L. W. Wright
L. W. Wright war das Pseudonym eines Trickbetrügers, dessen wirkliche Identität ungeklärt ist. Wright erschwindelte sich im Frühjahr 1982 in den USA fast 40.000 $ sowie einen Start bei einem Automobilrennen und verschwand danach spurlos.
Legende
Zu der Figur des L. W. Wright wurden im April 1982 einige Personendaten verbreitet, die ausschließlich auf den Auskünften Wrights und seines angeblichen Managers beruhen. Danach war Wright 33 Jahre alt und ein Rennveteran. Er habe in seiner Karriere bereits 43 Grand-National-Rennen bestritten. Als Wohnanschrift gab er eine Adresse in Hendersonville, Tennessee, an,[1] die jedenfalls für eine kurze Zeit im April 1982 tatsächlich zutraf.
L. W. Wright im Motorsport
Vorgeschichte

Im April 1982 meldete sich Wright nach Ablauf der regulären Meldefrist[2] zum Winston 500, dem 9. Lauf der US-amerikanischen NASCAR Winston Cup Meisterschaft 1982, der für den 2. Mai 1982 in Alabama angesetzt war.
Ende April 1982 kontaktierte eine Person namens William Dunaway, die sich als Wrights Manager ausgab, „auf der Suche nach Publicity“[3] die in Nashville publizierte Tageszeitung The Tennessean. Dunaway kündigte Wrights bevorstehenden Einsatz bei den Winston 500 an. Wright sei 33 Jahre alt und ein Rennveteran; er habFür seinen Einsatz bei den Winston 500 werde Wright finanziell von den international bekannten Country-Sängern Merle Haggard und T. G. Sheppard unterstützt. The Tennessean führte daraufhin ein telefonisches Interview mit Wright und brachte 25. April 1982 –genau eine Woche vor dem geplanten Rennen – eine 15-zeilige Notiz über Wrights bevorstehenden Renneinsatz und kündigte an, dass Merle Haggard bei der Veranstaltung anwesend sein werde.[4]
Zur gleichen Zeit überredete Wright den Geschäftsmann B.W. Terrell, der in Nashville eine Marketingagentur betrieb und nach eigenem Bekunden weder Wright kannte noch Erfahrung im Motorsport hatte, ihn mit Geldmitteln für den Renneinsatz bei den Winston 500 auszustatten. Terrell überließ Wright 30.000 US-$ für den Kauf eines Rennwagens, weitere 7.500 US-$ für sonstige Kosten und ein Zugfahrzeug.[1] Wright kaufte daraufhin von dem Rennfahrer Sterling Marlin für 20.700 US-$ einen Rennwagen[3] und gab weitere 3500 US-$ für Goodyear-Reifen, Ersatzteile und sonstiges Zubehör aus. Die meisten Positionen bezahlte Wright mit Schecks; lediglich das Auto zahlte er anteilig in bar. Sterling Marlin übernahm schließlich die Rolle des Teammanagers bei Music City Racing.
