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Reederei August Cords

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Die Dampfschiff-Reederei August Cords war eine 1904 in Rostock gegründete und bis 1971, zuletzt in Bremen, bestehende Reederei. Das Unternehmen wuchs zur größten Reederei Rostocks und blieb es bis ins Frühjahr 1945.

Geschichte

Der in Warin geborene August Cords erlernte nach dem Besuch der Volksschule in seiner Heimatstadt Rostock den Kaufmannsberuf. Er erhielt seine Ausbildung bei Schiffsausrüstung Schmidt, dem größten Schiffsausrüster Rostocks.

Später konnte er das Unternehmen von der Witwe seines ehemaligen Lehrherrn kaufen. Unter seiner Führung wuchs der Betrieb zum En Gros-Lager in Schiffs-Proviant, Schiffs-Materialien und Technischen Bedarfsartikeln, wie es auf einem Briefkopf der Firma werbend hieß. Außer Reedern und Schiffern belieferte die Firma auch die heimischen Werften.

Gründung

Cords belieferte Reeder und selbständige Kapitäne auch auf Kredit. Nach der erfolgreich durchgeführten Reise wurde dann abgerechnet. War die Reise ein Misserfolg und der Reeder oder Kapitän konnte die gelieferten Waren nicht bezahlen, wurde als Sicherheit das Schiff „in die Kette gelegt“. Wurde das Pfand nicht ausgelöst, ging das Schiff in den Besitz des Schiffsausrüsters über. Auf diese Weise kam August Cords in den Besitz mehrerer Segelschiffe, die er aber nicht für eigene Rechnung in Fahrt brachte, sondern schnell weiterverkaufte.

1902 schlug August Cords im Alter von 43 Jahren als erfolgreicher Geschäftsmann ein neues Kapitel seines Berufslebens auf. Gemeinsam mit der Familie Schmidt gründete er die Reederei Cords & Schmidt und bestellte bei der Rostocker Neptun Werft die beiden Frachtdampfer Friedrich Carow und Grete Cords. Beide Schiffe wurden 1903 von der Werft abgeliefert und in Fahrt gebracht. Die Beteiligung der Familie Schmidt diente wohl in erster Linie der Kapitalbeschaffung und Risikoverteilung. Schon 1904 zahlte Cords seine Teilhaber aus und firmierte das Unternehmen in Dampfschiffsreederei August Cords um.

August Cords Unternehmen hatten nun drei Standbeine: Schiffsausrüstung, Reederei und Befrachtung/Schiffsmaklerei. Die Unternehmen wurden unabhängig von einander geführt.

Ausbau und Wachstum

August Cords baute sein neues Geschäft zügig aus. Bis 1910 kamen fünf weitere Dampfer in Fahrt. Jedes der auf der heimischen Neptun Werft gebauten Schiffe war etwas größer als der Vorgänger. Cords setzte seine Schiffe in der Trampfahrt ein. Die Schiffe befuhren keine festen Linien, sondern ihre Kurse richteten sich nach dem Ladungsangebot und den Frachtraten. Typische Fahrten waren der Transport von landwirtschaftlichen Produkten wie Getreide aus Deutschland und dem Baltikum nach Großbritannien und im Gegenzug die Fracht englischer Steinkohle nach Deutschland, Skandinavien und Russland.

Im Dezember 1906 hatte die Reederei ihren ersten Totalverlust zu verzeichnen. Auf der Fahrt von Memel nach Leer sank die Heinrich Gehrke im Sturm.

Regelmäßig befuhren die Cordsschen Schiffe die Nord- und Ostsee, erreichten Norwegen und die französische Atlantikküste, Spanien und Portugal. Fahrten ins Mittelmeer und über den Nordatlantik waren selten.

