Guben
Wappen | Karte |
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Deutschlandkarte, Position von Guben hervorgehoben |
Basisdaten | |
Bundesland: | Brandenburg |
Landkreis: | Spree-Neiße |
Geografische Lage: | Vorlage:Koordinate Text Artikel |
Höhe: | 41-48 m ü. NN |
Fläche: | 43,75 km² |
Einwohner: | 20.777 (30. Juni 2006) |
Bevölkerungsdichte: | 480 Einwohner /km² |
Postleitzahl: | 03172 |
Telefonvorwahl: | 03561 |
Kfz-Kennzeichen: | SPN |
Gemeindeschlüssel: | 12 0 71 160 |
Stadtgliederung: | 3 Stadtteile und 5 Ortsteile |
Adresse der Stadtverwaltung: | Gasstraße 4 03172 Guben |
Website: | www.guben.de |
Bürgermeister: | Klaus-Dieter Hübner (FDP) |
Guben (sorbisch & polnisch: Gubin) ist eine Stadt im Landkreis Spree-Neiße im Land Brandenburg. Im Potsdamer Abkommen am Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahre 1945 wurde die deutsche Ostgrenze an Oder und Lausitzer Neiße (Oder-Neiße-Grenze) festgelegt. Dadurch wurde der größere Teil der Stadt, ihr historisches Zentrum, abgespalten und zur polnischen Stadt Gubin.
Geografie
Geografische Lage
Guben liegt heute am westlichen Ufer der Neiße in der Niederlausitz im Südosten des Landes Brandenburg. Die Stadt liegt an einer schmalen Stelle des hochwassergefährdeten Neißetales, wo die Hochflächen im Osten und Westen nur ca. 1 km voneinander entfernt sind, und so in der Gründungszeit für den Wagenverkehr günstig war.
Die Hochflächen entstanden als Grundmoränen der Weichsel-Eiszeit, auf die im Westen (Kaltenborner Berge) und Osten (Gubener Berge) Endmoränen aufgesetzt sind. Die weitere Umgebung ist mit ausgedehnten Kiefernwäldern bedeckt, die zahlreiche Seen (z.B. den Pinnower See) enthalten.
Stadtgliederung
Die Stadt gliedert sich in (die inoffiziellen Stadtteile):
- Altstadt (entstanden aus der früheren Klostervorstadt, die sich zur Industrievorstadt des alten Guben entwickelt hatte)
- Sprucke (ursprünglich Vorwerk Altsprucke, dazu ab 1920 Neusprucke und ab 1963 Obersprucke)
- Reichenbach
und die offiziellen Ortsteile (mit Ortsbürgermeister)
- Bresinchen
- Deulowitz
- Groß Breesen (mit Grunewald)
- Kaltenborn
- Schlagsdorf
Geschichte
Guben entstand um 1200 als Handels- und Handwerkersiedlung und Markort an der Kreuzung der Fernstraßen von Leipzig nach Posen und von Görlitz nach Frankfurt (Oder). Die Siedlung am Ostufer der Neiße war durch den Neißenebenfluss Lubst im Norden und Osten sowie Sümpfe im Süden geschützt. Am 1. Juni 1235 erhielt sie als oppidum durch den Wettiner Heinrich den Erlauchten, Markgraf von Meißen, das Stadtrecht. Am gegenüberliegenden westlichen Flussufer wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts ein Benediktiner-Nonnenkloster gegründet, bei dem die Klostervorstadt entstand. Im Jahre 1312 erscheint das Stadtwappen mit seinen drei Türmen erstmals auf einer Urkunde.
Guben gehörte bis 1815 ununterbrochen zur Markgrafschaft Niederlausitz, die von 1367 bis 1635 dem Königreich Böhmen inkorporiert war. Die Befestigungsanlagen mit den drei Stadttoren wurden im 14. Jahrhundert zunächst aus einem Erdwall, einem Graben und Holzbeplankung massiv errichtet. In den Jahren von 1523 bis 1544 sind die "goldenen Penise" erneuert und verstärkt worden. 1561 ist mit dem Salzsieden in der Stadt begonnen worden. 1635 wurde der Kurfürst von Sachsen, Johann Georg I., im Prager Frieden vom deutschen Kaiser mit der Markgrafschaft Niederlausitz einschließlich der Stadt Guben belehnt.
Aus der handwerklichen Tuchmacherei im 16. Jahrhundert entwickelte sich im 19. Jahrhundert eine starke Tuchfabrikation, zu der seit 1849 die Herstellung von Lederhandschuhen kam. 1822 begann die Hutfabrikation, die schließlich 65 Prozent des deutschen Bedarfs deckte. Später folgten der Maschinenbau, die Teppich- und Schuhfabrikation. In Guben erschien in der Biedermeierzeit der Musenalmanach Helena. 1847 begann man mit der Braunkohleförderung am östlichen Stadtrand.
