Aborigines
Die Aborigines (engl. [lat. ab origine „von Beginn an“), engl. auch Aboriginals, sind die Ureinwohner Australiens, Tasmaniens und einiger anliegenden Inseln. Auch die Torres-Strait-Insulaner, die Bewohner der Inseln in der Torres-Straße zwischen Australien und Papua-Neuguinea, werden im allgemeinen unter diesem Begriff erfasst.
], v.Der Name „Aborigines“ wurde 1770 erstmals von den ersten weißen Entdeckern (James Cook) eingeführt.
Allgemeines
Die Aborigines Australiens sind kein Volk, sondern bestehen aus mehreren Völkern und Stämmen. Sie selbst nennen sich Yolngu (in Nordaustralien), Murri (in Ostaustralien), Koori (Südosten), Nanga (Süden), Nyungar (Südwesten), Palawa (Tasmanien) und Wonghi (Westaustralien). Die Torres-Strait-Insulaner, welche von den Torres-Strait-Inseln stammen, sind mit den Aborigines nicht verwandt, werden allerdings fälschlicherweise häufig ebenfalls unter diesen Begriff gefasst. Sie stammen von Melanesiern ab, die die Inseln von Papua-Neuguinea aus besiedelten. Bewohner der vorgelagerten Insel Tasmanien lebten – trotz gemeinsamer Vorfahren – tausende von Jahren durch die Bass-Straße getrennt und entwickelten daher eine völlig eigenständige Kultur.
Alle australischen Ureinwohner sind von brauner bis tiefschwarzer Hautfarbe mit schwarzem Haar, ihre Stirn ist fliehend. Die Lippen sind meist sehr ausgeprägt. Die meisten Stämme leben halbnomadisch und ziehen mit den Jahreszeiten innerhalb eines abgegrenzten Areals umher, dessen Größe sich nach der Fruchtbarkeit des Landes richtet.
Soziale Struktur und Politik
Die soziale Gliederung der australischen indigenen Völker geschieht nach Alter und Wissen. Die Stammesältesten (Elders) haben den größten Einfluss. Insgesamt ist die Kultur jedoch sehr egalitär, da die Elders durch den Gruppenkonsens bestimmt werden und jede Person die Chance hat, sich genügend Wissen anzueignen, um selbst zu einem Elder zu werden.
Die Elders haben großen Einfluss auf die Entscheidungen der Gruppen. Ihr Rat ist meistens ausschlaggebend. Obwohl der Entscheidungsprozess auf dem Gruppenkonsens beruht, haben die Elders ein Vetorecht – wenn die Ältesten nicht zustimmen, gilt der Vorschlag als abgelehnt.
Das Leben der Aboriginal People wird von ihren eigenen Gesetzen („The Law“ genannt) bestimmt. The Law bestimmt die Heiratsregeln, Tabus, territoriale Ansprüche usw. Durch die Interpretation des Gesetzes haben die Ältesten auf diese Weise großen Einfluss auf das Alltagsleben der einzelnen Menschen.
Vor der Ankunft der Weißen führten die Aboriginal People eine konsequente Geburtenkontrolle durch, um die Bevölkerungszahl stabil zu halten. Wie erst später von Wissenschaftlern herausgefunden wurde, nahmen sie regelmäßig ein Kraut zu sich, das den gleichen Wirkstoff enthält wie die Anti-Baby-Pille, die in unserer Kultur verbreitet ist. Dadurch wurde einer Empfängnis auf natürliche Weise vorgebeugt.
Philosophie
Die einheimische Bevölkerung Australiens sieht sich als Teil ihrer natürlichen Umgebung. The Law kennt sehr strikte Verhaltensregeln im Umgang mit der Natur, was dazu führt, dass die Repräsentanten der Aborigines in den australischen Gremien Neuerungen gegenüber sehr zurückhaltend sind...