Im Jahr 1910 kam der nächste Wachstumsschub für die Reederei, der von August Cords so nicht geplant war. Der Warnemünder Kaufmann Hugo Kôster hatte bei der Neptun Werft vier Frachtschiffe in Auftrag gegeben, die er in der Holzfahrt, vorrangig zwischen Stettin und Finnischen Häfen einsetzen wollte. Die Schiffe wurden gleichzeitig auf Kiel gelegt und belegten so alle Helgen der Werft. Hugo Kôster hatte sich mit diesem Auftrag finanziell übernommen und wurde zahlungsunfähig. Er konnte die Schiffe nicht abnehmen. Die Werft suchte nach einer Lösung, da die unfertigen Schiffe die gesamte Werft blockierten. August Cords, der auch Mitglied des Aufsichtsrats der Werft war, organisierte mit Hilfe der Rostocker Bank die Finanzierung des Kaufs und übernahm die vier Schiffe in seine Flotte. Für diese Schiffe wurde die August Cords Dampfschiffahrts Gesellschaft mbH gegründet, die Bereederung erfolgte durch die Dampfschiffs-Reederei August Cords.

1912 kaufte Cords den mit fast 2500 BRT vermessen französischen Frachtdampfer Indre an und fügte ihn als Rostock in seine Dampferflotte ein. Das 1907 in Le Havre gebaute Schiff war zu diesem Zeitpunkt das größte in Rostock registrierte Frachtschiff und damit das inoffizielle Flaggschiff der Rostocker Handelsflotte. Von 1903 bis 1914 war es somit August Cords gelungen, eine zwölf Dampfschiffe bereedernde Firma aufzubauen. Damit war in nur elf Jahren die drittgrößte Rostocker Reederei entstanden.

Erster Weltkrieg (1914 bis 1918)

Der Beginn des Ersten Weltkriegs Anfang August 1914 überraschten nicht nur die Unternehmensführung der Reederei Cords. Wie viele deutsche Schiffe konnten auch ihre Dampfer in See und in ausländischen Häfen nicht vor dem Kriegsausbruch gewarnt und zur Rückkehr in die Heimat aufgefordert werden. Die Rostock wurde in Archangelsk, die Erna Boldt in London beschlagnahmt. Die Grete Cords verließ unmittelbar vor Kriegsbeginn den westfranzösischen Hafen Brest. Da ein Durchbruch nach Deutschland aussichtslos schien, lief sie den Spanischen Hafen Aviles an und würde bis Kriegsende dort aufgelegt.

Härter als der Verlust der drei Dampfer wirkte sich der Verlust des klassischen Fahrtgebietes auf die Reederei aus, da Großbritannien und Russland zu Kriegsgegnern des Deutschen Reiches geworden waren. Es blieben nur die Fahrt nach Skandinavien, insbesondere der Transport von Eisenerz von Schweden nach Deutschland und der innerdeutsche Transport entlang der Küsten von Ost- und Nordsee.

Auf der Fahrt vom dänischen Randers nach Nedercalix in Nordschweden wurde die Friedrich Carow am 8. August 1917 auf der Höhe von Skellefteå von einem russischen U-Boot durch einen Torpedotreffer versenkt.

Cords' Dampfer fuhren in der Kriegskonjunktur zunächst gute Gewinne ein. Mit zunehmender Kriegsdauer lösten diese sich durch die einsetzende Inflation zu einem Gutteil in Nichts auf. Auch die Versorgung mit Betriebsstoffen, Ersatzteilen und Ausrüstungsgegenständen wurde in der Mangelwirtschaft immer schwieriger. August Cords und seine Mitarbeiter suchten nach Möglichkeiten, nicht benötigte Schiffe zu verkaufen. Nachdem die Hans Cords 1916 als Hilfsschiff an die Kaiserliche Marine abgegeben werden musste, wurde sie 1918 nach Flensburg verkauft. Schon 1915 war die Margarethe Gelpcke verkauft worden, 1917 folgten die Consul Cords und die Minna Cords.

Gleichzeitig planten August Cords und sein Prokurist Hugo Ferdinand den Wiederaufbau nach einem siegreichen Kriegsende. Die für die meisten Menschen in Deutschland überraschende Niederlage Deutschlands, Österreich-Ungarns und ihrer Verbündeten Bulgarien und Osmanisches Reich im Herbst 1918 und die folgende Novemberrevolution änderte auch für die Reederei Cords vieles.

