Zum Inhalt springen

Chiquita Brands International

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. August 2006 um 11:55 Uhr durch Gratisaktie (Diskussion | Beiträge) (+Neutralitätsbaustein). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Die Chiquita Scandinavia beim Bananenumschlag in Bremerhaven

Chiquita Brands International ist nach eigenen Angaben einer der größten Bananenproduzenten der Welt. Chiquita vermarktet auch verschiedene andere Obst- und Gemüsesorten und ist in über 60 Ländern aktiv. "Chiquita" kommt aus dem Spanischen und bedeutet soviel wie:. "klein und niedlich" (feminine Form; die maskuline Form ist "chiquito").

Das in 1899 als United Fruit Company (UFC, auch UFCO) gegründete Unternehmen wurde groß durch den Verkauf tropischer Früchte in Europa und den USA (hauptsächlich Bananen), die auf Plantagen in Ländern der Dritten Welt angebaut wurden.

Neben der berühmten Marke Chiquita verkauft Chiquita Brands Int. auch Bananen unter dem Namen Chiquita Jr., Consul, Amigo, Frupac, Chico sowie Bananos.

Die Firma wird oft als typisches Beispiel dafür gesehen, wie multinationale Firmen in die Innen- und Außenpolitik ärmerer Länder (auch deswegen so genannter Bananenrepubliken) eingreifen und sie manipulieren.

Seit dem 21. Jahrhunder taucht das Unternehmen in den Medien immer wieder im Zusammenhang mit dem sogenannten Greenwashing, einer PR-Methode zum kaschieren der unverantwortlichen Behandlungsweise von Mitarbeitern und Ressourcen, auf.

Aktuelle Zahlen und Daten

Chiquita Brands International in Zahlen:

  • Sitz: Cincinnati, Ohio
  • Mitarbeiter: 25 000
  • Umsatz 2004: 3,07 Milliarden Dollar
  • Anteil der Bananen am Umsatz: 1,7 Milliarden Dollar
  • Nettogewinn 2004: 55 Millionen Dollar
  • Bananenabsatz 2004: 136 Millionen Kartons zu 18,1 kg, das entspricht rund 14 Milliarden Bananen

Gut 40 Prozent seines Umsatzes macht das Unternehmen in Europa, 43,4 Prozent in Nordamerika.

Marktanteile in ausgesuchten Ländern in Prozent:

  • Europa insgesamt: 25
  • Deutschland: 16
  • Finnland: 75
  • Österreich: 26
  • Großbritannien: 10

Firmengeschichte

Haupteingang des alten United Fruit Building (1920) in der St. Charles Avenue, New Orleans, Louisiana

Das Unternehmen wurde am 30. März 1899 in Boston, Massachusetts (USA) unter dem Name "United Fruit Company" (UFC, auch UFCO) gegründet. Die Firma entstand aus dem Zusammenschluss der Firma Boston Fruit, gegründet von Lorenzo Dow Baker und Andrew W. Preston, und der von Minor C. Keith gegründeten Firma Tropical Trading and Transport Company. Preston hatte Eisenbahnen in Costa Rica gebaut und war darüber ins Früchtegeschäft eingestiegen.

Im Juni 1970 schloss sich die United Fruit Company mit der AMK Corporation zusammen und wurde zur United Brands Company. Im August 1984 übernahm Carl H. Lindner Jr. die Kontrolle über die Firma und benannte sie in Chiquita Brands International um. Der Firmensitz wurde 1985 nach Cincinnati, Ohio verlegt. 1991 kaufte der Konzern Frutas Dominicanas auf und stieg somit in die Ananas-Produktion ein.

Um ihre weitreichenden Geschäftsfelder zu erweitern, wurde United Fruit ein Hauptentwickler der Radiotechnologie. Die Firma kooperierte später mit anderen Firmen, um die Radio Corporation of America zu gründen. Außerdem revolutionierte der Konzern die Handelsschifffahrt, indem er die Entwicklung von gekühlten Transportschiffen vorantrieb. Ende der 1930er Jahre verfügte die UFC über die größte private Schiffsflotte der Welt.

Geschichte in Mittelamerika

Die United Fruit Company besaß große Landflächen in Mittelamerika. Viele sahen sie deshalb als die eigentliche Macht in diesen Ländern an, da United Fruit durch seine Wirtschaftskraft die Geschicke der kleinen Staaten dominierte. Die Firma hat nachweislich mehrmals Regierungen in Mittelamerika gestürzt (oder stürzen lassen), die eine Politik betrieben, die den Interessen des Konzerns zuwider lief.

