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Arzberg (Oberfranken)

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Wappen Karte
Wappen der Stadt Arzberg Deutschlandkarte, Position von Arzberg hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberfranken
Landkreis: Wunsiedel
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Höhe: 503 m ü. NN
Fläche: 43,22 km²
Einwohner: 6.060 (30. Juni 2005)
Bevölkerungsdichte: 140 Einwohner je km²
Postleitzahl: 95659
Vorwahl: 09233
Kfz-Kennzeichen: WUN
Gemeindeschlüssel: 09 4 79 112
Stadtgliederung: 11 Stadtteile
Adresse der Stadtverwaltung: Friedrich-Ebert-Straße 6
95659 Arzberg
Website: www.arzberg.de
Politik
Bürgermeister: Winfried Geppert (CSU)
Arzberg aus der Vogelperspektive
Datei:Ulm Arzberg.jpg
Arzberg von Süden aus gesehen

Arzberg ist eine Stadt im oberfränkischen Landkreis Wunsiedel i.Fichtelgebirge.

Geographie

Arzberg liegt am südöstlichen Rand des Fichtelgebirgshufeisens, durchschnittlich 470 m über NN und zählt rund 6500 Einwohner.

Zum Grenzübergang Eger nach Tschechien sind es nur 4 km. Arzberg ist damit idealer Ausgangspunkt für Ausflüge nach Eger und in das berühmte Dreibädereck Karlsbad - Marienbad - Franzensbad.

Die Stadt liegt im Tal der Röslau. Das beherrschende Bild des Ortes ist der Kirchberg mit der evangelischen Kirche, dem alten Pulverturm, dem ehemaligen Nachtwächterhaus und Resten der Kirchenburg-Festungsmauer. Als besonderer landschaftlicher Anziehungspunkt gilt das Naherholungsgebiet Feisnitz-Stausee.

Wappen

Daw Wappen erinnert an die glorreichen Zeiten der Stadt, als sie dem Burggrafen von Nürnberg zugehörig waren und der Erzbergbau noch florierte.

Der rot-silberne Schildbord und der rot bewährte Löwe sind dem Wappen der Burggrafen von Nürnberg entlehnt.

Der Erzberg und die Hacke, die der Löwe hält versinnbildlichen gleichzeitig den einprägsamen Namen (Arzberg leitet sich von Erzberg ab) und den vom Mittelalter an bis 1941 florierenden Bergbau.

Das Wappen entspricht in seiner heutigen Form und Tinktur wieder den frühesten Abbildungen (etwa 15. Jahrhundert). Es wurde aufgrund der Veränderungen, die im Laufe der Geschichte vorgenommen wurden und zu Fehlern in der Wappengestaltung führten 1965 von Emil Richter neu gestaltet.

Geschichte

Kaspar Bruschius schreibt im Jahre 1542: "Die Reßlau, ein fast hell und fischreich Wasser … entspringet oberhalb Farendorff … aus einem Berg, die Farenleut genannt, welcher ein Stück des Fichtelberges ist, läufft an Farendorff und Leipelsdorf hin … trinket in sich den Zweiffersbach, den Schnellenbach, läuft von dannen auf Wohnsiedel. Unter Wohnsiedel liegen an der Reßlau Dela und Laurentzenreuth … . Unter Laurentzenreuth nimmt die Reßlau den Goldbach auf. Unter Seussena, einem Dorf, nimmt sie abermals zwey schöne Bächlein in sich auf … . von Seussna wandert die Reßlau weiter und laufet auf Arzberg hin … darinnen eine sehr veste und mit einer hohen starken Mauer bewahrte Kirch heutigen Tags noch gefunden und gesehen wird."

"Ich wohne auf dem hohen Gebirg in Arzberg, einem Dörfchen im Fichtelgebirge. Die Lagerstätten sind so interessant, ich kann im Laufe des Jahres mehrmals einfahren. Ich taumle vor Freuden."

Kein geringerer als der Universalgelehrte Alexander von Humboldt, der in seiner Eigenschaft als Oberbergmeister der preußischen Fürstentümer Ansbach und Bayreuth von 1792 bis 1796 zeitweise in Arzberg wohnte, beschrieb so euphorisch unser Arzberg.

