Panzerfaust 3

Die Panzerfaust 3 ist die Panzerabwehrhandwaffe der Bundeswehr. Produzent ist die Dynamit Nobel AG. Sie wird von allen infanteristisch kämpfenden Truppengattungen eingesetzt. Die Panzerfaust 3 besteht aus zwei Baugruppen: Patrone und Griffstück, wobei das Abschussrohr nach dem Abfeuern vor Ort zurückbleibt. Das Griffstück ist mit Visier und Abschusseinrichtung ausgestattet und 2–3 mal verwendbar. Danach ist die Visiereinrichtung dejustiert und somit unbrauchbar.
Technische Daten:
- Kaliber Geschosskopf: 110 mm
- Kaliber Abschussrohr: 60 mm
- Gewicht: 12,9 kg (mit Griffstück)
- Kampfentfernung: 300 m gegen fahrende Ziele, 400 m gegen stehende Ziele
- Durchschlagsleistung: 700 mm Panzerstahl
Historie
Anfang der 70er Jahre kamen aufgrund der ständig fortschreitenden Entwicklung in der Panzertechnik Forderungen nach einer neuen Panzerabwehrhandwaffe für die Infanterie auf, um die bis dahin genutzten Leichte Panzerfaust 44mm und Schwere Panzerfaust 84mm „Carl Gustaf“ zu ersetzen. Im Rahmen der konzeptionellen Überlegungen wurde in der Taktischen Forderung an das Wehrmaterial vom 23. Januar 1973 folgendes Anforderungsprofil festgelegt:
- Einwegwaffe
- wirksam gegen alle bekannten Panzertypen
- sichere und einfache Handhabung
- geringer Ausbildungsaufwand
- Schießen aus Deckungen möglich, aus geschlossenen Räumen mit geringer Tiefe erwünscht
1978 erhielt die Dynamit-Nobel AG den Entwicklungsauftrag, 1986 begannen die ersten Truppenversuche, 1992 wurde schließlich die Panzerfaust 3 offiziell eingeführt.
Aufbau und Wirkungsweise
Die Panzerfaust 3 besteht aus dem wiederverwendbaren Griffstück und der Patrone. Die Patrone wiederum unterteilt sich in Abschussrohr und Geschoss. Der Geschosskopf liegt außerhalb des Rohres, wodurch die Abmaße des Kopfes unabhängig vom Kaliber des Abschussrohres gewählt werden können. Er besteht aus 2 Teilen, dem Abstandsrohr und der Wirkladung. Gegen gepanzerte Ziele wie Panzer wird das Abstandsrohr ausgezogen, gegen weiche Ziele wie LKW und Gebäude bleibt es eingeschoben.
Aufgrund einer neuartigen Verdämmung kann die Panzerfaust 3 auch in geschlossenen Räumen eingesetzt werden. Der Sicherheitsbereich beträgt 10 m, wird allerdings im Ausbildungsbetrieb der Bundeswehr größer dimensioniert. Die Verdämmung besteht aus Plastikkugeln und wird beim Abschuß nach hinten ausgestoßen. Durch den Ausstoß wird ebenfalls der Rückstoß reduziert, die Wirkung gleicht einem rückstoßfreien Geschütz. Nach dem Schuss wird das Griffstück vom Abschussrohr abgenommen und kann zusammen mit einer neuen Patrone weiter verwendet werden.
Die Panzerfaust 3 ist in Standardausführung nicht nachtkämpffähig und ist auf Gefechtsfeldbeleuchtung angewiesen. Durch eine Montageplatte kann jedoch der Nachtsichtaufsatz 80 (NSA 80), ein Restlichtverstärker angebracht werden.
Versionen
Es wurden mehrere Patronenarten mit unterschiedlicher Wirkungsweise eingeführt.
- Panzerfaust 3: Die Standardpatrone wirkt nach dem Hohlladungsprinzip. (700mm Panzerstahl)
- Panzerfaust 3-T: Die doppelte Hohlladung (Tandemhohlladung) ist auch gegen Reaktivpanzerung wirksam. (800mm Panzerstahl)
- Panzerfaust 3-IT-600: u. a. ein verbessertes Target- und Control System, genannt „DYNARANGE“ mit Computervisierung Spa-Simrad IS2000. Ein Feuerleitrechner unterstützt dabei den Schützen und erlaubt laut Hersteller Kampfentfernungen bis 600m.
- Panzerfaust 3 „Bunkerfaust“: Ein zündverzögerter Splittersprengsatz fliegt durch das von der Hohlladung geschaffene Loch und explodiert im Inneren des Ziels. Diese Patrone ist zum Einsatz gegen gehärtete Bauwerke gedacht. Die Durchschlagsleistung beträgt 250 mm Mauerwerk.
- Panzerfaust RGW 60: RGW steht für Recoilless Grenade Weapon und ist eine Panzerfaust 3 im Kaliber 60 mm statt 110 mm. Das kleinere Kaliber reduziert das Gewicht enorm und ermöglicht den Einsatz beim Orts- und Häuserkampf sowie in Situationen wo Durchschlagsleistung weniger wichtig sind. Dieses System wurde zusammen mit dem Programm Infanterist der Zukunft bei der Bundeswehr 2004 eingeführt. Eine Version mit 90 mm befindet sich in Entwicklung.
Für Übungen in der Umgangsweise mit der Panzerfaust gibt es 3 Systeme.
- Panzerfaust 3 EX: Entspricht der Standardpatrone in Gewicht und Aussehen, enthält allerdings keinen Treibsatz oder Sprengstoff und dient nur zur Übung im Umgang mit der Panzerfaust. Bei Manövern ohne AGDUS dient diese auch als Darstellung der Panzerabwehr.
- Panzerfaust 3 AGDUS: AGDUS steht für Ausbildungsgerät Duellsimulator und simuliert mittels Laser den Waffeneinsatz und ermöglicht eine waffennahe Ausbildung. Die Software berücksichtigt dabei auch Ziel- und Bedienungsfehler.
- Panzerfaust 3 UEB-T: Dieser Typ entspricht ebenfalls der richtigen Panzerfaust 3, verschießt aber Unterkalibermunition (siehe Bild), sogenannte „Jägerpfeile“, im Soldatenjargon auch „Negerpfeil“ genannt..
Nutzer
Neben Deutschland nutzen auch die Schweiz, Japan, Italien und Südkorea die Panzerfaust 3.