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Grasdachsiedlung Laher Wiesen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Haus der Grasdachsiedlung

Die Grasdachsiedlung Laher Wiesen (auch: Grasdachsiedlung Bothfeld) befindet sich in Hannover-Bothfeld und verbindet somit die beiden Stadtteile Bothfeld und Lahe, die nord-östlich in Hannover liegen. Das Wohngebiet entstand zwischen 1983 und 1985[1] Die Siedlung besteht aus rund 70 bis 80[2] individuellen eng stehenden Reihen- und Gartenhofhäusern[3] sowie einer Waldorfschule.[4] Sie wurde nach Plänen der Architekten Hermann Boockhoff und Helmut Rentrop als Gruppenbauprojekt errichtet.[2] Rentrop war der Architekt der nebenstehenden Waldorfschule und Boockhoff bisheriger Leiter für „Sonderplanung“ im Stadtplanungsamt.[5]

Die Häuser wurden in vorgefertigter Holztafelbauweise in ökologischer Bauweise errichtet und mit begrünten Dächern ausgestattet.

Geschichte und Beschreibung

Bei Baubeginn galt die Siedlung europaweit als herausragendes, visionäres Bau-, Öko- und Sozialprojekt. Von ersten Fragebögen der Architekten, über das Aussuchen der Baustoffe bis hin zur Umsetzung waren Bauherren und Bewohner am gesamten Entstehungsprozess beteiligt.[4] Es wurden drei Selbsthilfelehrer gestellt, um den Bewohnern und Bauherren zu helfen.

Der Bau der Siedlung galt der östlich gelegenen Waldorfschule als Ausgangspunkt, denn einige der dort Beteiligten wollten in der Nähe selbst bauen. Dadurch entstand schnell eine Bauherrengemeinschaft von 69 Bauherren, für die Rentrop und Boockhoff ein Büro bildeten. Sie begannen einen intensiven Bewohner-Prozess für dieses Projekt. Die Bewohner strebten eine „Selbsthilfe“ (Mitarbeit am Bau) an.[5] Das Konzept der Moosdächer aus skandinavischen Ländern galt dabei als Inspiration der Grasdächer. Somit wurde mit der Grasdachsiedlung Laher Wiesen das erste Mal eine komplette Siedlung in Hannover entworfen. Im Rückblick lässt sich die Grasdachsiedlung als ein Prototyp für ökologisches und energiebewusstes Bauen betrachten.[4] Es entstand für ca. 350 Menschen ein flächendeckendes, aber gartenbezogenes Wohnen auf einer Fläche von 2,6 Hektar inklusive der Straße mit 69 zweigeschossigen Einfamilienhäusern und weiteren 28 Wohneinheiten in Hinterhäusern.

Der neu angelegte rund 60 Quadratmeter große Reihenhausgarten mit kleiner Vorgartenzone von Monika Heilmann aus der Grasdachsiedlung gewann im Jahre 2019 die Kategorie „Privatgärten“ bei dem Wettbewerb „GartenLust“ in Hannover.[6]

Bauweise

Zur Wärmedämmung des Dachs wurde eine Filzmatte verwendet. Darüber liegt eine Gewebefolie, die mit dem Mutterboden bedeckt ist, der beim Aushub der Baugrube anfiel. Auf der mit Blähton vermischten Erde wurde Rollrasen verlegt. Gründächer sollen 20–40 Jahre länger halten als normale Hausdächer und dienen als „Klimapuffer“.

Versorgt werden die Häuser per Blockheizkraftwerk. Die Häuser sind nicht unterkellert. Somit konnten sie auf eine ökologische, preiswerte Weise ohne Asphaltierungen, Pflasterungen und aufwändige Entwässerung gestaltet werden. Leitungen verlaufen in Schächten und Kanälen. Das Regenwasser versickert im Boden. Außerdem wird auf eine geringere Abfallmenge geachtet und es stehen Komposthaufen zur Entsorgung zur Verfügung.

Die Holzfassaden der Häuser der Grasdachsiedlung sind nicht mit Holzschutzmitteln behandelt und die Farben wurden auf natürlicher Basis hergestellt. Insbesondere den Wetterseiten wird das Holz gelegentlich abgeschliffen und neu gestrichen. Die Wohnwege sind autofrei gestaltet. Insgesamt wurde sehr auf die Umwelt und auf Nachhaltigkeit geachtet, um eine Art des Wohnens zu schaffen, die gegenteilig zu dem „Standard“ in Städten ist und somit ein optimales Familienleben ermöglicht.

Commons: Grasdachsiedlung Bothfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bothfeld - Grasdachsiedlung wird 30 Jahre alt in HAZ vom 24. Mai 2014
  2. a b Bothfeld-Vahrenheide bei visit-hannover vom 15. Juni 2016
  3. Johann Hartl: Ökosiedlungen/Laher Wiesen, Hannover vom 11. Februar 2014
  4. a b c Hannover-Bothfeld: Grasdachsiedlung blüht seit 35 Jahren nachhaltig in HAZ vom 24. Juni 2019
  5. a b Norbert Gestring, Hartwig Heine, Rüdiger Mautz, Hans Norbert Mayer, Walter Siebel: Ökologie und urbane Lebensweise. Untersuchungen zu einem anscheinend unauflöslichen Widerspruch. Vieweg Verlag, Wiesbaden, 1997
  6. Wettbewerb „GartenLust“ entschieden bei Hannover.de