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Exil in der Türkei 1933–1945

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In der Zeit des Nationalsozialismus gingen mehrere hundert Verfolgte ins Exil in die Türkei. Diejenigen, die von Deutschland ausgebürgert wurden oder aus anderen Gründen staatenlos waren, bekamen "heimatlos" in den Pass gestempelt, was sich zu einem Synonym für die Exilanten entwickelt hat und als haymatloz in die türkische Sprache eingegangen ist.

Die Türkei hat seit dem frühen 19. Jahrhundert enge wirtschaftliche und militärische Beziehungen zu Deutschland. Seit dieser Zeit befanden sich eine Reihe von Deutschen im Land, die dort häufig Beraterverträge hatten. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten und besonders durch die politisch und rassistisch motivierte Ausschaltung von missliebigen Personen aus dem Beamtenapparat flohen viele Verfolgte unter anderem in die Türkei. Diese bezeichneten sich ironisch als "Deutsche Kolonie B" - in Abgrenzung zu den sogenannten "Reichs- und Volksdeutschen". Die meisten der Exilanten haben Deutschland wegen antisemitischer Verfolgung verlassen. Teilweise ist eine Zuordnung der Migrationsgründe (reguläre Arbeitsmigration oder Exil wegen politischer Verfolgung) nicht eindeutig möglich.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Mustafa Kemal in der Türkei tiefgreifende Reformen durchgesetzt, die auf eine Verwestlichung der Gesellschaft zielten. Zum Vorantreiben dieser Entwicklung waren westliche Wissenschaftler und Techniker willkommen. 1933 wurden die türkischen Universitäten reformiert und im Juli wurden die ersten Verträge mit deutschen Wissenschaftlern abgeschlossen. Mit ihrer Anstellung verpflichteten sie sich, Türkisch zu lernen und Lehrbücher auf Türkisch zu publizieren. Dafür erhielten sie gute Positionen an staatlichen Einrichtungen, teilweise wurden sogar spezielle Institute gegründet, die von Exilanten geleitet wurden. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten nutzten viele Akademiker, die aus dem deutschen Wissenschaftsbetrieb verdrängt wurden, die Angebote der türkischen Regierung. Nach dem Anschluss Österreichs an Nazideutschland folgten Emigranten aus Österreich und später aus den im 2. Weltkrieg besetzten Ländern. Ab 1937 zogen viele derjenigen, die in der Türkei Zuflucht gesucht hatten, in andere Länder, besonders die USA aber auch Großbritannien weiter. Bis 1945 hatten ca. 1000 Exilanten aus dem deutschsprachigen Raum in der Türkei Zuflucht gefunden. Gleichzeitig wurde aber auch mindestens 67 Juden das Exil verweigert. Vereinzelt haben sich Exilanten - in der Regel auch erfolgreich - um die türkische Staatsbürgerschaft bemüht. Es gab auch einige Hochzeiten mit einheimischen Partnern.

Bis 1949 waren circa zwei Drittel der Exilanten in ihre Herkunftsländer zurückgekehrt, weitere knapp 30 % siedelten in die USA über und nur einige wenige wurden in der Türkei heimisch.

Exil fanden unter anderem:

Besonders Ernst Reuter wurde nach seiner Rückkehr von der SED wegen seines Exilortes diffamiert. In einer Vielzahl von Berichten und vor allem Karikaturen wurde er als "Schuhputzer" oder Fes-Träger dargestellt (obwohl der Fes unter Atatürk schon 1925 verboten worden war). Vorgeworfen wurde ihm auch, dass sein Pass vom NS-Botschafter Franz von Papen verlängert worden war.

Siehe auch

Literatur