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Blindenfußball

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Blindenfußball ist eine relativ junge Sportart im Bereich des Blindensports, das seit seiner ersten Demonstration bei den Paralympics in Athen 2004 zunehmend praktiziert wird. Zwei Mannschaften treten mit je fünf Spielern gegeneinander an. Ziel ist es, wie beim Fußball sehender Spieler, den Ball ins gegnerische Tor zu platzieren. Die Spieler im Feld sind blind im Sinne des höchsten Schweregrads B1, Augenklappen oder Binden gleichen eventuelle Unterschiede in der Sehschädigung unter den Spielern aus. Die Torhüter sind als einzige nicht blind. Sie und die mannschaftseigenen guides, die jeweils hinter dem gegnerischen Tor positioniert sind, dirigieren mit Zurufen ihre Spieler. Der Ball der blinden Fußballer ist im Inneren mit Rasseln versehen und ist auf diese Weise hörbar.

Regeln

Gespielt wird auf einem etwa 20 x 40 Meter großen rechteckigen Feld, dessen Längsseiten von stabilen Seitenbanden begrenzt werden. Eine glatte Vorderfront dieser Banden ohne ins Feld ragende Füße ist essentiell, da die Spieler über Bande spielen und sich während des Spiels an ihr entlang tasten. Blindenfußball wird international vielfach in der Halle, daher auch der Begriff Blind Futsal, gespielt, ist unter entsprechenden Bedingungen (ruhige Lage der Spielstätte) jedoch auch im Freien spielbar. Kunstrasen oder natürlicher Rasen bilden den Untergrund. Laut dem Regelwerk für den Blindenfußball, das von der Dachorganisation für Blindensport in Europa, die International Blind Sports Federation (IBSA), in Anlehnung an das Fußball-Regelwerk der FIFA entwickelt wurde, sind im Wettkampfgeschehen folgende Regeln bindend:

  • Das Feld ist 38 bis 42 Metern lang und 18 bis 22 Metern breit. In der Mitte der Spielfläche befindet sich ein Kreis von sechs Metern Durchmesser. Eine mittig durch den Kreis gezogene Linie teilt das Feld in zwei Hälften. Das Tor ist drei Meter breit und zwei Meter hoch, der Torraum um das Tor herum beträgt 5 x 2 Meter. Strafstöße werden von einem Punkt sechs Meter vom Zentrum des Tors entfernt ausgeführt.
  • In acht Meter Entfernung vom Zentrum des Tores befindet sich ein weiterer Punkt auf dem Feld, von dem aus Freistöße vorgenommen werden. Das ist ein Unterschied zum Fußball sehender Spieler, die ihre Freistöße von jedem Punkt innerhalb des Spielfeldes ausführen.
  • Die Spieldauer beträgt 50 Minuten bei zwei Halbzeiten von je 25 Minuten.
  • Der Ball besteht aus Leder oder Synthetik, hat einen Umfang von 62 cm und ein Gewicht von 490-520 Gramm. Er ist damit kleiner und schwerer als der FIFA-Fußball. Im Inneren ist er mit mehreren lauten Rasseln versehen.
  • Erforderlich ist eine Beschallungsanlage in der Nähe des Zeitnehmers, um time outs verbal mitzuteilen und das Publikum um Ruhe zu bitten.
  • Im Blindenfußball gibt es keine Abseitsregel.

Charakteristik des Spiels

Blindenfußball ist genauso rasant und spannend wie das Spiel Sehender. Das Spiel blinder Spieler funktioniert durch gutes Gehör, Orientierungssinn, Körperbeherrschung und den engen Kontakt zum hörbaren Ball. Durch eine spezielle Lauftechnik bleiben Ball und Füße bis zur Abgabe in Berührung. Die Torwarte, Trainer und ein hinter jedem Tor postierter guide erleichtern mit Zurufen die Orientierung. Im Fall eines Elfmeters, der im Blindenfußball vom Sechs-Meter-Punkt ausgeführt wird, klopft der Torhüter vor dem Stoß mit einem Stock links und rechts an die Pfosten, um die Orientierung des Schützen zu erleichtern. Die Spieler der Spitzenmannschaften im Blindenfußball erarbeiten sich im jahrelangen Training die Fähigkeit, den Ball über längere Strecken zu führen, Gegner anzudribbeln, zuverlässige Pässe zu spielen und unhaltbare Torschüsse zu platzieren.

Blindenfußball International

2004 wurde Blindenfußball bei den Paralympischen Spielen in Athen als Football 5-a-side (5er Fußball) als Demonstrationssportart in den Kanon der olympischen Disziplinen aufgenommen. Entsandt wurden Nationalmannschaften aus den Ländern Argentinien, Brasilien, Frankreich, Griechenland, Korea, Russland, Spanien und der Ukraine. Mittlerweile wird Blindenfußball in 21 Ländern organisiert ausgeübt. Die Verantwortung für die internationale Entwicklung und Organisation des Blindenfußballs liegt in den Händen der International Blind Sports Federation (IBSA) mit Sitz in Madrid/ Spanien. Mit Unterstützung der UEFA realisiert die IBSA derzeit im Rahmen ihres Futsal-Entwicklungsprogramms für Blinde europaweit Blindenfußball-Seminare für Trainer und Schiedsrichter der FIFA-Landesverbände.

Blindenfußball in Deutschland

Mit dem ersten Internationalen Blindenfußballturnier am 26. und 27. Mai in Berlin begann die Geschichte des Blindenfußballs in Deutschland. Hier gab es bisher keinen organisierten, vereinsangebundenen Blindenfußball wie etwa in Südamerika, England oder Spanien. Um dies zu ändern, haben Vertreter des Sozialverbands Deutschland (SoVD), des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV) in Zusammenarbeit mit dem Berliner Behindertensportverband Ideen für eine Etablierung des Blindenfußballs in Deutschland entwickelt und die Austragung eines ersten repräsentativen, internationalen Turniers in Berlin, den International Blind Challenge Cup (IBCC) organisiert. Dieser fand im Mai 2006 statt. Zu Gast waren Brasilien (Gold bei den Paralympics 2004 in Athen) und die drei besten Mannschaften der Europameisterschaften 2005 in Málaga/Spanien: Spanien, Frankreich, England. Die Teams spielten um den 1. Berliner IBCC-Pokal, der als ausgewiesener Wanderpokal symbolisch für die zukünftige Fortführung von Blindenfußballturnieren in Deutschland steht. In einem Endspiel der punktbesten Mannschaften des Turniers, Brasilien (sechs Tore) und Spanien (vier Tore), gewann Spanien mit 1:0. Frankreich landete auf dem dritten Platz. Der IBCC stand unter der Aufsicht von vier lizenzierten Schiedsrichtern der IBSA aus England, Frankreich, Griechenland und Spanien.

http://www.ibsa.es/eng/deportes/football/presentacion.htm

http://www.ibsa.es/eng/deportes/football/IBSA%20Futsal%20Rulebook%202005-2009.pdf

http://www.fifa.com/de/index.html

http://www.ibcc2006.de

http://www.sovd.de

http://www.dbsv.org