Arzberg wurde im Jahre 1268 erstmals urkundlich erwähnt. Schon 1408 erhielt es durch den Burggrafen von Nürnberg das Stadtrecht. In früheren Jahrhunderten blühte hier der Eisenerzabbau. Der bereits erwähnte Alexander von Humboldt gründete hier eine Bergschule. Leinen- und Wollweberei, Büchsenschlosserei und Ofentöpfereien waren weitere markante Gewerbe der damaligen Zeit. Erzeugnisse der Büchsenschlosser Gesell und Ofentöpfer Stöhr begegnen Sie noch heute in großen Museen. Ehemalige Eisenhämmer befanden sich im 14.-17. Jahrhundert als Rohrschmieden zum Beispiel im G'steinigt. Neben dem Rathaus kann man heute eine historische Hammerschmiede bewundern, die restauriert und dort für alle zugänglich aufgestellt wurde. Heute erinnern nur noch einige Straßennamen und die Überreste des Maschinenhauses des letzten Bergwerks an diese Zeit.

1838 nahm eine neue wirtschaftliche Entwicklung durch die Porzellanherstellung ihren Anfang.

Die Nähe des Falkenauer Braunkohlereviers in Tschechien und die günstigen Wasserverhältnisse an der Röslau waren ausschlaggebend für den Bau eines Dampfkraftwerkes. Im Jahr 1915 in Betrieb genommen, zählte es zuletzt dank modernster Rauchgasreinigung weltweit zu den saubersten derartigen Kraftwerken. Es wurde 2003 geschlossen.

Bei einem Rundgang durch unsere Stadt finden Sie viele Zeugen unserer langen Geschichte, angefangen beim Schloss in Röthenbach, das in den Jahren 1559-61 für den "Edl Jobst Heinrich von Schirnding errichtete wurde. 1981-84 wurde eine durchgreifende Restaurierung ausgeführt. das einst von einem Graben umgebene Schloss hat einen hakenförmigen Grundriss. Der Hof öffnet sich gen Süden, die Außenecke des Schlosses weist gen Norden. Der nordwestliche Flügel ist kürzer als der nordöstliche. Beide sind zweigeschossig. An den gegen den Hof schauenden Ecken des Obergeschosses befindet sich je ein Erker auf Kargsteinen, Ihre Treppengiebel, und jene der Schmalseiten des Schlosses, sind Zutaten der Romantik, wohl bald nach Mitte des 19. Jahrhunderts. Schon allein die von den Werkleuten errichtete Gedenktafel über diesen Renaissancebau ist eine kunstgeschichtliche Rarität, die das Schloss zu einem Kulturdenkmal hohen Ranges erhebt. Es befindet sich heute im Privatbesitz der Familie von Waldenfels.

Ein ehemaliges Rittergut und Schloss derer von Benckendorff befindet sich im Ortsteil Schlottenhof. Erbaut wurde das damalige Lehnsgut 1750-1753 unter Verwendung eines älteren Teils von 1600. Künstlerisch interessant ist die, aus örtlichen Gründen, schiefwinkelige Durchfahrt im südlichen Teil des Traktes. Das Portal hat gefelderte Pilaster mit profilierten Kämpfern und einen ebenfalls gefelderten klassizistischen Torbogen mit betontem Schlussstein. Im Hof befindet sich ein steinernes Brunnenbecken in schlichter Rokokoform. Auf der achtseitigen Brunnensäule befindet sich der "Schlottenhofer Brunnenwastl" in Egerländer Tracht. Ein Anblick schlechthin und eine der "Markierungen der Identität des Ortes" ist der Arzberger Kirchberg. Auf der beherrschenden Nase des "Mount Arzberg" liegt ein Stück sichtbares und versunkenes Mittelalter. Wann die Fundamente gelegt wurden, weiß man nicht genau, aber die hier vermutete ursprüngliche Burg muss wohl älter sein, als die erste urkundliche Erwähnung des Ortes, was sich aus der Lage ergibt. Bis zur Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg hatte eine ursprünglich spätgotische Kirche den Arzbergern an dieser Stelle als Gotteshaus gedient. Bei einem Neubau in den Jahren 1791/92 wurde der Kirchenraum so gestaltet, das er den Geist der lutherischen Gemeinschaft am besten zum Ausdruck gebracht hatte. Zum Beispiel sind Kirchenraum und Kanzelaltar aufeinander abgestimmt. Die zweigeschossigen Emporen schwingen zum Kanzelaltar hin und schließen ihn in den Ring der Gemeinde ein.