Religion
Verbreitet ist bei fast allen Stämmen eine Religion, die sich um die Traumzeit entwickelt hat, ein durch Meditation einsehbares Totenreich, in dem viele mystische Kreaturen der Vorzeit und die alten Vorfahren leben. Zahlreiche Höhlenmalereien und Schnitzkunstwerke, die von den Ureinwohnern regelmäßig erneuert werden, zeigen die Wesen der Traumzeit und stammen laut den meisten Stämmen auch ursprünglich von diesen.
Der Glaube der Aborigines ist der Vergangenheit, der Zeit der Schöpfung, auch Traumzeit genannt, zugewandt. Damals lebten Ahnengeister wie der Känguru-Mann und die Laubenvogel-Frau auf der Erde. Sie formten die Berge, Felsen, Wasserlöcher und Bäume, schufen die Menschen und lehrten sie, in dem Land zu leben. Das ganze Land ist für die Aborigines ein „Tempel“, in dem jeder Einzelne ein gleichberechtigter Erbe des religiösen Wissens ist. Die Traumzeit ist nicht nur Vergangenheit, sondern auch organisch mit den Menschen und Dingen der Jetztzeit verbunden.
Eine der wichtigsten Gestalten der Mythologie der Aborigines ist die Regenbogenschlange (Yurlunggur). Sie ist ein Fruchtbarkeitsgeist, männlich und weiblich. Sie gilt als Schöpfer und Zerstörer und geht laut Schöpfungsgeschichte aus dem Fluss hervor.
Lebensweise
Die Nomadenstämme wohnen in einfachen Hütten oder unter Windschirmen, die aus Zweigen oder Rinde aufgebaut waren. Zur Jagd wurden Langspeere, Bumerangs und Speerschleudern vewendet. Die Frauen trugen oft eine aus Hartholz gefertigte Keule bei sich, die sie als Waffe verwendeten. Der Bumerang wurde neben der Jagd zum Kampf, als Werkzeug und für sportliche Wettkämpfe verwendet. Man unterscheidet den zurückkehrenden und den nicht zurückkehrenden Bumerang.
Die Aborigines leben in Sippen, die aus 20 bis 30 Mitgliedern bestehen. Die Sippe hat auf ein bestimmtes Stück Land eine Art Eigentumsrecht. Dort befindet sich all das, was die Sippenangehörigen zum Überleben/für ihren Lebensunterhalt benötigen. Die Größe dieses Gebiets wird nach seiner Ergiebigkeit und nach der Anzahl der Sippenangehörigen bestimmt. Der Stamm und das Gebiet werden nach der Sprache benannt. Das Oberhaupt eines Stammes besteht aus einem Ältestenrat. Dieser setzt sich aus Sippenoberhäuptern zusammen. Sie zeichnen sich durch besondere Fähigkeiten aus. Sie wissen auch sehr viel über Mythen und die kultischen Handlungen. Die männlichen Mitglieder der Aborigines nehmen die dominierende Rolle ein. Die Frauen gelten meist nur als Arbeitskräfte. Der Mann durchlebt verschiedene Stufen:
- die Kinderjahre verbringt der Junge bei seiner Mutter und den anderen Frauen
- sobald die Pubertät eintritt, werden Mädchen und Jungen voneinander getrennt
- für den Jungen beginnt ein neuer Lebensabschnitt mit der Initiation, der Aufnahme in den Bund der Männer
- er wird u.a. in die kulturellen Bräuche der Aborigines eingewiesen
- das reife Mannesalter erreicht er mit der Heirat und seinen erweiterten Kenntnissen der Stammesüberlieferungen.
- nun darf der gewordene Mann aktiv bei der Durchführung der Riten und der Gestaltung des sozialen Lebens mitwirken
Die Aborigines gewinnen ihre Nahrung traditionell durch Sammeln und Jagen. Die Frauen betreiben die Sammelarbeit (Wurzeln, Knollen, Beeren, Samen, Schalentiere, Insekten, Larven, Würmer), die Männer die Jagd. Zu ihren Waffen gehören Speere, Speerschleudern, Keulen und Bumerangs. Zuweilen betreiben sie auch Tauschhandel.