Kriegsende, Wiederaufbau, Schifffahrtskonjunktur

Zunächst mussten alle deutschen Schiffe den Alliierten zur Verfügung gestellt werden. Nach dem Friedensvertrag von Versailles mussten alle Handelsschiffe, die größer als 1600 BRT und jedes zweite Schiff zwischen 1000 BRT und 1600 BRT an die Alliierten ausgeliefert werden. Die Cords verbliebenen vier Schiffe August Cords, Otto Cords, Carl Cords und Lisbeth Cords fielen aufgrund ihrer geringen Größe nicht unter die Ablieferungsbedingungen, sie waren der Grundstock für den Wiederaufbau der Reederei.

Seniorchef August Cords starb am 2. August 1919 und sein Sohn Carl Cords wurde Inhaber der Cordsschen Unternehmen.

1921 konnte die Grete Cords aus Spanien nach Rostock zurückkehren und weiter für die Reederei fahren. Im selben Jahr wurden zwei weitere kleine Dampfer gekauft und als Consul Cords und Minna Cords in Fahrt gebracht. 1922 folgte eine neue Rostock, die mit mehr als 2500 BRT vermessen, das neue Flaggschiff der Reederei wurde.

Auch Carl Cords setzte, wie schon sein Vater, auf neue, moderne, an ihr Fahrtgebiet optimal angepasste Schiffe. Die gute Konjunktur der 1920er Jahre führte zur weiteren Vergrößerung der Flotte. In den Jahren bis 1927 wurden mit den Dampfern Charlotte Cords, Hanna Cords und Margarethe Cords drei Neubauten der Neptun Werft in Dienst gestellt. Am 31. Dezember 1929 hatten die Dampfschiffsreederei August Cords und die Augut Cords Dampfschiffahrts GmbH zusammen eine Flotte von zehn Dampfern mit einer Tragfähigkeit von insgesamt 22.000 tdw. Carl Cords war Rostocks größter Reeder geworden.

Weltwirtschaftskrise und Aufschwung

Die Folgen des „Schwarzen Donnerstags“ an der Wall Street wirkten sich zeitverzögert auch auf alle anderen Industrieländer aus. Das Deutsche Reich, dessen Konjunktur der 1920er Jahre mit US-amerikanischem Kapital finanziert worden war, wurde besonders hart getroffen. Die Bankenkrise 1931 weitete sich zur Weltwirtschaftskrise aus. Produktion und Handel kamen fast vollständig zum erliegen.

Die Schiffe der Dampfschiffs-Reederei August Cords und der August Cords Dampschiffahrts GmbH wurden alle in Rostock aufgelegt. Carl Cords verlegte den geringen Reedereibetrieb vom Kontor in der Rostocker Strandstraße in sein privates Gehlsdorfer Wohnhaus. Einnahmen in bescheidenem Umfang erbrachten in dieser Zeit nur die beiden von Carl Cords bereederten Bäderdampfer Kronprinz und Bismarck. Carl Cords selbst sorgte mit seinen Mitarbeitern dafür, dass die Schiffe in gutem Zustand gehalten wurden. Dies war keine leichte Ausfgabe, da bei den Aufliegern die Feuerungen gelöscht und die Kessel geleert waren. Es musste gegen Korrosion, Kondenswasser und Bilgenwasser gearbeitet werden.

