglich, das lebende Gehirn zu untersuchen, und es gibt verschiedene Methoden, den Prozess der Entscheidungsbildung zu beobachten, den man gemeinhin mit dem freien Willen identifiziert.

Experimente von Libet und Pascual-Leone

Ein richtungsweisendes Experiment (->Libet-Experiment) auf diesem Gebiet wurde von Benjamin Libet in den 1980er Jahren durchgeführt. Die Probanden wurden gebeten, zu einem beliebigen Moment das Handgelenk zu bewegen, während gleichzeitig die Gehirnaktivitäten aufgezeichnet wurden.

Libet fand heraus, dass die Gehirnaktivität, die dazu führte, dass die Person ihr Handgelenk bewegt, etwa eine halbe Sekunde vor dem Moment einsetzte, in dem die Person sich bewusst dazu entschloss, was darauf hinweist, dass die Entscheidung in Wirklichkeit auf einer unbewussten Ebene stattfindet und erst später in eine "bewusste Entscheidung" übersetzt wird.

Ein damit zusammenhängendes Experiment wurde später von Alvaro Pascual-Leone durchgeführt, bei dem die Probanden gebeten wurden, zufällig die rechte oder die linke Hand zu bewegen. Er fand heraus, dass durch die Stimulation der verschiedenen Hirnhälften mittels magnetischer Felder die Wahl der Person stark beeinflusst werden konnte.

Genaugenommen zeigen diese Experimente aber nicht, dass es keinen freien Willen gibt. Das wäre nur dann der Fall, wenn Entscheidungen singuläre, zeitlich genau bestimmbare Ereignisse wären. Aber auch aus der alltäglichen Erfahrung weiß man, dass Entscheidungsprozesse durchaus komplex und langwierig sein können. Die "bewusste Entscheidung" könnte einfach als die letzte Stufe eines Entscheidungsprozesses gesehen werden, der wesentlich früher begonnen hat. Genauso zeigen die Experimente von Alvaro Pascual-Leone lediglich, dass eine Beeinflussung möglich ist.

Normalerweise wählen Rechtshänder die rechte Hand in ca. 60% aller Fälle. Wurde jedoch die rechte Hirnhälfte stimuliert, wurde die linke Hand in 80% aller Fälle ausgewählt (die rechte Hemisphäre des Hirns ist im wesentlichen für die linke Körperhälfte zuständig und umgekehrt). Trotz dieses nachweislichen Einflusses von außen berichteten die Probanden weiterhin, dass sie der Überzeugung waren, die Wahl frei getroffen zu haben.

Ein Teil der Vertreter der modernen Neurowissenschaften, so etwa Gerhard Roth und Wolf Singer, ist der Überzeugung, der freie Wille sei eine Illusion. Nach ihrer Auffassung geht der Willensakt den neuronalen Prozessen nicht voraus, sondern ergibt sich aus ihnen. Demzufolge resultiert das Empfinden, etwas zu wollen - der »Willensakt« also - aus den corticalen und subcorticalen Prozessen, die bei der Vorbereitung einer Willkürhandlung ablaufen.

Nach den Erkenntnissen der Hirnforschung über die Steuerung der Willkürmotorik haben - auf der Ebene des Gehirns - die eigentlichen Antriebe für unser Verhalten einen subcorticalen Ursprung, entstehen also im limbischen Bewertungs- und Gedächtnissystem. Dieses aktiviert die Basalganglien und das Kleinhirn, die wiederum die corticalen Prozesse in Gang setzen. Dann erst setzt die Empfindung ein, etwas zu wollen. Damit stimmt überein, dass bei Willkürhandlungen zuerst in den Basalganglien und im Kleinhirn neuronale Aktivität auftritt und dann im Cortex.

So gesehen geht der Willensakt den neuronalen Prozessen nicht voraus, sondern ergibt sich aus ihnen. Das Empfinden des Willensentschlusses ist nicht die Ursache für eine Handlung, sondern eine Begleitempfindung, die auftritt, nachdem entsprechende corticale Prozesse begonnen haben.

