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Blaues Band

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Im europäisch-nordamerikanischen Kulturkreis ist eine Ehrung mit einem Blauen Band eine beliebte Auszeichnung. Erstmals für 1346 historisch belegt ist dies für das blaue Band des Hosenbandordens. Zufolge „Meyers Konversationslexikon“ von 1888 wurde auch der dänische Elefantenorden von 1458, der an einem „blau gewässerten Bande“ getragen wurde, als "das blaue Band“ bekannt.

Wettfreudige englische Reeder spendierten zu Beginn des 19. Jahrhunderts dem Kapitän, der sein Segelschiff am schnellstem von London nach Australien bringen konnte, einen blauen Wimpel. Vorbild für diesen Gag war das Pferderennen in Derby, bei dem damals dem siegreichen Pferd eine blaue Schleife angesteckt wurde. So nachzulesen in „Geschichte der Schiffahrt“ von Jochen Brennecke.

Bei Eingabe des Stichwortes „Blaues Band“ in eine Suchmaschine im Jahre 2004 erhält man zahllose Einträge über Bootsregatten, Derbys, Gallopp- und Trabrennen, Tanzturniere und ähnlichen Wettbewerben die mit der Verleihung eines „Blauen Bandes“ für den erfolgreichsten Teilnehmer winken oder den Namen benutzen.

Die bekannteste Ehrung mit einem Blauen Band erfolgte jedoch für die schnellste Atlantik-Überquerung von Passagierschiffen. Dieses Blaue Band hat es de facto nie gegeben, doch trug die französische Normandie (Schiff) nach ihrer Rekordfahrt ein selbst gefertigtes blaues Band von 29,98 Meter Länge - ein Meter für jeden Knoten der Geschwindigkeit.
Nichtsdestoweniger wurde in der Passagierschifffahrt ständig um die symbolische Erringung des Blauen Bandes gekämpft.
Den ungeschriebenen Regeln zufolge werden nur Fahrten von Ost nach West gewertet. Den Schiffseignern stand es frei, Ausgangs- und Ankunftshafen auszuwählen. Es zählt daher nicht die Fahrtdauer, sondern die Durchschnittsgeschwindigkeit.

1934 spendete der britische Politiker H. K. Hales für die schnellste Atlantik-Überquerung einen silbernen Pokal, der jedoch nie die Beliebtheit der imaginären Trophäe erreichte. Ein im gleichen Jahr gegründetes internationales Komitee "Blaues Band des Atlantiks" legte als einheitliche Regel für die Ost-West-Richtung fest: "Sieger nach dem neuen Reglement ist das Passagierschiff, welches die 2971 Seemeilen lange Distanz zwischen Bishops Rock auf den Scilly-Inseln am Westausgang des Ärmelkanals und dem Ambrose-Feuerschiff bzw. Leuchtfeuer vor der Einfahrt New York in der kürzesten Zeit zurücklegt und diesen Rekord für mindestens drei Monate hält.“

Gängige Listen mit Rekordhaltern für die schnellste Atlantiküberquerung beginnen meist mit der erstmaligen Atlantiküberquerung in Ost-West-Richtung 1838 durch den Raddampfer ’’Sirius ’’ und den nachfolgenden jeweils schnelleren Schiffen, obwohl die Idee des „Blauen Bandes“ für die Atlantiküberquerung zu der Zeit noch nicht aktuell war. Zwischen 1840 und 1952 gab es insgesamt 55 Rekord-Überbietungen. Vielerseits wird als letzte „offizielle“ symbolische Trägerin des Blauen Bandes die United States betrachtet. Sie durchschwamm im Juli 1952, die rund 3.000 Seemeilen von West nach Ost in 3 Tagen, 10 Stunden und 40 Minuten.