Die Aborigines haben keinen festen Siedlungssitz innerhalb der Stammesgebiete. Sobald die Aborigines einen kürzeren Aufenthalt an einem Ort haben, werden Windschirme aus Zweigen oder Baumrinden errichtet. Die festen Hütten aus Zweigen, Baumrinde, Gras und Schilf werden nur bei längerem Aufenthalt erbaut. Die Lager dürfen von Angehörigen anderer Stämme nicht betreten werden, es sei denn, sie wurden eingeladen. Wird ein Bote zu einem anderen Stamm oder ähnlichem geschickt, muss er in einiger Entfernung warten, bis er die Erlaubnis erhält, näher zu kommen.
Musik
Die Aborigines spielen das Didgeridoo (Yidaki), ein Blasinstrument aus der Familie der Aerophon (ähnlich Tuba, Posaune und Trompete) mit obertonreichem Klang und Tonlagen zwischen Tenor und Baß, das sie aus Eukalyptusholz und Bambus bauen. Das Bora-Bora (Schwirrholz oder Bull-Roarer) wird nicht als Instrument eingesetzt, sondern ist als Werkzeug spiritueller Wahrnehmungstechniken einzustufen. Schlaginstrumente finden sich in Form der Clap Sticks (kurze Hartholzstöcke), aber auch Bumerangs oder das Didge selbst werden dazu benutzt. Saiteninstrumente gibt es in der traditionellen Musik überhaupt nicht. Das wichtigste Instrument der Aborigines ist die menschliche Stimme. Die Musik dient den Aborigines neben der Unterhaltung auch zur Kommunikation. Jedes Lied und jeder Tanz erzählt eine Geschichte, ein Erlebnis oder Mythen. Gesänge dienen auch dem Heilungsprozess, der Totenindentität oder der Orientierung. Die Ureinwohner haben für jede Strecke ein Lied bestimmt (Songlines). Auch transportiert die Musik Inhalte der Stammesgesetze und Verpflichtungen.
Kunst
Die Aborigines kennen keine Schrift. Deshalb ist die Kunst eines ihrer wichtigsten Ausdrucksmittel. Aus diesem Grund sind die Traditionen und die Geschichte der Aborigines durch Malereien festgehalten worden. Als Untergrund für die Malereien dienen Holz, Rinde, Felsen, aber auch Höhlenwände. Gerade Kunst (Rock Art), die auf Felswänden zu finden ist, wurde im Verlauf von Jahrhunderten mehrfach übermalt, so dass an einigen Stellen sehr viele Bilder übereinander liegen. Dabei dürfen aber längst nicht alle Bilder übermalt werden. Bilder an spirituellen Plätzen (z.B. dem Uluru/Ayers Rock) dürfen höchstens erneuert werden, und das dann auch nur von ganz bestimmten Malern.
Sprachen
Alle Sprachen der Aborigines werden heute einer einzigen Sprachfamilie zugerechnet (dies ist jedoch umstritten). Keine andere Sprache oder Sprachgruppe zeigt Gemeinsamkeiten mit diesen Sprachen; lediglich im Nordosten Australiens lebende Aborigines haben in ihre Sprachen einige wenige Ausdrücke aus Neuguinea aufgenommen. Diese Beobachtungen gelten (neben anderen) als deutlicher Hinweis auf eine lange Isolation der Aborigines von Menschengruppen außerhalb Australiens. Gleichzeitig ist die Einheitlichkeit sowie Vielfalt der Sprachen ein weiterer Hinweis auf das hohe Alter ihrer Kultur; allen Sprachen liegt eine Ursprache zugrunde, und es muss schon viel Zeit vergangen sein, um die beobachtete Differenzierung zu erreichen.
Sprachwissenschaftler kennen heute etwa 200 bis 300 Sprachen sowie eine Vielzahl von Dialekten. Eine Grenzziehung zwischen Sprache und Dialekt ist immer subjektiv, so dass die genannten Zahlen schwanken.
