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Gösta Berling

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Gösta Berling (Originaltitel Gösta Berlings saga) ist ein Roman der schwedischen Schriftstellerin Selma Lagerlöf. Der Roman, Selma Lagerlöfs Erstlingswerk, erschien 1891. Er spielt im Värmland in den 1820er Jahren und handelt von dem abgesetzten Pfarrer Gösta Berling, der zum Anführer der Kavaliere auf Ekeby wird. Das abenteuerliche Leben dieser Kavaliere, ehemalige Offiziere und verarmte Adlige, die auf Gut Ekeby eine Freistatt gefunden haben und ihre Tage mit Liebesabenteuern, Musizieren, Kartenspielen und ähnlichen Vergnügungen verbringen, wird in zahlreichen recht selbstständigen Kapiteln vorgestellt. Die Geschichte Gösta Berlings bildet hierbei die Rahmenhandlung für eine Reihe eher lose verknüpfter Episoden.

Enstehungsgeschichte

Selma Lagerlöf war schon als Kind fasziniert von den Geschichten, die sie von ihrem Vater und dessen unverheirateter Schwester, Lovisa Lagerlöf, gehört hatte: Geschichten, in denen es häufig um trinkende Pfarrer und abgedankte Offiziere, die mit Beginn der Friedensperiode ab dem Jahr 1814 überflüssig geworden waren und oft genug auf Kosten ihrer Familien ein Leben als gehobene Tagediebe führten, ging. Selma Lagerlöf fand, dass diese Originale, von denen sie so viel gehört hatte, mindestens ebensogut als literarische Figuren taugen wie Carl Michael Bellmans Halbweltgestalten in Fredmans epistlar und Johan Ludvig Runebergs Soldaten in Fähnrich Stål. Später erzählte sie, dass ihr im Herbst 1881 in Stockholm auf der Straße plötzlich der Gedanke kam, aus den Geschichten und den Menschen ihrer Heimat einen Roman zu machen. So entstand die Idee zu Gösta Berling. 1890 nahm sie mit fünf Kapiteln aus dem entstehenden Roman an einem Novellenwettbewerb der Zeitschrift Idun teil und gewann den Wettbewerb. 1891 erschien schließlich der komplette Roman.

Die Kritiken waren zunächst negativ, konservative und liberale Kritiker waren sich in ihrer Ablehnung einig. Auch der Verkauf war schlecht. Erst als 1893 der bekannte dänische Literaturkriker Georg Brandes eine außerordentlich positive Rezension veröffentlichte, änderte sich die Beurteilung des Romans. Im Lauf der Zeit wuchs der Erfolg von Gösta Berling immer mehr, und heute gehört es zu den bekanntesten und am meisten gelesenen schwedischen Büchern.

Vorbild für die Figur des Gösta Berling war möglicherweise Emanuel Branzell, ein värmländischer Pfarrer, der 1836 wegen Trinkerei aus dem Dienst entlassen wurde, als Bettler lebte und 1888 starb. In der Figur der Marianne Sinclaire, die immerzu sich selbst beobachtet und über sich selbst nachdenkt, bis ihre Persönlichkeit in Fetzen liegt, kann man ein verstecktes Selbstporträt Selma Lagerlöfs sehen. In der Figur des Lilijecrona, der sein Heim liebt, den es aber dennoch immer wieder nach Ekeby zieht, portätierte Selma Lagerlöf ihren Großvater väterlicherseits Daniel Lagerlöf.

Handlung

Einleitung

Teil I.

Prästen („Der Pfarrer“): Der junge, schöne und starke Pfarrer Gösta Berling wird, obwohl er bei der Visitation eine inspirierte Predigt gehalten hat, abgesetzt, weil er der Trunksucht verfallen ist und seine Amtspflichten vernachlässigt.

Teil II.