Ab Mitte des 16. Jahrhunderts bis in die Anfänge des 19. Jahrhunderts blieb Arzberg den Katholiken verschlossen. Eine Änderung brachte erst das Jahr 1810, in dem das Gebiet an Bayern kam. Im Jahre 1875 wurde in Arzberg auch wieder eine katholische Kirche im neugotischen Stil errichtet, die der "Maria Immaculata" geweiht ist. Die Holzfigur, die Maria mit dem Kind darstellt, stammt aus dem 15. Jahrhundert.

Das älteste Baudenkmal der Stadt ist der Pulverturm, ein Eckturm der Kirchhofbefestigung an der am besten erhaltenen Südostseite. Auch wenn keine Baunachrichten überliefert sind, weist der Rundturm mit Kegeldach auf das späte Mittelalter hin.

An der Südseite der Kirchenburganlage befindet sich die Benckendorffsche Gruft aus dem Jahr 1782 mit 14 marmornen Grabplatten hinter einem geschmiedeten Eisentor und dem Allianzwappen Beckendorff-Niclot.

Patenstadt

  • 1960 wurde die Patenschaft für die vertriebenen Sudetendeutschen aus der Stadt Sandau im Kreis Marienbad übernommen.

Wirtschaft

Arzberg wurde 1268 erstmals urkundlich erwähnt. Schon 1408 erhielt es durch den Burggrafen von Nürnberg das Stadtrecht. In früheren Jahrhunderten blühte hier der Eisenerzabbau.

Alexander von Humboldt war in Arzberg 5 Jahre als Oberbergmeister tätig. Er gründete hier sogar eine Bergschule. Leinen- und Wollweberei, Büchsenschlosserei und Ofentöpfereien waren weitere markante Gewerbe der damaligen Zeit. Erzeugnisse der Büchsenschlosser Gesell und Ofentöpfer Stöhr sind noch heute in großen Museen zu finden.

1838 nahm eine neue wirtschaftliche Entwicklung durch die Porzellanherstellung ihren Anfang. Neben dieser Industrie sind hier eine Lebkuchenfabrik, eine Nagelfabrik - die älteste Bayerns -, Glasschmelzhafenfabrik, Steinbaubetriebe, Baugeschäfte, Holzbearbeitungsbetriebe und Wurst- und Fleischwarenherstellung ansässig.

Verkehr

Eisenbahn

Arzberg liegt an der Hauptbahnlinie Nürnberg-Prag. Durch die grenzüberschreitenden Eilzüge besteht der Anschluss an das IC-Netz der Deutschen Bahn und tschechische Bahnnetz. Die eingleisige Strecke (Nürnberg) - Marktredwitz - Cheb ( - Prag) passiert Arzberg auf einem hohen Damm. Die Stadt Arzberg verfügt über einen mehrgleisigen Bahnhof, der tagsüber alle zwei Stunden bedient wird. Nach der Aufhebung 1985 wird der Bahnhof seit 2001 wieder durch die Vogtlandbahn bedient. Nach Stilllegung der Braunkohlekraftwerkes 2004 halten keine Güterzüge mehr in Arzberg. Die Anschlussgleise der Porzellanmanufaktur wurde Mitte der 1960er Jahre aufgelassen.

Straßenverkehr

Von der Bundesautobahn A93 liegt Arzberg nur um die 5 Kilometer entfernt, mit den Anschlussstellen Mitterteich, Marktredwitz und Thiersheim. An der Bundesstraße 303 von Marktredwitz nach Schirnding gelegen, erschließen zwei Anschlussstellen Ortskern und Gewerbegebiet. In Marktredwitz kreuzt die B 303 die Bundesautobahn 93 Regensburg - Hof.

Stadtgliederung

Bergnersreuth

Garmersreuth

Haid

Die Chronik

1061 wird die „Hohe Straße“ bzw. Otnantstraße, eine alte Handelsstraße zwischen Nürnberg und Eger genannt. Sie führt über das heutige Ortsgebiet weiter nach Forchheim, das bereits 1360 als verödet gemeldet wurde, bis nach Eger und von da an weiter nach Prag.

1499 wird die Haid mehrmals im Landbuch der Sechs Ämter erwähnt. Viele Seußener Bauern hatten hier ihre Felder. „Richter Thoman [...] hat 14 tag[werk] felds, auf der Haid gelegen [...] Jörg Freynersleben hat 12 tagwerck felds, gelegen in der Haid“ (Landbuch der Sechsämter von 1499), um die größten, der insgesamt 6 Seußener Bauern zu nennen, die hier Besitzungen hatten. Auch „in der Nybitz“ gibt es Flurstücke, allerdings hätte man damals hier nur einige „tagwerck wißmats“ und kaum ein Feld vorgefunden.