Im Frühjahr 1933 gab wieder lohnende Frachtraten und Dank der guten Pflege der Schiffe konnten die Schiffe wieder fahren. Carl Cords verlegte sein Büro zurück ins Kontorhaus. Eine Langzeitcharter der Firma Schenker für die Dampfer August Cords, Carl Cords, Lisbeth Cords und Otto Cords brachte der Reederei sichere Einnahmen. Die vier Schiffe wuden für den Transport von lebendem Vieh von baltischen Häfen zu den Seegrenzschlachthöfen in Lübeck, Wismar und Rostock eingesetzt. Auch die sechs anderen Schiffe verdienten in der europäischen Trampfahrt wieder Geld. Der Aufschwung in der Schifffahrt war aber eher eine Rückkehr zu den Zeiten vor der großen Krise, als ein echtes Wachstum. Die strikte Devisenbewirtschaftung durch das nationalsozialistische Regime machte die Arbeit des Reeders nicht leichter. Vorteilhaft wirkte sich das Bestreben aus, deutsche Transporte mit deutschen Schiffen durchzuführen. Längere Zeit reichten die vorhandenen Schiffe für das verfügbare Ladungsvolumen aus. Erst 1939 erweitere Carl Cords seine Flotte um ein Schiff, die 1924 in Dänemark gebaute Irmtraud Cords. Erste Überlegungen zur Beschaffung eines Motorschiffes wurden angestellt.

Zweiter Weltkrieg (1939 bis 1945)

Als am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg begann, waren die deutschen Reeder besser vorbeitet als 1914. Von Seiten der nationalsozialistischen Reichsregierung waren konkrete Vorschriften für das Verhalten der deutschen Handelsschiffe im Kriegsfall erlassen worden. An Bord gab es Dokumente, die im Kriegsfall geöffnet werden sollten und die Handlungsanweisungen enthielten. Die Rostock befand sich bei Kriegsbeginn auf Fahrt von Rotterdam nach Boma in Westafrika. Die Funksprüche, die bei Kriegsbeginn empfangen wurden, konnten nicht entschlüsselt werden. Zur Klärung der Lage lief der Kapitän den spanischen Hafen Vigo an. Dort wurde das Schiff zunächst aufgelegt, die Besatzung verblieb komplett an Bord.

Im Februar 1940 erhielt die Rostock den Befehl, in die Heimat durchzubrechen. Schon wenige Meilen außerhalb der spanischen Hoheitsgewässer wurde sie vom vor Vigo kreuzenden französischen Aviso Elan aufgebracht und als Prise in die französische Handelsflotte eingereiht. Sie erhielt den Namen St. Maurice. Die bei Kriegsbeginn in britischen Häfen liegenden Dampfer Consul Cords, Minna Cords und Otto Cords konnten in den Heimathafen zurückkehren. Die Otto Cords lief am 27. April 1940 vor dem Koldingfjord auf eine Mine, könnte aber gehoben und repariert werden. Am 26. August 1940 sank die Lisbeth Cords nach einem Minentreffer in der Kieler Bucht.

Carl Cords ließ 1940 als Ersatz für die Verluste von der Neptun Werft ein Motorschiff projektieren, das unter dem Namen Helga Cords bei der Ekensbergs Varv AB in Stockholm gebaut werden sollte. Ein Bau in Rostock war aufgrund der Auslastung der Werft mit Rüstungsaufträgen nicht möglich. Nach der Besetzung Dänemarks und Norwegens kamen Fahrten zur Versorgung der Besatzungstruppen bis hinauf nach Kirkenes hinzu.

Während des Vier-Tage-Bombardements auf Rostock vom 18. April bis 21. April 1942 wurden auch die Geschäftshäuser von Reederei und Schiffsausrüstung beschädigt. Die Arbeit wurde zunächst ins Gehlsdorfer Privathaus von Carl Cords verlegt.

Die Dampfer fuhren weiter auf Nord- und Ostee. Am 8. Juli 1942 wurde die Otto Cords innerhalb des Neutralitätsfahrwassers entlang der schwedischen Küste durch den Torpedo eines sowjetischen U-Bootes versenkt. Der Dampfer Carl Cords wurde am 18. November 1944 durch ein sowjetisches U-Boot auf der Höhe von Ventspils versenkt und im Dezember 1944 sank die Minna Cords nach Minentreffer vor Liepāja. Am 17. März 1945 sank die Margarethe Cords nach einem Torpedotreffer des sowjetischen U-Boots K53 vor Kap Arkona. Die Hanna Cords lag nach einem Bombenangriff beschädigt in Stettin. Sie wurde im April 1945 als Blockschiff in der Oder versenkt. Der ebenfalls durch Bomben beschädigte Dampfer August Cords lag beim Einmarsch der Sowjetarmee am 1. Mai 1945 in Rostock in der Neptun Werft. Die Irmtraud Cords ging am 3. Mai 1945 durch Explosion nach einem Bombenangriff in der Nähe Fehmarns verloren. Die Charlotte Cords lag bei Kriegsende in Lübeck.