Diese Sprachen wurden erst 1845 „entdeckt“, als der deutsche Forscher Ludwig Leichhardt bei seiner Reise ins Inland bemerkte, dass seine Begleiter-Aborigines (von der Ostküste) die Inlands-Aborigines nicht verstanden. Davor dachte man, dass alle Aborigines die gleiche Sprache sprechen.
Heute werden höchstens noch 25 (bis 50) dieser Sprachen gesprochen, die auch als Muttersprache noch erlernt werden. Erst in jüngster Zeit wird deren Gebrauch von der australischen Regierung gefördert, während noch im 20. Jahrhundert alle eigenständigen kulturellen Äußerungen der Ureinwohner sanktioniert wurden.
Seit der Arbeit von Pater Wilhelm Schmidt im Jahre 1919 werden die australischen Sprachen in die nordaustralischen und südaustralischen Sprachgruppen eingeteilt, später durch Arthur Capell in Sprachen mit Suffixen und Sprachen mit Suffixen und Präfixen.
Die Einteilung der letzten Jahre in Sprachfamilien zeigte, dass von den zirka 26 Familien diejenige, der Pama-Nyungan-Sprachen zirka 90 Prozent der Landmasse Australiens abdeckt, während die restlichen hauptsächlich im Nordwesten des Kontinents gesprochen werden. (Quelle: Fritz Schweiger: „Australische Sprachen und Papua-Sprachen“; in „Der Turmbau zu Babel“, Kulturhistorisches Museum Wien)
Sozialgeografie
Die indigenen Völker Australiens lebten vor der Ankunft der Weißen in Australien vor allem an der Ostküste des Kontinents. Jedoch waren auch die Wüsten im australischen Outback besiedelt.
Die Aboriginal People lebten in Gemeinschaften von ungefähr 500 Menschen, denen sie sich zugehörig fühlten. Diese Gruppen unterteilen sich in kleinere Verbände von zirka 20 bis 50 Personen, von denen einige sesshaft sind, die meisten jedoch als Nomaden leben. Zwischen den Gruppen gab es häufig kriegerische Auseinandersetzungen wegen territorialer Ansprüche.
Die Aboriginal People bewirtschaften das Land nicht im herkömmlichen Sinne. Sie verbrennen das Land kontrolliert („fire-stick farming“), um es vor den verheerenden Buschbränden zu schützen und landwirtschaftlich nutzen zu können.
Geschichte
Abstammung
Es gibt keine allgemein anerkannte oder wissenschaftlich bestätigte Theorie, wie die Aborigines Australien erreichten. Obwohl es sicher scheint, dass sie den Kontinent über Südostasien erreichten, gibt es keine Verbindung mit einem bekannten asiatischen Volk, auch nicht mit einem der Völker Mela- und Polynesiens. Aufgrund einiger mitochondrialer DNA-Vergleiche wird über eine Verbindung mit einigen indischen Volksgruppen spekuliert.
Sprachen
Genauso wie die Menschen sind auch ihre Sprachen ohne ein auffälliges oder eindeutiges Zeichen für eine Verwandtschaft mit anderen bekannten Sprachen. Im späten 18. Jahrhundert gab es überall zwischen 350 und 750 deutlich zu unterscheidene Gruppierungen und eine ähnliche Anzahl Sprachen und Dialekte. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind nur noch 200 dieser indigenen Sprachen in Gebrauch, von denen aber mindestens 20 mehr oder weniger vom Aussterben bedroht sind.