Zusammen mit dem „Pernloch“ (an anderer Stelle „Pernloe“ genannt) (heute „Katharinenhöhe“), und dem Endtenfleck (bei Glashütte), in denen Seußener und Brandener Bauern und die Familie „Prantner“ Lehen bzw. eigenen Besitzungen hatten, bildeten die Haid und die Nibitz ein größeres zusammenhängendes Rodungsgebiet, das zur damaligen Zeit nur spärlich besiedelt war und später teilweiße wieder aufgeforstet wurde.

An anderer Stelle taucht die Haid als Grenzort zwischen dem Reichsforst und dem Kohlwald auf. „Der Kolforst“ wird durch die „Faistritz“, „beginnend bei der mul zu Hofleins“ (Mühle bei Höflas) und durch die „Roslein“, in die die Faisnitz fließt begrenzt. Die Röslau bleibt die Grenze bis Oschwitz. Von dort an geht sie nun über Schirnding und das heutige Seedorf wieder an die Feisnitz zur „Hofleinsmul“. Der Reichsforst hingegen erstreckt sich zu einem großen Teil in die heutige Oberpfalz. Bei der Grenzbeschreibung beginnt man wieder mit der Mühle bei Höflas. Von hieran geht die Grenze über den „Dornperg“ nach „Kunerßreuth“ (heute Konnersreuth) und weiter nach „Rotzenpuhl“ (heuteiges Roßenbühl) . Von dort führt die Grenze durch den Wald, an der Altstraße bis zur heutigen „Ochsenränke“ entlang, von wo sie sich über die Haingrün, dann dem Steinbach entlang, und danach „hinuber bis uff den Rauhenprant“ (heute Weidersberg), schlängelt. Von dort geht es weiter „hinuber bis uff die Haid“. „Von der Haid eim weg hinab bis inn die Faistritz, do man angefangen hat.

Diese Waldfläche wird wie folgt beschrieben: „Item (lat.: ebenso, auch; Das Wort steht hier im Originaltext, da er wie einen Aufzählung gehalten ist.) der Reichsforst und Kolforst ist ein gros holtz bey zweien meiln lang unnd einer meile preit. Drinn stet pau- und ander holtz; des sind zwei stuck aneinander. Eine Meile war die Strecke, die man in einer Stunde zu Fuß zurücklegen konnte, also ca. 4 bis 4,5 Kilometer. Diese recht beachtliche Waldbesitzung wurde von den zwei „Forstknechten“ Fridl Haman, wohnhaft in „Prannt“, und Michel Kutzer, der sein Anwesen in „Seyssen“ hat, verwaltet.

Diese beiden Förstere hatten, wie schon gesagt, hauptsächlich die Aufgabe den Wald zu verwalten. Dies bestand z.B. darin den Hammerwerksbesitzern, genannt sei hier Hans Kohlschreiber, Hammermeister in Seußen, jährlich Holz für die Herstellung von Holzkohle anzuweißen. Weiterhin hatten sie die Aufgabe den „Reutzins“ für den Markgrafen einzutreiben, der von den an den Wald angrenzenden Dörfern erhoben wird. Entlohnt wurden sie dafür mit Getreide und anderen Naturalien von den Dörfern, die auch den Zins zahlen mussten.

1528 wird das Gebiet, da es zur Pfarrei Arzberg gehörte, protestantisch. Der 1. evangelische Pfarrer war Fabian Ödmann. Er wechselte zwar nicht mit voller Begeisterung ins Lager der Protestanten, aber unter dem Einfluss der Lehre Luthers wurde aus ihm ein Theologe, der nicht mehr materielle Gütern fragte, sondern wie man vor Gott bestehen könne.

1668 wird der Einsiedlerhof auf der „Klausuln“ (heute „Klausen“) erstmals genannt.

1632 plünderten Wallensteins Soldaten unsere Gegend aus, wobei viele Bauern auch erschossen wurden. Bis 1637 findet man von unserem Landstrich fast keine anderen Berichte als über das schlimme Rauben, Stehlen, Sengen und Brennen und Morden.

1633 waren Soldaten des Croatenoberst Corpes auf der Haid und in Seussen und verwüsteten das Dorf.

1634 wurde Wallenstein in Eger im Pachelbelhaus (heutiges Stadtmuseum) ermordet.