Nach 1945

Bei Kriegsende am 8. Mai 1945 befanden sich noch zwei Schiffe im Besitz der Reederei. Die Charlotte Cords lag fahrbereit in Lübeck-Travemünde, die August Cords beschädigt bei der Neptun Werft in Rostock. Da die sowjetische Besatzungsmacht alle beim Einmarsch in Rostock fahrbreit vorgefundenen Schiffe als Kriegsbeute hatte abfahren lassen, war es mehr als fraglich, ob die August Cords wieder für die Reederei fahren könnte. Am 13. August 1945 musste die Charlotte Cords als Kriegsbeute an Großbritanien abgeliefert werden. Die Reederei August Cords hatte faktisch kein Schiff mehr.

In der Sowjetischen Besatzungszone wurde das Verkehrswesen und damit auch die Schifffahrt zur staatlichen Aufgabe erklärt. Die verbliebenen Schifffahrtsbetriebe arbeiteten nun unter Staatsaufsicht und in staatlichem Auftrag. Die Rostocker Reeder übersiedelten mit den wenigen ihnen belassenen Schiffen bis 1947 in die Westzonen. Auch für Carl Cords bot seine Heimatstadt keine Lebensperspektive mehr. Der Dampfer August Cords wurde 1947 auch formell zur sowjetischen Kriegsbeute erklärt, in Wismar repariert, und als Mechanik Gerassimow in die sowjetische Handelsflotte eingereiht.

1951 entschied sich Carl Cords für einen Neuanfang in Bremen. Mit Hilfe von Lastenausgleichsmitteln finanzierte er den Neubau Edda Cords und gemeinsam mit seinem Kapitän Buck das zweite Schiff Karin Cords. Die Edda Cords wurde vorrangig in der Holzfahrt von Westafrika nach Europa eingesetzt, die kleinere Karin Cords in der klasischen Nord- und Ostseefahrt. Nach dem Tod von Kapitän Buck wurde die Karin Cords verkauft. Als Carl Cords 1970 starb, beschlossen seine Erben auch die Edda Cords zu verkaufen und die Reederei aufzulösen. 1971 wurde das Schiff verkauft und anschließend die August Cords GmbH & Co. KG liquidiert.

Die Reeder und ihre Mitarbeiter

Die Reederei und auch die mit ihr verbundenen Betriebe der Schiffsausrüstung und Befrachtung waren typische inhabergeführte Unternehmen, deren wirtschaftlicher Erfolg vom persönlichen Einsatz der Chefs und ihrer, aus heutiger Sicht, erstaunlich wenigen, kaufmännischen Mitarbeiter abhing.

Der Seniorchef August Cords war zum Zeitpunkt der Gründung der Reederei bereits ein geachteter und vermögender Kaufmann. Bereits seit 1885 führte er sein eigenes Schiffsausrüstergeschäft erfolgreich. Er kannte Schifffahrt und Schiffbau bereits aus jahrzehntelanger Arbeit in diesem Metier. August Cords blieb bis zu seinem Tod mit nur 60 Jahren am 9. November 1919 an der Spitze seiner Unternehmen.

Verständlich ist der Wunsch des Vaters, seinen ältesten Sohn August Cords jun. als Nachfolger für seine Unternehmen aufzubauen. Nach dem Besuch der Oberrealschule in Rostock erhielt August jun. eine Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann. Aufgrund der guten Beziehungen zu Reedern, Maklern und Schiffsausrüstern in Lübeck, Hamburg und Flensburg aber auch nach Schweden, Großbritannien und Portugal konnte er seine Kenntnisse vom Reedereigeschäft außerhalb der Heimat erweitern und neue Erfahrungen sammeln. Anschließend arbeitete August jun. im väterlichen Unternehmen und erhielt bald die Prokura.

