Schlacht am Jarmuk
In der Schlacht am Jarmuk am 20. August 636 bereiteten die muslimischen Araber den oströmischen Truppen des Kaisers Herakleios eine entscheidende Niederlage, in deren Folge Ostrom bzw. Byzanz seine Besitzungen in Syrien und Palästina und etwas später auch in Ägypten verlor.
Verlauf
Nach dem Tod des Propheten Mohammed im Jahr 632 begannen seine Anhänger verstärkt mit der kriegerischen Verbreitung ihres Glaubens durch Unterwerfung der Nachbarvölker. Zwar standen den Arabern im Norden die beiden spätantiken Großmächte der Oströmer und der Perser gegenüber, diese hatten sich aber gerade in den Jahren vor der islamischen Expansion in blutigen Kriegen gegenseitig sehr stark geschwächt, so dass sie den Angriffen des zweiten Kalifen Umar ibn al-Chattab zunächst wenig entgegensetzen konnten (zu dem vorangegangenen römisch-persischen Krieg siehe Herakleios).
Immerhin setzte Kaiser Herakleios nach dem Verlust von Damaskus an die Araber ein starkes Heer in Bewegung. Das römische Heer war wohl etwa 40.000 Mann stark und den Arabern damit an Männern deutlich überlegen. Ziel der Römer war es, ein weiteres Ausgreifen der Muslime zu stoppen. Daraufhin setzten sich die Araber unter ihrem Feldherrn Chalid ibn al-Walid südwärts in Richtung Jordan ab und postierten sich an dessen Nebenfluss Jarmuk (heutiger Grenzfluss zwischen Jordanien und Syrien). Im Verlauf des Juli 636 kam es hier zu einer Reihe kleinerer Gefechte, bis beide Seiten schließlich eine größere Schlacht wagten. Arabische Quellen berichten, dass den Oströmern in der Schlacht ein starker Südwind entgegengeblasen habe, der sie durch den aufgewirbelten Staub stark behindert habe. Dies wirkte sich positiv auf das mit etwa 25.000 Mann zahlenmäßig zunächst deutlich unterlegene Heer der Araber aus, das allerdings auch wesentlich geschlossener als die aus vielen Völkerschaften zusammengestellte kaiserliche Armee kämpfte.
Entscheidend waren schließlich Streitigkeiten im römischen Oberkommando zwischen den Generälen Trithurius, Niketas (einem Sohn des persischen Generals und kurzzeitigen Großkönigs Shahrabaraz) und dem Perser Vahan, sowie die taktische Überlegenheit der arabischen Reiterei, die sich aufgrund der topographischen Gegebenheiten besser entfalten konnte und die schwere Reiterei der Oströmer von der Infanterie trennen konnte. Eine weitere Rolle haben offenbar auch die arabischen Ghassaniden gespielt, die eigentlich Vasallen Ostroms waren, mit ihren 12.000 Mann während der Schlacht aber offenbar zu den muslimischen Truppen überliefen und damit die kaiserlichen Truppen in die Unterzahl brachten. So blieb ein erster römischer Vorstoß letztlich erfolglos, während der arabische Gegenangriff die gegnerischen Reihen durchbrach und die kaiserlichen Truppen nach hohen Verlusten auf beiden Seiten in die Flucht schlug.
Zwar konnten zunächst Jerusalem und dann noch einige Stützpunkte am Meer (wie Caesarea Maritima), die über die Flotte versorgt wurden, einige Jahre gehalten werden. Die Schlacht bildete aber dennoch einen entscheidenden Wendepunkt, der Ostrom zur Aufgabe seiner Herrschaft an der Levante zwang. Mittelfristig bedeutete der arabische Sieg am Jarmuk das Ende des römischen Orients, der 700 Jahre lang Teil des Imperium Romanum gewesen war, und mithin das endgültige Ende der Antike.
Siehe auch
Literatur
- Walter E. Kaegi: Byzantium and the Early Islamic Conquests, Cambridge 1992. ISBN 0521484553 (engl.)
- David Nicolle: Yarmuk 636 AD. The Muslim conquest of Syria, London 1994. ISBN 1855324148 (engl.)