1640 lagen am 12. Juni auch in Seußen und auf der Haid eine Anzahl Reiter in Quartier, die sich recht übel aufführten. Dann wirbt Rittmeister Hans Wilhelm von Brand zu Brand in den Sechs Ämtern eine neue Kompagnie, mit der er am 21. Juli zur kurbayerischen Armee abrückt. Wer noch gesund war, ließ sich gerne werben, denn „besser Hammer als Amboß" zu sein. Vom 13. auf 14. August hat auch die Reiterei der Regi­menter Holtz, Koretto und Copaun in Seußen und der Umgebung, also auch der auf der Haid recht übel gehaust. Im Herbst dieses Jahres kommen Schweden unter Douglas und brand­schatzen Stadt und Land. Ins feste Schloss Hohenberg flüchten viele Leute, darunter auch solche von der Haid. Für die Bevölkerung der sechs Ämter wird übrigens 1640 die Burg Thierstein als Fliehburg ein­gerichtet. Im Frühjahr 1641 kommen noch weitere schwedische Truppen in das ausgesaugte Sechsämterland und ziehen, den anderen in die Oberpfalz zu einem Angriff auf Regensburg, wo der Kaiser mit dem Reichstag sitzt, weiter. Der Anschlag misslingt und hinter den zurückweichendem Schweden folgen die Bayern. Unmittelbar nach dem 20. März erscheinen sie auch in Seußen, und zwar das Regiment Löwenstein. Dieser Einquartierung sagen die Sechsämter, die schon viel erlebt hatten, nach, sie sei die allerunmenschlichste gewesen, die sie erdulden mussten. 1642 wurde es im Sommer wieder lebendiger auf unseren Straßen. Am 6. September ist eine Kompanie mit Heiducken und Pollaken, etwa 70 Mann stark, von Böhmen herausgekommen und hat ihr Nacht­quartier auf der Haid, in Seußen und Korbersdorf aufgeschlagen. Ende 1642 ist der ganze Kriegsschwall um uns herum gewesen.

1643 wurde es stiller auf unseren Straßen. „Um diese Zeit wurde durch frommes Gottvertrauen, eisernen Willen und herzlichen Gemeinsinn unter Pfarrer Simon Schöpfs Führung die im Jahre 1632 durch räuberisches Kriegsgesindel angezündete Kirche in Arzberg wieder aufgebaut. Geldmittel für fremde Handwerksleute waren nicht vorhanden, jede Arbeit musste selbst getan werden und jeder Einzelne tat es mit Freude. Es wird eine schlichte Kirche gewesen sein, aber inniger Dank erfüllte alle Herzen, als der erste Gottesdienst wieder gefeiert werden konnte. Eine etwas ruhigere Zeit hatte das Werk gedeihen lassen, aber noch bevor es fertig war, begann schon wieder die alte Drangsal.“ (Pfarrer Simone) In Seußen sollen um diese Zeit nur 4 Familien gewohnt haben, die Haid soll öd gelegen sein.

1644 begann erneut die Qual der Durchzüge. Am 18. November quar­tierte der Generalfeldmarschall von Hatzfeld sein Heer teilweise auch in Seußen und der Umgebung ein. In den drei Tagen, die sie da liegen, sollten sie auch ver­pflegt werden. Als dies nicht gleich geschieht, rauben sie das Vieh der Bauern. Bei alledem müssen auch noch Steuern und andere Geldleis­tungen gezahlt werden und man muss sich nur wundern, wo das Geld immer noch herkam. So brachte auch der Neujahrstag 1645 eine For­derung von 18 Gulden an Seußen, Schlottenhof und Oschwitz (es ist anzunehemen, dass die Haid zu Seussen zähte). Man konnte sich in dieser Zeit nicht unbewehrt auf das Feld wagen, weil die Wölfe rudelweise das Land durchziehen. Am 3. Februar wird 1 Thaler Schussgeld für jeden ausgesetzt, der ein Wolfsgebiss einliefert, für jeden Fuchsbalg werden gleichzeitig 6 Groschen versprochen. So schlimm ist die Plage, dass jedermann, aber nur in der Nähe seines Hofes, auf Wölfe schießen darf. 1698 wird die Siedlung Haid wieder erwähnt, als die Fraisch (Gerichtsbarkeit über Leben und Tod) des Amtes Hohenberg bestimmt wurde. Der Ort lag damals an der südlichen Grenze des Amtes Hohenberg. Er bestand aus Reuthgütern, die von Seußner „Auswanderern“ bewirtschaftet wurden. Einer dieser Aussiedler war ein Nachfahre des oben erwähnten Michel Kutzer, sie errichteten das heutige Anwesen Haid Nr.9, wovon der alte Hausname dieses Anwesens noch zeugt, nämlich Kutzer

1740 wird in einem Pfarrbuch beschrieben, das die drei Einöden Klausen, Haid und Fazel (wohl das ältere der sog. Trögerhäuser) zur Dorfgemeinde Seußen gehören. Die Gerichtsbarkeit übte der Richter von Arzberg aus.

