Westernisierung
Der Begriff Westernisierung ist eng verkoppelt mit dem Begriff Amerikanisierung. Er bezeichnet in Abgrenzung zu jenem aber nicht die Übernahme von Elementen des US-amerikanischen Lebensstils in die westeuropäischen Gesellschaften nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Während Amerikanisierung solche Phänomene wie die „Coca-Colisierung“, die „McDonaldisierung“ oder das Tragen von Jeans betrifft, bezieht sich Westernisierung auf die Ebene der Ideen und Werte. Die sogenannte transatlantische Wertebindung erfaßte nach dem Krieg in Deutschland, vielfach bedingt durch Remigranten, das Pressewesen und die Publizistik, Gewerkschaften und Bildungseinrichtungen, Wissenschaften wie die Soziologie und viele andere Bereiche des öffentlichen Lebens. So entstand allmählich eine Westorientierung, die freilich durch gesellschaftliche Kräfte vor allem im Umfeld der Studentenbewegung von 1968, häufig in Frage gestellt wurde. Nach dem Fall der Mauer im Jahre 1989 hat die Westorientierung der Werte und Normen wiederum innergesellschaftliche Debatten hervorgerufen. Auch die im August 2006 entfachte Auseinandersetzung um das Bekenntnis des Schriftstellers Günter Grass, er sei während des Zweiten Weltkriegs Soldat der Waffen-SS gewesen, wurde vor dem Hintergrund dieser Wertedebatte geführt.