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Franziskanerkloster Lügde

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Franziskanerkloster Lügde, Kirchenfassade und Konventsflügel von Nordosten

Das Franziskanerkloster Lügde war eine Niederlassung der Franziskanerobservanten[1] in Lügde, heute Landkreis Lippe, Nordrhein-Westfalen. Das Kloster mit dem Patrozinium des heiligen Liborius bestand von 1735 bis 1812. Der quadratische barocke Gebäudekomplex mit der heute profanierten Kirche als Südflügel entstand in den Jahren 1749 bis 1756 nach Plänen von Franz Christoph Nagel. Er ist weitgehend erhalten.

Geschichte

Von der Gründung bis zur Aufhebung

Lügde war im 18. Jahrhundert eine Exklave des Hochstifts Paderborn, umgeben von protestantischen Territorien. Michael Nueber, Propst des Kollegiatstifts St. Peter und Paul in Brünn, ein gebürtiger Lügder, schenkte 1714 den Jesuiten aus seinem Familienbesitz zwei Häuser vor dem Nordtor der Stadt an der Straße nach der Grafschaft Pyrmont. Eine Gründung der Jesuiten scheiterte jedoch, möglicherweise am Widerstand des Magistrats, und sie überließen die Schenkung wohl 1734 den Franziskanern. Diese gründeten dort einen Konvent und bauten, mit Genehmigung aus Paderborn (1739) und nach Zusammentragung der nötigen Stiftungsmittel, 1749–1752 die Konventsgebäude und 1753–1756 die St.-Liborius-Kirche.

Die Portalinschrift unter der Statue des Schutzpatrons sagt dazu:

D[EO] O[PTIMO] M[AXIMO]
IN HONOREM S[ANCTI] LIBORII EPISCOPI
PATRIAE PATRONI HANC
ECCLESIAM PIORVM BENEFACTORVM
CHARITAS AEDIFICABAT
ANNO M D C C L V

„Dem besten und größten Gott. –
Zur Ehre des heiligen Bischofs Liborius
des Schutzpatrons des Vaterlandes [= des Hochstifts Paderborn]
hat die Liebe frommer Wohltäter
diese Kirche erbaut
im Jahr 1755.“

Der Konvent bestand aus drei Patres und fünf Laienbrüdern. Ihre Hauptaufgabe waren Seelsorge und Mission in den angrenzenden protestantischen Gebieten bis nach Hameln und Rinteln. Sie unterhielten auch eine einklassige Volksschule und waren karitativ tätig.

Die königlich-westphälische Regierung hob das Kloster 1812 auf und verkaufte die Gebäude.

Die Gebäude nach der Aufhebung

Die Klosterkirche, in unmittelbarer Nachbarschaft der Pfarrkirche St. Marien, wurde profaniert. Die Gebäude dienten danach vor allem als Lagerräume. 1859 erwarb sie die katholische Pfarrei und baute sie, mit finanzieller Beteiligung der Stadt, zum Krankenhaus um. Für den Pflegedienst kam eine Gemeinschaft der Armen Dienstmägde Christi nach Lügde.

1958 wurde der Krankenhausbetrieb eingestellt. Bis 1970 diente ein Teil der Gebäude als privates Altenheim. 1974–1975 und 1997–1999 erfolgten erneute Umbaumaßnahmen durch die Kirchengemeinde. Seitdem beherbergt der Klosterkomplex das Pfarr- und Jugendheim, einen Kindergarten und eine Seniorentagesstätte und dient als Rahmen für kulturelle Veranstaltungen.

Commons: Franziskanerkloster Lügde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Infotafel an der Kirche

Koordinaten: 51° 57′ 34,9″ N, 9° 14′ 46″ O