Name Geschw.
kn.
Leistung Größe
BRT
Jahr Dauer der
Überfahrt
Sirius (Schiff) 8,03 320 Psi 703 1838 18 Tage 10 Stunden
Great Western 8,66 750 Psi 1320 1838 15 Tage 10 Stunden
Columbia 9,78 750 Psi 1175 1841 10 Tage 19 Stunden
Cambria 10,71 1040 PSi 1423 1845
America 11,71 2000 PSi 1826 1848
Europa (Schiff) 11,79 2000 PSi 1834 1848 11 Tage 3 Stunden
Asia 12,25 2400 PSi 2226 1850 10 Tage 17 Stunden
Pacific 12,46 3000 PSi 2707 1850 10 Tage 4 Stunden
Baltic 12,91 3000 PSi 2123 1851 18 Tage 0 Stunden
Persia 13,11 4000 PSi 3300 1856
Scotia (Schiff) 14,46 4700 PSi 3871 1863 8 Tage 4 Stunden 35 Minuten
Adriatic 14,53 3000 PSi 3888 1872 7 Tage 23 Stunden 17 Minuten
Germanic 14,65 5400 PSi 5008 1875
City of Berlin 15,21 5200 PSi 5491 1875 7 Tage 18 Stunden 2 Minuten
Britannic 15,43 5400 PSi 5004 1876 7 Tage 13 Stunden 11 Minuten
Alaska (Schiff) 16,07 11000 PSi 6932 1882 7 Tage 6 Stunden 43 Minuten
Oregon (Schiff) 18,56 12500 PSi 7375 1884 6 Tage 9 Stunden 42 Minuten
Etruria 18,73 14500 PSi 7718 1885 6 Tage 5 Stunden 31 Minuten
Umbria 19,22 14500 PSi 7718 1887 6 Tage 4 Stunden 42 Minuten
City of Paris 19,95 20000 PSi 10449 1889 5 Tage 19 Stunden 18 Minuten
Majestic 20,10 17500 PSi 9965 1891
Teutonic 20,35 17500 PSi 9984 1891 5 Tage 16 Stunden 31 Minuten
Campania 21,12 30000 PSi 12950 1893 5 Tage 9 Stunden 29 Minuten
Lucania 21,65 30000 PSi 12952 1894 5 Tage 7 Stunden 23 Minuten
Kaiser Wilhelm der Große (Schiff) 22,29 31000 PSi 14349 1897 5 Tage 20 Stunden 0 Minuten
Deutschland (Schiff) 22,42 37800 PSi 16502 1900 5 Tage 16 Stunden 12 Minuten
Kronprinz Wilhelm (Schiff) 23,09 36000 PSi 14908 1902 5 Tage 11 Stunden 57 Minuten
Lusitania 23,99 76000 PSw 31550 1907 4 Tage 19 Stunden 52 Minuten
Mauretania 26,06 78000 PSw 31938 1909 4 Tage 10 Stunden 51 Minuten
Bremen (Schiff) 27,83 130000 PSw 51656 1929 4 Tage 17 Stunden 42 Minuten
Europa (Schiff) 27,91 136400 PSw 49746 1930 4 Tage 17 Stunden 6 Minuten
Rex 28,92 142000 PSw 51062 1933 4 Tage 13 Stunden 58 Minuten
Normandie (Schiff) 29,98 165000 PSw 79280 1935 4 Tage 3 Stunden 2 Minuten
Queen Mary (Schiff) 30,14 200000 PSw 80774 1936 4 Tage 0 Stunden 27 Minuten
United States (Schiff) 34,51 240000 PSw 53329 1952 3 Tage 12 Stunden 12 Minuten

Seit 1989 wurde weiter versucht den Schnelligkeitsrekord zu überbieten. Die Katamaran-Fähre ’’Catalonia ’’ bewältigte die Fahrt von New York nach Tarifa in Südspanien mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 38,85 Knoten (71,95 km/h). und errang damit den Hales-Pokal. Gleichzeitig fuhr die rennboot-artige ’’Gentry Eagle’’ die 3446 Meilen lange Strecke von New York nach London in der Zeit von 62 Stunden 7 Minuten (Durchschnitt 55,5 Knoten) und errang damit aus der Sicht ihrer Eigner die ’’Blue Riban Trophy’’. Später schaffte das Rennboot ’’Destriero ’’ die Atlantiküberquerung in 58 Stunden und 34 Minuten.
Umstritten ist unter Puristen die Fortführung der Liste des Blauen Bandes mit den folgenden Schiffen. Grund ist offenbar, dáß diese Schiffe nicht dem traditionellen Bild von Einrumpf-Passagierschiffen entsprechen. Es handelt sich hier sämtlich um Doppelrumpf-Fähren, die zwischen 450 und 876 Passagiere sowie 84 bis 225 Kraftfahrzeuge transportieren können:

  • 1989 Hoverspeed Great Britain, Großbritannien, 36,97 Knoten
  • 1990 Sea Cat Großbritannien, 37,99 Knoten
  • 1996 Catalonia, Spanien, 38,85 Knoten
  • 1998 Cat Link V, Dänemark, 41,28 Knoten (= 76,45 km/h)

Bilder dieser Doppelrumpf-Fähren sowie des Hales- bzw. "Blue Riband Trophy" Pokals können auf der Webseite http://www.vulkanusa.com/blueriband.htm bewundert werden. Anzumerken wäre zu dem Streit um die Korrektheit, daß genaugenommen selbst die "United States" den aufgeführten Katamaran-Fähren technisch näher steht als den ersten (und nachträglichen symbolischen) Preisträgern der Blaue-Band-Liste. Der Streit hätte nur eine Berechtigung, wenn es irgendwann einmal eine Festlegung gegeben hätte, welche Schiffsbauart sich mit dem Titel schmücken darf und wer nicht. Die Vergabe-Regeln für die Hales-Trophy besagen lediglich 'The Trophy is presented to the "Ship which shall for the time being have crossed the Atlantic Ocean at the highest average speed"'.