1777 wurden Einzelhöfe und Weiler bei Haid unter der Bezeichnung „in der Niebitz uff der Haid ob Seußen“ genannt. Zur Haid gehörten die Einzelhöfe und der Weiler Elmberg, Glashütte, Haid, Hagenhaus, Heiligenfurt, Klausen, Steinau, Preisdorf, Theresienfeld, das Alaunwerk Treue Freundschaft, und die Trögerhäusern.

1791 wurde das Gebiet Preußisch, da der letzte Markgraf Karl Alexander kinderlos blieb und deshalb abdankte. Aufgrund eines vorher geschlossenen Hausvertages (beide Herrscher waren Hohenzollern) fiel das Gebiet an Friedrich Wilhelm II, König von Preußen.

1792 berichtet Alexander von Humboldt am 24. Juli über die Lagerstätten und den Grubenbetrieb des Alaunwerkes Treue Freundschaft auf der Klausen. Bereits vor 1886 wir schwefelhaltige Braunkohle abgebaut, die eine Alaunfabrikation ermöglichte. Hier arbeiteten zwölf Bergleute und Sieder. In diesem Gestein finden sich Einschlusse von Lorbeerblättern und Zypressen, die man nur in Mittelmeerraum findet, also davon zeugen, dass es bei uns schon einmal wesentlich wärmer war.

1796 wird die Schulpflicht endgültig eingeführt. Lehrer in Heiligenfurth und Seußen ist der Steinhauer Johann Kaspar Meier.

1797 wird Friedrich Wilhelm III König von Preußen und herrscht bis 1806 über das Sechsämterland. Zuständiger Minister ist von Hardenberg in Bayreuth (später wurde er durch die Stein-Hardenbergischen Reformen in Preußen bekannt).

1870 wird der alte Klausenteich für die Alaungewinnung angelegt.

1875 wird Haid eine eigenständige Gemeinde. Von 1869 bis 1875 gehörte es zur Gemeinde Seussen, die aus der aufgelösten Grundherrschaft des Landadels hervorging.

1876 wird am 25. Oktober die Freiwilige Feuerwehr Haid gegründet. Erster „Commandant“ war Georg Tröger, Adjutant war Johann Heinrich Steinel. Der erste Vorstand der Wehr war Wolfgang Matthes

1927 wurde der Friedhof der evang. Kirche in Seußen angelegt und eingeweiht. Es folgte der Bau der evangelischen Kirche. Seine Grundsteinlegungerfolgte 1932, als man dem 300. Todestag des Schwedenkönigs Gustav Adolfs gedachte, der die evangelischen Kirche Deutschlands rettete. Die Bauleitung und Planung übernahm der Arichitekt Holl aus Marktredwitz. Bis heute gehört die Haid kirchlich zu Seußen.

1936 wurde am 23. August die neue Orgel der Gustav-Adolf Kirche eingeweiht. Hergestellt wurde die Orgel von der Firma Holländer in Feuchtwangen.

1940 mussten die zwei größeren Glocken der Kirche zum einschmelzen für Kriegszwecke abgegeben werden.

1939 bis 1945 arbeiteten während der Kriegszeit auf der Haid Kriegsgefangene und Fremdarbeiter (v.a. Franzosen).

Am 20. April 1945 standen US Soldaten auf „der Wart“ bei Thiersheim und beschossen die Haid. Dabei sind die Anwesen Brodmerkel, Purucker (heute Mühlmann) und das vordere der beiden Trögerhäuser bis auf die Grundmauern abgebrannt.

1955 bekam die ev. Kirche Wieder zwei neue Glocken.

1957 wurde die kath. Filialkirche in Seußen eingeweiht. Dies hat deshalb Bedeutung, da auch die kath. Christen der Haid nach Seussen in die Kirche gehen.