Andererseits ist es durchaus möglich, dass andere corticale Prozesse, die ebenfalls von Bewusstsein begleitet sind, mit diesen ersteren Prozessen interferieren, sie beeinflussen oder blockieren, wie es von Libet beschrieben wurde. Bewusste corticale Handlungsplanungsprozesse, wie sie etwa im präfrontalen Cortex ablaufen, können durchaus die subcorticalen Prozesse beeinflussen. Allerdings führen bewusste Planungen keineswegs automatisch zu Handlungen. Wir können uns bekanntlich bewusst etwas stark vornehmen, ohne dass eine entsprechende Handlung folgt (s. auch Willensschwäche). Der unmittelbare Anstoß, etwas zu tun, entsteht also nicht (cortikal) aus diesem bewussten Vorsatz, sondern subcortical im limbischen System. Unsere bewussten Planungen gehen also nur als eine von mehreren Determinanten in die Handlungssteuerung ein, und häufig sind sie keineswegs entscheidend.

Ein Fazit aus diesen Untersuchungen und Erkenntnissen könnte lauten: Die Autonomie menschlichen Handelns ist nicht im subjektiv empfundenen Willensakt begründet, sondern in der Fähigkeit des Menschen, aus innerem Antrieb Handlungen auszuführen und diese bewußt und - mehr oder weniger - rational, also unter Bezugnahme auf Gründe, zu steuern. Diese bewußte Steuerung (Bezugnahme auf Handlungsgründe und -folgen, rationale Abwägung etc.) kann jedoch im Einzelfall besser oder schlechter ausgeprägt sein - je nachdem, in welchem Umfang cortikale und insbesondere frontale Hirnprozesse in die Handlungsvorbereitung und -steuerung eingehen. Wenn die Handlungssteuerung im wesentlichen auf - cortical bzw. frontal nicht kontrollierte - subcorticale Prozesse zurückgeht, unterliegt sie nicht oder nur unzureichend bewußten Willensentscheidungen.

Das "autonome System" ist also der ganze Mensch, nicht nur das empfindende Ich. Der "Steuerungsapparat", der dem Menschen zu seiner Fähigkeit der - mehr oder weniger bewußten bzw. rationalen - Handlungssteuerung verhilft bzw. diese biologisch realisiert, ist das Gehirn.

(Beachte dazu die Kritik am Manifest der 11 Neurowissenschaftler in Gehirn&Geist (Roth e.a., Juni 2004 [1]) unter dem Titel "Nur ein Scheinproblem - Zu den erkenntnistheoretischen Prämissen der Neurowissenschaften". Darin Hinweise auf Max Plancks Abschiedsvorlesung 1947, Bertrand Russell, Kurt Gödel usw. mit dem Schluss, dass die Phänomenbereiche der Erlebnisphänomenologie (mind language) und der Hirnphysiologie (brain language) strikt auseinander zu halten sind.)

Theologische Positionen

Freiheitsverständnis in der Bibel

Die Bibel definiert Freiheit nicht nach den heutigen Maßstäben. Im heutigen westlichen Kulturkreis wird Freiheit oft mit den Wörtern Selbstverwirklichung, Hedonismus, Ungebundenheit u.ä. umschrieben. In der Bibel wird Freiheit stets als Abhängigkeit von Gott beschrieben. Ein Mensch der nicht von Gott abhängig ist, ist nach biblischem Verständnis von etwas anderem abhängig und damit unfrei. Dieses Freiheitsverständnis ist entscheidend, will man den freien Willen eines Menschen im biblischen Sinne verstehen. Die Freiheit zu Entscheiden hat man von daher nur in der Abhängigkeit von Gott.

Theologische Diskussion

In der Theologie kristallisieren sich zwei wesentliche Punkte heraus, um die sich die Diskussion bis heute dreht.

  • Die Allmacht und Allwissenheit Gottes widerspricht der Logik der menschlichen Entscheidungsfreiheit.
  • Die Bibel enthält Verse, die sowohl die Freiheit des Menschen, selbst zu entscheiden, unterstreicht, aber auch solche, die diese Freiheit dem Menschen absprechen.

