Studiomusiker
Ein Studiomusiker (engl. session-musician) ist ein spezialisierter Musiker, der auf Honorarbasis Musiker, Sänger oder Musikproduzenten bei deren Studio-Aufnahmen unterstützt. Er bleibt dabei meist anonym, d.h. sein Mitwirken an der Produktion wird je nach Musikgenre nicht veröffentlicht. Der Studiomusiker ist meist professioneller Tonkünstler, d.h. er ist fulltime-Musiker und lebt von diesem Beruf, oft in Kombination von Live- und Studiojobs, auch Lehrertätigkeiten werden von manchen Studiomusikern angeboten.
Die Honorierung des Studiomusikers findet pro Titel, pro Tag, oder pro Produktion statt. Der steuerliche Status des Studiomusikers ist der des selbstständigen Künstlers, sofern der Musiker nicht z.B. in einem Orchester fest angestellt ist.
Bei zunehmender Prominenz oder Bekanntheit des Studiomusikers wird jedoch auf die Namensnennung gern Wert gelegt, da das unter Umständen die Verkäufe des Tonträgers ankurbeln kann. Oder die Popularität/Qualität des Studiomusikers strahlt einfach auf den Künstler ab und bringt diesem einen Imagegewinn. Studiomusiker sind nicht nur Instrumentalisten, sondern auch Sänger/innen. Ihre musikalische Ausbildung ist so unterschiedlich wie individuell. So gibt es Studiomusiker, die ein abgeschlossenes Studium (z.B Konzertmusiker) hinter sich haben, aber auch Autodidakten, die keine "klassische" musikalische Ausbildung haben, evtl. sogar keine Notenkenntnisse haben (eher selten).
Viele Musiker starteten ihre Karriere als Studiomusiker, so z.B. Jimmy Page von Led Zeppelin, Björn Ulvaeus und Benny Andersson von ABBA sowie die Mitglieder der Band Rubettes. Die Mitglieder der amerikanischen Gruppe "TOTO" waren z.B. in den 80er Jahren die gefragtesten Studiomusiker und haben unzählige Produktionen eingespielt und so den spezifischen Sound des jeweiligen Künstlers mitbestimmt.
Es gab in der Popmusik einige "Bands", die musikalisch keine Eigenleistung brachten aber ein gut zu vermarktendes Image hatten. So hatte die amerikanische Band The Monkees mehrere große Hits, ohne an deren Aufnahmen beteiligt gewesen zu sein, die Stücke wurden ausschließlich durch Studiomusiker aufgenommen. Prominente Beispiele aus Deutschland für solche "Bands" sind Milli Vanilli und Boney M.. Selbstverständlich gibt es auch heute noch viele (und immer mehr) "Retorten-Gruppen", die auf die Hilfe von Studiomusikern zurückgreifen. Aber auch Bands die selbst ihre Instrumente beherrschen, lassen im Studio lieber die Spezialisten spielen. Die Gründe sind vielfältig: Zum Einen ist es nicht so einfach, einen "CD-reifen" Instrumentalvortrag zu bringen, zum Anderen ist es oft schlichtweg aus Zeitgründen oder mangelnden Fertigkeiten geboten, sich die Playbacks von studioerfahrenen Musikern maßschneidern zu lassen.
Es ist eines der bestgehüteten Geheimnisse der Musikindustrie, dass z.B. einige der deutschen Top-Produktionen seit Jahren fast ausschließlich von namhaften Studiomusikern eingespielt wurden. Auch wenn die Manager und Plattenfirmen den Medien/Rezipienten glauben machen wollen, es handele sich hier um handgemachte, authentische Aufnahmen der Künstler selbst. Die Studiomusiker sind in diesen Fällen zu absoluten Stillschweigen verpflichtet und werden auch äußerst selten an den Lizenzeinnahmen aus Verkäufen der Aufnahmen beteiligt. Selbst auf die sog. "Credits", also der Nennung des Namens auf der jeweiligen Produktion wird verzichtet.
Es gibt Studiomusiker, die Tausende von Aufnahmen für andere Interpreten eingespielt haben, ohne nach außen hin selbst Berühmtheit erlangt zu haben. Seit einigen Jahren wird das Mitwirken von Studiomusikern unter "Gastmusiker" veröffentlicht.
Namhafte deutsche Studiomusiker sind:
Schlagzeug
Bass
Gitarre
Keyboard
Saxophon
Christian Felke, Christian Schneider, Olaf Kübler, Dino Solera, Axel Kühn
USA:
Drummer
Steve Gadd
Carlo Little
Bobby Graham
Clem Cattini
Vinnie Colaiuta
Bernhard Purdie
Simon Phillips
Steve Ferrone
Gitarristen
Bassisten
Herbie Flowers
Lee Sklar
Neil Stubenhaus
Will Lee
Freddy Washington
Keyboarder
Michael Boddiker
Peter Robinson
Neuerdings nützen manche Studiomusiker das Medium Internet vermehrt für eine kostengünstigere und schnellere Abwicklung. Musikdaten in verschiedenen Formaten (z.B. midi, wave) werden via E-Mail verschickt oder mit Downloadmöglichkeit auf Websites oder FTP-Server gestellt.
Jedoch ist diese Art der "Abwicklung" bei hochklassigen Produktionen kaum gewünscht, da Künstler und Produzenten auf den Vortrag des Studiomusikers während der Aufnahme-Session persönlich Einfluss nehmen möchten, bzw. das Ergebnis der Session gemeinsam erarbeiten.