Johannes Cassianus
Johannes Cassianus (Johannes von Massilia); * um 360 Prov. Scythia minor?; † um 435 in Massilia (Marseille) war christlicher Priester, Mönch und Kirchenschriftsteller. Festtag ist der 23. Juli (kath.)
quia tu possedisti renes meos (coll. 12,8)
Leben
Der Geburtsort von Johannes Cassianus in der römischen Provinz Scythia minor (heutige Dobrudscha südl. der Donaumündung am Schwarzen Meer) ist nicht bewiesen. Er genoss eine klassische Bildung und pilgerte als junger Mann nach Palästina, wo er in einem Kloster in Bethlehem mit dem christlichen Mönchtum in Kontakt kam. Von dort zog er für über zehn Jahre nach Ägypten, um bei den Mönchen in der ägyptischen Wüste das Koinobitentum kennenzulernen. Um 400 verließ er wegen theologischer Streitigkeiten Ägypten und wurde Schüler des Bischofs Johannes Chrysostomos (um 350 - 407) in Konstaninopel. Um 405 ging Johannes Cassianus nach Rom, um den in Hof- und Glaubensintrigen mit Eudokia (um 380 - 405, Frau von Kaiser Arkadios/Arcadius) verwickelten Johannes Chrysostomus bei Papst Innozenz I. (Amtszeit 402 - 417) zu verteidigen. Um 415 gründete er in Massilia das Männerkloster Sankt Viktor und ein Frauenkloster. Nach langem Aufenthalt in Südgallien, der von schriftstellerischer Tätigkeit geprägt ist, stirbt er dort, als Heiliger verehrt, um 435.
Werk und Wirkung
Um 420 schreibt Johannes Cassianus das Werk De institutis coenibiorum et de octo principalibus vitiis, in denen er vom ägyptischen Klosterleben berichtet und seine dort an der Lehre des Euagrios Ponticos (Evagrius Ponticus, 349 - 399) ausgerichtete Achtlasterlehre ausbreitet. Er postuliert acht Hauptlaster: Unmäßigkeit, Unkeuschheit, Habsucht, Zorn, Traurigkeit, Überdruß, Ruhmsucht, Hochmut, die sich später als Kapitalsünden wiederfinden. 426 bis 428 verfasst Johannes Cassianus die Collationes (Conlationes) patrum, die Unterredungen mit den Vätern, in denen er seine Erfahrungen mit den Mönchen in der ägyptischen Wüste in Form von Gesprächen wiedergibt. Mit den Collationes macht er die Lebens- und Glaubensweisheiten der ägyptischen Mönche (siehe z. B. auch Antonius der Große und Pachomios)im Westen des Römischen Reiches bekannt. Durch ausführliche Darlegung der Kämpfe der Mönche gegen ihre sexuellen Versuchungen legt Cassianus die Grundlagen für die Moraltheologie. Auf Bitte von Papst Leo I. ( - ) schreibt er um 430 De incarnatione Christi contra Nestorium (Nestorio/us) und macht sich im Streit um den Pelagianismus Augustinus ( - ), der ihn des Semipeligianismus bezichtigt, zum Feind. Johannes Cassianus ist nach Martin von Tour ( - ) und mit XXX von Lerinus einer der ersten Klostergründer im Westen des Römischen Reiches, xxx jahre lange bevor Benedikt sein Kloster auf Montecassino gründet.
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Literatur
Joh. Cassianus: Weisheit der Wüste (Hg. P. Alfons Kemmer O.S.B) Köln 1948
Peter Brown: Die Keuschheit der Engel, München Wien 1991
--Claus Peter 10:26, 30. Jul 2004 (CEST)