Diese zwei Punkte haben zu einer Polarisierung des christlichen Lagers geführt. Zwar hat sich schon Augustinus im 4. Jahrhundert mit dem Thema befasst, doch die heutige theologische Diskussion lässt sich auf zwei Namen beschränken. Auf der einen Seite findet man Johannes Calvin, auf der anderen Seite Jacobus Arminius. Calvin lehrt die doppelte Prädestination, nach der Gott vorherbestimmt hat, wer gerettet und wer verdammt ist. Armin lehnt die Lehre Calvins entschieden ab und gesteht dem Menschen die Freiheit zu, die Gnade Gottes zurückzuweisen, allerdings verfügt auch nach seiner Meinung Gott über das Vorauswissen, welcher Mensch den Glauben annimmt oder nicht; seine Anhänger werden Remonstranten genannt. Innerhalb des breiten Spektrums christlicher Kirchen neigen manche Konfessionen stärker dazu den freien Willen zu betonen als andere. So betont die Römisch-Katholische Kirche den freien Willen des Menschen, es liegt an jedem Einzelnen, die Gnadengaben Gottes anzunehmen. Auch die meisten Freikirchen, die nicht aus dem Pietismus entstanden sind, sehen den freien Willen des Menschen als gegeben an. Lutherische und calvinistische Kirchen stehen dem entgegen und vertreten eine doppelte oder einfache Prädestination.

Beide Positionen müssen jedoch biblische Aussagen umdeuten oder ausklammern, um sich zu rechtfertigen. Beide Lehren versagen an einem gewissen Punkt und lassen Fragen offen, insbesondere in Bezug auf die Frage der Allgütigkeit Gottes und damit der Theodizee. So wird auch heute noch über dieses Thema diskutiert.

Einige Theologen wie etwa Adolf Schlatter haben versucht, das Paradox des freien Willens und der Souveränität Gottes aufzulösen. Ein Auszug aus seinem 1897 erschienen Buch, Der Dienst des Christen:

Ist die Zugehörigkeit einer Begehrung zu uns selbst innig und wesenhaft [...], so erkennen wir sie, [...] als die Unsrige an. Sind aber entgegengesetzte Begehrungen in uns lebendig, dann erhält der neue sich bildende Oberwille, [...] besondere Wichtigkeit, weil dieser neue, wählende Wille den Fortgang unseres Willens- und Lebenslaufs bedingt. In diesem letzten Sinn gibt es erst nachdem ein gutes Wollen in uns entstanden ist eine Wahl; denn es braucht zwei Wollungen zur Wahl und der wählende Wille hebt sich als der dritte regierend über die beiden anderen empor. Im gottlosen Stand kann von freier Wahl nur in dem Sinne die Rede sein, dass wir uns mit unseren verdorbenen Begehren immer neu einigen und es als unser eigenes Wesen erkennen und wollen.

Dieser Text enthält sowohl Elemente des Calvinismus als auch des Arminianismus (Remonstranten). Calvinisten sowie der Großteil der Arminianer sehen den gottlosen Menschen unter der Herrschaft des Bösen und der Sünde: Menschen tun nur, was ihrem eigenen Wesen entspricht. Gottes Gnade gibt dem Menschen die Freiheit, sich zu entscheiden. Schlatter verbindet die beiden entgegengesetzen Sichtweisen, seine Sicht ist allerdings nicht in die praktische Religiosität eingeflossen.

Freier Wille im Islam

Siehe dazu Glaubensfreiheit im Islam und Al-amr bi'l ma'ruf wa n-nahy 'an al-munkar.

Zitate

Warum sollte denn der von Gott unmittelbar geschaffene autonome und selbstbewusste Geist ein Gehirn oder gar die Beeinflussung von Wahrscheinlichkeitsfeldern synaptischer Transmitterausschüttung nötig haben, um in der materiellen Welt zu leben? (Gerhard Roth)

Das Verlangen nach “Freiheit des Willens,” in jenem metaphysischen Superlativ-Verstande, wie er leider noch immer in den Köpfen der Halb-Unterrichteten herrscht, das Verlangen, die ganze und letzte Verantwortlichkeit für seine Handlungen selbst zu tragen und Gott, Welt, Vorfahren, Zufall, Gesellschaft davon zu entlasten, ist nämlich nichts Geringeres, als eben jene causa sui zu sein und, mit einer mehr als Münchhausen’schen Verwegenheit, sich selbst aus dem Sumpf des Nichts an den Haaren in’s Dasein zu ziehn. (Friedrich Nietzsche)