In der Woche vor dem Rennen kamen erste Zweifel an Wrights Geschichte auf. So hatte der Sänger T. G. Sheppard unmittelbar nach der Veröffentlichung des Tennessean die Unterstützung Wrights öffentlich dementiert; er bestritt, Wright überhaupt zu kennen.[3][5] Wright erklärte daraufhin, die Sponsorbeziehung zu Sheppard sei verfrüht („prematurely“) an die Medien gegeben worden; er würde aber daran arbeiten, andere Countrysänger als Sponsor zu gewinnen.[3] Außerdem gab es Zweifel an Wrights Rennerfahrung. Seine Behauptung, bereits 43 Grand-National-Rennen bestritten zu haben, konnte kein Fahrer dieser Serie bestätigen; niemand konnte sich daran erinnern, einmal gegen Wright gefahren zu sein. Auf entsprechende Vorhaltungen änderte Wright seine Geschichte ab; er erklärte nun, private Clubrennen auf Strecken gefahren zu sein, auf denen auch die Grand-National-Serie antritt.[3] Ungeachtet dieser Zweifel akzeptierten die Organisatoren des Rennens Wrights Meldung, weil er die Antrittsgebühr entrichtet und ein regelkonformes Einsatzfahrzeug gemeldet hatte.[1]
Das Rennen: Winston 500 1982

Marlin gewann den Eindruck, dass Wright nicht viel von dem verstanden habe, was bei einem Rennen vor sich geht. Er habe viele Fragen nach Dingen gestellt, die einem Rennfahrer regelmäßig bekannt seien.[2]
Zu Wrights Ausscheiden gibt es unterschiedliche Angaben. Einige Quellen berichten, Wrights Auto habe einen Motorschaden erlitten, andere behaupten, Wright sei disqualifiziert worden, weil er zu langsam fuhr.[2]
Nach dem Rennen
In der Woche nach dem Rennen platzten alle Schecks, die Wright ausgestellt hatte. Damit wurde den Beteiligten klar, dass sie einem Betrüger aufgesessen waren. Sterling Marlin, Wrights Teammanager, erklärte rückblickend, er habe geahnt, dass da „etwas Komisches vor sich geht“, und einen Betrug „mehr oder weniger erwartet“.[5] Das NASCAR-Management gab später zu, L. W. Wright vor der Lizenzvergabe nicht sorgfältig überprüft zu haben: Wright sei so eloquent aufgetreten, dass eine Überprüfung vollständig ausgeblieben sei.[2]
Identität
Dass Rennfahrer nicht unter ihrem wirklichen Namen antreten, ist nicht außergewöhnlich. Einige Fahrer melden sich aus Rücksicht auf ihre Familie oder auf ihr hauptberufliches Umfeld für ihre Rennaktivitäten unter einem Pseudonym. Beispiele dafür waren der Unternehmer Louis Krages („John Winter“), Romano Perdomi („Tiger“) oder Francesco Attaguile („Mr. Arriva“). Der Fall von L. W. Wright lag aber anders: Hier wurde ein falscher Name gewählt, um einen Betrug zu ermöglichen bzw. seine Verfolgung zu verhindern.
Wer L. W. Wright tatsächlich war, ist weiterhin ungeklärt. Eine Zeitungsnotiz berichtet, Wrights Mutter habe in Richlands, Virginia, gelebt.[6]
Terrell, Wrights Financier, beauftragte einen Detektiv, der Wright „früher oder später schnappen“ werde.[1]
Einschätzungen
Wenn Wright – oder wer auch immer er war – in seinem Leben nichts anderes erreicht hat, dann hat er doch immerhin der Folklore des Autorennens ein weiteres Kapitel hinzugefügt.[2]
Literatur
Weblinks
- Rennstatistik von L. W. Wright
- Abbildung des von Wright gefahrenen Chevrolet Monte Carlo mit der Startnummer 34 (schwarzes Auto im Hintergrund)
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Larry Woody: Mystery Driver ‘Stings’ Another One, The Tennessean vom 25. Juni 1982 (www.newspaper.com, abgerufen am 23. Januar 2021),
- ↑ a b c d e Rocky Entriken: NASCAR Fell For Bogus On Driver’s Con (www.newspapers.com, abgerufen am 23. Januar 2021).
- ↑ a b c d e Larry Woody: Officials Searching For ‘Mystery Driver’, The Tennessean vom 22. Juni 1982, S. 6 (www.newspapers.com, abgerufen am 23. Januar 2021).
- ↑ Larry Woody: Marlin Wins Raceway Feature, The Tennessean vom 25. April 1982, S. 41 (www.newspapers.com, abgerufen am 23. Januar 2021).
- ↑ a b N.N.: If he could have driven as fast as he... upi.com, 23. Juni 1982, abgerufen am 22. Januar 2021 (englisch).
- ↑ N.N.: 40.000 $ Swindle Charged to The ‘Mystery Driver’, The Town Talk vom 26. Juni 1982, S. 11 (www.newspapers.com, abgerufen am 23. Januar 2021).