1914 meldete er sich freiwillig zum Dienst im Heer und blieb den gesamten Ersten Weltkrieg über Soldat. 1918 kehrte ein veränderter August Cords jun. aus dem Krieg zurück. Sein Interesse am Beruf des Reeders und Kaufmanns hatte er verloren. In der Landwirtschaft wollte er in Zukunft arbeiten und schied aus der Reederei aus. Die Prokura wurde auf seinen jüngeren Bruder Carl übertragen.

August Cords jun. erwarb ein Landgut vor den Toren Rostocks, das er und seine Familie bis 1945 bewirtschafteten. Beim Heranrücken der Roten Armee im April 1945 beging August Cords mit seiner Familie aus Furcht vor Rache der sowjetischen Soldaten für von Deutschen in der Sowjetunion begangene Verbrechen auf seinem Gut Selbstmord.

Carl Cords, der zweite Sohn des Firmengründers, erlernte nach dem Besuch der Oberrealschule bei einem Lübecker Handelshaus den Kaufmannsberuf. Dabei ging es nicht um Schifffahrt sondern um den Großhandel mit Käse und Kaffee und die Kaffeerösterei. Auch Carl hatte die Begeisterung und das Talent für den Kaufmannsberuf wohl von seinem Vater geerbt.

Wie sein älterer Bruder meldete er sich im Sommer 1914 freiwillig zum Kriegsdienst. Mehrfach schwer verwundet kehrte er 1918 nach Rostock zurück.

An Stelle seines älteren Bruders arbeitete sich Carl schnell und gründlich ins Schifffahrtsgeschäft ein. Schon bald konnte die Prokura der Reederei auf ihn übertragen werden. Zu gute kam ihm dabei sicherlich die Begeisterung für alles, was mit Wasser und der See zusammenhing. Er war Mitglied des Mecklenburgischen Yachtclubs zu Rostock und aktiver Seesegler.

Wie sein Vater kümmerte er sich akkribisch ums Geschäft und legte Wert auf moderne und gut in Stand gehaltene Schiffe. Er führte seine Firmen durch die Weltwirtschaftskriese, den Aufschwung der 1930er Jahre und den 2. Weltkrieg.

Als sich im April 1945 die Rote Armee Rostock näherte, bereitete Carl Cords für sich, seine Familie und das Kindermädchen die Flucht aus der Heimat mit Sorgfalt vor. Ziel sollte Schweden sein, denn dort lag in Stockholm der Neubau des Motorschiffes Helga Cords in der Werft, der Grundstock für das weiterbestehen der Reederei sein sollte. Carl Cords und seine Familie verließen am 30. April 1945 ihr Haus in Gehlsdorf und gingen an Bord ihrer Segelyacht Iris II. Unter Segeln, denn denn die Kühlwasserpumpe des Motors war beschädigt, lief die Iris II die Unterwarnow seewärts nach Warnemünde. Dort wurde an der Kröger-Werft festgemacht, und Carl Cords versuchte mit Hilfe der Techniker der Werft die Pumpe reparieren zu lassen, was nicht gelang. Am nächsten Morgen lief die Iris II durch den Neuen Strom in die offene Ostsee aus. Die Wachposten auf den Molen ließen das Schiff passieren, obwohl Sportffahrzeuge seit Kriegsbeginn nicht auf die offene See fahren durften. Vermutlich hatte Carl Cords in der Nacht zuvor ein Arangement mit den Wachen getroffen, genauso wie mit dem Kommandnten eines Warnemünder Flugsicherungsbootes, das die Iris II einige Meilen in Richtung der dänischen Insel Møn schleppte. Von dort wurde der Kurs ostwärts auf die Schwedische Küste gesetzt und in der Nacht der Hafen Östratorp uweit von Smygehuk, der Südspitze Schwedens erreicht. Die Flucht vor der Roten Armee war gelungen.

