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Sozialpädagogik

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Sozialpädagogik benennt einen Zweig von Erziehung, Bildung und sozialstaatlicher Intervention, der die Eigenverantwortung des Menschen und den selbstständigen Umgang mit allgemeinen Lebenslagen stärken soll. Weitere Ziele sind der Abbau von Benachteiligungen sowie die Befähigung und Ermöglichung der Teilhabe am gesellschaftlichen und öffentlichen Leben. Der Begriff "Social-Pädagogik" taucht das erste Mal 1844 in einem Artikel von Karl Mager in der "Pädagogischen Revue" auf.

Gegenstand sozialpädagogischer Arbeit ist die Bearbeitung von gesellschaftlich und professionell als relevant angesehenen Problemlagen. Dies sind überwiegend Probleme in der alltäglichen Lebensbewältigung und Lebenspraxis, dem alltäglichen "Zurechtkommen". Sozialpädagogik will aber nicht nur die Fähigkeiten und Ressourcen des Einzelnen fördern, sondern hat auch eine gesellschaftliche Zielsetzung, denn sie betrachtet Individuen in ihrer Wechselbeziehung mit der sozialen Umwelt. Sozialpädagogen sprechen von Lebenslage, um die Gesamtheit von Person und sozialem Rahmen auszudrücken.

Methoden der Sozialarbeit

In der Sozialpädagogischen Arbeit werden klassisch folgende Arbeitsformen unterschieden:

Infolge der Methodenkritik in den 1970er Jahren entwickelte sich eine Reihe abgeleiteter Methoden und die Binnendifferenzierung nahm zu. In der beruflichen Praxis ist ein monomethodisches Vorgehen selten anzutreffen; es überwiegen Handlungsansätze, die mehrere der drei klassischen Methoden einbeziehen.

Ausbildung

Sozialpädagogik und Sozialarbeit

Deutschland

Zwischen Sozialpädagogik und Sozialarbeit bestehen in der heutigen Praxis nur geringe Unterschiede, was aus dem Einsatz von Sozialarbeitern bzw. Sozialpädagogen in den gleichen Arbeitsfeldern resultiert (Ausnahme: Eine Kita-/Kiga-Leitung kann ein Sozialarbeiter nur in einem ausgewiesenen sozialen Brennpunkt übernehmen) - tatsächlich unterscheiden sich Sozialpädagogik und Sozialarbeit aber sowohl von ihrer historischen Entwicklung her wie auch in grundlegenden Aspekten; während die Sozialarbeit in ihrer Ausbildung eher rechtslastig ist und immer wieder auf die drei klassischen Methoden Rückgriff nimmt, so greift die Sozialpädagogik im Gegensatz zur Sozialarbeit auf erziehungswissenschaftliche Grundlagen (insbesondere auf die Didaktik) zurück. Da aber die Inhalte der Ausbildung zum Sozialpädagogen oder Sozialarbeiter in die Gesetzgebungskompetenz der Länder fallen, sind sie von Bundesland zu Bundesland verschieden. In länderübergreifenden Arbeitsgemeinschaften und auf den Konferenzen der Kultusminister wird jedoch über Modelle von einheitlichen Ausbildungsgängen und Berufsbezeichnungen diskutiert, die sich an internationale Standards anlehnen.

Studiert wird Sozialpädagogik/Sozialarbeit vorwiegend an Fachhochschulen oder Berufsakademien, vereinzelt auch an Universitäten. Einige Fachhochschulen lehren die Disziplinen noch immer getrennt oder nur eine von beiden. Die meisten Fachhochschulen bieten aber mittlerweile einen gemeinsamen Studiengang an. In einigen Bundesländern muss man sich während des Hauptstudiums für einen der beiden Abschlüsse entscheiden, in anderen erhält man den Doppeltitel „Diplom-Sozialpädagoge/Sozialarbeiter“. Viele Fachhochschulen, die beide Studiengänge anbieten, nennen sich übergreifend „Fachhochschule für Sozialwesen“.

An einigen, meist kirchlichen Fachhochschulen, wird außerdem der Studiengang „Diplom-Heilpädagoge“ angeboten. Hier liegt der Studienschwerpunkt auf Kenntnissen im Umgang mit geistig behinderten Menschen sowie bei Entwicklungsstörungen /-verzögerungen.

Die bisherigen Diplomabschlüsse werden nunmehr zunehmend auf den Bachelor- und Masterabschluss umgestellt.

Österreich

In Österreich sind Sozialarbeit und Sozialpädagogik getrennt. Im Laufe der Geschichte haben beide Berufsgruppen gewisse Bereiche für sich beansprucht und so können i.d.R. beispielsweise Sozialpädagogen nicht am Jugendamt tätig werden und Sozialarbeiter nicht in der stationären Jugendwohlfahrt.

Die Ausbildungen für Sozialarbeit sind als Studiengänge an Fachhochschulen organisiert, z.B. an der Fachhochschule Salzburg. Die Ausbildung schliesst mit Mag(FH), oder nach der Umstellung im Zuge des Bologna-Prozesses mit Bachelor ab.

Die Ausbildung für Sozialpädagogik ist als Kolleg organisiert.

