Ruhollah Zam
Ruhollah Zam (auch Ruhollah Sam; persisch روحالله زم; * 1978; † 12. Dezember 2020 in Teheran) war ein iranischer Journalist, Blogger und Regimegegner. Der zuletzt in Frankreich lebende Zam gelangte 2019 unter nicht genau geklärten Umständen in den Iran, wurde dort zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Leben und Wirken
Ruhollah Zam wurde 1978 als Sohn des reformorientierten iranischen Geistlichen Mohammad Ali Zam geboren, der in den frühen 1980er Jahren Mitarbeiter der Regierung der neugegründeten Islamischen Republik war.[1][2]
Nach der umstrittenen Wiederwahl des damaligen iranischen Staatspräsidenten Mahmud Ahmadineschād 2009 erhob Zam Vorwürfe der Wahlfälschung und wurde inhaftiert. Danach floh er über Malaysia nach Frankreich, wo er politisches Asyl erhielt.[1][3] Er lebte dort mit seiner Ehefrau und seinen Kindern in Montauban und stand unter Polizeischutz.[4]
Im Exil verbreitete er über seine Website AmadNews und den Onlinedienst Telegram an die iranische Öffentlichkeit gerichtete Informationen und Aufrufe zu Protest und zivilem Ungehorsam. Unter anderem half er bei der Planung von Protestaktionen im Iran und stellte Videos online, in denen Demonstranten regierungsfeindliche Parolen skandierten, darunter auch solche, die direkt gegen den „Obersten Führer“ Ali Chamenei und Staatspräsident Hassan Rohani gerichtet waren.[2] Er äußerte auch Kritik an anderen Regimekritikern, deren Haltung er als zu nachgiebig empfand.[3]
Im Juli 2017 veröffentlichten iranische Medien einen offenen Brief von Zams Vater an seinen Sohn, in dem er diesen öffentlich verurteilte.[2]
Im Dezember 2017 sperrte Telegram Zams Kanal, nachdem iranische Behörden ihn beschuldigt hatten, auf dem Kanal zu Gewalttaten aufzurufen. Zam bestritt dies. Telegram ist von besonderer Bedeutung im Iran; nach Angaben der Nachrichtenagentur Associated Press von Ende 2017 benutzen schätzungsweise 40 Millionen der 80 Millionen Bürger des Iran den Dienst. Dabei spielt der von Telegram ermöglichte Schutz der Privatsphäre eine große Rolle.[2]
Im Oktober 2019 wurde Ruhollah Zam bei einer Reise in den Irak dort von iranischen Revolutionsgarden festgenommen und in den Iran verschleppt.[4] Die genauen Umstände seiner Ergreifung sind nicht bekannt. Ein Journalist des persischsprachigen Dienstes der BBC schrieb nach seiner Hinrichtung, Zam sei mit dem Versprechen in den Irak gelockt worden, dort den einflussreichen iranischen Ayatollah Ali as-Sistani treffen zu können, um dessen Unterstützung zu erlangen.[3]
Zams Fall wurde von den iranischen Machthabern stark mediatisiert. Nach seiner Verschleppung in den Iran benutzten die Revolutionsgarden Zams eigenen Telegram-Kanal, um dort seine Verhaftung bekanntzugeben. Er musste im Fernsehen ein Geständnis ablegen. Ebenfalls im iranischen Fernsehen wurden Beiträge ausgestrahlt, in denen Zams angebliches Netz von Kontakten und die Geheimdienstoperation, mit der er in den Irak gelockt und dort von den Garden gefasst worden war, dargestellt wurden. Nach diesen Darstellungen sei es dabei auch gelungen, ausländische Geheimdienste zu täuschen.[3]
Im Juni 2020 wurde Zam wegen seiner Rolle bei den Protesten der iranischen Opposition 2017/2018 zum Tode verurteilt.[4] Unter anderem wurden ihm „Verbrechen gegen die innere und äußere Sicherheit“ und Spionage für den französischen Geheimdienst vorgeworfen, ebenso „Beleidigung des Islam“.[5]
Nachdem der iranische oberste Gerichtshof das Urteil am 8. Dezember 2020 bestätigt hatte,[6] wurde Ruhollah Zam vier Tage später in Teheran durch Erhängen hingerichtet.[1]
Weblinks
- Ehsan Abri, Luca Brunsch, Antje Schippmann: Chef der iranischen Protest-Plattform „Amadnews“ im BILD-Interview: „Hätten wir schnelles Internet, wäre das Regime bald weg“. In: bild.de. 3. Januar 2018 .
Einzelnachweise
- ↑ a b c Iran lässt Blogger Ruhollah Zam hinrichten. In: spiegel.de. 12. Dezember 2020, abgerufen am 12. Dezember 2020.
- ↑ a b c d Jon Gambrell: Protests in Iran fanned by exiled journalist, messaging app. In: apnews.com. 31. Dezember 2017, abgerufen am 12. Dezember 2020 (englisch).
- ↑ a b c d Ruhollah Zam: Iran executes journalist accused of fanning unrest. In: bbc.com. 12. Dezember 2020, abgerufen am 12. Dezember 2020 (englisch).
- ↑ a b c L’Iran exécute Rouhollah Zam, un opposant ayant vécu en exil en France avant d’être enlevé en Irak. In: lemonde.fr. 12. Dezember 2020, abgerufen am 12. Dezember 2020 (französisch).
- ↑ Oppositioneller Ruhollah Sam im Iran hingerichtet. In: msn.com. 12. Dezember 2020, abgerufen am 12. Dezember 2020.
- ↑ Regierungskritischer Journalist im Iran hingerichtet. In: deutschlandfunkkultur.de. 12. Dezember 2020, abgerufen am 12. Dezember 2020.
Personendaten | |
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NAME | Zam, Ruhollah |
ALTERNATIVNAMEN | Sam, Ruhollah |
KURZBESCHREIBUNG | iranischer Journalist, Blogger und Regimegegner |
GEBURTSDATUM | 1978 |
STERBEDATUM | 12. Dezember 2020 |
STERBEORT | Teheran, Iran |