Tiggaren („Der Bettler“): Gösta Berling hat ein kleines Mädchen bestohlen und will nun Selbstmord begehen. Doch die Majorin auf Ekeby hindert ihn daran und macht ihn zu einem der Kavaliere auf Ekeby. Hierbei erzählt sie ihm ihre Geschichte: Sie war einst die junge, schöne und unschuldige Margareta Celsing. Diese liebte Altringer, einen kräftigen und großartigen, aber armen Mann. Doch ihre Eltern zwangen sie, den ungeliebten Major Bernt Samzelius zu heiraten. Margareta hatte ein heimliches Verhältnis mit Altringer. Als ihre Mutter zu ihr kam und ihr Vorhaltungen machte, wies Margareta ihre Mutter zurück und spiegelte vor, sie nicht zu kennen. Die Mutter verfluchte sie, worauf Margareta ihre Mutter schlug. Als der inzwischen zu Reichtum gekommene Altringer starb, vererbte er dem Major Samzelius seine sieben Güter, die nun von der Majorin bewirtschaftet werden (verheiratete Frauen konnten damals kein Eigentum besitzen, weshalb der Major als Erbe eingesetzt werden musste).

Erstes Kapitel

Landskapet („Die Landschaft“): Eine poetische Beschreibung der Landschaft, in der der Roman spielt.

Zweites Kapitel

Julnattten („Die Weihnachtsnacht“): In der Weihnachtsnacht kommt der Teufel in Gestalt des bösen Bergwerksbesitzer Sintram nach Ekeby. Die Kavaliere schließen mit ihm einen Vertrag: Die Kavaliere dürfen ein Jahr lang die sieben Güter der Majorin für sich nutzen. Wenn sie in diesem Jahr etwas tun, was nicht kavaliersmäßig ist, insbesondere wenn sie etwas nützliches tun, dann darf der Teufel nach Ablauf des Jahres ihre Seelen holen.

Drittes Kapitel

Julmiddagen („Das Weihnachtsessen“): Beim Festessen am ersten Weihnachtstag fängt einer der Kavaliere einen Streit mit der Majorin an und gibt im Zorn das Verhältnis der Majorin mit Altringer bekannt. Der Major, der behauptet, hiervon nichts gewusst zu haben, verbannt die Majorin von seinem Hof. Die Majorin nimmt ihr Schicksal an: Nun hat sich der Fluch der Mutter erfüllt. Der Major verlässt Ekeby und zieht auf ein anderes Gut.

Viertes Kapitel

Gösta Berling, poeten („Gösta Berling, der Poet“). Im Haus des Hauptmanns Uggla herrschen Armut und Not. Rettung scheint vor der Tür zu stehen, da der Sohn Ferdinand mit der schönen und reichen Anna Stjärnhök verlobt ist. Doch diese hat ihre Meinung geändert und sich mit dem alten, aber reichen Dahlberg verlobt. Gösta Berling verspricht, Anna Stjärnhök zurückzuholen. Doch dann verlieben sich Gösta Berling und Anna ineinander. Gösta will mit Anna durchbrennen, aber als sie von Wölfen verfolgt werden, sieht er das als von Gott gesandtes Zeichen an und bittet Anna, Ferdinand zu heiraten.

Fünftes Kapitel

La cachucha („La cachucha“): Liljecrona, einer der Kavaliere, spielt auf seine Geige immerzu den Tanz La cachucha. Der alte Fähnrich Örneclou, der mit Gicht im Bett liegt, leidet darunter, dass er nicht zur Musik tanzen kann.

Sechstes Kapitel

Balen på Ekeby („Der Ball auf Ekeby“): Auf Ekeby findet ein Ball statt. Gösta Berling verliebt sich in die schöne und kluge Marianne Sinclaire. Ihr Vater, der Bergwerksbesitzer Melchior Sinclaire, spielt mit Gösta Berling Karten. Nachdem Melchior Sinclaire schon sein Bargeld und seinen Mantel verspielt hat, setzt er seine Zustimmung dazu, dass Gösta Berling seine Tochter heiratet, ein. Dies kann er unbedenklich tun, denn er ist sich sicher, dass seine Tochter Gösta Berling niemals heiraten wird. Gösta gewinnt. Doch dann sieht Melchior Sinclaire, wie Gösta und Marianne sich küssen. Er ist wütend, dass seine Tochter sich mit Gösta Berling einlässt, und verlässt mit seiner Frau den Ball. Marianne wandert durch die eisige Winternacht nach Hause, ihr Vater lässt sie aber nicht ins Haus und schlägt sogar Mariannes Mutter, als diese die Tür öffnen will. Marianne legt sich in den Schnee, um zu sterben. Hier wird sie von den Kavalieren gefunden, die sie mit nach Ekeby nehmen. Marianne erkennt, dass sie Gösta Berling liebt.

