Religionen in Deutschland
Auch wenn heute viele Deutsche konfessionell ungebunden sind, haben traditionell die Evangelische Kirche in Deutschland und die Römisch-Katholische Kirche die größte Bedeutung. Daneben gibt es auch diverse evangelische Freikirchen, wie z. B. der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden), der Bund Freier evangelischer Gemeinden, der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden, die Evangelisch-methodistische Kirche, die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten und verschiedene charismatische Gemeinden. Die orthodoxen Christen sind in der Mehrzahl Gastarbeiter oder deren Nachkommen, wobei die Griechisch- und Serbisch-orthodoxen Christen zahlenmäßig dominieren.
Unter den i. A. als "Sekten" titulierten Gruppen ist die Neuapostolische Kirche mit über 300.000 Mitgliedern bei weitem die größte, auch wenn die Zeugen Jehovas in der Öffentlichkeit am bekanntesten sind.
Durch die große Bevölkerungsgruppe von Türken (etwa 2 Mio.) sowie andere Einwanderer gewinnen verschiedene Strömungen des Islam zunehmend an Bedeutung (siehe Islamische Organisationen in Deutschland).
Konfessionen
Die folgende Tabelle gibt keine exakten Zahlen wieder, sondern macht eine ungefähre Größenordnung deutlich:
Freikirchen
Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche
Ein Vorgänger der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) ist die Evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirche in Preußen, die 1830 aus Protest gegen die Einführung der evangelischen Union zwischen Lutheranern und Reformierten in Preußen durch eine gemeinsame Agende entstanden ist. 1972 schlossen sich unterschiedliche konfessionell-lutherische Freikirchen zur SELK zusammen. Gemeinden finden sich in unterschiedlicher Größe in ganz Deutschland.
Baptisten

Die Baptisten gibt es seit 1834 in Deutschland. Der Baptismus verbreitete sich in Deutschland vor allem durch den Prediger Johann Gerhard Oncken, der in einer Gemeinde in England bekehrt wurde.
Seit Fall des Eisernen Vorhangs wanderten viele Deutsche aus den Staaten der ehemaligen UdSSR in die Bundesrepublik ein (Russlanddeutsche, Kasachstandeutsche, Kirgisistandeutsche). Zu einem größeren Teil waren sie Evangeliumschristen-Baptisten. Da es immer mehr wurden und sie bald die eindeutige Mehrheit der Baptisten bildeten, gründeten sie eigene Gemeinden, allerdings gibt es auch in Baptistengemeinden Russlanddeutsche, da einige von ihnen schon in den 70ern oder den 80ern nsch Deutschland kamen (allerdings nur vereinzelt).
Seit der Nachkriegszeit gibt es in Deutschland auch amerikanische Baptistengemeinden, die von Helfern oder Soldaten der US Army gegründet wurden.
Mennoniten
Auch bei den Mennoniten war es ähnlich, wie bei den Baptisten. Da immer wieder Zuzügler aus dem Osten kamen, die Russlandmennoniten, wurden auch von den Russlanddeutschen eigene Gemeinden gegründet. Auch bei den Mennoniten bilden die Deutschen aus der ehemaligen Sowjetunion inzwischen die eindeutige Mehrheit.
Siebenten-Tags-Adventisten
Die Siebenten-Tags-Adventisten gibt es in Deutschland seit 1874. Der amerikanische Missionar John Nevins Andrews war Hauptverantwortlicher. Im Laufe der Zeit konnten immer mehr Menschen bekehrt werden. Wie bei den Baptisten und den Mennoniten kamen nach der Wende viel mehr Leute in den Gottesdienst, so dass die Stühle oft mals gar nicht mehr ausreichten. Auch sie waren Russlanddeutsche. Das Verhältnis von schon bestehenden Gemeinden und den Neuankömmlingen wurde z.T. als kritisch empfunden, da die Russlanddeutschen teilweise eine andere Auffassung vom Glauben hatten. Aber mit der Zeit hat sich auch das anscheinend gelegt. Heutzutage werden die Gottesdienst oftmals in Deutscher und in Russischer Sprache abgehalten.
In Friedensau, Jerichow, befindet sich die Theologische Hochschule Friedensau, die seit über hundert Jahren in adventistischem Besitz ist.
Jüdische Gemeinde
Hauptartikel: Deutsche Juden

Kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges hielt es niemand für möglich, dass es jemals wieder eine Jüdische Gemeinde auf deutschem Boden gäbe. Nach dem Zerfall der Sowjetunion kamen aschkenasische Juden (Kontingentflüchtlinge, siehe auch Ostjuden) hauptsächlich aus den Republiken Russland, Ukraine, Moldawien und Uzbekistan. Der Zentralrat der Juden ist sehr bemüht darum, den Neuankömmlingen die jüdische Religion und Tradition nahezubringen. Heute blüht jüdisches Leben in Deutschland wieder auf und in vielen Städten wurden neue Synagogen erbaut oder eingerichtet.
Über genaue Zahlen jüdischer Bürger in Deutschland sagen mehrere Quellen verschiedenes aus: Der Zentralrat der Juden in Deutschland zählt gegenwärtig 105.000 religiöse Juden, eine andere Quelle geht von einer Zahl von um 120.000 aus. Über die Union progressiver Juden Deutschlands sind keine genauen Zahlen vorhanden, aber ihre Anhängerschaft wird auf ca 100.000 progressive Juden geschätzt, so dass in Deutschland heute ca 200.000 Menschen jüdischer Abstammung leben (meist aus Osteuropa).
Islamische Gemeinden
Hauptartikel: Islamische Organisationen in Deutschland
In Deutschland leben ca. 3,3 Millionen Menschen islamischen Glaubens. Das sind 4 % der Gesamtbevölkerung. 370.000 Muslime sind deutscher Herkunft oder besitzen einen deutschen Pass. Die am stärksten vertretene Nationalität unter den Muslimen in Deutschland sind eindeutig die Gastarbeiter aus der Türkei (2 Mio), die sich mit ihren Familien z. T. niedergelassen haben. Eine andere größere Gruppe sind die Flüchtlinge aus Bosnien.
Konfession | Mitglieder |
---|---|
Sunniten | 2.200.000 |
Aleviten | 340.000 |
Schia | 170.000 |
Ahmadiyya | 50.000 |
Ismaeliten | 12.000 |
Sufi/Derwisch | 10.000 |
Literatur
- Klöckner, Michael und Tworuschka, Udo: Handbuch der Religionen: Kirchen und andere Glaubensgemeinschaften in Deutschland, Olzog Verlag, 2006, ISBN 3-7892-9900-6
Weblinks
- http://www.remid.de/remid_info_zahlen.htm - REMID - Religionswissenschaftlicher, Medien- und Informationsdienste listet jeweils die aktuellen Daten zu Mitgliederzahlen von Religionen und Konfession in Deutschland auf.
- Links Islam in Deutschland