Entgegen allen Erwartungen gelang Carl Cords kein Neustart in Schweden. Nach Kriegsende wurden sowohl der Neubau Helga Cords als auch die Segelyacht Iris II von den Behörden beschlagnahmt und Deutschen die Arbeit im Bereich der Schifffahrt verboten. Da die Reederei seit der Ablieferung des Dampfers Charlotte Cords am 13. August 1945 an die Britische Besatzungmacht und die Beschlagnahme der August Cords durch die Sowjetischen Sieger kein Schiff mehr besaß, bestand für Carl Cords auch in Deutschland keine Möglichkeit die Reederei fortzuführen.

Erst 1951 konnte er, nun in Bremen, einen Neuanfang machen. Mit zunächst zwei, dann nur noch einem Schiff betrieb Carl Cords die Reederei August Cords & Co. GmbH bis zu seinem Tod 19. April 1970.

Als Prokuristen holte sich August Cords 1903 den 1881 im Norden Schleswigs geborenen Hugo Ferdinand. Der hatte eine Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann bei der Flensburger Reederei Jens Jost absolviert und arbeitete dort als Befrachter. Der Wechsel nach Rostock und die Erteilung der Prokura bedeuteten für Hugo Ferdinand beruflichen Aufstieg. Hugo Ferdinand wurde zur "rechten Hand" seines Chefs in der Reederei. Er brachte spezifische Kenntnisse über das Reedereigeschäft und das beherrschen der dänischen Sprache ins Unternehmen ein. Gemeinsam mit August Cords baute er die Reederei aus und führte sie durch die schweren Jahre des Ersten Weltkrieges. 1919/1920 stand er Carl Cords bei dessen Einarbeitung in das Geschäft eines Reeders zur Seite. Am 1. September 1921 gründete er mit Einverständnis seines bisherigen Chefs die Dampfschiffsreederei Hugo Ferdinand und schied bei August Cords aus. Das Büro der neuen Reederei wurde im Kontorhaus der Reederei August Cords eingerichtet.

An seine Stelle trat der ebenfalls aus Flensburg kommende Hermann Molzen. Ebenfalls als Schifffahrtskaufmann ausgebildet hatte er seine Berufserfahrungen bei verschiedenen Reedereien seiner Heimatstadt gesammelt. An der Seite von Carl Cords arbeitete er bis 1945. Als Cords 1945 aus Rostock floh blieb Hermann Molzen vor Ort. Er war überzeugt davon, daß "die Russen" kein Interesse an einem privaten Unternehmen wie der Reederei August Cords haben würden. Erst als klar wurde, dass eine private Reederei in der Sowjetischen Besatzungszone keine Zukunft haben würde ging er unter Mitnahme wichtiger Firmenunterlagen in die Britische Besatzungszone.

Außer dem Firmeninhaber und dem Prokuristen arbeiteten noch ein technischer Reedereiinspektor, ein Buchhalter und ein Befrachter im Kontor in der Strandstraße. Ein kleiner "landseitiger" Bereich für ein Unternehmen mit mehr als 150 Beschäftigen an Bord.

Schiffe

Wie der Name sagt war die Reederei Cords von Beginn eine Dampfschiffreederei. Motorschiffe wurden erst beim Neuanfang 1954 in Bremen beschafft.

Die Fahrzeuge waren über die gesamte Existenz des Unternehmens für den Einsatz in Ost- und Nordsee optimierte Stückgutfrachter die bei Bedarf auch Massengut und lebende Tiere transportierten.

Beispielhaft einige Schiffe im einzelnen:

Friedrich Carow gebaut 1902 von der Neptun Werft. Länge über alles: 64,28 m, Breite 9,75 m, Tiefgang max.4,61 m, 976 BRT, 608 NRT, Tragfähigkeit 1250 tdw. Kriegsverlust 1916.

Minna Cords gebaut 1908 von der Neptun Werft. Länge über alles: 79,65 m, Breite 11,62 m Tiefgang max. 5,79 m, 1615 BRT, 958 NRT, Tragfähigkeit 2950 tdw. 1917 nach Bremen verkauft.