Siebtes Kapitel

De gamla åkdonen („Die alten Fahrzeuge“): Die Majorin will zu ihr Mutter gehen, um sich mit ihr zu versöhnen. Doch zuvor will sie Ekeby mit Hilfe des Personals von den Kavalieren befreien. Doch Marianne Sinclaire vereitelt den Anschlag.

Achtes Kapitel

Den stora björnen i Gurlita klätt („Der große Bär vom Gurlitafelsen“): Major Anders Fuchs, einer der Kavaliere, ist darauf versessen, den großen Bären vom Gurlitafelsen zu erlegen. Dazu benötigt man eine Zauberkugel, die er auch schon gegossen hat. Doch den entscheidenden Schuss überlässt er dem Küster von Bro, damit dieser den Organisten beeindrucken kann und vom Organisten die Zustimmung bekommt, dass er dessen Schwester heiraten darf. Hinterher grämt sich Fuchs, das der Triumph, den Bären erlegt zu haben, nicht ihm zuteil wurde. Als dann herauskommt, das der Küster nicht den richtigen Bären erlegt hat, ist Anders Fuchs glücklich.

Neuntes Kapitel

Auktionen på Björne („Die Auktion in Björne“): Marianne Sinclaire ist an den Pocken erkrankt. Sie überlebt, aber ihre Schönheit ist dahin. Ihr Vater will sein Haus versteigern lassen, damit Marianne es nicht erben kann. Im letzten Augenblick erst bricht er die Auktion ab. Marianne kehrt zu ihren Eltern zurück und versöhnt sich mit ihnen. Gösta Berling ist außer sich Wut. Marianne gelingt es nicht, ihn zurückzugewinnen, weil sie zur Selbstreflexion neigt und zu reinen und starken Gefühlen nicht fähig ist. Dennoch trauert sie Gösta Berling nach.

Zehntes Kapitel

Unga grevinnan („Die junge Gräfin“). Die schöne junge Gräfin Elisabet Dohna ist mit dem ebenfalls noch jungen, aber dummen und hochmütigen Grafen Henrik Dohna verheiratet. Bei einem Ball in der Residenz des länsman (ungefähr: Landpolizeikommisar) kommt bei Elisabet Dohna keine Freude auf, weil sie Mitleid mit der dort inhaftierten Majorin hat. Sie bittet Gösta Berling, die Majorin zu befreien, doch dieser lehnt das Ansinnen ab. Aus Ärger hierüber weigert sich Elisabet Dohna, mit Gösta Berling zu tanzen. Um sie hierfür zu bestrafen, entführen die Kavaliere sie, bringen sie aber wohlbehalten nach Hause. Dort erkennt Gösta Berling, wie gut die junge Gräfin ist. Er will sein Leben ihrem Dienste widmen. Graf Dohna verlangt von seiner Frau, dass diese Gösta Berling zur Wiedergutmachung für den verweigerten Tanz die Hand küsst. Gösta Berling lässt dies nicht zu und steckt die Hände ins Feuer. Elisabet Dohna ist überwältigt, dass ein Mann so etwas Herrliches tun kann. Später erfährt sie, dass die Kavaliere die Majorin befreit haben. Elisabet und Gösta Berling freunden sich an.

Elftes Kapitel

Spökhistorier („Gespenstergeschichten“): Ulrika Dillner, die alte Haushälterin des Hauptmanns Uggla, hat den bösen Sintram geheiratet, bereut diese Eheschließung aber sehr. Anna Stjärnhök, die im Haus des Hauptmanns Uggla lebt, holt Ulrika zurück. Anna Stjärnhök trauert immer noch Gösta Berling nach und ist sich nicht sicher, ob die Wölfe wirklich von Gott geschickt worden sind. Unterwegs haben Ulrika und Anna eine unheimliche Erscheinung.