Ich lache eures freien Willens und auch eures unfreien: Wahn ist mir das, was ihr Willen heißt, es giebt keinen Willen. (Friedrich Nietzsche: Nachlass, Sommer 1883, 13 [1-36], Zarathustras heilige Gelächter)

Die Daumenschraube eines jeden finden: Dies ist die Kunst, den Willen Anderer in Bewegung zu setzen. Es gehört mehr Geschick als Festigkeit dazu. Man muss wissen, wo einem Jeden beizukommen sei. Es gibt keinen Willen, der nicht einen eigentümlichen Hang hätte, welcher, nach der Mannigfaltigkeit des Geschmacks, verschieden ist. Alle sind Götzendiener, Einige der Ehre, Andere des Interesses, die meisten des Vergnügens. Der Kunstgriff besteht darin, dass man diesen Götzen eines Jeden kenne, um mittels desselben ihn zu bestimmen. Weiß man, welches für jeden der wirksame Anstoß sei, so ist es, als hätte man den Schlüssel zu seinem Willen. Man muß nun auf die allererste Springfeder oder das primum mobile in ihm zurückgehen, welches aber nicht etwa das Höchste seiner Natur, sondern meistens das Niedrigste ist: denn es gibt mehr schlecht- als wohlgeordnete Gemüter in dieser Welt. Jetzt muss man zuvörderst sein Gemüt bearbeiten, denn ihm durch ein Wort den Anstoß geben, endlich mit seiner Lieblingsneigung den Hauptangriff machen; so wird unfehlbar sein freier Wille schachmatt. (Baltasar Gracián: Handorakel und Kunst der Weltklugheit, 1647, Übersetzung: Arthur Schopenhauer)

Ich weiß ehrlich nicht, was die Leute meinen, wenn sie von der Freiheit des menschlichen Willens sprechen. Ich habe zum Beispiel das Gefühl, dass ich irgend etwas will; aber was das mit Freiheit zu tun hat, kann ich überhaupt nicht verstehen. Ich spüre, dass ich meine Pfeife anzünden will und tue das auch; aber wie kann ich das mit der Idee der Freiheit verbinden? Was liegt hinter dem Willensakt, dass ich meine Pfeife anzünden will? Ein anderer Willensakt? Schopenhauer hat einmal gesagt: "Der Mensch kann tun was er will; er kann aber nicht wollen was er will." (Albert Einstein in Abraham Pais "Ich vertraue auf Intuition. Der andere Albert Einstein.", Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, Berlin, Oxford, Seite 176.)

Endlich frei, endlich frei. Ich danke Gott. Ich bin endlich frei – endlich frei. (Inschrift auf Martin Luther Kings Grabstein)

Nehmen wir an, Sie hätten einen freien Willen. Es wäre ein Wille, der von nichts abhinge: ein vollständig losgelöster, von allen ursächlichen Zusammenhängen freier Wille. Ein solcher Wille wäre ein aberwitziger, abstruser Wille. Seine Losgelöstheit nämlich würde bedeuten, dass er unabhängig wäre von ihrem Körper, ihrem Charakter, ihren Gedanken und Empfindungen, ihren Phantasien und Erinnerungen. Es wäre, mit anderen Worten, ein Wille ohne Zusammenhang mit all dem, was Sie zu einer bestimmten Person macht. In einem substanziellen Sinn des Wortes wäre er deshalb gar nicht ihr Wille. (Peter Bieri: "Freiheit und Zufall")

Literatur

Willensfreiheit in der Belletristik

  • Martin Raether Der "Acte gratuit", Revolte und Literatur: Hegel, Dostojewskij, Nietzsche, Gide, Sartre, Camus, Beckett Heidelberg: Winter, 1980 (ausführl. Zusammenfassung des Autors: [2] insbes. über Dostojewski)
  • Leslie Kaplan Fever

Siehe auch

Kommentare, Essays, Berichte, Kritiken, Interviews

Videos

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