Linguisten teilen die Sprachen der Aborigines in zwei Gruppen ein. Es gibt eine Gruppe von Sprachen, die alle bestimmte sprachliche Eigenheiten aufweisen und deren Verbreitungsgebiet von West-Kimberley bis an den Gulf of Carpentaria nach Nord-West-Queensland reicht. Der restliche Teil der Sprachen auf dem australischen Festland umfasst die Mitglieder der soganannten Pama-Nyungan-Sprachfamilie. Alle Versuche, die Beziehungen der Sprachen innerhalb dieser Sprachfamilien (analog zu den Sprachen der Indo-Europäer oder anderen Sprachfamilien) zu ergründen, haben sich bis jetzt als erfolglos herausgestellt, so dass manche Sprachwissenschaftler vermuten, dass die Sprachen der Pama-Nyungan-Gruppe einen Sprachbund darstellen, also einen Gruppe von Sprachen, die sehr lange und sehr intensiv Kontakt hatten und sich gegenseitig beeinflussten. Damit wäre das Fehlen eines einheitlichen Sprachstammes erklärt.
Wanderung nach Australien
Es wird allgemein angenommen, dass die ersten Menschen Australien erreicht haben, als die Landmasse noch ein Teil des Kontinents Sahul und mit Neuguinea über eine Landbrücke verbunden war. Eine andere Möglichkeit wäre es, dass die Menschen mit Booten über die Timorsee fuhren. Das genaue Datum der Wanderung ist unter Archäologen stark umstritten, am häufigsten wird ein Zeitraum zwischen 40.000 und 50.000 v. Chr. genannt, was dazu führen würde, dass es schon ca. 1250 Generationen Australier gegeben hat. Das etwas präzisere Datum von 48.000 v. Chr. basiert auf Siedlungen in Nordaustralien, die mit Hilfe von Thermolumineszenz datiert wurden. Bei vielen anderen Fundstätten wurde durch Radiokohlenstoffdatierung Daten um 38.000 v. Chr. gemessen, was bei einigen Forschern zu Zweifeln an der Qualität und Genauigkeit der Thermolumineszenz-Methode geführt hat, zumal bei einem Test die Siedlung Jinmium im Northern Territory auf das Alter von 200.000 v. Chr. bestimmt wurde.
Mungo Man, dessen Überreste 1974 in der Nähe des Lake Mungo in New South Wales gefunden wurden, ist der älteste bisher gefundene Mensch in Australien. Auch wenn es großen Streit um das exakte Alter gibt, geht man im Groben von mindestens 40.000 Jahren aus. Steinwerkzeuge, die am See gefunden wurden, konnten auf ein Alter von 50.000 Jahre bestimmt werden. Da sich der Lake Mungo im Süd-Osten Australiens befindet, gehen viele Archäologen davon aus, dass die ersten Menschen wohl einige tausend Jahre früher in Nord-West-Australien angekommen sein müssten.
Vor der Ankunft der Weißen

Zu der Zeit des ersten Kontakts mit Europäern lebten nach Schätzungen zwischen 300.000 und 1 Million Menschen in Australien. Die Bevölkerungszahl war sehr wahrscheinlich über tausende von Jahren hin konstant. Die weit verbreitete Ansicht, dass Aborigines hauptsächlich Wüstenbewohner waren ist falsch: Die heute am stärksten besiedelten Regionen (vor allem an den Küsten) waren auch zu dieser Zeit schon am dichtesten bewohnt. Die größte Bevölkerungsdichte gab es in den südlichen und östlichen Gebieten, insbesondere im Tal des Murray River. Jedoch gab es über den ganzen Kontinent verteilt Stämme, die in allen Fällen ihre Lebens- und Essgewohnheiten, Technologien und Jagdmethoden an die Umgebung angepasst hatten, egal ob diese das eher feuchte und kalte Hochland von Tasmanien oder ein Gebiet im trockeneren Innern des Kontinents war.
Nach der Kolonisation wurden die Ureinwohner an den Küsten bald gezwungen ihr Land zu verlassen. Die Tradition der Aborigines überlebte am meisten in den Gebieten wie dem Great Sandy Desert, wo die Europäer nicht siedelten.