Zwölftes Kapitel

Ebba Dohnas historia („Ebba Dohnas Geschichte“): Anna Stjärnhök erzählt Elisabet Dohna die Geschichte von Ebba Dohna, der vor fünf Jahren verstorbenen Schwester von Henrik Dohna. Ebba Dohna war ein frommes Mädchen, das Jesus Christus über alles liebte. Eines Tages lernte sie den jungen Hauslehrer ihres Brudes Henrik kennen und verlobte sich mit ihm. Sie wünschte, dass ihr Verlobter Pfarrer wird und Jesus dient. Nachdem sie eines Tages erfahren hatte, dass ihr Verlobter in Wahrheit ein abgesetzter Pfarrer ist und ihren Wunsch niemals erfüllen kann, zog sie sich absichtlich eine Lungenentzündung zu und starb. Als Elisabet Dohna begreift, dass Ebba Dohnas Verlobter niemand anderes als Gösta Berling war, weist sie ihn aus ihrem Haus.

Dreizehntes Kapitel

Mamsell Marie („Mamsell Marie“): Die über vierzigjährige Näherin Mamsell Marie wollte nie etwas von der Liebe wissen, ist aber nun doch, unglücklich, verliebt. Gräfin Märta Dohna, Henrik Dohnas Mutter, kehrt nach fünfjähiger Abwesenheit zurück und freundet sich mit Mamsell Marie an. Mamsell Marie vertraut ihr ihre Liebesgeschichte an. Märta Dohna benutzt dies, um Mamsell Marie öffentlich zu verhöhnen und zu demütigen.

Vierzehntes Kapitel

Kusin Kristofer („Vetter Kristofer“): Vetter Kristofer, einer der Kavaliere von Ekeby, will um die Hand der verwitweten Märta Dohna anhalten. Als diese ihm erzählt, wie sie Mamsell Marie behandelt hat, lässt er es aber doch.

Fünfzehntes Kapitel

Livets stigar („Die Pfade des Lebens“): Gösta Berling will sich mit einem armen und geistig minderbemittelten Mädchen verloben. Um dies zu verhindern, wandert Elisabet Dohna nachts über das Eis nach Ekeby. Gösta Berling und Elisabet Dohna versöhnen sich.

Sechszehntes Kapitel

Botgöring („Die Buße“): Elisabet Dohnas nächtliche Wanderung zu Gösta Berling hat böse Gerüchte in Umlauf gesetzt. Märta Dohna zwingt Elisabet mit einer List zu dem Geständnis, dass sie Gösta Berling liebt. Henrik Dohna ordnet an, dass Elisabet zur Strafe von seiner Mutter wie eine Dienerin behandelt wird. Märta Dohna quält ihre Schwiegertochter grausam. Elisabet nimmt dies an, weil sie selbst für die unerlaubte Liebe zu Gösta Berling bestraft werden will. Nach einem Monat flieht sie, als sie glaubt, von Gott ein Zeichen erhalten zu haben.

Siebzehntes Kapitel

Järnet från Ekeby („Das Eisen aus Ekeby“): Obwohl die Kavaliere die Güter der Majorin haben verfallen lassen und die Eisenproduktion eingestellt haben, wollen sie die vertragliche vereinbarte Menge Eisen, die die Majorin jedes Jahr liefern sollte, nach Göteborg schaffen. Unterwegs treffen sie Elisabet Dohna. Gösta Berling möchte sie gerne mit nach Ekeby nehmen, aber er lässt sich von ihrem Flehen erweichen und lässt sie ziehen. Mit Tricks gelingt es den Kavalieren, vorzutäuschen, dass die geschuldete Mange an Eisen geliefert sei, und retten damit die Ehre von Ekeby. Gösta Berling aber ist deprimiert, weil er Elisabet ziehen ließ. Henrik Dohna hat zwischenzeitlich die in Italien formunwirksam geschlossene Ehe mit Elisabet Dohna für nichtig erklären lassen.

Achzehntes Kapitel

Liljecronas hem („Liljecronas Heim“): Liljecrona, einer der Kavaliere auf Ekeby, ist Besitzer des kleinen Gutshofs Lövdala. Obwohl er dort ein gutes Heim und eine ihn liebende Familie hat, zieht es ihn immer wieder nach Ekeby, weil ihm das Glück in Lövdala zuviel wird und ihm das turbulente, abenteuerliche Leben in Ekeby fehlt.