Bei der Gründung der dir Fachhochschulstudiengänge hat angeblich die Lobby der Sozialarbeiter verhindert, dass es ein gemeinsames Projekt mit den Sozialpädagogen gibt. Eine eigene Fachhochschule für Sozialpädagogik wird es vermutlich nicht geben, da die Absolventen der Fachhochschule für Soziale Arbeit mittlerweile in allen Bereichen anerkannt sind und somit die oben beschriebene Trennung der Zuständigkeitsbereiche für diese Absolventen nicht gilt. Freilich dürfen Absolventen der Kollegs für Sozialpädagogik nach wie vor nicht in Bereichen der Sozialarbeit arbeiten.

Dieser Streit zwischen zwei sozialen Sparten mutet nicht nur merkwürdig an, sondern ist auch einzigartig in Europa.

Teilgebiete des Studiums

Folgende Teilgebiete sind je nach Ausbildungsstätte mehr oder weniger wichtige Bestandteile des Studiums:

  1. Theorien und Methoden der Sozialarbeit (im Studiengang SA) bzw. Didaktik/Methodik der Sozialpädagogik (im Studiengang SP) ODER Theorien und Didaktik/Methodik der Sozialen Arbeit (im Studiengang Soziale Arbeit)
  2. Erziehungswissenschaft/Pädagogik
  3. soziale Kulturarbeit (Ästhetische Bildung, Medienpädagogik, Theaterpädagogik)
  4. Psychologie
  5. Soziologie
  6. Sozialmedizin
  7. Rechtswissenschaft
  8. Politikwissenschaft
  9. Heilpädagogik (auch eigener Studiengang)
  10. Verwaltung und Organisation
  11. Sozialmanagement
  12. Projektmanagement
  13. Theologie (an konf. Fachhochschulen)
  14. Ethik
  15. interkulturelle Pädagogik
  16. Betriebliche Sozialarbeit

Klassische Berufsfelder

  • Des Weiteren berechtigt ein Hochschulabschluss in Soziapädagogik, eine Ausbildung als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut zu absolvieren. In manchen Bundesländern auch der Hochschulabschluss in Sozialarbeit.
  • Häufig haben Sozialpädagogen und Sozialarbeiter psychotherapeutische Zusatzausbilungen.
  • Häufig haben Sozialpädagogen und Sozialarbeiter psychotherapeutische Zusatzausbildugen, die speziell für die therapeutische Arbeit mit abhängigen Menschen qualifiziert (VDR anerkannt ist).

Soziales Lernen und Sozialpädagogik

Anders als in Deutschland wird in Österreich "Sozialpädagogik" in Form des "sozialen Lernens" auch an Schulen und für jede Altersstufe ausgeübt. Österreichs Schulsystem unterscheidet sich stark vom deutschen; die Anwendung erfolgt meist unter Einbeziehung des sogenannten Autonomen und Offenen Lernens.

Fürsorger/in (frühere Berufsbezeichnung)

Füsorger und Fürsorgerin sind heute nicht mehr gebräuchliche Berufsbezeichnungen; die Inhalte der Arbeit deckten sich im wesentlichen mit denen von heutigen Sozialarbeitern, Sozialpädagogen oder Erziehern. Ab den 1960er Jahren wurde in Westdeutschland die Berufsbezeichnung durch die heute üblichen ersetzt, in der DDR existierte sie bis zum Übergang in die Bundesrepublik.

Literatur

  • Böhnisch, L.: Pädagogische Soziologie. Eine Einführung. 2., überarb. und erw. Aufl. Weinheim, München: Juventa, 2003.
  • Böhnisch, L. & Münchmeier, R.: Wozu Jugendarbeit? Weinheim: Juventa, 1999.
  • Geißler, K. A. & Hege, M.: Konzepte sozialpädagogischen Handelns. Ein Leitfaden für soziale Berufe. 10. Aufl. Weinheim, Basel: Beltz, 2001.
  • Lüssi, Peter: Systemische Sozialarbeit. 5. Aufl. Bern, Stuttgart,Wien: Haupt, 2001.
  • Niemeyer, C.: Theorie und Praxis der Sozialpädagogik. Münster: Votum, 1999.
  • Niemeyer, C: Sozialpädagogik als Wissenschaft und Profession. Grundlagen, Konzeptionen, Perspektiven. Weinheim: Juventa, 2003.
  • Rauschenbach, T. & Thole, W.: Sozialpädagogische Forschung. Weinheim: Juventa, 2001.
  • Staub-Bernasconi, Silvia: Systemtheorie, soziale Probleme und Soziale Arbeit: lokal, national, international. Bern: Haupt, 1995.
  • Thiersch, Hans: Lebensweltorientierte Soziale Arbeit. Aufgaben der Praxis im Sozialen Wandel. 6. Aufl. Weinheim, München: Juventa, 2005
  • Thole, Werner (Hrsg.) 2002: Grundriss Soziale Arbeit - Ein einführendes Handbuch, Opladen: Leske + Budrich.
  • Adolf Alois Steiner: "Dialog mit Kilian. 68er-Roman über Sexualität als natürliche Grundlage der Erziehung", Literareon-Verlag München 2005, ISBN 3831612013

Siehe auch