Guben erhielt 1846 eine Bahnverbindung nach Frankfurt an der Oder und Breslau, 1871 nach Cottbus und Crossen, 1904 nach Forst. Zwischen dem 24. Februar 1904 und dem 8. Juni 1938 verkehrte eine Straßenbahn in der Stadt.
1815 wurde das Markgraftum Niederlausitz aufgelöst und Guben Kreisstadt in der preußischen Provinz Brandenburg. Am 1. April 1884 schied die Stadtgemeinde Guben aus dem Kreis Guben aus und bildete fortan einen eigenen Stadtkreis. Am 1. Dezember 1928 wurde der Gutsbezirk Mückenberg aus dem Landkreis Guben in die Stadtgemeinde Guben eingegliedert. Im Juni 1950 ist die Stadt dem Landkreis Cottbus zugeordnet worden. Mit der Verwaltungsreform vom 23. Juli 1952 entstand der 1950 aufgelöste Kreis Guben erneut. Mit dem Gesetz zur Kreis-Neugliederung im Land Brandenburg, das am 6. Dezember 1993 in Kraft trat, wurde der Kreis wieder aufgelöst. Guben wurde eine Stadt im neu gegründeten Landkreis Spree-Neiße.
Von 1961 bis 1990 trug die Stadt den amtlichen Ortsnamen "Wilhelm-Pieck-Stadt Guben" in Gedenken an den ersten und einzigen Staatspräsidenten der DDR, welcher 1876 in Guben (im Teil des heutigen Gubin) geboren wurde und 1960 verstarb.
Seit die Stadt 1945 in das polnische Gubin und das deutsche Guben beiderseits der Neiße geteilt wurde, erlebte die ehemalige Vorstadt als selbständige Stadt Guben eine starke Vergrößerung, vor allem durch den Aufbau des Chemiefaserwerkes seit 1964 und neuer Wohngebiete. In den Folgejahren der deutschen Wiedervereinigung im Jahre 1990 verlor Guben erheblich an Wirtschaftskraft und Einwohnern. Heute versucht die Stadt erneut, mit der polnischen Nachbar- und Partnerstadt Gubin zusammenzuarbeiten. Zu den größten Arbeitgebern in Guben zählen die Trevira Gmbh, der Bäckerei-Großbetrieb Bäcker Dreißig, der Zuckerwatte-Hersteller Cotton Candy, die 1902 gegründete Glas- und Leichtmetallbau GmbH Joachim Dulitz und das Naemie-Wilke-Stift als örtliches Krankenhaus.
In Guben befindet sich ein Amtsgericht.
In der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg war Guben bekannt durch seine Textilindustrie "Gubener Hüte - weltbekannt durch ihre Güte". Der Gubener Fabrikant Wilke gilt als Erfinder des gepressten Filzhutes. Als seine Tocher früh verstarb gründete er das Naemi-Wilke-Stift Guben. Es ist bis heute das örtliche Krankenhaus, in der Trägerschaft der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche
Derzeit entsteht in Guben ein neues Stadtzentrum welches auf dem Gebiet der ehemaligen Hutfabrik gebaut wird und einige Gebäudeteile dieser nutzt. Das neue Stadtzentrum bietet unter anderem Platz für die Stadtverwaltung, welche sich bis dato in der alten umfunktionierten Tuchfabrik befand. Dieses nun leerstehende Gebäude soll demnächst eine neue Fabrik für Gunther von Hagens werden, der dort für seine Ausstellungen Preparate anfertigen wird.
Einwohnerentwicklung
Es folgt eine Übersicht mit den Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1844 handelt es sich meist um Schätzungen, danach um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen Statistischen Ämter beziehungsweise der Stadtverwaltung selbst.
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¹ Volkszählungsergebnis
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
- Stadt- und Industriemuseum
- Museum "Sprucker Mühle"
Kultur- und Begegnungszentren
- Deutsch-Slawisches Kulturzentrum
- Kulturzentrum Obersprucke
- Jugend- und Begegnungszentrum Mittelstraße
- Alte Färberei
Kirchengemeinden
- Evangelisch-Lutherische Gemeinde des Guten Hirten
Diese Kirchengemeinde entstand als Reaktion auf die von König Friedrich Wilhelm III. von Preußen zwangsverordnete Union (1830)zwischen Lutheranern und Reformierten im Jahre 1836. Seitdem ist die Gemeinde als evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirchengemeinde bekannt. 1872 besitzt die Kirchengemeinde Korporationsrechte. Auf Initative des Hutmachers Friedrich Wilke wurde sowohl die Kirche des Guten Hirten als auch das Krankenhaus Naemi-Wilke-Stift gegründet. Die Kirche ist 1902 bis 1903 im Jugendstil gebaut worden und stellt daher eine Besonderheit in der Region dar. Heute gehört die Gemeinde des Guten Hirten zum Kirchenbezirk Lausitz der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche.