Das bekannteste Beispiel bietet der Sturz der Regierung in Guatemala: Bis 1985 befand sich der Hauptsitz der UFC in Guatemala. Der Konzern betrieb Plantagen, die Post, die Eisenbahn sowie den einzigen Karibikhafen. Diese Infrastruktur wurde fast ausschließlich für wirtschaftliche Zwecke benutzt, die Gebühren waren für die Zivilbevölkerung meist unbezahlbar. Der bis 1944 regierende Diktator Jorge Ubico gewährte der UFC zollfreie Importe auf Baumaterialien und geringe Ausfuhrzölle auf Bananen. 1944 wurde jedoch die Diktatur in Guatemala gestürzt und daraufhin Juan José Arévalo als neuer demokratischer Präsident gewählt, 1951 wurde Jacobo Arbenz sein Nachfolger. Die neue Regierung enteignete gegen eine angemessene Entschädigung etwa 530 km² Land von der UFC und verteilte es an Kleinbauern. Außerdem forderte sie bessere Arbeitsbedingungen, Mindestlöhne und Sozialleistungen. Die UFC protestierte daraufhin beim amerikanischen Außenministerium und forderte unter dem Vorwand, die neue Regierung sei kommunistisch, einen Regierungssturz. Der damalige Außenminister der USA, John Foster Dulles (welcher früher als Anwalt bei UFC arbeitete) sowie sein Bruder Allen Dulles, Chef der CIA, leiteten dann am 16. Juni 1954 mittels einer Söldnertruppe von nur 400 Mann um den Exil-Guatemalteken Castillo Armas den Sturz der guatemaltekischen Regierung ein (Operation PBSUCCESS). Als Präsident Arbenz endgültig die Kontrolle über sein Land verlor, trat er am 27. Juni 1954 zurück und überließ Castillo Armas das Amt. Als eine der ersten Amtshandlungen gab er der UFC das enteignete Land zurück und strich sämtliche Arbeitnehmerschutzgesetze.

Es folgte eine fast 40 Jahre andauernde, von der CIA unterstützte Militärdiktatur, die vermutlich über 100.000 Tote forderte.

Ähnliche Geschichten spielten sich auch in anderen mittelamerikanischen Ländern ab, so wurde z.B. 1910 ein Schiff mit angeheuerten Söldnern (die meisten waren vormalige Sträflinge) von New Orleans nach Honduras geschickt, um den Präsidenten zu stürzen. Grund für die Aktion war, dass der Präsident sich geweigert hatte, United Fruit Steuererleichterung zu gewähren. Nach dem Putsch befreite Honduras die UFC für 25 Jahre von der Zahlung jeglicher Steuern. Alleine von 1912 bis 1924 gab es in Honduras vier US-Interventionen. 1975 kam heraus, dass Eli Black, der Chef der damals in United Brands umbenannten Firma, vom Präsidenten von Honduras mit 2,5 Millionen Dollar Zollvorteile erkaufen wollte. Eli Black beging daraufhin Selbstmord.

Pablo Neruda bearbeitet das Wirken der UFC in seinem Gedicht La United Fruit Co., welches Teil des Gedichtzyklus Canto General ist. Dieses Gedicht findet auch Eingang in die partielle Vertonung des Canto General durch Mikis Theodorakis.

1984 wurde United Fruit nach mehreren Umstrukturierungen und Fusionen in "Chiquita Brands International" umbenannt.

Heutiger Einfluss

An den Geschäftspraktiken hat sich im Allgemeinen nicht viel geändert. Nach wie vor werden gewerkschaftlich organisierte Arbeiter benachteiligt und vor allem der massive Pestizideinsatz gerät immer wieder in die Kritik. 1992 erregt der Konzern die Aufmerksamkeit von Umweltschützern, als er in Costa Rica mehrere Waldflächen aufkauft, rodet und in Plantagen umwandelt.

Ab 1992 versucht Chiquita mit viel Öffentlichkeitsarbeit den schlechten Ruf, vor allem im Bereich des Pestizideinsatzes, loszuwerden. Verhandlungen mit Umweltorganisationen sowie Gewerkschaften gestalten sich jedoch schwierig und langsam.

Der Politische Einfluss ist nach wie vor vorhanden, so wurden beispielsweise 1998, als sich USA und EU um Themen rund um den internationalen Bananenhandel stritten, 1,4 Millionen Dollar als Parteispenden nach Washington, D.C. überwiesen.

Die Plantagen von Chiquita befinden sich heute noch hauptsächlich in Kolumbien, Costa Rica, Guatemala, Honduras sowie Panama. In all diesen Ländern gehören Bananen zu den wichtigsten Exportgütern, wodurch Chiquita einfach Druck auf die jeweiligen Regierungen ausüben kann – ein Rückzug aus einem dieser Länder würde in diesem zu einem wirtschaftlichen Fiasko führen.