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Präzession

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Präzessionsbewegung eines Planeten
Präzessionsbewegung
eines Planeten

Präzession ist allgemein die Lageveränderung der Achse eines rotierenden Kreisels, wenn äußere Kräfte auf ihn einwirken. Im Speziellen ist damit die Präzession der Erdachse gemeint.

Die Präzession lässt sich bei jedem Spielzeugkreisel beobachten. Steht er genau senkrecht, wirkt kein Moment auf ihn ein, da die Schwerkraft parallel zur Achse ist. Deshalb bleibt die Achse senkrecht, es findet keine Präzession statt. Setzt man ihn dagegen schräg auf, würde er normalerweise durch die Schwerkraft umkippen. Dieses Moment bewirkt bei einem schnell rotierenden Kreisel, dass seine Achse eine Taumelbewegung ausführt, die Präzession.

Rotation (grün), Präzession (blau) und Nutation (rot) der Erdachse (schematisch)

Präzession der Erde

Die Erde hat keine genaue Kugelform, sondern durch die Abplattung des Erdellipsoids einen zusätzlichen "Äquatorwulst" (engl. equatorial bulge). Dadurch bewirken die Gezeitenkräfte von Mond und Sonne ein Drehmoment, das zur Präzession der Erdachse führt. Für einen vollen Umlauf benötigt die Erdachse etwa 25.800 Jahre. Dieser Zeitraum wird auch platonisches Jahr oder Großjahr genannt. Die Mondbahn selbst ist ebenfalls Präzessionsbewegungen mit einer Periodenlänge von 18,6 Jahren unterworfen, was wiederum kleinere Auswirkungen auf die Präzession der Erdachse hat. Die entstehende nickende Bewegung der Erdachse heißt Nutation.

Auswirkungen

Die Präzession der Erdachse führt dazu, dass das tropische Jahr, das sich nach dem Winkel der Erdachse zur Sonne richtet, etwas kürzer ist als das siderische Jahr (ein Umlauf um die Sonne). Dadurch verändert sich langsam die Position der Fixsterne am Himmel an einem bestimmten Kalenderdatum. Diese Auswirkung ist schon seit über 2000 Jahren bekannt. Der griechische Astronomen Hipparchos verglich etwa um 150 v.Chr. die Positionen von Sternen an einem bestimmten Datum mit den Daten aus mehrere hundert Jahre alten Aufzeichnungen und stellte Unterschiede fest. Vermutlich schon 170 Jahre früher kamen die Babylonier zum gleichen Ergebnis.

Gegenwärtig zeigt die Erdachse in Richtung des Polarsterns, um den sich scheinbar alle Fixsterne drehen. Als Folge der Taumelbewegung wird in fernerer Zukunft der Himmelspol nicht mehr beim Polarstern liegen, sondern in verschiedenen Sternbildern auf einem Kreis von 23,5° Radius (Schiefe der Ekliptik). In 12.000 Jahren wird sich der Himmelspol beim hellen Stern Wega im Sternbild Leier befinden.

Bitte beachten: die Präzession nicht mit der Präzision verwechseln.