Quelle: Evangelisch-Lutherische Gemeinde des Guten Hirten
- Römisch-Katholische Kirche
- Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg - Schlesische Oberlaustiz
- Ruine der ehemaligen Gubener Stadt- und Hauptkirche in Gubin
Friedhöfe
- Jüdischer Friedhof
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
- Bahnanschluss nach Berlin, Frankfurt (Oder), Cottbus, Leipzig und Potsdam
- Autobahnanschluss über die A15 nach Cottbus und Forst sowie die A12 bei Frankfurt (Oder)
- Grenzübergang im Stadtgebiet nach Gubin (Polen) für Fußgänger und PKW sowie Transitübergang im Süden der Stadt (OT Schlagsdorf)
- nächster Flugplatz bei Drewitz rund 25 Kilometer von Guben mit Landemöglichkeiten für private und Geschäftsflüge
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- 14. Jahrhundert, Johann von Guben, Stadtschreiber von Zittau und erster Chronist der Oberlausitz
- 1515, Sebastian Boetius, († 1573), Theologe
- 1598, Johann Crüger († 1662), Kirchenliederkomponist, Kantor in Berlin (St. Nicolai)
- 1618, Johann Franck († 1677), Bürgermeister von Guben, Kirchenliederdichter
- 1639, Gottfried Kirch († 1710), Astronom u.a. in Leipzig und Berlin
- 1751, Corona Schröter († 1802), Schauspielerin im Umfeld von Goethe
- 1856, Alexander Tschirch († 1939), Pharmakologe in Bern, Schweiz
- 1869, Ludwig von Reuter, († 1943), Admiral der kaiserlichen Marine
- 1876, Wilhelm Pieck († 1960), Politiker (KPD, SED), MdR, Staatspräsident der DDR
- 1886, Kurt Zweigert († 1967), Jurist
- 1896, Hans Friede († 1978), Politiker (GB/BHE), MdL (Schleswig-Holstein)
- 1903, Klaus Herrmann († 1972), Schriftsteller, Generalsekretär der Deutschen Schillerstiftung (ab 1959)
- 1939, Barbara Dittus († 2001), Schauspielerin
- 1956, Lothar Thoms, Bahnradsportler (1000-m Zeitfahren), Olympiasieger 1980, 4facher Weltmeister 1977-1981
- 1974, Danilo Hondo, Radrennfahrer, Deutscher Meister 2002
- 1982, Andy Bacher, Klugscheisser und Erbsenzähler 2006
Kulinarisches und Appelfest
Eine echte Gubenerspezialität sind die Gubener Plinze, das sind Hefeplinse die auf eine spezielle Art hergestellt werden. Man beachte, dass sie mit z geschrieben werden. Desweiteren ist Guben auch für seine Apfelspezialitäten bekannt. In Guben wird der Apfel auch umgangssprachlich "Appel" genannt, was sich auch im größten Volksfest der Stadt widerspiegelt - dem Gubener Appelfest. Hier werden junge Schönheiten auf ihr Wissen über Appelwein und Äpfel der Region geprüft. Das Publikum bestimmt durch eine geheime Wahl wer der Appelkönigin des jeweiligen Jahres werden soll.
Eine spezielle Gubener Apfelsorte ist der Warraschke oder auch Gubener Warraschke genannt.
Literatur
- "Nachbarn von einst - Bilder und Dokumente jüdischen Lebens in Guben"; ISBN 3-935881-02-9
- "Guben, Perle der Lausitz - Wanderführer durch Guben und Umgebung", Reprint von 1914; ISBN 3-935881-01-0
- "Gubener Texte - Erinnerungen an eine vergangene Stadt", ISBN 3-935881-26-6
- "Poetensteig - Gubener Verse und Gedichte", ISBN 3-935881-18-5
- "Verkehrsplan der Stadt Guben 1927", Reprint ISBN 3-935881-22-3
- "100 Jahre Pestalozzischule Guben 1902-2002", ISBN 3-935881-30-4
- "Der Kreis Guben im Jahre 1927" Reprint der Silva-Karte, ISBN 3-935881-14-2
- "Guben spielend kennen lernen" Ein Quiz mit 100 Fragen und Antworten, ISBN 3-935881-29-0
Weblinks
- Offizielle Seite der Stadt Guben
- Historische Informationen zur Stadt Guben
- Weitere Weblinks zu Guben im OpenDirectory