Otto Cords gebaut 1910 von der Neptun Werft. Länge über alles: 70,55 m, Breite 10,31 m, Tiefgang max. 4,38 m, 906 BRT, 496 NRT, Tragfähigkeit 1450 tdw. Die Otto Cords war einer der ursprünglich von Hugo Köster in Auftrag gegebenen Dampfer. 1942 nach Torpedotreffer gesunken.

Rostock gebaut 1907 von S.A.des Gorges & Chantiers de la Mediterrane, Le Havre. Länge über alles: 88,62 m, Breite: 13,41 m, Tiefgang: 5,69 m, 2456 BRT, 1530 NRT, Tragfähigkeit 3700 tdw. 1912 erworben, 1914 in Archangelsk beschlagnahmt.

Consul Cords gebaut 1920 von den Atlas-Werken, Bremen. Länge über alles: 68,25 m, Breite: 10,01 m, Tiefgang max. 4,90 m, 951 BRT, 542 NRT, Tragfähigkeit 1600 tdw. 1945 durch Minentreffer gesunken.

Rostock (2) gebaut 1922 von der Schiffswerft & Maschinenfabrik vorm. Janssen & Schmilinsky in Hamburg. Länge über alles: 100,22 m, Breite:13,80 m, Tiefgang max. 6,25 m, 2542 BRT, 1489 NRT, Tragfähigkeit 4000 tdw. 1940 durch die französische Marine aufgebracht. 1941 zur Kriegsmarine eingezogen.

Hanna Cords gebaut 1926 von der Neptun Werft. Länge über alles: 81,12 m, Breite: 12,85 m, Tiefgang max.: 5,82 m, 1891 BRT, 1129 NRT, Tragfähigkeit 3000 tdw. 1945 in Stettin als Blockschiff versenkt.

Irmtraud Cords gebaut von 1924 von Helsingørs Jernskibs & Maskinbyggeri, Helsingør. Länge über alles: 97,63 m, Breite:14,75 m, Tiefgang max. 9,22 m, 2814 BRT, 1648 NRT, Tragfähigkeit 5000 tdw. 1939 gekauft, 1945 durch Bombenangriff versenkt.

Helga Cords entworfen 1940 von der Neptun Werft, gebaut von Ekensbergs Varv AB, Stockholm. Länge über alles: 71,07 m, Breite 10,88 m, Tiefgang 3,90 m max., 1416 BRT, 978 NRT. Die Helga Cords sollte das erste Motorschiff der Dampfschiffs-Reederei Aug. Cords werden. Das unfertige Schiff wurde nach Kriegsende auf der Werft durch den Schwedischen Staat beschlagnahmt und kam nie für die Reederei in Fahrt.

Edda Cords erstes Motorschiff, das die Reederei in Fahrt brachte, gebaut 1954 von der Rickmers-Werft Bremerhaven, Länge über alles: 124 m, Breite: 15 m, 2951 BRT, Tragfähigkeit 5568 tdw. 1971 nach Auflösung der Reederei verkauft.

Karin Cords Motorschiff, gebaut 1954 von der Rheinwerft Walsum Walsum, 994,17 BRT, Tragfähigkeit 1785 tdw. 1969 nach Italien verkauft.

Literatur und Quellen

  • Hückstädt, Harald; Larsen, Erik; Schmelzkopf, Reinhart; Wentzel, Hans-Günther: Von Rostock nach See. Die Geschichte der Rostocker Dampfschifffahrt von 1850 bis 1945. Hrsg.: Lars U. Scholl. 1. Auflage. Oceanum Verlag, Wiefelstede 2011, ISBN 978-3-86927-074-6.
  • Hans-Günther Wentzel: CORDS - eine Reederfamilie. Hrsg. Wolfgang Fuchs, Hamburg ohne Jahrgang.
  • Hans-Günther Wentzel: Reederei August Cords, Rostock - Bremen. 1. Auflage, DF Verlag Maritimer Spezialitäten, Hamburg 1987