Alle Ureinwohner Australiens waren Jäger, wobei die Menschen, die an der Küste oder an Flüssen lebten, auch Fischer waren. Ihr Lebensstil und die Verwendung verschiedener Werzeuge oder Materialien variierte stark von Region zu Region. Einige Aborigines hielten Dingos als Begleittiere, um sie bei der Jagd zu nutzen oder sich während kalter Nächte an ihnen zu wärmen. Kein anderes Tier außer dem Dingo wurde domestiziert. Während alle Stämme und Gemeinschaften ihre Nahrungsquellen und -vorräte nach unterschiedlichen, ausgeklügelten Methoden benutzten und verwalteten, betrieben nur sehr wenige Ackerbau. Im heutigen Victoria gab es zwei verschiedene Stämme, die wirtschaftliche Aal-Farmen betrieben. Sie verwendeten komplexe und ausgedehnte Systeme mit bewässerten Teichen, eines am Murray River im Norden des Staates und eines im Südwesten in der Nähe von Hamilton, von wo aus sie bis in die Region um Melbourne handelten. Die typische Nahrung bestand aus einer Vielfalt von Nahrungsmitteln, zum Beispiel Känguru, Emu, Wombat, Goanna, Schlangen, Vögeln, vielen Insekten wie Honig-Ameisen oder Witchetty-Larven. Daneben wurden auch noch viele Varianten von pflanzlicher Nahrung wie Nüsse, Obst und Beeren verspeist.
Das primäre Werkzeug, das zur Jagd benutzt wurde, ist der Speer, der mittels eines Woomera oder per Hand geworfen wurde. Bumerangs wurden auch benutzt, wobei die nicht-zurückkehrende Variante (bekannter unter der korrekten Bezeichnung Wurfstock) effektiver war als die zurückkehrende; mit ihr konnten sogar Kängurus getötet werden.

In einigen Gebieten lebten die Aborigines halb-sesshaft, vor allem in weniger trockenen Gebieten wo durch Fischerei eine sesshaftere Lebensweise möglich war. Weiterhin waren die meisten indigenen Stämme semi-nomadisch und zogen in einem regelmäßigen Rhythmus durch ein bestimmtes Gebiet, in dem sie ihren Nahrungsquellen folgten und sich immer wieder zur gleichen Zeit am gleichen Ort niederließen. Durch Untersuchungen von Müllhaufen konnten Archäologen zeigen, dass manche dieser Plätze über tausende Jahre hinweg jährlich besucht wurden. In den trockenen Gebieten waren die Aborigines komplett Nomaden, die auf Nahrungssuche über weite Gebiete zogen.
Die Aborigines lebten durch alle Klimawechsel hindurch und passten sich erfolgreich der wechselnden Umwelt an. Es gibt große Debatten darüber, inwieweit sie ihre Umwelt selbst verändert haben. Eine Diskussion zieht sich um die Rolle der Aborigines bei der Ausrotten der Megafauna der Beuteltiere. Manche schreiben dies dem Klimawechsel zu, andere glauben dass die Tiere aufgrund ihrer Langsamkeit einfache Beute waren. Eine dritte Möglichkeit wäre, dass das Aussterben durch menschliche Veränderungen an der Umwelt, vor allem durch Feuer, indirekt verursacht wurde.
Die indigenen Völker Australiens benutzten Feuer für verschiedene Zwecke. Zum einen, um das Wachstum essbarer Pflanzen oder von Tierfutter zu begünstigen, zum anderen aber auch, um das Risiko für Buschfeuer zu reduzieren, Reisen zu erleichtern, Seuchen auszurotten, für zeremonielle Zwecke oder aber auch, um "das Land aufzuräumen". Es gibt große Meinungsverschiedenheiten, inwieweit das zur Veränderung der Umwelt beigetragen hat.

Es gibt Beweise für eine substantielle Änderung innerhalb der indigenen australischen Kultur im Laufe der Zeit. Felsmalereien an verschiedenen Plätzen in Nordaustralien zeigen deutlich verschiedene Stile, die sich mit verschiedenen historischen Perioden verknüpfen lassen.