1973 am 2. Juni bekam die FFW Haid ein neues Feuerwehrgerätehaus

1977 wird am 1. Januar die Gemeinde Haid nach Arzberg eingemeindet, wobei die Glashütte und die Katharinenhöhe zu Marktredwitz kommen. Ehemalige Gemeindeteile waren Preisdorf, Steinau, Heiligenfurt Theresienfeld Klausen, Hagenhaus Glashütte und Katharinenhöhe.

Das Alaunwerk „Treue Freundschaft“

Aus verschiedenen Textquellen kann man das Unternehmen so beschreiben:

Das Alaunwerk auf der Klausen war seit 1792 ein Tochterunternehmen des bei Wirsberg betriebenen Vitriolwerkes „Goldene Adlerhütte" von Johann Gottlieb Püttner. Friedrich August Reinsch, hat das Alaunwerk in der Klausen von 1808 bis etwa 1837 als Pächter geführt. Die „Treue Freundschaft" stand von 1762 bis 1837 in hoher Blüte. Auch der große Hüttenbrand vom 16. Juni 1813 konnte es nicht beeinträchtigen. Die in Tag- und Schachtbau gewonnenen blättrige Braunkohle wurde zur Alaungewinnung verbrannt. Die Rückstände wurden in Bottichen gesotten und ausgelaugt.

1786 standen dort zwei zweistöckige Hauptgebäude. 1829 beschäftigte es 5 Bergarbeiter und 10 Alaunsieder.

Aus Mangel an Wasser, mit dem man hier sehr sparsam umgehen, muss, kann man das Verwittern auf der Bühne nicht durch Begießen beschleunigen; die Bühne hat indes eine freie luftige Lage. - Das Werk besteht aus 2 Hauptgebäuden, wovon jedes 2 Stockwerk hoch ist. In denselben wird zu ebener Erde in 5 kleinen Blechpfannen die Lauge ausgekocht und in 5 größeren Bleipfannen abgekühlt, welche insgesamt 388 Zentner an Gewicht halten. Hinter dem Gebäude befindet sich eine Hütte mit 10 hölzernen Kufen verschiedener Größe, in welchen sich die Sole sammelt. 11 Personen liefern wöchentlich 8 Zentner Alaun und etwas rote Farberde.

Humboldt hob hervor, dass die bis 28 Meter tiefen Schächte viel Aufwand an Zimmerung erforderten. Mit vorwiegend aus Kiefern bestehendem Holz fand ein planvoller Grubenausbau mit Türstockzimmerung statt. Die Streckenförderung erfolgte auf hölzernen Laufkarren. Das zutagegeförderte Material wurde zunächst auf einer höher gelegenen „Biih" ausgebreitet. 1799 wird berichtet, dass der Trasport des Rohmaterials bereits mechanisch- maschinell geschieht und eine Wasserleitung in Holzrohren zur Bühne verlegt ist.

Das hiesige Alaunwerk erhielt von den Gründernden Namen „Treue Freundschaft“, wurde aber im Volksmund „Klausen“ genannt. Alexander von Humbold schrieb sehr ausführlich über dieses Alaunwerk in seinem Bericht „Über den Zustand des Bergbaus und Hüttenwesen in den Fürstentümern Bayreuth und Ansbach im Jahre 1792“. Das Püttnersche Alaunwerk, Treue Freundschaft in der Klausen bei Seußen, den 24.Juli 1792. Humboldt erkannte schon bei seiner ersten Besichtigung, dass hier nicht Alaunschiefer abgebaut wurde, sondern Braunkohle.

„ ..der stark schwefelkieshaltigen, bituminösen Blätterkohle ...daß man in dem alaunführenden Braunkohlenlager auf der Klausen unweit von Arzberg findet. Der Blätterschiefer enthält eine reiche Flora, die von dem subtropischen Charakter der damaligen Vegetation und dem erheblich wärmeren Klima dieser Periode Zeugnis ablegt.“

„Am Westausgang des Tals bei Klausen tertiäre Kohle bei etwa 515 Meter Höhe abgebaut“. Später wurden die Gebäude der „Treuen Freundschaft", Alaunhütte, Magazin und Wohnbau als Bierwirtschaft und Gemeindehaus genutzt. Hier befand sich auch bis 1972 Feuerwehrhaus und Schlauchtrockenmast.

Heute hebt sich nur noch die Bühne als bewaldeter Hügel von dem umgebenden Gelände ab.

