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Poliovirus

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Poliomyelitis Virus
Datei:Poliovirus.jpg
Vorlage:Taxonomy
Reich: Viren
Baltimore Klassifikation ((+)ssRNA-Viren) (IV)
Vorlage:Familia: Picornaviridae
Vorlage:Genus: Enteroviren
Vorlage:Species: Polioviren
Wissenschaftlicher Name
Poliomyeltis Virus

Das Poliovirus ist der Erreger der Kinderlähmung (Poliomyelitis). Es handelt sich um ein unbehülltes Virus mit einzelsträngiger plus-RNA von 30,5 Nanometer Durchmesser, das zum Genus Enterovirus der Familie Picornaviridae gehört. Es kommt außer beim Menschen auch beim Affen vor.


Merkmale

Das Poliovirus ist ein sehr umweltstabiles Virus und hygienische Maßnahmen können ihm nur wenig anhaben.

Immunologische Einteilung

  • Typ 1 (Typ "Brunhilde"): am häufigsten, auch schwere Erkrankung möglich
  • Typ 2 (Typ "Lansing"): eher leichte Verläufe
  • Typ 3 (Typ "Leon"): selten, aber mit ernstem Verlauf

Vorkommen

Der Erreger ist außer in den Polargebieten weltweit anzutreffen. Durch eine konsequente Durchführung von Impfmaßnahmen ist das häufige Auftreten der Erkrankung auf Gebiete in Afrika und Asien zurückgedrängt worden.

Übertragung

Das Virus wird fäkal-oral (durch Schmierinfektion) und auch über Gegenstände übertragen. Dabei befällt es zunächst den Verdauungstrakt und breitet sich von dort in seltenen Fällen hämatogen (über das Blut) aus (zyklische Allgemeininfektion).

Krankheitsfolgen

Die Infektion erzeugt meistens keine Symptome. Manchmal kommt es zu grippeähnlichen Beschwerden. Nur relativ selten (ca. 1% der Infektionen) befallen die Viren auch Nervenzellen, dann vorzugsweise die für die Muskulatur wichtigen Vorderhornzellen im Rückenmark, und führen so zum Krankheitsbild der Kinderlähmung.

Nachweismethoden

Verwendung in Impfstoffen

  1. Totimpfstoff nach Salk (IPV) zur intramuskulären Injektion, enthält auf Affennierenzellkulturen gezüchtete, mit Hitze und Formaldehyd inaktivierte Virusbestandteile der 3 Typen
    • 10 Jahre Schutz, allerdings unsicherer als mit dem Lebendimpfstoff
    • dafür ist Impfpolio und Ansteckung Ungeimpfter ausgeschlossen
    • soll aber nicht während Epidemien verwandt werden
  2. Schluckimpfung mit dem Lebendimpfstoff nach Sabin (OPV), einer Mischung aus den 3 Typen als sogenannte attenuierte Viren (noch vermehrungsfähig, aber praktisch ohne Krankheitspotential)
    • für 5-10 Jahre effektiverer Schutz als mit dem Totimpfstoff
    • in Deutschland wegen der Seltenheit der Erkrankung gleichwohl nicht mehr Standard: Impfpolio nicht vollkommen ausgeschlossen (die Chance von 1:1,5 Millionen ist höher als das allgemeine Risiko!), auch mögliche Infektion nicht geimpfter Personen durch engen Umgang mit Geimpften (siehe dazu auch Kinderlähmung)

Wichtige Persönlichkeiten

  • entscheidente Vorarbeiten
  • Impfstoffentwicklung
    • Jonas E. Salk entwickelte einen Impfstoff aus mit Formalin abgetöteten Polioviren (Totimpfstoff). Die Zulassung in den USA erfolgte 1955 und schon binnen kurzem konnte dort die Verbreitung von Polio auf ein Fünftel zurückgedrängt werden.
    • Albert Sabin entwickelte die Schluckimpfung, die neben des genannten effektiveren Schutzes noch den großen Vorteil aufwies, dass sie oral angewendet wurde und nicht wie bei Salks Impfstoff gespritzt werden musste.

Literatur

  • Anonymus: Globale Polioeradikation - zwischen Bangen und Zuversicht. Hygiene und Medizin 29(11), S. 400 - 401 (2004), ISSN 0172-3790