Einige haben nahegelegt, dass zum Beispiel die letzte große Eiszeit vor 20.000 Jahren mit einer kontinentalen Trockenheit und einer Verbreitung von Sanddünen, auch mit gesunkener Aktivität und größerer Spezialisierung bei der Benutzung von Materialien und Nahrungsmitteln bei den Aborigines einherging. Als im Norden durch den steigenden Meeresspiegel die Sahulschelf verloren ging oder durch Flutung der Bass-Straße die Verbindung nach Tasmanien zerstört wurde, dürfte auch dies für die betroffenen Gruppen eine schwierige Zeit gewesen sein.
Bürgerrechtsbewegung
Die Aboriginal People erhielten erst im Jahre 1961 das Wahlrecht in Australien. Erst in den 1980er Jahren wurde die Rassentrennung in den Schulen aufgehoben. 1993 erkämpften sich die Organisationen der Native People of Australia mit dem Mabo-Gesetz eine wichtige rechtliche Errungenschaft.
Situation heute
Heute leben die meisten Aboriginal People einen Kompromiss zwischen ihrem traditionellen und dem westlichen Lebensstil. Etwa die Hälfte der Urbevölkerung lebt in der Nähe von Städten und muss sich deshalb bis zu einem gewissen Grad anpassen. Nach wie vor gibt es erhebliche Probleme um Alkohol- und Drogenmissbrauch, schlechte medizinische Versorgung und eine sehr hohe Arbeitslosigkeit (38 % auf Arbeitssuche; die Arbeitslosigkeit in Australien beträgt ca. 6–7% [2005]).
Zu den Bestrebungen der Bürgerrechtsbewegung, der ATSIC und anderer Organisationen der indigenen Bevölkerung, gibt es eine Gegenbewegung, an deren Spitze die politisch weit rechts stehende Partei „One Nation“ steht. „One Nation“ versucht, aus dem nach wie vor latenten Rassismus in Teilen der Bevölkerung Profit zu ziehen.
Zusammenfassung Die Geschichte der Aboriginal people
Die Aboriginal people wurden schon seit der ersten Landnahme durch Europäer gejagt und vertrieben. Es gab viele Vorurteile; manche davon sind in Teilen der Bevölkerung noch heute nicht beseitigt. Bis 1804 wurden Morde an den Aboriginal people nicht gesetzlich geahndet, und auch lange danach galten gewaltsame Vertreibungen der Aborigines als legitime Mittel.
Kinder wurden teils ihren Familien brutal entwendet und bekamen eine neue Identität. Noch heute suchen viele ihre Familien, jedoch finden die meisten sie nicht. Aufgrund der rüden Behandlung dieses Volkes ging die Anzahl der Aboriginal people drastisch zurück. So waren es 1788 1 Millionen und zwischen 1824 und 1929 nur noch ca. 30.000.
Prominente Aborigines
Sport
- Graham Farmer, auch „Polly“ Farmer, ein Noongar war einer der bekanntesten Spieler des Australian Football.
- Cathy Freeman, eine olympische Athletin, die bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney das olympische Feuer entzündete und im 400-m-Lauf die Goldmedaille gewann.
- Evonne Goolagong, Tennisstar, die sieben Grand Slam-Turniere gewann.
- Patrick Johnson, Athlet. Er war der erste Nichtafrikaner, der den 100-Meterlauf in weniger als 10 Sekunden schaffte.
- Michael Long und Nicky Winmar, Australian Football.
- Douglas Nicholls, ein Yorta Yorta und Footballstar. Später wurde er als Geistlicher akzeptiert und wurde der erste Gouverneur eines australischen Staates aus dem Volk der Aborigine.
- Lionel Rose, Boxer.
- Gavin Wanganeen und Adam Goodes, Gewinner der Brownlow Medaille des Australian Football.
- Harry Williams, Fußballer, der erste Aborigine, der in den 1970er Jahren für die australische Nationalelf spielte.
- Charles Perkins, Fußballer, spielte in den 1950er Jahren kurz beim FC Everton in England. Nach seiner Rückkehr stark engagiert für die Rechte seines Volkes. Schrieb er das Buch „A Bastard Like Me“.