Der Feisnitzspeicher

Der Stausee, im Tal der Feisnitz zwischen Kohlwald und Elmberg gelegen, wie er bei uns genannt wird ist 1,3km lang und besteht aus einem Haupt- und Vorspeicher. Der Damm des Hauptspeichers ist 19,3 m hoch und 150 Meter lang. Die größte Tiefe ist bei 19 Metern, die gesamte Staufläche beträgt 15,54 ha. Der Vorspeicher hat eine Staufläche von 4,24 hat eine größte Tiefe von 7 Metern. Der Damm ist 9,25 Meter hoch, die Krone ist 120 Meter lang. 1972/73 wurde der Stausee von der damaligen BELG als Kühlwasserreservoir für das Kraftwerk Arzberg angelegt. Anlass dazu gab die Kraftwerkserweiterung mit dem Bau der beiden Kühltürme. Bei Niedrigwasser der Röslau sollte der Wasserpegel mit dem Speicherwasser angehoben um eine schädliche Erwärmung des Flusses, durch das vom Kraftwerk einfließende Wasser, zu vermeiden. Früher befand sich hier, wo jetzt der Stausee ist die „Zeche Treue Freundschaft“ (siehe oben) Beim Bau des Speichersees verschwand diese Anlage und es entstand nördlich des Vordammes die Gaststätte Seeklause, in einem Uferbogen ein Campingplatz, und ein Parkplatz, der als Ausgangspunkt für Wanderungen z.B. auf die Waldenfelswarte auf dem Kohlberg oder in das „G´steinigt“ zwischen Elisenfels und Arzberg dienen kann. Auch der Stausee selbst wurde mit seinen Freizeitmöglichkeiten im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel.

Oschwitz

Preisdorf

Röthenbach

Rosenbühl

Schlottenhof

Ein ehemaliges Rittergut und Schloss derer von Benckendorff befindet sich hier. Erbaut wurde das damalige Lehnsgut 1750-1753 unter Verwendung eines älteren Teils von 1600. Im Hof befindet sich ein steinernes Brunnenbecken in schlichter Rokokoform. Auf der achtseitigen Brunnensäule befindet sich der "Schlottenhofer Brunnenwastl" in Egerländer Tracht.

Seußen

Chronik

Erstmal erwähnt wird Seußen (von siuza = Weide) 1304 als Ulricus de Hertenberg dem Kloster Waldsassen 6 Höfe in "Seyssen" vermacht.

1499 erscheinen dann über 10 Lehensgeber in Seußen; Unter anderen haben die Markgrafen von Bayreuth, die v. Gravenreuth, die v. Schirnding, die Pranter, die Stadt Eger und die Burg Eger dort Besitzungen.

Der dreißigjährige Krieg brachte Seussen, wie der ganzen Region viel Leid. Mehrmals werden hier Soldaten einquartiert, die das Dorf schatzen und niederbrannten. Am schlimmsten muss es wohl 1640 geweswen sein, in diesem Jahr zogen gleich mehrmals verschiedene Regimenter durch die Region.

1818 wird die Gemeinde Seußen unter dem Rittergut Schlottenhof errichtet. Dazugehören die Ortsteile Dötschenmühle, Krippnermühle und Teichmühle.

1869 wird Seußen, nach der Auflösung der Grundherrlichkeit, eine Eigenständige Gemeinde. Ab 1870 gehören dann auch die Orte Haid und Korbersdorf zu Seußen.

1886 gründet Georg Frister eine Granithauerei und -schleiferei, die spätere Grasyma AG

1932 wird der Grundstein für die ev. Kirche in Seußen gelegt, die 1934 eingeweiht wird. Bis heute Zählen auch die Haid nd Korbersdorf zur Kirchengemeinde Seußen, die eine Tochtergemeinde von Arzberg ist.

1978 wird der Ort nach Arzberg eingemeindet

Sehenswertes

Aus dem 17. Jahrhundert is ein Fachwerkhaus erhalten geblieben. Das Haus ist zweigeschossig und wird von einem Satteldach abgeschlossen. Das Erdgeschoß ist aud Bruchsteinen aufgemauert, das Obergeschoß ist ist in Blockbauweiße errichtet mit einer Schwalbenschwazverzahnung an de Kanten.

Seit der Dorferneuerung sind in Seußen eine "Sau" aus Granit und einen aus Holz geschnitzten "Sauhirten", jeweilsin Lebensgröße, auf dem Dorfplatz zu sehn. Damit soll an die Ursprünge von Seußen als Weideplatz an der Röslau erinnert werden

Ein anderes sehenswertes Objekt ist der Granitbrunnen von 1892.

Schacht

Elisenfels

Söhne und Töchter der Stadt



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