Neunzehntes Kapitel

Dovres Häxa („Die Hexe vom Dovre“): Die böse und unglücksbringende Hexe vom Dovre streift durch das Land. Sie verlangt von Märta Dohna einen dicken Schinken. Märta Dohna weigert sich, den Schinken herauszugeben. Deshalb verflucht die Hexe die geizige Märta Dohna: Elstern stürzen sich ständig auf Märta Dohna, sodass diese sich nur noch in Gebäuden aufhalten kann.

Zwanzigstes Kapitel

Midsommar („Mittsommer“): Am Mittsommertag fährt im schönsten Sommerwetter der böse Sintram im Wolfspelz mit dem Schlitten zur Kirche und lässt die Menschen frösteln.

Interpretation

Phantasie

Gösta Berling ist ein Hohes Lied des Phantasie. In einer Zeit, in der eine realistische, oft sozialkritische, Schreibweise an der literarischen Tagesordnung war, verweigerte sich Selma Lagerlöf bewusst dem Zeitgeschmack und setzte auf eine phantasievolle Erzählung mit Märchen- und Sagenelementen. Dies wird schon im Originaltitel des Werkes deutlich (Saga bedeutet ungefähr „Märchen“). Dem grauen, langweiligen Alltag stellt Selma Lagerlöf die poetische Beschreibung des Lebens im Värmland vergangener Zeiten entgegen, nicht wie es wirklich war, sondern wie sich es sich vorstellte und erträumte. Pathos und große Leidenschaften kennzeichnen ebenso wie abenteuerliche Geschichten und übernatürliche Erscheinungen das Buch, das der zeitgenössischen „Grauwetterliteratur“ die Feier von Schönheit und Lebensfreude entgegensetzt.

Zerstörung und Tod

Die Landschaft

Gösta Berling

Ekeby und die Kavaliere

Bei der Beschreibung von Ekeby kommt etwas Mythisches ins Spiel. Ekeby wird zum Paradies, zum Ort ewigen Glücks. „Das Land, wo Milch und Honig fließt“, heißt es unter Verwendung eines Bibelzitats im Kapitel Gösta Berling, poeten. Und im Kapitel Järnet från Ekeby wird Ekeby als „Land der Sehnsucht“ bezeichnet. Atterboms Lycksalighetens ö war hier ein literarisches Vorbild. Auch die Kavaliere, farbenprächtige und ins Phantastische gesteigerte Portäts von markanten Personen aus dem Värmland vergangener Zeiten, haben etwas Mythisches an sich, allein schon durch die bedeutungsschwangere Zwölfzahl. Im Roman selbst wird auf die Götter des Olymp und die Ritter der Tafelrunde von König Artus verwiesen.

Die Majorin

Der Teufelspakt

Das Heim

Das Heim und dessen Bedrohung hat für Selma Lagerlöf immer eine besondere Bedeutung, nicht zuletzt wegen ihrer eigenen Kindheits- und Jugenderfahrung. Ihr eigenes Heim, das Gut Mårbacka, musste ein Jahr vor Erscheinen von Gösta Berling verkauft werden. Dieses Thema spielt auch in Gösta Berling mehrfach eine Rolle. Die Familie des Hauptmanns Uggla zittert davor, dass der böse Gutsherr Sintram ihr das Heim nimmt. Das gute Heim, dass Liljecrona in Lövdala hat, wird in einem eigenen Kapitel gefeiert. Selma Lagerlöf war dies so wichtig, dass sie Liljecronas Heim später sogar zum Thema eines eigenen Romans, Liljecronas Heim, machte. Und wenn es im Kapitel De gamla åkdonen heißt, die Majorin sei nicht die einzige, die die Zerstörung eines geliebten Heims erleben musste, so besteht kein Zweifel, dass Selma Lagerlöf hier von sich selbst spricht.