Literatur
Kunst
- Christina Anu von Torres Straight Island, Teil der Bangarra Dance Company
- Mark Atkins, international bekannter Didgeridoo-Spieler
- Burnum Burnum, Aktivist, Schauspieler, Künstler, Autor, Lehrer und Geschichtenerzähler
- Destiny Deacon, Foto- und Objektkünstlerin, Teilnehmerin der Documenta 11
- Ernie Dingo, Film- und Fernsehschauspieler
- David Gulpilil, Film- und Fernsehschauspieler
- Djalu Gurruwiwi, Ältester des Galpu Clan und traditioneller Spieler des Didgeridoo
- David Hudson, international bekannter Musiker, spezialisiert auf das Didgeridoo
- Sally Morgan, Autorin und Künstlerin
- Albert Namatjira, Maler
- George Rrurrambu, Mitglied der Band Indigenous Roots
- Mandawuy Yunupingu, Mitglied der Band Yothu Yindi
- The Stiff Gins, eine Akustikgruppe ([1])
- Harold Thomas, Künstler, entwarf die Flagge der Aborigines
Politik
- Neville Bonner, erster Aborigine im australischen Parlament
- Ernie Bridge, ehemaliger Cabinet Minister in Western Australia
- Linda Burnley, Mitglied des New South Wales Parliament
- John Ah Kit, Deputy Chief Minister des Northern Territory
- Carol Martin, Mitglied des Western Australian Parliament
- Pat O'Shane, New South Wales Magistrat
- Aden Ridgeway, Mitglied der Australian Democrats und Senator für New South Wales
- Marion Scrymgour Die erste indigene Frau im Northern Territory Parliamant ([2])
Andere
- Alison Anderson ATSIC Commisioner als gewählter indigener Repräsentant
- Isabell Coe, Aktivist für die Rechte der Aborigines
- Mudrooroo, Autor und Drehbuchautor
- Oodgeroo Noonuccal, Autor, Schauspieler, Lehrer
- Alf Palmer oder Jinbilnggay, der letzte Muttersprachler des Warrungu
- Charles Perkins, der erste Aborigine mit Universitätsabschluss.
- David Unaipon, Prediger und Erfinder
- Truganini, traurige Berühmtheit als letzte Aborigine Tasmaniens
Literatur
- Jürg Helbling: „Die Organisation des sozialen und natürlichen Raumes bei den australischen Aborigines“ (S. 281?303). In: Paul Michel (Hrsg.): Symbolik von Ort und Raum. Bern: P. Lang 1997
Weblinks
- Aboriginal Art
- Australian Institute of Aboriginal and Torres Strait Islander Studies (AIATSIS) -- http://www.aiatsis.gov.au/
- AusAnthrop -- http://www.ausanthrop.net/
- Ethnographische Landkarten
- (Norman Barnett Tindale: Aboriginal Tribal Boundaries) -- http://www.samuseum.sa.gov.au/page/default.asp?site=2&page=TIN_Tribal
- (AIATSIS: Aboriginal Australia Wall Map)
- Australische Eingeborenen-Sprachen
- (David Nathan) -- http://www.dnathan.com/VL/austLang.htm
- (Aboriginal Studies Electronic Data Archive = ASEDA) -- http://www.coombs.anu.edu.au/SpecialProj/ASEDA/
- (ANU) -- http://www.anu.edu.au/linguistics/nash/lexicog/online.html
- Australian Aboriginal Didgeridoo
- http://www.australien-info.de/aborigines.html – Geschichte und Kultur der Aborigines
- http://users.orac.net.au/~mhumphry/aborigin.html
- www.wissenschaft.de: Ur-Australier passen doch in den Stammbaum des Homo Sapiens – Neue Forschungen zeigen, dass Urmenschen doch von Afrika aus nach Australien gelangt sind
- Facharbeit über Aborigines auf Englisch