Pionierorganisation Ernst Thälmann
Die Jungen Pioniere waren eine Organisation der regierenden Parteien in allen Ostblockländern. Die Jungen Pioniere wurden den Pfadfindern nachempfunden, dienten aber dazu, die Schulkinder zwischen dem 7. und 15. Lebensjahr im Geist der Revolution zu erziehen und die Kinder auf die Jugendorganisationen vorzubereiten.
Pioniere sind einerseits in der Armee die Genietruppen, die zum Beispiel die Brücken bauen und zerstören, Nachschubwege organisieren aber auch an der Front für die kämpfende Truppe Hindernisse beseitigen. Pioniere waren auch immer die Entdecker, Bahnbrecher und Kolonisatoren, die zu neuen Ufern aufbrachen, Grenzen überwanden und immer wieder auch was Neues wagten. Die Amerikaner ersetzten das Wort Pioneer auch gerne mit dem Wort Frontier, die Bezeichnung für die Kolonisatoren, die zuerst nach Westen vordrangen (Go West Young Man!).
Die Bolschewiki in Russland haben bereits kurz nach der Oktoberrevolution die Kinder in ihre Parteiarbeit eingeschlossen, es gab viel kleine und grosse Aufgaben für die jungen Pioniere, es gab aber auch die grosse Aufgabe die Millionen von Waisen und Straßenkindern aus dem Krieg, Bürgerkrieg und Hungersnot zu erfassen, sie zu ernähren, beschäftigen, sie an Kriminalität und Prostitution zu hindern und ihnen auch ein Wintermantel oder gar ein Dach über dem Kopf zu schenken.
Nach dem zweiten Weltkrieg haben im ganzen Ostblock die nun führenden kommunistischen Parteien die Strukturen der Sowjets teilweise in einer vorauseilenden Gehorchsamkeit blind übernommen. Die Losung war: "Von der Sowjetunion zu lernen heißt siegen zu lernen". Die jungen Pioniere wurden einheitlich in schicke weiße Hemden und Blusen eingekleidet, dazu gehörte eigentlich noch eine blaue Hose oder Rock, doch daran hielten sich nur noch ganz Wenige. Als das wichtigste Merkmal der zukünftigen sozialistischen Jugend waren die roten dreieckigen Halstücher (Pioniertücher), die nur in der DDR zuerst einmal noch blau waren, angeblich um die Kriegsschuld der Deutschen zu sühnen. In den 60er-Jahren tauchten aber auch in der DDR immer mehr rote Pioniertücher auf.
Die Organisation der Jungen Pioniere war auffällig ähnlich den Pfadfindern, den Scouts und auch der Hitlerjugend ähnlich. Eine Mischung an Abenteuer und Naturerlebnis, Indianerromantik aber auch Partei-Mythos und revolutionäre Traditionspflege war der Hauptinhalt von den wöchentlichen Pioniernachmittagen. Im Sommer gab es Pionierlager, meist als Zeltlager, die sich von einem Camp der Falken, Wandervögel oder Scouts kaum unterschieden, vielleicht würde nur ein sehr aufmerksamer Beobachter die überraschen große Zahl von knappen roten Badehosen und Bikinis feststellen, die aus den Pionierhalstüchern, selbst von ungeübter Hand, relativ einfach hergestellt werden konnten.
Die Mitgliedschaft bei den jungen Pionieren war natürlich ganz freiwillig, doch wehe dem, der nicht mitmachte. Ein Führungszeugnis von der Organisation war unerlässlich für die Anmeldung zur Mittelschule oder zum Studium, für Job- und Wohnungssuche und auch für die begehrte Bewilligung einer Auslandsreise in den kapitalistischen Westen. Nach einer etwa zweijährigen Vorbereitungszeit wurde man Mitglied und bekam, feierlich mit einem Eid verbunden, als Abzeichen das rote Halstuch, eigentlich wurde dann verlangt, dass man es ab sofort immer trägt, in der Schule und in der Freizeit, doch nur die Wenigsten hielten sich daran. Die weißen Hemden brachten die Mütter in den Waschzwang und an den Rand der Verzweiflung, vor der Erfindung des Waschautomaten war es klar ein Angriff gegen die Berufstätigkeit der sozialistischen Frau. Das Parteimotto von damals: Die sowjetische Frau unsere Vorbild, die berufstätige Frau unserer Ziel. Nach der Beendigung der Schulpflicht folgte der Pionierorganisation der Jugendorganisation, in der DDR die Freie Deutsche Jugend - die Blauhemden, für die Aufnahme war natürlich wieder die Mitgliedschaft in der Pionierorganisation fast die Vorraussetzung.