Erlösung durch Liebe

Arbeit

Sprache und Erzähltechnik

Charakteristisch für die Sprache in Gösta Berling ist ein überschwänglicher und emphatischer Ton, die Verwendung von Ausrufen, Interjektionen, Superlativen und Paradoxa („Gösta Berling, stärkster und schwächster unter den Menschen“ - aus dem Kapitel Gösta Berling, poeten). Thomas Carlyles Stil wird oft als Vorbild für die Sprache in Gösta Berling genannt. Selma Lagerlöf schafft eine Ich-Erzählerin, die häufig im Stil des Chores in der antiken Tragödie die Handlung kommentiert (Beispiel: „O Gott!“ - aus dem Kapitel Den stora björnen i Gurlita klätt) oder sich direkt an den Leser wendet (Beispiel: „Ich bitte euch, lest und liebt sie [die Verse]“ - aus dem Kapitel Auktionen på Björne). Ein häufig angewendetes Stilmittel ist die effektvolle und steigernde Wiederholung. So leitet sie das Kapitel Julnatten ein mit den Worten „Sintram heißt der bösartige Bergwerksbesitzer auf Fors“. Die nächsten drei Abschnitte beginnen jeweils: „Sintram heißt er, und ...“, worauf er näher charakterisiert wird. Der folgende Abschnitt führt dann wirkungsvoll mitten in die Handlung: „Sintram heißt er, und einmal kam er nach Ekeby“. Kennzeichnend ist die außerordentliche Dynamik der Sprache. Schon der erste ungeduldige Satz des Romans macht das deutlich: „Endlich stand der Pfarrer auf der Kanzel.“

Geschickt schafft die Ich-Erzählerin Distanz zwischen dem Roman und dem Leser. Mehrmals werden die Geschichten als alte Sagen bezeichnet, und die Ich-Erzählerin stellt es dem Leser mehrfach ausdrücklich frei, ob er das alles glaubt oder nicht. Im letzten Absatz des Romanes werden die Geschichten als „Riesenbienen der Fantasie“ beschrieben, die sich selbst darum kümmern müssen, wie sie in den „Bienenkorb der Wiklichkeit“ passen. Nur so konnte Selma Lagerlöf, ein privat - wie man aus Briefen weiß - durchaus skeptischer und rationalistischer Mensch, das ihr am Herzen liegende Thema angemessen behandeln.

Auch die bewusst gekünstelte Sprache ist nicht etwa Selma Lagerlöfs natürliches Idiom, sondern eine absichtsvoll geschaffene Sprache, die sie brauchte, um den richtigen Ton für die phantastischen Geschichten zu finden.

Episodentechnik

Bedeutung

Zitate

  • Med dunder och brak brusade äverntyrens vilda jakt runtom Lövens långa sjö. På långt håll hördes dess dån. Skogen sviktade och föll, alla ödeläggelsens makter sluppo lösa. Vådelden flammade, forsen härjade, vilddjuren ströko hungriga kring gårdarna. („Mit Donner und Lärm brauste die Wilde Jagd des Abenteuers rund um den langen Löven-See. Auf weite Entfernung hörte man ihren Krach. Der Wald gab nach und fiel, alle Mächte der Zerstörung kamen los. Das Feuer loderte, Überschwemmungen verwüsteten, und wilde Tiere strichen hungrig um die Höfe.“) - aus dem Kapitel Auktionen på Björne.
  • O, sena tiders barn! Jag har ingenting nytt att berätta er, endast det, som är gammalt och nästan glömt. Sägner har jag från barnkammaren, där de små sutto på låga pallar kring sagoberätterskan [...]. („O, Kinder späterer Zeiten! Ich habe euch nichts Neues zu erzählen, nur das, was alt und fast vergessen ist. Sagen habe ich aus dem Kinderzimmer, wo die Kleinen auf niedrigen Schemeln um die Märchenerzählerin saßen [...]“) - aus dem Kapitel Spökhistorier
  • Här ha nu fantasiens jättebin svärmat omkring oss under år och dag, men hur de sak komma in in verklighetens kupa, det få de sannerlingen se sig om. („Hier sind nun die Riesenbienen der Fantasie Jahr und Tag um uns geschwärmt, aber wie sie in den Bienenkorb der Wirklichkeit kommen, darum müssen sie sich wahrlich selber kümmern“) - aus dem Kapitel Margareta Celsing

Ausgaben

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